Cover-Bild Ada
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Ullstein Buchverlage
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Generationenroman
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 400
  • Ersterscheinung: 12.10.2020
  • ISBN: 9783550200465
Christian Berkel

Ada

Roman | Nach "Der Apfelbaum" jetzt der nächste Spiegel-Bestseller des Schauspielers

Wirtschaftswunder, Mauerbau, die 68er-Bewegung – und eine vielschichtige junge Frau, die aus dem Schweigen der Elterngeneration heraustritt.

In der noch jungen Bundesrepublik ist die dunkle Vergangenheit für Ada ein Buch, aus dem die Erwachsenen das entscheidende Kapitel herausgerissen haben. Mitten im Wirtschaftswunder sucht sie nach den Teilen, die sich zu einer Identität zusammensetzen lassen und stößt auf eine Leere aus Schweigen und Vergessen. Ada will kein Wunder, sie wünscht sich eine Familie, sie will endlich ihren Vater – aber dann kommt alles anders.

Vor dem Hintergrund umwälzender historischer Ereignisse erzählt Christian Berkel von der Schuld und der Liebe, von der Sprachlosigkeit und der Sehnsucht, vom Suchen und Ankommen – und beweist sich einmal mehr als mitreißender Erzähler.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.10.2020

Das Schweigen der Nachkriegszeit

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„Niemand sprach. Weil nicht sein konnte, was nicht sein durfte, war nichts geschehen. Aber ihre dumpfe Angst, es könnte sich wiederholen, erinnerte sie daran, dass da noch etwas war. Diese Angst wurde ...

„Niemand sprach. Weil nicht sein konnte, was nicht sein durfte, war nichts geschehen. Aber ihre dumpfe Angst, es könnte sich wiederholen, erinnerte sie daran, dass da noch etwas war. Diese Angst wurde zu unserer Mitgift. Auf der Suche nach einem Ventil schleppten wir sie mit uns herum.“

Ada wird 1945 geboren. Kurz nach dem Krieg flüchtet ihre Mutter mit ihr nach Argentinien, wo sie in Buenos Aires aufwächst. Die Mutter schlägt sich mit verschiedenen Jobs durch. Sie sprechen Spanisch. Ada kennt nichts anderes. Bis sie mit 9 Jahren nach Deutschland zurückkehren. In das ihr fremde Land, zu diesen schweigenden, verschlossenen Menschen, die eine fremde Sprache sprechen. Nur schleppend findet sie in Berlin Anschluss. Langsam lernt sie Deutsch. Schließlich taucht auch ihr vermeintlicher Vater auf, mit dem sie von nun an zusammenwohnen. Bald bekommt sie einen kleinen Bruder…

Das Buch beschreibt Adas Suche nach sich selbst in einer Welt, in der das Schweigen dominiert. Vieles wird Ada verschwiegen. Informationen, die sie für ihr Selbstbild brauchen würde. Und so entwickelt sie sich zum rebellierenden Teenager. Sie wächst im Nachkriegsberlin auf, erlebt die Mauer, den kalten Krieg, zieht vorübergehend nach New York City. Viele Umwege, über die sie hofft, ihre Familie wiederzufinden.

Der Schreibstil ist beschreibend, teils sehr poetisch und flüssig. Ich hatte tatsächlich das Gefühl, einer Frau zuzuhören. Immer wieder gibt es Zeitsprünge, die für mich jedoch Sinn machten und mich nicht weiter störten. Ich habe das Lesen sehr genossen und bin gern in Adas Geschichte eingetaucht. Ein sehr gut geschriebenes, interessantes Buch.

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Veröffentlicht am 20.10.2020

Sprachlos...

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.. scheint Ava bereits die erste Hälfte ihres Lebens verbracht zu haben. Nun möchte sie dies' mithilfe eines Psychotherapeuten aufarbeiten. Diesen Einstieg bekommen wir in die Ich-Erzählung eines Lebens, ...

.. scheint Ava bereits die erste Hälfte ihres Lebens verbracht zu haben. Nun möchte sie dies' mithilfe eines Psychotherapeuten aufarbeiten. Diesen Einstieg bekommen wir in die Ich-Erzählung eines Lebens, dem von Ada.

Das Cover ist ansprechend, das Gesicht einer jungen Frau- geheimnisvoll und nicht ganz scharf- eine ältere Photographie? definitiv jedoch mit hohem Wiedererkennungswert.

Schauspieler Christian Berkel ist (auch) ein grandioser Autor, das hat er bereits mit seinem Debüt "Der Apfelbaum" bewiesen, der von Kritikern und Lesern begeistert gefeiert wurde. "Ada" baut darauf auf, ist aber eine in sich geschlossene Geschichte und kann auch ohne die Vorkenntnisse gut verstanden werden.

Ada, 1945 geboren, lebt mit ihrer alleinerziehenden Mutter Sala in Argentinien, bis sie knapp 10jährig gemeinsam nach Berlin zurückkehren. Dort lernt sie ihren Vater Otto kennen, auch er ein Schweiger. Das glückliche Familienleben stellt sich nicht ein, Mutter Sala manisch-depressiv, Otto ein dauerarbeitender Arzt und mittendrin Ada, allein. Auch draußen, in diesem fremden Land fühlt Ada sich unwohl, unwillkommen.

Und das ist ihre Sehnsucht- ankommen, sich zuhause fühlen. Entwurzelt wie Ada ist, gelingt das nicht. Um sie herum leben die Erwachsenen so, als hätte es den Krieg nicht gegeben. Er wird einfach nicht erwähnt.

Christian Berkel hat eine Art, diese Geschichte so zu erzählen, daß man glaubt, tatsächlich einer Frau zuzuhören. Anfangs kindlich naiv, später aufsässig, dann gereifter, ja schon melancholisch bringt er uns Ada sehr nah. Ihre Suche nach ihren Wurzeln, ihrer Identität, nach Nähe, Zusammengehörigkeit- all das beschreibt er intensiv und das auf eine so leicht-verständliche Weise, daß man gar nicht aufhören möchte, ihm zu folgen.

Mir hat "Ada" vom beeindruckenden Schreibstil sehr gefallen, die Handlung wies' einige wenige Schwächen auf, dennoch mit 4* durchaus empfehlenswert.

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Veröffentlicht am 17.10.2020

Aufwachsen im großen Schweigen

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Mit „Ada“ schreibt Christian Berkel die in “Der Apfelbaum“ begonnene Geschichte seiner Familie fort. Die 9jährige Ada kehrt mit ihrer Mutter Sala aus Argentinien zurück und begegnet zum ersten Mal ihrem ...

Mit „Ada“ schreibt Christian Berkel die in “Der Apfelbaum“ begonnene Geschichte seiner Familie fort. Die 9jährige Ada kehrt mit ihrer Mutter Sala aus Argentinien zurück und begegnet zum ersten Mal ihrem Vater Otto und einem mysteriösen Mann namens Hannes, den ihre Mutter ebenfalls zu lieben scheint. Ihre Eltern leben nach der zehnjährigen Trennung wieder zusammen, und Ada bekommt noch einen kleinen Bruder. Ada leidet während ihrer Kindheit und Jugend unter dem Schweigen der Eltern. Weder berichtet Sala von Flucht, Verrat und Lageraufenthalt in den Pyrenäen, noch Otto über seine Kriegserlebnisse und seine Jahre in russischer Kriegsgefangenschaft. Ada weiß vor allem nichts über ihre jüdische Herkunft und das Schicksal der vorausgegangenen Generationen jüdischer Verwandter. Erst als erwachsene Frau erfährt sie, dass sie und ihre Mutter nicht immer katholisch waren. Zeit ihres Lebens ist Ada auf der Suche nach ihrer Identität und erhält keine Antwort auf die Frage, wer wirklich ihr Vater ist – Otto oder Hannes. Sie sagt sich für viele Jahre von ihrer Familie los und versucht, sich beruflich und privat neu zu orientieren.
Der Leser verfolgt Adas Geschichte vor dem Hintergrund zeitgenössischer Themen. Da kommen Mauerbau und -fall ebenso zur Sprache wie die Studentenunruhen Ende der 60er Jahre, das Leben in Kommunen, Drogenkonsum, die Rolling Stones, Woodstock. Ada wird fast Zeugin der Erschießung von Benno Ohnesorg und Opfer eines brutalen Polizeieinsatzes. Diese realen Zutaten runden Adas Geschichte ab, die dennoch im Wesentlichen Fiktion bleibt.
Ich habe diesen zweiten Roman aus Berkels Feder gern gelesen, war dennoch nicht ganz so beeindruckt wie nach dem ersten. Eine Empfehlung ist dieses gut geschriebene Buch dennoch wert.

Veröffentlicht am 16.10.2020

Das Schweigen nach dem Krieg

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Ada - kurz vor Kriegsende im Februar 1945 geboren, wandert ihre alleinstehende Mutter nach Kriegsende nach Argentinien aus. Nach einigen Jahren kehrt die Mutter mit der inzwischen 9jährigen Ada in die ...

Ada - kurz vor Kriegsende im Februar 1945 geboren, wandert ihre alleinstehende Mutter nach Kriegsende nach Argentinien aus. Nach einigen Jahren kehrt die Mutter mit der inzwischen 9jährigen Ada in die Heimat Deutschland zurück. Eine Heimat, die Ada jedoch völlig fremd ist und deren Sprache sie nicht spricht. Über ihr Aufwachsen in dieser fremden Heimat, um immer neu auftauchende Familiengeheimnisse, um das Schweigen der Kriegsgeneration über die jüngste Geschichte und das Erleben von Krieg, Gewalt und Hass dreht sich Adas Erzählung.

Ada erzählt ihre Geschichte in Rückblenden und in der "Jetzt-Zeit" des Buches im Deutschland der Wendezeit. Man erlebt die Schwierigkeiten, die durch die Sprachlosigkeit der Mutter in der Mutter-Tochter-Beziehung entstehen hautnah mit. Ada möchte lieben - und leidet nur. Sie versteht die Welt nicht, versteht ihre Mutter und ihren Vater nicht, versteht nicht, warum man ihr einen Teil der eigenen Geschichte - nämlich ihr "jüdisch-sein" - verheimlicht. Sie fängt an, sich mit den 68ern gegen das Schweigen über die jüngste Vergangenheit aufzulehnen, sucht immer wieder einen eigenen Weg und fühlt sich immer wieder als gescheitert, als nicht ausreichend gut genug für sich, ihre Eltern und die ganze Welt.

Adas schwieriger Weg, der in einer langen Therapie endet und mit einem einigermaßen hoffnungsvollen Ende, wird anschaulich und unpathetisch erzählt. Christian Berkel nutzt eine ansprechende, klare, eindrucksvolle Sprache ohne viele Umwege. Ich musste immer weiterlesen, es entwickelte sich eine "Sogwirkung".

4 Sterne trotzdem nur von mir, weil ich mich nach dem Buch fragte, was es mir eigentlich sagen wollte. Spannend und gut zu lesen, jedoch bleiben bei mir so einige Fragezeichen.

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Veröffentlicht am 12.10.2020

Das große Schweigen

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Sie ist zwar in Deutschland geboren, doch viele Erinnerungen hat Ada nicht, als sie mit ihrer Mutter aus Argentinien nach Berlin zurückkehrt. Der ihr als ihr Vater vorgestellte Mann ist für sie ein Fremder, ...

Sie ist zwar in Deutschland geboren, doch viele Erinnerungen hat Ada nicht, als sie mit ihrer Mutter aus Argentinien nach Berlin zurückkehrt. Der ihr als ihr Vater vorgestellte Mann ist für sie ein Fremder, fremd ist auch die Sprache, die Mentalität, der ganze Alltag. Auf diese Nachkriegskindheit blickt die Titelfigur von Christian Berkels Roman "Ada" als erwachsene Frau zurück, die Mauer ist gerade gefallen, doch sie selbst steckt gerade in einer Sinn- und Lebenskrise, erzählt einem Psychiater aus ihrem Leben.

Als kleines Kind wollte Ada lange nicht sprechen, in Deutschland ist sie von Schweigen umgeben, wie viele ihrer Generation, die lange nicht einmal wissen, welche Fragen sie eigentlich stellen sollen. Es ist das Leben, die Generation "nach der Sintflut". Die jüngste Vergangenheit ist tabu, als Ada zum ersten Mal von einer Mitschülerin den Namen Hitler hört, kann sie sich nichts darunter vorstellen. Dabei geht es in ihrer Familie nicht einmal um verdrängte Schuld, die man am liebsten vergessen will: Adas Mutter Sala ist Jüdin, auch wenn sie nichts von ihrem Glauben und ihrer Identität an Ada und deren Bruder weitervermittelt. Die unbekannte Großmutter kämpfte als Anarchistin gegen Franco, saß in der Todeszelle, der bisexuelle geliebte Großvater Jean war wegen Homosexualität im Konzentrationslager.

Ada erfährt vieles davon erst spät - von einer Tante in Paris, die sie mit zu ihrer ersten Bar Mizwah nimmt, von der Freundin ihrer Mutter, die bei allen Familienkrisen tatkräftig hilft. Nicht nur bei den Täterfamilien wird geschwiegen. Diese Zeit der Verdrängens und Schweigens, der Prüderie und der vielen Tabus zeichnet Berkel in einer oft bedrückenden Atmosphäre. Hinzu kommt bei Ada, aber auch bei ihrer Mutter, das Gefühl der Entwurzelung. Ada weiß lange nicht, in welchem Land sie sich zu Hause fühlen soll, fühlt sich zudem als Kuckuckskind - ist ihr Vater gar nicht ihr biologischer Vater? Sala hingegen ist ruhelos, getrieben, muss aufbrechen. Geht sie wirklich zu einem letzten Abschied nach Buenas Aires, oder geht sie zu dem anderen Mann nach Paris? Darüber grübelt nicht nur Ada.

Erste seuxelle Erfahrungen ohne jeglicheAufklärung, festgefahrene Geschlechterverhältnisse und schließlich die Aufbruchsstimmung der 60-er Jahre prägen die zweite Hälfte des Romans. Das Rolling Stones-Konzert im Waldstadion, erste Drogenerfahrungen, ein Hauch von Revolution, und Ada ist mittendrin. Dass aber auch in den angeblich progressiven Wohngemeinschaften das Kloputzen Frauensache sein soll, will sie aber nicht einsehen. Der Tod von Benno Ohnesorg ist ein einschneidendes Erlebnis, in Paris erlebt Ada die Eleganz des Modeateliers ihrer Tante, die jüdische Welt des Marais, die dortige Revolte, doch letztlich bleibt sie eine Suchende, Aufbrechende.

Als Zeitgemälde ist "Ada" stimmig,. Bemerkenswert gut kann Berkel seine innere Frau aktivieren und mit Ada eine glaubwürdige Frauenfigur schaffen. Nur am Ende, beim Sprung von den 60-erm in die Gegenwart, verliert das Buch an Stringenz - die Entfremdung Adas und ihrer Familie, die sich einmal mehr in jahrelangem Schweigen ausdrückt, ist schwer nachvollziehbar, die Entwicklung der erwachsenen Frau zu schnell abgehakt, die Auslöser ihrer Lebenskrise bleiben offen - da fehlt die verbindende Klammer zwischen den 50-er und 60-er Jahren und der Zeit nach 1989, hier hätte ich gerne noch einige Lücken aus der Biografie von Ada gefüllt gesehen. Als Familien- und Gesellschaftspsychogramm der frühen Bundesrepublik zwischen Wirtschaftswunder, 68-erGeneration und dem großen Schweigen statt einer echten Vergangenheitsbewältigung spannend zu lesen

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