Cover-Bild Die Zeit der Birken
Band 1 der Reihe "Die große Estland-Saga"
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12,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Aufbau TB
  • Themenbereich: Belletristik - Liebesroman: historisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 592
  • Ersterscheinung: 08.12.2020
  • ISBN: 9783746635446
Christine Kabus

Die Zeit der Birken

Roman

Die Frauen vom Birkenhof

Schleswig-Holstein, 1977: Die Liebe zwischen Gesine und dem Pferdetrainer Grigori endet jäh, als er plötzlich spurlos verschwindet. Doch eines Tages stößt Gesine auf Hinweise über seinen Verbleib, die sie nicht nur tief in die Vergangenheit ihrer Familie, sondern auch in die Abgründe europäischer Geschichte führen. Estland,1938: Charlotte verliebt sich Hals über Kopf in den jungen Esten Lennart. Doch ihre Eltern würden diese Verbindung niemals billigen, und so halten sie ihre Beziehung geheim. Als Charlotte ein Kind von Lennart erwartet, brechen die Wirren des Zweiten Weltkriegs über sie herein, und die Liebenden werden getrennt.

Historisch fundiert und hochemotional erzählt: eine große Saga um die Geheimnisse einer Familie

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.01.2021

Wechselvolle Zeiten in Estland

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Ich mag die Bücher von Christine Kabus sehr gerne. Sie versteht es, historische Fakten interessant zu verpacken. Auch dieses Buch hat mich nicht enttäuscht.

Der historische Strang beschäftigt sich mit ...

Ich mag die Bücher von Christine Kabus sehr gerne. Sie versteht es, historische Fakten interessant zu verpacken. Auch dieses Buch hat mich nicht enttäuscht.

Der historische Strang beschäftigt sich mit der Geschichte Estlands, beginnend kurz vor dem Zweiten Weltkrieg. Aber auch der andere Strang spielt in der Vergangenheit; wir befinden uns nun in Schleswig-Holstein Mitte der siebziger Jahre.

In beiden Strängen begleiten wir Teenager, die ihre erste große Liebe erleben eine ganze Weile durch ihr Leben. Ihre Geschichten ähneln sich in bedeutsamen Punkten, sind aber dennoch sehr unterschiedlich. Beide Mädchen waren mir sofort sympathisch und ich habe mich mit ihnen gefreut und auch mit ihnen gebangt und gelitten. Einige andere Personen in ihrem direkten Umfeld waren mir nicht nur unsympathisch, sondern ich hätte sie teilweise gerne geschüttelt und ihnen meine Meinung gesagt.

Ich mag den flüssigen Schreibstil, der neben den wechselnden Schauplätzen und Perspektiven dafür sorgt, dass man das Buch kaum aus der Hand legen mag. Sehr hilfreich gerade für den Estland-Teil fand ich die Karten am Anfang des Buches. Allerdings gab es mir in dem aktuelleren Strang einige Wiederholungen zu viel. Im historischen Strang hätte ich mir dafür an manchen Stellen mehr Ausführlichkeit gewünscht bzw. hätte gerne etwas zu dem Schicksal und dem Verbleib bestimmter Personen erfahren.

Besonders beeindruckt hat mich wieder einmal die tolle Recherche von Christine Kabus. Ich habe bei der Lektüre wieder viel lernen können, denn über die wechselvolle Geschichte Estlands und seiner Bewohner wusste ich so gut wie gar nichts.

Insgesamt eine sehr informative, unterhaltsame und emotionale Geschichte, die mit 4,5 Sternen in meiner Bewertung nur knapp an der vollen Sternezahl vorbeischrammt.

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Veröffentlicht am 26.02.2021

Liebe macht stark

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„Damals hat sie mir einmal anvertraut, dass sie sich auf der Bank unter den Birken zurück nach Estland auf die Insel träumte, auf der sie im Krieg die glücklichsten Monate ihres Lebens verbracht hat. Dort ...

„Damals hat sie mir einmal anvertraut, dass sie sich auf der Bank unter den Birken zurück nach Estland auf die Insel träumte, auf der sie im Krieg die glücklichsten Monate ihres Lebens verbracht hat. Dort wuchsen wohl ebenfalls viele Birken.“

„Die Zeit der Birken“ ist ein historischer Roman von Christine Kabus. Er erschien im Dezember 2020 im Aufbau Verlag und ist in sich abgeschlossen.

Christine Kabus berichtet von zwei jungen Frauen, die zu unterschiedlichen Zeiten leben, aber gar nicht so verschieden sind. Beide möchten ein selbstbestimmtes Leben außerhalb der üblichen Konventionen führen, sind aber dennoch durch ihr Elternhaus eingeschränkt und können nur sehr schwer ausbrechen.
Für Charlotte, deren Geschichte 1938/39 in Estland spielt, gestaltet sich dies allerdings noch deutlich schwerer als für Gesine 1977 in Schleswig-Holstein… Charlotte verliebt sich auf dem Hof ihres Onkels in den Esten Lennart. Eine Beziehung zwischen Deutschbalten und Esten ist jedoch verpönt, werden die Esten doch nach wie vor als „minderwertige Rasse“ und unterhalb des Stands der Deutschbalten angesehen. Die Trennung der jeweiligen Volksgruppen spiegelt sich nahezu im gesamten Land wider und nur in manchen Familien und manchen Orten beginnt langsam ein Umdenken. Leider sind gerade Charlottes Eltern kaum umzustimmen und eine Beziehung zwischen Charlotte und Lennart scheint nahezu unmöglich. Dennoch versuchen die beiden ein gemeinsames Leben aufzubauen, doch der beginnende zweite Weltkrieg und die Umsiedlung der deutschen Bevölkerung zurück ins Deutsche Reich vereitelt ihre Pläne auf dramatische Weise.
Charlottes Geschichte in der Vergangenheit hat mir sehr gut gefallen. Sie ist ein sympathisches und zuverlässiges junges Mädchen, das sich häufig den Wünschen ihrer Eltern beugt, zuverlässig und folgsam ist. Dennoch hat sie auch eigene Ziele und Träume und möchte vor allem ein Leben führen, dass sie selbst bestimmen kann. Eine Zeit lang gelingt ihr dieses sogar sehr gut, denn sie darf ihre Freundin Zilly auf deren Schauspielreisen begleiten und unterstützen und auch auf dem Hof ihres Onkels ist sie frei in ihren Handlungen. Ihre Liebe zu Lennart ist wunderschön und emotional. Sie wirkt authentisch und ist sehr rührend beschrieben. Beiden ist klar, dass die gemeinsame Zukunft nicht leicht werden wird, dennoch schmieden sie Pläne und glauben fest an ein glückliches Leben. Die grausame Trennung der beiden ist mir sehr ans Herz gegangen und mit absoluter Fassungslosigkeit habe ich die Geschehnisse darum verfolgt. Die eingefahrene Meinung der Menschen gegenüber anderen Bevölkerungsgruppen finde ich einfach furchtbar, aber auch die Umsiedlung der Deutschen, die schon lange im Ausland lebten und nun „zurückgeführt“ wurden, ging mir sehr nahe. Mir war dieser Aspekt der nationalsozialistischen Zeit noch nicht so bewusst und ich bin unglaublich erschrocken, wie viele Menschen damals aus ihrer Heimat vertrieben wurden, teilweise sogar mehrfach…
Die Verknüpfung von historischen Fakten und der fiktiven Geschichte gelang der Autorin hier wieder sehr gut. Ich habe viel neues erfahren ohne dass die Geschichte dabei langweilig oder zu sachlich wurde. Gerade die eingebauten Ausschnitte aus damaligen Zeitungen haben mir sehr gut gefallen.
Gesine hingegen wächst auf einem Gestüt in Schleswig-Holstein auf. Die Beziehung zu ihrer Mutter ist schwierig, über die Familiengeschichte ihrer Mutter weiß sie so gut wie nichts. Als 1977 ein neuer Bereiter auf den Hof kommt, verliert die junge Frau ihr Herz an den gebürtigen Esten und hat große Angst vor der Meinung ihrer Eltern zu der Beziehung. Als Grigori den Hof plötzlich verlässt, bricht für Gesine eine Welt zusammen, da sich dieses absolut nicht erklären kann. Erst einige Jahre später gelingt es ihr, dass Familiengeheimnis zu lüften und zu verstehen, was damals mit Grigori geschah…
Charlottes Geschichte hat mir insgesamt ein wenig besser gefallen, dennoch ist die Verknüpfung der beiden Frauen sehr gut gelungen und am Ende wunderschön zusammengeführt. Es wird deutlich, wie sich manche Ereignisse aus der Vergangenheit auf die Gegenwart auswirken können und ganze Leben beeinflussen können.
Die Zeitsprünge werden von Kapitel zu Kapitel leichter, die Zusammenhänge bleiben lange Zeit eher unklar, sodass die Spannung tatsächlich bis zum Ende hochbleibt. Ich konnte nur wenige Dinge vorhersehen und habe mich nach einem etwas langatmigen Beginn wunderbar in die Handlung einfinden können. Der Lesefluss war dann ebenfalls leicht und unkompliziert. Ich habe mit beiden Frauen mitgefiebert und -gefühlt. Die wechselnde personale Erzählperspektive aus Sicht von Charlotte und Gesine gibt ihre Gedanken und Gefühle sehr gut wieder und lässt einen die Handlungen sehr gut nachvollziehen.
Gefallen hat mir zudem das wiederholte Aufgreifen des Buchtitels im Roman. Die Birken bekommen immer wieder eine positive Bedeutung und sind allzeit präsent als Erinnerung an glückliche Zeiten. Ebenso gefallen hat mir als Pferdenärrin natürlich der Handlungsort auf dem Gestüt der Familie von Pletten. Die Pferdezucht spielt aber keine Hauptrolle, sodass man auch als Nicht-Pferdeliebhaber den Roman gut lesen kann. Aber auch insgesamt kann sich die bildliche Landschaftsbeschreibung sehen lassen, sodass man sich die wunderschöne Kulisse Estlands und der Ostseeküste unglaublich gut vorstellen kann.

Mein Fazit: „Die Zeit der Birken“ ist erneut ein wunderschöner und gut recherchierter historischer Roman von Christine Kabus. Vergangenheit und Gegenwart werden brillant miteinander verknüpft und der Leser taucht ein in die Geschichte zweier Frauen, die sich gar nicht so unähnlich sind. Ich habe den Roman sehr gerne gelesen und vergebe 4 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 10.01.2021

Starke Frauen und ihre Liebe

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Der Roman behandelt zwei Handlungsstränge: Den von Gesine in Schleswig-Holstein in den Siebzigern und der von Charlotte in Estland kurz vor dem Ausbruch des zweiten Weltkriegs.
Gesine lebt auf einem Gestüt ...

Der Roman behandelt zwei Handlungsstränge: Den von Gesine in Schleswig-Holstein in den Siebzigern und der von Charlotte in Estland kurz vor dem Ausbruch des zweiten Weltkriegs.
Gesine lebt auf einem Gestüt und weiß noch nicht, was sie mit ihrem Leben anfangen soll. Ihre Mutter setzt sie sehr unter Druck, was ihre schulischen Leistungen betrifft. Mit ihrem Opa Paul hat sie ein sehr gutes Verhältnis und er steht ihr immer mit gutem Rat zur Seite. Eines Tages kommt Grigori als neuer Bereiter und Stallbursche auf das Gestüt. Grigori hinterlässt bei Gesine keinen guten ersten Eindruck, ihre schlechte Meinung über ihn, muss sie allerdings bald revidieren.
Charlotte schließt gemeinsam mit ihrer Freundin Zilly ein Mädchenpensionat ab. Doch statt mit Zilly in der Hauptstadt eine moderne Anstellung zu suchen, wird sie von ihrer Mutter auf den Birkenhof geschickt, um dort Charlottes Onkel auf dem Gut zu helfen. Dort angekommen trifft sie auf Lennart, den sie von den Kindertagen kennt. Sie genießt ihre Zeit dort sehr, auch wenn Lennart komisch auf sie reagiert, will Charlotte gerne sehr lange auf dem Birkenhof bleiben. Doch Ihre Eltern haben schon andere Pläne für sie. Und die Situation um Großreich Deutschland spitzt sich immer mehr zu.

Der Stil ist einfach nur hinreißend. Selten gibt es Romane mit zwei Zeitebenen, die mich gleichermaßen fesseln können. Historische Fakten sind wunderbar in die Handlung eingewoben - so macht Geschichtsunterricht Spaß! Die Charaktere sind entweder sehr sympathisch oder regelrechte "Böse" für die Hauptdarstellerinnen.

Mir hat sehr gut gefallen, welche Entwicklung Gesine durchgeht, ab dem Zeitpunkt, an dem sie mehr Zeit mit Grigori verbringt. Bei der Erzählebene um Charlotte hat die Autorin gut verstanden sehr viel Emotion auszulösen. Nach dem Lesen musste die Geschichte erst einmal sacken gelassen werden.

Der Roman ist wirklich gut, und die historischen Fakten sehr gut aufbereitet. Er lest sich flüssig und spannend und lädt sehr zum miträtseln ein.

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Veröffentlicht am 08.01.2021

Das Land der Birken

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Christine Kabus kenne ich bereits durch ihre Norwegen-Romane, die ich gerne lese, weil sie mir dieses Land (das ich schon seit langer, langer Zeit besuchen möchte) in ihren Büchern etwas näher bringt.
Diesmal ...

Christine Kabus kenne ich bereits durch ihre Norwegen-Romane, die ich gerne lese, weil sie mir dieses Land (das ich schon seit langer, langer Zeit besuchen möchte) in ihren Büchern etwas näher bringt.
Diesmal spielt ihr neuer Roman allerdings in Estland, was für mich noch mehr Anreiz war diese Geschichte zu lesen. Wann findet man schon ein Buch, das in Estland spielt?! 2016 habe ich selbst die baltischen Staaten besucht und war verzaubert von der mittelalterlichen Altstadt Tallinn. Zusätzlich habe ich noch eine supernette estnische Brieffreundin, die ich bereits einige Male getroffen habe - so auch bei dieser Urlaubsreise.

Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen. Im Vergangenheitsstrang lernen wir ein Estland in den Jahren 1938-1941 kennen, in dem die Deutschbalten zuerst die Herrschaftsschicht darstellen, aber während des Krieges vertrieben bzw. von Hitler zurück ins Deutsche Reich geholt wurden.

Charlotte von Lilienfeld ist ein junges Mädchen aus gutem Haus, das nach ihrem Abschluss an der wirtschaftlichen Frauenschule, mit ihrer besten Freundin nach Tallinn ziehen und dort arbeiten möchte. Als ihre Tante stirbt, schicken sie ihre Eltern kurzfristig auf die estnische Insel Hiiuma zu ihrem Onkel Julius. Dort soll sie ihm den Haushalt führen. Julius ist im Gegensatz zu Charlottes Eltern ein sehr aufgeschlossener und freundlicher Mann und Charlotte fühlt sich auf seinem Hof sehr wohl. Dazu trägt auch der Este Lennart Landa bei, den sie seit Kindertagen kennt und nun als Stallmeister am Birkenhof von Onkel Julius arbeitet. Bald entwickelt sich eine heimliche Liebesbeziehung zwischen Lennart und Charlotte, die sie vor ihren Eltern verheimlichen muss. Für die deutsche Herrschaftsschicht sind die einheimischen Esten nicht gut genug und eine Verbindung zwischen Charlotte und Lennart würde nie gebilligt werden. Doch dann kommt auch der Krieg nach Estland...

Im zweiten Strang befinden wir uns in Schleswig Holstein in den späten 1970iger Jahren bis hin zu den Anfängen der Neunziger Jahre. Die 17jährige Gesine von Pletten wächst auf dem Gut ihrer Eltern auf, die sich auf Pferdezucht spezialisiert haben. Gesine liebt die Pferde, hat aber mit den Wünschen ihrer Mutter nichts am Hut, die sie schon als gefeierte Springreiterin sieht. Außerdem soll sie einen vorzüglichen Schulabschluss hinlegen, wo Gesine doch viel lieber auf ihrem Pferd durch die Landschaft reitet. Als der estnische Bereiter Grigori auf den Hof kommt, verliebt sich Gesine in den jungen Mann. Doch der schüchterne "Pferdeflüsterer" ist aus seinem jetzigen Heimatland Russland geflohen. Als er plötzlich eines Tages verschwunden ist, ist Gesine verzweifelt. Erst viele Jahre später entdeckt sie Grigoris Geheimnis und das ihrer Familie...

Am Strang aus den Siebziger Jahren hat mir gut gefallen, dass ich einige der genannten Songs, TV Sendungen und Stilrichtungen wiedererkannte und mich an meine Kindheit erinnerte. Auch das politische Geschehen, besonders die Attentate der RAF und die Entführung von Werner Schleyer, nimmt Christine Kabus mit in die Geschichte auf. Jedoch ist vieles zu detailliert beschrieben, was zu kleinen Längen führt.
Im Vergangenheitsstrang erfahren wir mehr über den politischen Hintergrund der Baltischen Staaten, die erst 1918 selbstständig wurden. Danach kam Estland durch die Einverleibung des Deutschen Reiches und Russlands wieder in fremden Besitz und erst nach dem Fall der Mauer 1989 wieder selbstständig. Bei meinem Besuch 2016 durch die drei Baltischen Staaten erkannte ich auf den ersten Blick, wie unterschiedlich sich Litauen, Lettland und Estland seitdem entwickelt haben. Die Autorin hat über die Geschichte des landes hervorragend recherchiert.

Die Parallelen zwischen Charlottes und Gesines Schicksal sind sehr schnell erkennbar. Beide entstammen wohlhabenden Familien, erfahren eine sehr strenge Erziehung und sehen sich dem Druck der Familie ausgesetzt, eine standesgemäße Partie zu machen. Beide haben jedoch ganz andere Wünsche und Träume, die sich nicht mit denen der Eltern vereinen lässt. Vorallem Charlottes erlebt, bedingt durch andere Menschen, eine sehr schlimme Zeit. Lange habe ich spekuliert, wie die beiden Zeitstränge zusammenhängen und ich hatte auch einige richtige Ansätze. Doch Christine Kabus hat gekonnt falsche Fährten gelegt und so konnte sie mich am Ende doch sehr überraschen.

Schreibstil:
Christine Kabus schreibt teilweise sehr detailreich, aber auch wunderbar flüssig. Ganz besonders liebe ich aber ihre bildhaften Beschreibungen der Landschaft, wie auch die Einbettung politischer und historischer Begebenheiten zu dieser Zeit.
Die handelnden Figuren sind sehr gut gezeichnet und als Leser lebt man mit ihnen mit.
Am Anfang des Buches gibt es eine Karte von der Insel Hiiumaa und von Estland.

Fazit:
Eine gelungene Familiensaga mit einem ganz besonderen Setting. Die Geschichte des kleinesn baltischen Staates war sehr wechselhaft und Christine Kabus hat die historischen Fakten sehr interessant mit der fiktiven Handlung verknüpft. Eine sehr informative Lektüre, die aber auch schöne Unterhaltung bietet.

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Veröffentlicht am 03.01.2021

ein Roman über die tragische Geschichte Estlands im 2. Weltkrieg

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Mit ihrem neuesten Roman entführt die Autorin Christine Kabus wieder in nördliche Gefilde, wagt sich aber diesmal mit ihrer Geschichte weiter östlich ins Baltikum.
Auch in "Die Zeit der Birken" taucht ...

Mit ihrem neuesten Roman entführt die Autorin Christine Kabus wieder in nördliche Gefilde, wagt sich aber diesmal mit ihrer Geschichte weiter östlich ins Baltikum.
Auch in "Die Zeit der Birken" taucht der Leser in eine Familiengeschichte ein und erlebt die Auswirkungen bzw. Konflikte vergangener Generationen authentisch und mitreißend.
Nach zahlreichen Norwegenromanen im BasteiLübbeVerlag wandelt Christine Kabus seit 2019 im AufbauVerlag auf den Spuren Estlands und hat mich dabei mit ihrem bewegenden und gut recherchierten Buch der Geschichte wieder etwas nähergebracht.

Sehr faszinierend fand ich die Wahl des Handlungsortes, der mit Estland bzw. dessen Insel Hiiumaa für mich sehr ungewöhnlich und spannend war.
Tatsächlich habe ich bisher noch kein Buch gelesen, in dem dieses kleine europäische Baltenland eine tragende Rolle eingenommen hat.
Aufbauend auf einer Familiensaga, die eine Zeitspanne von mehr als 50 Jahre umfasst, gelingt es der Autorin im Leser die Sehnsucht für Estland und seine teilweise tragische Geschichte zu wecken.

Anhand ihrer Hauptfigur Charlotte von Lilienfeld, eine junge Deutsch-Baltin, lernt man das Leben in der damals unabhängigen Republik kennen.
Im Jahre 1938, kurz vor Ausbrauch des 2. Weltkrieges in Europa, leben sehr viele deutschstämmige Bürger in Estland, vor allem in der Oberschicht.
Beeindruckend schildert die Autorin dabei die Widrigkeiten im alltäglichen Leben zwischen den Einheimischen und den in ihren Kreisen bleibenden "Deutsch-Esten".
Auch viele historische Ereignisse, wie z.B. den Hitler-Stalin-Pakt oder die Umsiedlung der Deutsch-Balten werden neben der Hauptgeschichte aufgegriffen und thematisiert.
Diese Verwebung von realen Fakten und fiktiven Charakteren ist super gelungen und man hat das Gefühl nicht nur gut unterhalten worden zu sein, sondern auch noch etwas gelernt zu haben.
Denn auch in der 2. Zeitebene, die 1977 weitere Familiencharaktere in den Mittelpunkt rückt, greift Christine Kabus gekonnt wichtige politische Eckpunkte auf und hat mich außerhalb des Buches zu weiteren Nachforschungen angeregt.
Dabei überzeugt, wie in ihren anderen Romanen auch, der angenehme Schreibstil, der sich flüssig und zügig lesen lässt.
Und natürlich auch die gewählten Figuren, die Einem schnell ans Herz wachsen, mit denen man mitfiebert und leidet, aber auch hofft und auf Spurensuche geht, um verborgene und vergessene Zeiten wieder aufleben zu lassen und sich zu erinnern.

Fazit
Ein bewegender Roman über Estland; zum Spielball der Kriegsmächte im 2. Weltkrieg degradiert, zwischen Unabhängigkeit, Vaterlandstolz, seinen Wurzeln & Traditionen.

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