Cover-Bild The Black Coats - ... denn wir vergeben keine Schuld
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16,95
inkl. MwSt
  • Verlag: Julius Beltz GmbH & Co. KG
  • Genre: Kinder & Jugend / Jugendbücher
  • Seitenzahl: 397
  • Ersterscheinung: 15.08.2019
  • ISBN: 9783407789983
  • Empfohlenes Alter: ab 14 Jahren
Colleen Oakes

The Black Coats - ... denn wir vergeben keine Schuld

Thriller
Friederike Levin (Übersetzer)

Die Frauen des mysteriösen Geheimbundes »Black Coats« haben sich geschworen, gewalttätigen Männern eine Lektion zu erteilen. Als Thea eine Einladung erhält, sieht sie endlich ihre Chance gekommen, sich am Mörder ihrer Cousine zu rächen. Doch die Vergeltungsaktionen eskalieren und Thea zweifelt am Sinn ihrer Mission: Sorgt Rache wirklich für Gerechtigkeit? Kann sie noch aussteigen – oder ist es längst zu spät?
Ein atemberaubender Mädchenthriller um Schuld, Rache und Gerechtigkeit.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.08.2019

Mitreißend, schockierend, perfide. Ein Lehrstück für unsere Gesellschaft!

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Inhaltserzählung:
Rache, süß im Anfang,
schlägt gar bald mit herbem Weh sich selbst.
(John Milton, Das verlorene Paradies)


Seine Faust kam so schnell, dass sie zunächst gar nicht wusste, wie ihr ...

Inhaltserzählung:
Rache, süß im Anfang,
schlägt gar bald mit herbem Weh sich selbst.

(John Milton, Das verlorene Paradies)


Seine Faust kam so schnell, dass sie zunächst gar nicht wusste, wie ihr geschah, aber dann schlug er ihr gleich noch einmal ins Gesicht und auf die Nase. Dann lag sie am Boden und Trevor auf ihr, hielt ihre Hände fest und keuchte. Es war schon geschehen, bevor sie auch nur begreifen konnte, was geschah.
Robin wusste, dass sie sich wehren müsste, aber der Schock war zu groß, die Scham zu tief. Sie konnte ihren Körper nicht dazu bringen, sich zu bewegen.
So sollte mein erstes Mal nicht sein.
(Seite 10)

"Deine Cousine Natalie Fischer wurde ermordet, ist das richtig?" Und es gab zu wenig Beweise, um den Mörder zu verhaften, trifft das auch zu?"
"Ja."
"Und wenn ich dir sage, dass es einen Weg gibt, Natalie Gerechtigkeit widerfahren zu lassen? Dafür zu sorgen, dass der Täter seine gerechte Strafe bekommt?"
Thea sah sie fragend an. "Meinen Sie damit die Polizei?"
"Ich rede von Gerechtigkeit. Manchmal ist das nicht dasselbe", antwortete Nixon.
(Seite 36/37)

" ... Wir sorgen für Gerechtigkeit, wahre Gerechtigkeit, mithilfe unserer Organisation: den Black Coats. Wir haben uns zur Aufgabe gemacht, Frauen Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, die Schreckliches erleiden mussten. Thea, bist du es nicht leid, jeden Tag Angst zu haben, stets in Begleitung nach Hause zu gehen, wenn es dunkel ist, deine Türen abzuschließen, darauf zu achten, dass deine Shorts nicht zu kurz sind, weil du sonst ungewollt Aufmerksamkeit erregst?"
(Nixon, Seite 37/38)

"Ihr seid handverlesen von einem Dutzend ehemaliger Black Coats, die zahllose potenzielle Rekrutinnen geprüft und aussortiert haben. Ihr seid dazu berufen, jene rumreiche Aufgabe zu erfüllen, die ihr unter eurem Vertrag gelesen habt: Vous soulevez, femmes de la vengeance. Übersetzt bedeutet das: >Erhebt euch, ihr Frauen der Vergeltung<, und ihr werdet euch erheben."
(Nixon, Seite 65)

Kehr um oder lass dich für immer verwandeln.
(Seite 30)


Autorin:
Colleen Oakes ist eine US-amerikanische Kinder- und Jugendbuchautorin. Sie studierte Englische Literatur und Kreatives Schreiben am Concordia College in Bronxville. Nach ihrem Abschluss heiratete sie und arbeitete fünf Jahre lange als Hochzeits-Floristin, bis sie sich dazu entschloss endlich ihrer Leidenschaft nachzugehen: dem Schreiben.

Ihr Debüt als Autorin gab sie mit ihrem Roman „Elly in Bloom“, eine Komödie über eine Hochzeits-Floristin. Ihren Durchbruch schaffte sie mit ihren Disney-Reihen, so z.B.„Queen of Hearts“ Reihe. Diese stand auf der Kirkus, School Library Journal, Booklist und auf der Publsihers Weekly Bestsellerliste und wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt.

Sie lebt zusammen mit ihrer Familie im Norden von Denver.


Übersetzerin:
Friederike Levin ist in Frankfurt am Main 1956 geboren. Sie absolvierte ein Lehramtstudium, gab den Beruf jedoch auf, arbeitete als Kostümassistentin im Englischen Theater, wo sie sich mit der englischen Sprache beschäftigte und machte danach eine Ausbildung zur Verlagsbuchhändlerin. Seit etwa 20 Jahren übersetzt sie Romane aus dem Englischen und Amerikanischen. Angefangen hat sie mit Belletristik für Erwachsene, Krimis und Biografien, bald kamen Cossover- und Kinder- und Jugendbücher dazu. Ihre Übersetzung von "Abschied von Cheyenne" von Peter Carter wurde 1999 für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert.

Friederike Levin hatte früher zwei Katzen. Sie lebt mit Mann, Sohn und Hund in Frankfurt am Main. Ihr bisheriges Lieblingsbuch der Warrior Cats-Reihe ist Das Gesetz der Krieger. Ihre Lieblingscharaktere sind Ampferschweif, Eichhornschweif, Häherfeder, Krähenfeder und Mausefell.



Bewertung:
Ab hier würde sich ihr Leben ändern, oder es war zu Ende. Der Moment hatte für sie entschieden. Jetzt ging es nur noch voran. Das Herz der Vergangenheit schlug nicht mehr.
(Thea, Seite 29)

Das Buch unterscheidet sich sehr von ihren übrigen leichten und humorvollen Werken von ihr. Es ist mit ernsten und wichtigen Gesellschaftsthemen gespickt, auch wenn sich ihr Humor wiederfinden lässt. Das zeigt aber, dass der Autorin die Thematiken und die Geschichte wirklich am Herzen liegen. Es ist mein erste Buch der Autorin, weil es mich - anders als die anderen - von den Thematiken und der Ernsthaftigkeit der Autorin wirklich locken konnte.

..., alle trugen gelbe Gummihandschuhe und putzten kleine, feine Porzellanteller. Thea hielt einen Teller hoch und begutachtete ihre Arbeit. "Selbstjustiz hatte ich mir eigentlich anders vorgestellt." Sie seufzte. "Mehr Batman, weniger Putzfrau."
(Seite 89)

Super gelungen finde ich das Cover, weil es schlicht, gleichzeitig mysteriös und zu Titel und zur Geschichte stimmig ist. Düster, jugendhaft, aber auch nicht vielsagend. Das macht einfach neugierig - also mich! ? Der Schreibstil ist was holprig, ist aber für mich hier nicht als schlecht zu bewerten, da mich die Passagen der jeweiligen Szenen mitnehmen und fesseln konnten. Die Erzählung baut auf Mitgefühl für die die jungen Frauen, die den Leser in die Gefühlszwänge bringen sollen - ganz nach unserer Realität. Denn wer kann jemanden die Rache verwehren oder aussprechen, der seine emotionalen Gründe aufgrund eines Traumas darlegt?!

"Thea, sag mir, worin besteht deiner Meinung nach der Unterscheid zwischen Rache und Gerechtigkeit?"
"Nun ja, ich würde sagen, dass Gerechtigkeit anderen dient, während Rache für niemanden ist außer uns selbst."
(Robin und Thea, Seite 139)

Der Ansatz zum Thema Gewalt und Rache ist der Autorin wirklich gelungen! Der Einstieg ist bereits brutal und schockierend, gerade zu perfide und voller Momente aus dem wahren Leben! Ich lese solche Geschichten gerne, weil ich mich in vielem wiederfinde und diese auch sehr gerne unterstütze. Geschichten wie diese sind mehr als bloß Mord, Schmalz und Happy End. Sie berichten vom wahren Leben und greifen Gesellschaftsthemen auf, die ungern an die Öffentlichkeit gebracht und tabuisiert werden.

Zahlreiche Schemen lösten sich aus den Schatten und bewegten sich auf die Mädchen zu. Die Hände tauchten auf und entzündeten Kerzen in der Dunkelheit. "Ich wusste es!", zischte Mirabelle mit einem ängstlichen Zittern in ihrer sonst so forschen Stimme. "Sie opfern unser jungfräulisches Blut."
"Sagt dem Rest der Welt, dass wir sie vermissen werden", flüsterte Casey trocken.
(Seite 131/132)

Die vielen verschiedenen Charaktere sind realistisch mit ihren Gedanken- und Gefühlsgängen erstellt worden. Neben den ernsten Themen Gewalt gegen Frauen, Rache und Machtmissbrauch, fädelt die Autorin immer wieder etwas Humor in die Handlungen und lässt mit manch sarkastischen Dialogen ein Schmunzeln, ja, auch Lacher zurück! ? Besonders zwischen ihren Mädels im Banner-Team und Drew und ihr wird es hin und wieder schmunzelhaft und herrlich leicht. Es gibt aber auch Szenen, die einen trockenen Humor tragen, was diese für mich jedoch noch glaubwürdiger machen. Das Leben ist voll gepackt mit Witz inmitten der Grausamkeiten.

Drew stellte sein Tablet ab und lehnte sich zurück. "Machst du es dir immer gleich überall bequem?", erkundigte sich Thea. Er biss genüsslich in seinen Cheesburger. "Ich bemühe mich. Wie ist es mit dir, Thea Soloman?" "Ich fühle mich eigentlich nirgendwo richtig wohl." Drew grinste: "Dann passen wir doch perfekt zusammen." Thea wurde rot. "So habe ich das nicht gemeint", fuhr er hastig fort. "Tut mir leid. Aber du machst mich einfach nervös."
Thea hätte beinahe ihren Apfel ausgespuckt. "Ich mache dich nervös? Ich kenne dich doch gar nicht, und du kommst einfach an und setzt dich zu mir in meine ..."
"Herzerfrierende Mittagsecke?"
(Seite 56/57)

Silah ist der Einzige in der Organisation, der weiß statt schwarz trägt: "Ich gehöre zu ihnen, aber ich bin kein Mitglied." Passt auch sehr sinnbildlich zum Gedankengut der Organisation:

"Du solltest mich fangen, und das hast du nicht."
"Na ja, ich hätte dich beinahe gehabt", antwortete Thea beschämt.
"Beinahe ist in dieser Welt nichts wert. Du sorgst entweder für Gerechtigkeit oder du hast versagt."
"Das ist sehr schwarz-weiß."
"Gerechtigkeit ist nun mal so. Anders geht es nicht."
(Sahil und Thea, Seite 116)

Und es ist eine gefährliche Denkweise. Anders geht es immer.


"Trauer ist das letzte bisschen Liebe, das wir jemanden geben können. den wir verloren haben. Man muss aber nicht immer traurig sein."
(Theas Mutter zu Thea, Seite 281)

Sehr schön hat die Autorin nicht nur die Auswirkungen von Trauer und Traumaerfahrungen realistisch wiedergegeben, sie hat auch das wichtige Thema Macht reinfließen lassen - diese ist schwerlich zu trennen bei Rachegefühlen und Racheausübung. Meine Vermutung, wie sich die Organisation entwickelt und warum, trafen ins Schwarze, dennoch wurde ich von einigen Handlungen überrascht. Ab der Mitte der Geschichte stellt sich mehr und mehr die Frage, was die Organisation wirklich bezweckt, was hinter den vielen Geheimnissen steckt und welche Beweggründe einzelne Mitglieder haben. Die Frage um die Nutzung von Macht wird immer wichtiger und gefährlicher ... es liegt in unserer menschlichen Natur und nur wenige von uns werden nicht durch sie verdorben. Das beste Beispiel hierfür, dass mir einfällt, ist der Lehrer Ron Jones, der 1967 im kalifornischen Palo Alto an einer High School das Experiment "Die Welle" eröffnet hat. Anfangs noch mit guten Absichten als Lehrstück für die Klasse gedacht, wurde es irgendwann auch ein Machtinstrument für ihn, das er genoss. (Das Buch ist klasse und beinhaltet auch ein Interview mit dem Lehrer, der Film ist nicht so gelungen umgesetzt, finde ich.) Der größere Schock war für mich fraglos, dass ich dieses Machtgefühl und diese Art der Anerkennung sehr genossen habe. Diese Grenzüberschreitung von gut gemeinter Hingabe zu eskalierender Machtausübung findet sich auch hier in der Geschichte wieder.

"Manchmal ist es ein Geruch oder ein Lied oder vielleicht eine Erinnerung, die zum schlechten Zeitpunkt hochkommt. Trauern ist ein Kampf gegen eine unsichtbare Flutwelle."
(Nixon zu Thea, Seite 90)

Es sind auch einige Unstimmigkeiten, vor allem Logikfehler, in dem Handlungssträngen vorhanden; Die Black Coats benutzen keine Waffen, Thea kann aber eine sichern und entladen? Irrwitzige Szenen (kann hier keine Beispiele ohne Spoilergefahr aufführen), die gar nicht realistisch sind, werden miteingefügt. Das finde ich sehr schade und ärgert mich auch. Auch sind die Aufklärungen über die wahren Beweggründe der Organisation widerstrebend (auch hier kann ich nicht spoilerfrei Beispiele nennen). Erst so ... dann so ... total unlogisch und nicht nachvollziehbar!

Er rannte, als könne er vor seiner Traurigkeit davonlaufen, dabei war Trauer wie ein hungriges Tier, das seine Beute jagte. Die Trauer würde ihn immer wieder einholen.
(Seite 230)

Leider hat die Autorin nicht die Bedeutungen der verschiedenen Gruppennamen erklärt, sodass das auch nach Abschluss des Buches offen steht. Das Ende selbst ist geschlossen und die Fragen, die sich während des Verlaufes bilden, werden geklärt. Das Ende gefällt mir genauso gut wie der Anfang und spielt fern der Wirklichkeit um Thea in der Gegenwart.



Fazit:
Ungerechtigkeit an irgendeinem Ort bedroht die Gerechtigkeit an jedem anderen.
(Martin Luther King Jr.)

Generell ist es ein Buch mit einer Geschichte, die jeden von uns ansprechen sollte - aus welchen Gründen auch immer ... Traumatas; Gefühle wie Rache, Trauer, Wut, Verzweiflung, Hilflosigkeit, Ängste; Vergebungsvorsätze, Erlösungswünsche und auch psychischen Erkrankungen.

"Du kannst nicht vorwärtskommen, wenn du woanders stecken geblieben bist. Trauer kann verhindern, dass du weiterkommst. Sie wird dich immer begleiten, und trotzdem musst du sie hinter dir lassen."
(Sahil zu Thea, Seite 119)

Rechtfertigt Gewaltanwendung Rache?
Befreit Rache wirklich die Seele oder eher das Ego?
Ist Vergebung möglich?
Wie erlange ich Frieden und Erlösung?

Thematiken, die dieselben Fragen aufwerfen wie die zum Thema "Todesstrafe". Und aber auch: Wie setze ich meine Macht ein?

"Warum darf ich nicht anziehen, was ich will, ohne einen Kerl auf mich aufmerksam zu machen? Nur, weil du irgendwie angezogen in eine Bar gehst oder dich benimmst, wie du bist, hat noch lange niemand das Recht, sich zu nehmen, was er will."
(Mirabelle, Seite 148)

Hier ist das Potenzial sehr groß, etwas aus der Idee der Thematiken sinnvoll rauszuholen und uns besseren Umgang mit ihnen zu lehren. Das hat die Autorin in meinen Augen - trotz Logikfehlern - geschafft. Sie hat sich zudem sehr auf Thea und ihr Leiden konzentriert, was ab und zu bei mir künstlich rüberkam à la das eine Mädchen, dass etwas verändert ect.

Sie mochte das Klopfen ihres Herzens in der Brust, das Gefühl zu leben. Hat sich das immer schon so angefühlt? Das normale Leben?
(Thea, Seite 20)

Was das Freigabealter ab 14 Jahren angeht, sollte von den jeweiligen Eltern ihrer Kinder entscheiden; ich war mit 14 Jahren schon sehr erwachsen und reif für solche Gesellschaftsthemen, die tabuisiert sind. Ich kenne aber viele, die das nicht sind ... da ist das Buch und seine Thematik der falsche Lesestoff! Hier sehe ich die Eltern in ihrer Pflicht, zum Wohl der Kinder zu entscheiden. Denn das Buch ist nichts für naive und unausgereifte Teenager, die in einer Seifenblase leben. Als Aufklärung und Wachmacher auf jeden Fall hilfreich (auch für die Jungen), aber die Thematik kann eben auch verstören.

War sie verrückt? Vielleicht. Aber verrückt zu sein ist immer noch besser als betäubt.
(Thea, Seite 19)

Ich wünsche mir, dass das Buch mehr aufklärt und die Folgen von Gewalt und Rache beschreibt, als das es das Gegenteil bewirkt; traumatisiert und als Anleitung zur Ausübung von Gewalt und Rache dient. Das Buch kann als Anstoß für einen anderen Umgang dieser Themen dienen und wirklich was bewirken mit seinem Lehrinhalt, der nachdenklich macht. Das Nachwort der Autorin ist bestärkend in einer neuen in Gangsetzung zu Gegen Gewalt an Frauen (#Black Coats).

"Wenn dir eine Menschenhand ein Trauma zufügt, dann bist du für immer gezeichnet. Zwischen der Tat, Rache und Genesung liegt eine lange, schwarze Straße, und leider wirst du sie allein gehen müssen. Im Winter meines Lebens bin ich zu dem Schluss gekommen, dass sich Narben nicht durch neue Narben entfernen lassen."
(Robin zu Thea, Seite 140/141)

Veröffentlicht am 10.12.2019

Solider Jugendthriller

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Was ist der Unterschied zwischen Rache und Gerechtigkeit? Dieser unheimlich schwer zu beantwortenden Frage geht der Jugendthriller von Colleen Oakes auf die Spur.

Thea ist seit dem Mord an ihrer Cousine ...

Was ist der Unterschied zwischen Rache und Gerechtigkeit? Dieser unheimlich schwer zu beantwortenden Frage geht der Jugendthriller von Colleen Oakes auf die Spur.

Thea ist seit dem Mord an ihrer Cousine Nathalie ein anderer Mensch, ein trauriges Mädchen, eine Außenseiterin. So gern würde sie noch etwas für Nathalie tun. Als sie eines Tages einen schwarzen Umschlag der „Black Coats“ findet, zögert sie nicht lang und trifft die Entscheidung diesem mysteriösen Geheimbund beizutreten. Die „Black Coats“ haben es sich zur Aufgabe gemacht, Rache für Frauen zu verüben, denen Leid angetan wurde. Zunächst ist Thea stolz eine von ihnen zu sein, aber nach und nach streuen sich bei ihr Zweifel an den Zielen der Black Coats.

Das Buch ist etwas anders, als ich es erwartet hätte. Ich ging davon aus, dass es eine kleine Gruppe Frauen ist, die hier agiert und sich an denen rächt, die ihnen selbst oder nahe stehenden Personen Leid zugefügt hat. Die „Black Coats“ werden jedoch fast wie ein Unternehmen geführt. Es gibt Hierarchien, strenge Regeln, politisch anmutende Machtkämpfe innerhalb der Organisation und teils sehr hartes Nahkampf-Training für die Rekrutinnen.

Das Buch beginnt sehr heftig. Im Prolog wird die Vergewaltigung an einem jungen Mädchen geschildert – es wird zwar nicht detailliert beschrieben, was passiert, aber die Andeutungen genügen um es sich bildlich vorzustellen. Neben dem schockierenden Prolog werden aber auch die Missionen innerhalb der Black Coats interessant beschrieben. So gab es zum Beispiel Aufträge, die die Mädchen ausführen sollten, um Vergeltung zu üben. Diese Aufträge wurden Balancings genannt und hatten verschiedene Schweregrade: Während bei einem Code Morning die Zielperson nur „erschreckt“ werden sollte, gab es beim Code Evening bereits Gewaltanwendung, damit die Drohung beim Gegenüber auch wirklich ankommt. Diese Einsätze waren echt spannend geschrieben und ließen mich mitfiebern!

Neben den aufregenden Geschehnissen bei den Black Coats lernt Thea im Verlauf des Buchs auch noch einen Jungen kennen, der ihr den Kopf verdreht: Drew Porter. Ich bin kein großer Fan von Liebesgeschichten in Spannungsliteratur, hier fand ich es aber keinesfalls störend. Im Gegensatz zu vielen anderen Romanen, war die Liebe der beiden Figuren für den Plot auch durchaus wichtig und die Entwicklung, die die Geschichte dadurch nahm, gefiel mir sehr gut.

Die Hauptfigur Thea fand ich direkt sympathisch. Sie war durch den Mord an ihrer Cousin gebrochen, aber nicht zerbrochen. Sie war stark, aber in einigen Momenten auch schwach. Sie war taff und doch vorsichtig. Es waren sehr glaubhafte und authentische Charakterzüge, die uns die Autorin hier präsentierte. Auch Drew Porter und die restlichen Black Coats gefielen mir hinsichtlich der Charakterzeichnung gut. Einzige Ausnahme war die leicht übernatürlich anmutende Fähigkeit von Bea, die jeden Menschen innerhalb von Sekunden hypnotisieren konnte. Ich finde das doch ziemlich unrealistisch.

Die Kapitel des Buchs hatten eine angenehme Länge und waren recht kurzweilig, da sie zwischen Theas Privatleben und dem Training bei den Black Coats wechselten. Die Schreibweise war angenehm, locker und war einem Jugendbuch angemessen.

Das Finale des Buchs war echt unheimlich gelungen. Spannung, Action, Twists! Die letzten Seiten haben mir besonders gut gefallen und die Story eben nicht schwarz und weiß anmuten lassen wie ich es zuvor erwartet habe.

Ein tolles Buch für alle, die das Thema Selbstjustiz, #metoo oder einfach nur spannende Lektüre interessiert. Von mir gibt es eine eingeschränkte Leseempfehlung für Fans von Jugendbüchern! Leserinnen und Leser, die dieses Genre eher meiden, werden wohl auch hier nicht auf den Geschmack kommen. Mir persönlich hat das gewisse Extra, der wirkliche Wow-Effekt, irgendwie noch gefehlt. Vielleicht lag es auch daran, dass ich etwas anderes erwartet habe. Ich vergebe 3,5 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 07.10.2019

Weg der Rache

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Thea trauert sehr um ihre Cousine Natalie, die ermordert aufgefunden wurde. Nur eine mysteriöse Einladung kann sie aus ihrer Lethargie ziehen und ihre Neugier wecken. Der rätselhafte Geheimbuch "Black ...

Thea trauert sehr um ihre Cousine Natalie, die ermordert aufgefunden wurde. Nur eine mysteriöse Einladung kann sie aus ihrer Lethargie ziehen und ihre Neugier wecken. Der rätselhafte Geheimbuch "Black Coats" vereint Frauen, die gewalttätigen Männern eine Lektion erteilen. Thea bekommt die Chance, sich am Mörder ihrer Cousine zu rächen. Doch ist Selbstjustiz wirklich der richtige Weg, um
mit seinem Verlust ins Reine zu kommen? Langsam kommen Thea Zweifel.

Generell bin ich etwas zwiegespalten, was das Buch betrifft. Es ist nicht schlecht, hat aber einige Schwächen. Die grösste ist in meinen Augen, dass vieles zu gestellt und übertrieben dargestellt wird. Es ist auch wie ein Jugendbuch geschrieben, mutet aber stellenweise eher wie ein Fantasyroman oder ein Thriller an. Ich konnte aber etwas darüber hinweg sehen, da mich die Grundthematik der Selbstjustiz trotzdem gepackt hat. Deshalb gibt es von mir 3,5 Sterne.

Die Thematik ist sehr spannend, aber die Umsetzung schwächelte leider.

Veröffentlicht am 08.09.2019

Gute Idee aber zu oberflächlich! 3,5*

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Ist Rache wirklich ausgleichende Gerechtigkeit?

Der Einstieg in das Buch ist mir sehr leicht gefallen. Das erste Kapitel startet mit einem Sprung in die Vergangenheit bei dem sofort klar ist, dass dies ...

Ist Rache wirklich ausgleichende Gerechtigkeit?

Der Einstieg in das Buch ist mir sehr leicht gefallen. Das erste Kapitel startet mit einem Sprung in die Vergangenheit bei dem sofort klar ist, dass dies das Ausschlaggebende Ereignis für die Gründung der Black Coats ist. In den folgenden Kapiteln lernen wir Thea kennen die sich in der Aufnahmeprüfung für die Black Coats befindet.
Die Autorin hat direkt zu Beginn einen super Spannungsbogen aufgebaut und überzeugt mit einem einfachen und flüssigen Schreibstil.

Allerdings geht es nach Theas Aufnahmeprüfung eher mit oberflächlichen Handlungen weiter, erst im letzten Drittel kommt wieder Fahrt in die Geschichte. Es gibt viele interessante (Neben) Charaktere über die man im großen und ganzen aber viel zu wenig erfährt.
Mir fehlen in der Geschichte die Zeitangaben und die Emotionen, besonders zwischen Thea und Drew. Ich hätte gerne viel mehr über die Ausbildung der Mädchen bei den Black Coats erfahren und wie die Balancings genau ausgearbeitet bzw. geplant werden. Durch diese fehlen Punkte, fiel es schwer die Freundschaft und Verbundenheit der Mädchen aus Team Banner zu verstehen.

Dafür finde ich die Frage, ob Rache wirklich ausgleichende Gerechtigkeit ist, sehr gut ausgearbeitet. Theas Zweifel und wie sie mit dem Thema umgeht ist toll beschrieben.

Die Idee der Geschichte gefällt mir sehr gut es gab ein bis zwei kleine Highlights aber leider konnte mich das Buch durch die Oberflächlichkeit nicht ganz überzeugen.

Veröffentlicht am 22.08.2019

Der schmale Grat zwischen Gerechtigkeit und Rache

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Der Klappentext des Buches hat mich direkt in seinen Bann gezogen. Eine Gruppe Frauen, die Rache an Männern (und Frauen) nimmt, die Verbrechen begangen haben und die Frage wo die Grenze zwischen Gerechtigkeit ...

Der Klappentext des Buches hat mich direkt in seinen Bann gezogen. Eine Gruppe Frauen, die Rache an Männern (und Frauen) nimmt, die Verbrechen begangen haben und die Frage wo die Grenze zwischen Gerechtigkeit und Rache ist bieten sehr viel Potential.

Zunächst hat mich das Buch auch wirklich in seinen Bann gezogen. Der Leser lernt Thea und ihre Gruppe bei den Black Coats kennen und begleitet sie zu ihren ersten Aufträgen – so genannten Balancings. Die erste Hälfte des Buches verflog dadurch total schnell, an vielen Stellen hatte ich aber auch das Gefühl, dass die Geschichte zu schnell voranschreitet. So hatte man zwar nach einer Weile ein Bild von Thea, ihre Teammitglieder blieben dabei aber total blass, sodass ich über manche von ihnen am Ende des Buches immer noch nichts wusste. Meiner Meinung nach hätte die Geschichte auch keine Lovestory gebraucht, da diese wieder von der eigentlichen Frage, ob Selbstjustiz okay ist, ablenkt.

Die Organisation der Black Coats an sich war aber wirklich interessant gestaltet und hat mich wirklich an das Buch gefesselt. Für ein Jugendbuch ist die Geschichte aber sehr brutal, bereits im Prolog wird eine Vergewaltigung beschrieben aber ich denke es wird bereits im Klappentext klar, dass die Männer an denen sich die Black Coats rächen schlimmere Verbrechen begangen haben als einem Kind die Süßigkeiten zu klauen und dass diese Taten eben auch ein Bestandteil des Buches sein werden.

Der zweite Teil des Buches hat mich leider ein wenig enttäuscht. Ich hatte mir hier einfach etwas Anderes von diesem Buch erwünscht. Das Buch bietet dadurch, dass es so viele Gesellschaftsthemen, wie Verlust, Gewalt, Zusammenhalt, Beeinflussung, Rache und Gerechtigkeit behandelt sehr viel Potential, dass jedoch durch die kurze Seitenzahl einfach nicht ausgeschöpft werden konnte. Hätte das Buch 200 Seiten mehr hätte man so viel aus dieser Geschichte machen können, doch so blieben die Charaktere leider zu blass, die Themen wurden nicht voll ausgeschöpft und die Handlung war oft zu schnell. Ich gebe dem Buch daher 3.5 Sterne, denn zum Nachdenken gebracht hat es mich definitiv.