Cover-Bild Lichtspiel
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26,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Rowohlt
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 480
  • Ersterscheinung: 10.10.2023
  • ISBN: 9783498003876
Daniel Kehlmann

Lichtspiel

Daniel Kehlmanns Roman über einen Filmregisseur im Dritten Reich, über Kunst und Macht, Schönheit und Barbarei ist ein Triumph. Lichtspiel zeigt, was Literatur vermag: durch Erfindung die Wahrheit hervortreten zu lassen.

Einer der Größten des Kinos, vielleicht der größte Regisseur seiner Epoche: Zur Machtergreifung dreht G. W. Pabst in Frankreich; vor den Gräueln des neuen Deutschlands flieht er nach Hollywood. Aber unter der blendenden Sonne Kaliforniens sieht der weltberühmte Regisseur mit einem Mal aus wie ein Zwerg. Nicht einmal Greta Garbo, die er unsterblich gemacht hat, kann ihm helfen. Und so findet Pabst sich, fast wie ohne eigenes Zutun, in seiner Heimat Österreich wieder, die nun Ostmark heißt. Die barbarische Natur des Regimes spürt die heimgekehrte Familie mit aller Deutlichkeit. Doch der Propagandaminister in Berlin will das Filmgenie haben, er kennt keinen Widerspruch, und er verspricht viel. Während Pabst noch glaubt, dass er dem Werben widerstehen, dass er sich keiner Diktatur als der der Kunst fügen wird, ist er schon den ersten Schritt in die rettungslose Verstrickung gegangen. 


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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.11.2023

insgesamt ein gelungenes Buch

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Das Buch erzählt die Geschichte des Regisseurs GW Pabst, der zur Zeit des Nationalsozialismus versucht, in Deutschland Filme zu drehen. Obwohl er zunächst vor den Nazis in die USA flieht, kehrt er noch ...

Das Buch erzählt die Geschichte des Regisseurs GW Pabst, der zur Zeit des Nationalsozialismus versucht, in Deutschland Filme zu drehen. Obwohl er zunächst vor den Nazis in die USA flieht, kehrt er noch während Hitler an der Macht ist nach Deutschland zurück, um seine Mutter zu pflegen. Die Nazis werden auf ihn aufmerksam, und so gerät er in die Mühlen der Propaganda und dreht schließlich Filme für Göbbels.
Das Buch ist aus verschiedenen Perspektiven geschrieben. Mir hat sehr gut gefallen, wie zwiespältig die Figur des Pabst beschrieben ist, der alles andere als ein überzeugter Nazi zu sein scheint, aber sich im Sinne seiner Berufung und der Möglichkeit der Umsetzung seiner Ideen vor den Karren spannen lässt. Eine beeindruckende Beschreibung einer Figur, die stellvertretend steht für alle „Mitläufer“ im Dritten Reich.
Außerdem fand ich spannend, wie das Filmemachen überhaupt möglich war in Zeiten des Krieges. Man taucht ein in eine ganz neue Thematik inmitten der vielen „Naziromane“. Auch andere reale Personen tauchen auf, wie Leni Riefenstahl und Joseph Goebbels, was ich interessant fand.
Insgesamt total lesenswert, auch wegen der kurzweiligen Kapitel und der hin und wieder aufkeimenden Komik.

Veröffentlicht am 25.11.2023

Im Namen der Kunst

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Zur Zeit der großen Stummfilme hat er sich einen Namen gemacht, der österreichische Filmregisseur G. W. Pabst. Während der Machtergreifung der Nazis hatten er und seine Familie das Glück, gerade in Frankreich ...

Zur Zeit der großen Stummfilme hat er sich einen Namen gemacht, der österreichische Filmregisseur G. W. Pabst. Während der Machtergreifung der Nazis hatten er und seine Familie das Glück, gerade in Frankreich zu drehen. Sie schafften es von dort nach Los Angeles. Doch die Stadt der Engel und der Filmschaffenden in Amerika verlangten etwas, dem sich Pabst nicht fügen konnte. Auf einen Hilferuf der Mutter reist die Familie zurück nach Österreich, zwar mit dem Plan wieder auszureisen, aber mit dem Pech wegen eines Unfalls nicht sofort wegzukönnen und dann vom Krieg überrascht zu werden. Als dann das Propaganda-Ministerium seine Klauen nach Pabst ausstreckt, sieht Pabst keinen anderen Weg als sich mit dem System zu arrangieren.

Wenn vor dem Krieg einer der rote Pabst genannt wurde, erstaunt so ein Sinneswandel schon. Doch wie geraten der Regisseur und seine Familie in die Fänge der Nazis? Gerade er, der die Garbo zum Ruhm gebracht hat, der mit vielen bekannten Schauspielern gedreht hat. Die Familie hatte es doch nach Amerika geschafft. Doch Pabst tut sich schwer. Das ewige Lächeln in Amerika, hinter dem doch eine knallharte Geschäftstüchtigkeit steckt. Den Einfluss, den er zu haben glaubt, müsste er sich erst erarbeiten. Der einzige Film, den er machen darf, ist ein Flop. Pabst sieht keine Chance im Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Insgeheim hofft er, in Europa an alte Erfolge anknüpfen zu können.

Die Beschreibung des Lebensweges des Regisseurs G. W. Pabst, der zeitweilig in einem Atemzug mit Lubitsch, Lang und ähnlichen Größen genannt wurde, wird hier von Daniel Kehlmann herausragend zu einem Roman komponiert. Sein Scheitern in Amerika, der Wunsch der Mutter zu helfen, führen geradewegs in die Arme der Nazis. Kann man aus heutiger Sicht nachvollziehen, wie sich ein Roter mit den Nazis arrangieren kann? Man spürt die Beklemmung, das Kafkaeske, und traut doch seinen Augen kaum. Ein Mensch hängt jedoch am Leben, nach der Rückkehr in eine andere Heimat, bestand wohl kaum eine Chance, wieder zu entkommen. Also blieb wohl nur, sich zu beugen und dennoch eigene Filme zu drehen. Wie weit geht er dabei? Man kann diesen Roman nicht einfach so durchlesen, man muss das eine oder andere Mal absetzen. Und doch kann man nicht von dem Buch lassen und liest weiter mit Schrecken über dieses üble System, dass das Unterste zu Oberst kehrte. So wie schon erwähnt kafkaesk agierende Menschen sollten wirklich nie wieder an die Macht kommen. Es schüttelt einen und aufgerüttelt legt man diesen besonderen Roman beiseite, mit der Empfehlung, ihn unbedingt zu lesen.

Veröffentlicht am 04.11.2023

ein Meisterwerk

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Mit sehr gut recherchierten und fundierten Kenntnissen bringt uns Daniel Kehlmann die Welt der Filmschaffenden näher. Georg Wilhelm Pabst war in der Weimarer Republik ein angesehener und erfolgreicher ...

Mit sehr gut recherchierten und fundierten Kenntnissen bringt uns Daniel Kehlmann die Welt der Filmschaffenden näher. Georg Wilhelm Pabst war in der Weimarer Republik ein angesehener und erfolgreicher Filmregisseur, sein Film „die freudlose Gasse“ brachte Greta Garbo den Durchbruch. In den 30er Jahren verließen immer mehr Künstler Deutschland und Österreich. Auch Pabst ging nun nach Hollywood, doch er blieb nicht lange. Die Geldgeber hatten das Sagen, er kam mit der Sprache und Kultur nicht zurecht. Da auch seine alte und demente Mutter Hilfe benötigte kam er mit Frau und Sohn wieder zurück. Mit Kriegsausbruch gab es keine Chance mehr auf Ausreise und der deutsche Film, der durch die wenigen noch verbliebenen Filmemacher und das Ausbleiben der amerikanischen Filme am Boden lag, musste mit aller Kraft am Leben erhalten werden. So geriet auch Pabst in die Propagandamaschinerie des dritten Reiches.
Wir erfahren viel über die Produktion eines Filmes, über Künstler und Regisseure der damaligen Zeit. Arrangiert man sich mit dem System, leistet man Widerstand oder wird man zum Täter, so wie Jakob, Pabst Sohn, der als Kind zum fanatischen Nazi wird. Oder wie Gertrude, Pabst Frau, die fast daran zugrunde geht.
Aus verschiedenen Perspektiven wird hier ganz hervorragend, teils mit kurzen Abschweifungen, die Zeit vor, während und nach Kriegsende die Welt des Filmemachens erzählt. Das Meisterwerk, das Pabst immer anstrebte ist Daniel Kehlmann gelungen.

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Veröffentlicht am 03.11.2023

Zwischen Genie, Ego und Mitläufer

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Wie wird man zum Mitläufer, ist es Ego, die Möglichkeiten oder Resignation? Daniel Kehlmann nähert sich in diesem biografischen Roman mit dem Regisseur G. W. Pabst dieser Frage an. Ein gefeierter Regisseur ...

Wie wird man zum Mitläufer, ist es Ego, die Möglichkeiten oder Resignation? Daniel Kehlmann nähert sich in diesem biografischen Roman mit dem Regisseur G. W. Pabst dieser Frage an. Ein gefeierter Regisseur der 1920er, vor dem Naziregime erst nach Frankreich, dann nach Los Angeles geflohen. Doch er kann dort kein Fuß fassen, auch die Garbo kann ihm nicht helfen. Sein Ego, angeknackst, ergreift die Möglichkeit eines Heimatbesuchs...doch eine Rückkehr ins Exil bleibt ein Wunschtraum. Eindrücklich verfolgt man, wie Pabst erst mehr gezwungen und unter Druck gesetzt, dann den Möglichkeiten erlegen, zum Mitläufer und Profiteur wird. Wie im Wahn begleitet man Pabst und seine Familie sowie seinen Verfall, geistig wie körperlich. Was wodurch bedingt ist, darf der Leser für sich selbst entscheiden. Und so bekommt man ein eindrückliches Bild und eine faszinierende Geschichte.

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Veröffentlicht am 01.11.2023

Großes Kino

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Einen Roman auf Grund historischer Ereignisse zu schreiben, ist nicht so einfach. Es kommt darauf an, nicht zu sehr von den geschichtlichen Ereignissen abzuweichen aber soviel dazu zu geben, dass ein authentischer ...

Einen Roman auf Grund historischer Ereignisse zu schreiben, ist nicht so einfach. Es kommt darauf an, nicht zu sehr von den geschichtlichen Ereignissen abzuweichen aber soviel dazu zu geben, dass ein authentischer Roman aus einem Guss entsteht. Das ist Daniel Kehlmann hier vorzüglich gelungen. Er hat das Leben von Georg Wilhelm Pabst sehr genau recherchiert. Die Figuren sind sehr gut getroffen.

Es geht um Pabst, um den Roten Pabst, den bekannten Regisseur Pabst, der zunächst erfolgreiche Stummfilme drehte und dann ab 1930 zum Tonfilm wechselte. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten ging er nach Hollywood, hatte aber dort wenig Erfolg. Aus privaten Gründen kommt er wieder nach Österreich, wird durch den "Anschluss" Österreichs überrascht und kann das Land nicht wieder verlassen. Das Propagandaministerium in Berlin zwingt ihn weitere Filme zu drehen.

Kehlmanns Roman lässt einen nicht los. Man taucht in die damalige Zeit ein. Man fühlt sich von der Situation mehr berührt, als wenn man etwas darüber in Geschichtsbüchern liest. Eine klare Leseempfehlung.

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