Cover-Bild Der Gesang der Flusskrebse
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: hanserblau in Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 464
  • Ersterscheinung: 22.07.2019
  • ISBN: 9783446264199
Delia Owens

Der Gesang der Flusskrebse

Roman
Ulrike Wasel (Übersetzer), Klaus Timmermann (Übersetzer)

“Ein schmerzlich schönes Debüt, das eine Kriminalgeschichte mit der Erzählung eines Erwachsenwerdens verbindet und die Natur feiert.” The New York Times

Chase Andrews stirbt, und die Bewohner der ruhigen Küstenstadt Barkley Cove sind sich einig: Schuld ist das Marschmädchen. Kya Clark lebt isoliert im Marschland mit seinen Salzwiesen und Sandbänken. Sie kennt jeden Stein und Seevogel, jede Muschel und Pflanze. Als zwei junge Männer auf die wilde Schöne aufmerksam werden, öffnet Kya sich einem neuen Leben – mit dramatischen Folgen. Delia Owens erzählt intensiv und atmosphärisch davon, dass wir für immer die Kinder bleiben, die wir einmal waren. Und den Geheimnissen und der Gewalt der Natur nichts entgegensetzen können.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.09.2019

Wie Einsamkeit verändert

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"Der Gesang der Flusskrebse" von Delia Owens,

ein Buch voll Gefühl, Emotion, Einsamkeit, Natur und Liebe. Die Autorin nimmt uns mit in die Marsch, ein ganz besonderer, wenn auch von den Anwohnern drum ...

"Der Gesang der Flusskrebse" von Delia Owens,

ein Buch voll Gefühl, Emotion, Einsamkeit, Natur und Liebe. Die Autorin nimmt uns mit in die Marsch, ein ganz besonderer, wenn auch von den Anwohnern drum herum abschätzig betrachteter Küstenstreifen. Die Beschreibungen der Landschaft, der Gräser, Pilze, Insekten, Tiere und Jahreszeiten sind wirklich sehr ausführlich und begleiten durch das Buch. Außerdem schafft es die Autorin mit sehr viel Gefühl die Stimmungen der Hauptprotagonistin aufzufangen und zu vermitteln. Wir dürfen sie sehr gut und intensiv über ihr Leben hinaus begleiten. Wir müssen mit lesen, wie sie von einem normal Kind zu einer Aussätzigen, Einsamen jungen Frau heranwächst, welche keinem Menschen vertrauen kann.
Mich hat das Buch fasziniert, aber auch schockiert. Ein kleines Mädchen wird in der Marsch allein gelassen, sie muss sich selbst versorgen und allein durchschlagen, sie bekommt keine Unterstützung außer von einem Ehepaar, was diese aber auch tarnen muss, damit sie sie annimmt.
Aus meiner Sicht, ein Buch, was sich hat super lesen lassen. Die Spannung durch die Geschehnisse wird dauerhaft hoch gehalten. Die Zeit Sprünge bringen viel für die Geschichte, aber definitiv ein Buch, was man nicht als leichte Lektüre bezeichnen kann.
Diese Buch zeigt ganz klar auf, wie leicht es sich vom unschuldigen Opfer zum Verurteilten zu werden.

Zum Inhalt:
Kya ist erst fünf, als ihre Mutter und dann auch nach und nach ihre Geschwister das Haus verlassen, sie verlassen. Zurück bleibt Kya mit einem Vater, der trinkt und schlägt. Schnell findet sie einen Rhythmus um ihrem Vater zwar alles recht zu machen, aber ihm auch ausreichend aus dem Weg zu gehen. Nach nur einem Tag Schule und einer warmen Mahlzeit ist für Kya allerdings klar, das sie da nicht wieder hingehen wird. Als dann auch ihre Vater verschwindet steht sie mit nur zehn Jahren im Sumpf, der Marsch, alleine da.
Aber Kya schafft es sich durch zuschlagen und irgendwann auch wieder zu vertrauen. So erlernt sie doch noch das Schreiben und lesen. Doch schon bald soll sie genau dieses Vertrauen bereuen, in welches sie die Einsamkeit getrieben hat.

Veröffentlicht am 04.09.2019

Außergewöhnlich und sehr schön

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Inhaltlich übernommen:

Chase Andrews stirbt und die Bewohner der ruhigen Küstenstadt Barkley Cover sind sich einig: Schuld ist das Marschmädchen. Kya Clark lebt isoliert im Marschland mit seinen Salzwiesen ...

Inhaltlich übernommen:

Chase Andrews stirbt und die Bewohner der ruhigen Küstenstadt Barkley Cover sind sich einig: Schuld ist das Marschmädchen. Kya Clark lebt isoliert im Marschland mit seinen Salzwiesen und Sand beenden. Sie kennt jeden Stein und Seevogel, jede Muschel und Pflanze. Als zwei junge Männer auf die wilde Schöne aufmerksam werden, öffnet Kya
sich einem neuen Leben – mit dramatischen Folgen.

Meine Meinung:

Auf eine sehr schöne, leise und gefühlvolle Weise schildert die Autorin das Leben dieses außergewöhnlichen Mädchens.
Sie behandelt dabei in gleicher Weise die Liebe Kyas zu Natur und Pflanzen, als auch ihr Leben, dass größtenteils ohne Liebe und Fürsorge verläuft. Bis auf wenige Menschen in Ihrer Umgebung, die es gut mit ihr meinen und auf die sie auch in schweren Zeiten zählen kann, ist sie schon in frühester Jugend auf sich alleine gestellt.
Mich hat das Buch von Anfang an in seinen Bann gezogen. Ich habe die Geschichte dieses außergewöhnlichen Mädchens mit atemloser Spannung verfolgt.

Fazit:

Ein Buch,was sich deutlich von der Masse abhebt ,nachdenklich macht und berührt. Von mir eine Leseempfehlung und verdiente fünf Sterne.

Veröffentlicht am 30.08.2019

berührend und wahrhaftig

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North Carolina in den Sechziger Jahren. An der Küste breitet sich ein von Flussläufen und Sümpfen durchzogenes Marschland aus, in dem seit Jahrhunderten Menschen Zuflucht suchen, die andernorts kein Auskommen ...

North Carolina in den Sechziger Jahren. An der Küste breitet sich ein von Flussläufen und Sümpfen durchzogenes Marschland aus, in dem seit Jahrhunderten Menschen Zuflucht suchen, die andernorts kein Auskommen finden oder vor den ungnädigen Augen der Wohlstands-Gesellschaft fliehen. So landet auch Kyas Familie in einer heruntergekommenen Hütte mitten im Nirgendwo, wie weg von der Stadt und anderen Menschen. Die Mutter versucht sich und ihre vier Kinder über Wasser zu halten, während der Ehemann und Vater die meiste Zeit das Geld verspielt oder versäuft und mehr als einmal Frau und Kinder fast krankenhausreif schlägt. Schließlich verlässt die Mutter ihn und lässt ihre minderjährigen Kinder zurück. Kya ist gerade mal sechs Jahre alt und viel jünger als ihre Geschwister. Nach und nach fliehen auch diese vor dem Vater. Kya versucht beherzt und mutig und mit großem Erfindungsgeist, dem Vater den Haushalt zu führen und irgendwie zu überleben. Wenige Jahre später ist sie ganz auf sich alleine gestellt.



Von der ersten Seite an bewegt und berührt das Schicksal von Kya. Kaum jemand hilf dem kleinen Marschmädchen. Sie wird von den Stadtbewohner misstrauisch beobachtet. Die Schulbehörde versucht nur einmal halbherzig, das Kind in die Gesellschaft zu integrieren. Kyas Einsamkeit kann der Leser fast am eigenen Körper spüren. Ihre Stärke ist es, die die Geschichte durchdringt und die einem mehr als einmal die Tränen in die Augen treibt. Vor allem, wenn sie wieder einen der vielen Rückschläge erdulden muss, wenn sie von den zwei, drei Menschen enttäuscht wird, die sie wagt, in ihr Leben zu lassen. Wenn sie hungert an Körper und Seele und doch nie aufgibt, nie klein beigibt, nie versucht, sich Hilfe zu holen, sondern immer glaubt, sie müsse das alles alleine schaffen.



Eine weitere feste Größe in dieser Geschichte ist die Natur, die Marschen, der Sumpf. Aber auch die Möwen und Muscheln, die verwachsenen Flussläufe, die Tier- und Pflanzenwelt in der Kya sich bewegt, von der sie lebt, in der sie kein Fremdkörper ist, sondern mit der sie in tiefer Harmonie lebt. Kyas Wesen wird dadurch geformt und diese Natur gibt ihr auch den Halt, den die Menschen ihr nicht geben können und bewahrt sie davor, ohne Liebe und menschliche Nähe verrückt zu werden. Sie wird eins mit der Natur und durchdringt das Wesen ihres ungezähmten Lebensraumes.



Eines Tages bricht dann das Unheil mit Macht über sie herein. Sie wird verdächtigt einen jungen Mann getötet zu haben und die Beweise sind erdrückend.
Mein Fazit:

Ein wahnsinnig bewegendes und glaubhaftes Buch. Die Geschichte über ein Kind, eine junge Frau, die in der Einsamkeit der sumpfigen Marschen zu einem klugen aber unglaublich scheuen Menschen heranwächst, der mit der Natur in wunderbarem Einklang leben kann, der aber droht an der Verständnislosigkeit der anderen zu zerbrechen. Die Autorin schafft es dabei, das man als Leser glaubt, selbst in die Wildnis einzutauchen, mit Kya die kreischenden Möwen zu füttern, nasse Muscheln aus dem Wasser zu ziehen, dem Gesang der Flusskrebse zu lauschen. Ein bildgewaltiges, einfühlsames Buch, welches durch den mutmaßlichen Mordfall zusätzlich an Spannung gewinnt.

Ich hoffe sehr, dass Delia Owens noch weitere Bücher schreibt, auch wenn sie bereits nicht mehr die Jüngste ist. Sie hat eine große literarische Stimme.

Veröffentlicht am 29.08.2019

Die Natur ist ein Teil von uns...

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Die Leseprobe zum Buch war so genial, dass ich es einfach lesen musste. Und meine Erwartungen wurden sogar noch übertroffen.

In der Geschichte geht es um Kya Clark und ihre Familie, die abgeschieden im ...

Die Leseprobe zum Buch war so genial, dass ich es einfach lesen musste. Und meine Erwartungen wurden sogar noch übertroffen.

In der Geschichte geht es um Kya Clark und ihre Familie, die abgeschieden im Sumpfland der Region leben, immer von der Hand in den Mund. Irgendwann ist Kya gänzlich allein, von allen verlassen. Wird sie als Kind in der Lage sein dies zu meistern? Was für Auswirkungen hat dies auf ihr späteres Leben?

Zunächst einmal muss ich gestehen, dass ich sehr lange für diesen Roman gebraucht habe. Dies lag aber nicht an der Qualität der Geschichte, sondern schlichtweg weil das Thema so ernst ist, dass man nicht fröhlich innerhalb weniger Tage liest.

Kya hatte ich bereits nach den ersten Seiten bildlich vor Augen und es tat mir in der Seele weh wie sie vernachlässigt wird. Für mich grenzte es an ein Wunder, dass jemand sich noch so positiv entwickeln kann. Ihre Kindheit las sich äußerst interessant, wenn auch viele Passagen bei mir auf die Stimmung gedrückt haben, weil einiges echt tragisch ist. Ich kann mir als Erwachsene schon nicht vorstellen wie es ist, wenn die eigene Mutter von heute auf morgen spurlos verschwunden ist. Wie soll das da erst für ein Kind sein? Und nicht lesen zu können, das ist für mich unvorstellbar. Ich habe Kya jedenfalls sofort in mein Herz geschlossen und mit ihr gelitten.

Mir hat gut gefallen, dass das Augenmerk mehr auf Kya lag und nicht auf dem Mordfall. Dieser wird am Rande immer wieder erwähnt mit allen Ermittlungen und erst zum Ende hin fügt sich wie der Fall mit dem Leben von Kya in Verbindung steht.

Die große Kunst der Autorin hier war ganz klar aufzuzeigen was Vorurteile und Gerüchte für einen Einfluss auf das Leben der Menschen hat. Nichts ist wie es auf dem ersten Blick erscheint.

Ebenfalls sehr gelungen empfand ich die Beschreibungen von Natur und Tieren, was für mich etwas sehr idyllisches hatte. Eigentlich nicht unbedingt das schlechteste Leben, wenn man so wie Kya im Einklang mit der Natur lebt.

Das Ende hatte ich mir so gewünscht und auch bekommen, von daher bin ich mit der Lektüre überaus zufrieden.

Fazit: Ein Roman, dessen Geschichte mir lange im Kopf bleiben wird, da sie mich sehr berührt hat. Gern spreche ich eine Leseempfehlung aus. Klasse!

Veröffentlicht am 26.08.2019

Ein großer amerikanischer Roman

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In ihrem Debütroman befördert Delia Owens den Leser nicht nur in die Vergangenheit (die 1950er bzw -60er Jahre), sondern auch in eine geo-topografische Zone, die den meisten fremd sein dürfte: ...


In ihrem Debütroman befördert Delia Owens den Leser nicht nur in die Vergangenheit (die 1950er bzw -60er Jahre), sondern auch in eine geo-topografische Zone, die den meisten fremd sein dürfte: das Marschland an der Küste North Carolinas - wo Land und Meer ineinander übergehen, dort spielt sich Kyas Geschichte ab.

Auf den ersten Blick ist das Buch rau wie die Naturgewalten. Es beginnt mit dem Auffinden einer Leiche im Prolog und dem harten Alltag des Mädchens Kya in den Sümpfen, die bereits mit sieben Jahren zur Eremitin und absoluten Außenseiterin wird. Verlassen von Mutter und Geschwistern, der Willkür des gewalttätigen Vaters ausgeliefert, als "Sumpfgesindel" von den Dorfbewohnern abgestempelt - eine "Nell" 2.0 gewissermaßen. Man hat als Leser pures Mitleid mit der zunächst Siebenjährigen.

Im Kontrast zur Handlung steht allerdings von Anfang ab die poetische Prosa bzw. der unglaublich zarte, vorsichtig-zurückhaltende Erzählton, vor allem in den malerischen Naturbeschreibungen. Dieser Ton scheint die Geschichte wie ein Rettungsnetz zu überlagern, um sie gleichsam davor zu schützen in den Verdacht zu geraten, ein banaler Justizkrimi mit Lokalkolorit und einer vom Südstaaten-Slang der Figuren geprägten Dialoge zu sein.

Nein, ein einfacher Whodunit-Krimi ist es nicht, der hier auf zwei Zeitebenen - ab 1952 (Kyas Kindheit und Heranwachsen) und 1969 (nach dem Mord, später gibt es noch einen Ausblick in die Zukunft) - erzählt wird, es gibt zunächst kaum offensichtliche Spannungselemente, der Mord spielt erstmal eine Nebenrolle.

Ganz langsam baut sich diese Coming-of-Age-Geschichte auf, in der wir erfahren wie das "arme", isolierte Mädchen Kya und der "reiche", privilegierte Junge Chase zu Opfern (und/oder Tätern) wurden - jede/r auf seine bzw ihre Art. Hier wird mit dem alten literarischen Antagonismus männliches versus weibliches Prinzip gespielt, schon bei Goethe ein beliebtes literarisches Motiv und aktueller denn je. Kya (deren eigentlicher Name Catherine Danielle Clark lautet) steht für die ewig weibliche "Mutter" Natur, das Ursprünglich-Echte, wohingegen der Mann Chase Andrews für die entfremdete Kultur der modernen Welt steht, den Menschen in seiner von der Natur abgewandten Differenziertheit, der aber im tiefsten Inneren, so interpretiert es die Naturforscherin Kya, seinen tierischen Trieben folgt (Frauen sind für ihn Trophäen, er jagt um des Jagens willen, den Frauen und auch dem Glück hinterher). Diese Diskrepanz führt dazu, dass er Kya gleichsam anzieht und gleichzeitig aufgrund ihrer Außenseiterposition in der Gesellschaft, abstößt.
Kya hingegen geht völlig in der Natur auf, sie ist eins mit ihr. Alle Versuche, ihr die erzwungene Kultur der sich von allem Natürlichen entfremdeten Gesellschaft, in der Frauen unpraktische Kleidung und Stöckelschuhe tragen, aufzudrücken, schlagen fehl. Vorurteile, Rassentrennung, der schnöde Mammon, bigotte Religion, Unechtheit (die Natur ist dort eine Fake-Natur aus Farbe und Plastik, nur eine Chimäre und wird, wo es geht, zurückgedrängt um gleichförmige Häuser zu bauen) prägen diese moderne, ach so kultivierte Welt, in der Kya nicht sein möchte und mit der sie doch immer wieder auf negative Weise konfrontiert wird, mit der sie sich auseinandersetzen muss und von der sie teilweise auch angezogen wird. Kya sieht die menschliche Gesellschaft zunehmend mit der Brille der Naturforscherin und weiß, dass alles künstliche Verhalten die eigentlich natürlichen Instinkte und Triebe des Tieres Mensch nur übertünchen und nicht ausrotten kann.

Dann ist da noch Tate, der Dritte im Bunde, der die Dreiecksbeziehung komplettiert. Er verkörpert die positiven Seiten der Kultur, allen voran Bildung und Wissen. Tate verhilft Kya zu sich selbst zu finden, zu Autonomie und Emanzipation. Er ist der Geradlinige, der Gute, doch auch er ist zunächst ganz modern zerrissen zwischen Gefühl und Verstand und den Möglichkeiten, die sich ihm bieten, seine Rolle als (gebildeter) Mann in einer von Männern dominierten Welt zu erfüllen und seine Bestimmung zu finden. Ist Kya seine Bestimmung?

Der Roman ist nicht zuletzt ein "Ökoroman". Das Ökosystem Marsch, das Kyas Heimat und Forschungsgegenstand ist, spielt die zentrale Rolle, ist der eigentliche Protagonist. Was für die meisten Menschen dreckiges Brachland ist, ist Kyas Lebenselixir und Heimat. Das Überleben des Systems Marsch ist schicksalhaft für das "Marschmädchen", das eigentlich eine Marschforscherin ist. Delia Owens, die selbst studierte Biologin ist, beschreibt diese Natur so wunderbar, dass man darüber nicht viele Worte verlieren muss.

Gute Literatur regt zum Nachdenken an und lässt den Leser nicht unbeeindruckt zurück, spielt mit immer gültigen Menschheitsthemen und ist doch aktuell. Ich würde sagen, dieser komplexe Roman schafft das, in all seinen Facetten.

Ich brauchte dennoch mehrere Anläufe und es fiel mir anfangs schwer, mich auf die Geschichte und ihre scheinbar ausweglose Trostlosigkeit einzulassen. Sehr langsam, aber umso intensiver konnte ich mich schließlich ganz in die doch an vielen Stellen traurige Erzählung vertiefen. Nicht nur, aber auch dank der metaphorischen Lichtblicke (wie den Lutscher am Boden der Plastiktüte, die Federn im Baumstumpf, die Möwen auf Kyas Füßen, die Wiesen voller Schneegänse in Kyas Gedanken, etc.), die das Buch erhellen wie vereinzelte Sterne das dunkle Marschland, wie die Hand, die einen letztendlich doch aus dem Sumpf zieht.

Das Ende und die Auflösung des Falls haben mich etwas irritiert, wenn auch überrascht. Leider driftet die Autorin mit diesem Ende etwas zu sehr ins Kitschige, Unglaubwürdige ab, was dem Gesamtbild aber dennoch keinen Abbruch tut.
Ein schöner, ein besonderer, ein nicht alltäglicher Roman. Traurig und doch versöhnlich.