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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Claassen
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 272
  • Ersterscheinung: 27.07.2023
  • ISBN: 9783546100311
Jem Calder

Belohnungssystem

»Ein zärtlicher Chronist des digitalen Zeitalters« The Guardian
Jan Schönherr (Übersetzer)

»Wann haben Sie zum letzten Mal eine komplette Shortstory gelesen, ohne zwischendurch einen Blick auf Ihr Handy zu werfen; Ihre Feeds zu checken?«

Julia beginnt einen neuen Job als Köchin in einem paneuropäischen Restaurant. Und eine Affäre mit ihrem Chef.
Nick möchte aufhören zu trinken und anfangen zu schreiben. Stattdessen zieht er zurück zu seinen Eltern.
Sechs Männer sitzen in einem Konferenzraum ihre Arbeitszeit ab. Und ein Algorithmus vernetzt User mit Userin, bis ihre Verbindung wortlos abbricht.
Jem Calder erzählt von Suchmaschinen- und Selbstoptimierung, von Onlinedating und Suchtverhalten, von Isolation und Gentrifizierung – von in ewiger Gegenwart gestrandeten Figuren auf der Suche nach einer passenden Lebensform. Indem er uns in ihre Wahrnehmung der Wirklichkeit eintauchen lässt, zeigt Jem Calder, wie eine Literatur der Hyperkonnektivität aussehen kann. So szenisch, intelligent und präzise wurde unser digitales Zeitalter noch nicht erfasst.

»Ein belebendes und wunderschönes Buch von einem außergewöhnlich talentierten Autor. Beim Lesen dieser Erzählungen habe ich angefangen, neu und anders über die Gegenwart zu denken.« Sally Rooney

»Mit einem unheimlichen Gespür für Sprache und subtilen Witz betrachtet Calder die neurotischen Verhaltensmuster des durchalgorithmisierten Individuums. Die Genauigkeit seiner Beobachtungen tröstet über die Erkenntnis hinweg, dass Ablenkung von Traurigkeit nicht dasselbe ist wie Glück.« Samira El Ouassil

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.08.2023

Literarisch interessant, inhaltlich etwas unverbindlich

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Du liest diesen Beitrag vermutlich auf deinem Smartphone. Bist du viel online? Würdest du sagen, du hast deinen digitalen Konsum im Griff?
Wie überschneiden sich deine virtuellen und analogen Verbindungen ...

Du liest diesen Beitrag vermutlich auf deinem Smartphone. Bist du viel online? Würdest du sagen, du hast deinen digitalen Konsum im Griff?
Wie überschneiden sich deine virtuellen und analogen Verbindungen und Beziehungen?

Nicht nur bei mir sind diese Fragen mittlerweile Bestandteil und tägliche Überlegungen meines Leben geworden, sondern unser ganzes Zeitalter und unser Zusammenleben ist geprägt von Digitalisierung und Algorythmen.
Jem Calder hat diese Themen zum Inhalt seines ersten und bereits viel gelobten Romans gemacht.

Allein der Roman selbst spiegelt in seiner Form schon die Hyperkonnektivität (das Wort ist dem Klappentext entnommen) unserer Zeit wieder. Der Aufbau ist durchbrochen und erinnert mit seinen unabhängigen Einschüben an Kurzgeschichten. Es ist ein roter Faden erkennbar, ich sehe die bekannten Figuren im nächsten Kapitel plötzlich als Nebenfigur aus einer ganz anderen Perspektive.

Bestimmt der Kontext, wie ich von andern gesehen werden? Habe ich digital mehr Einfluß auf meine Außenwirkung?

Der britische Autor Jem Calder analysiert in seinem Text viele Aspekte, die mich im Zusammenhang mit digitalen Medien beschäfftigen. Besonders mochte ich den Abschnitt über die beiden User*innen beim Onlinedating.

„Mehrmals ging sie in Gedanken ihre Gesamtstrategie durch, die darin bestand, dem User eine hübsche, übertrieben unbeschwerte Light-Version von sich zu präsentieren; ein menschenförmiges Set attraktiver Gesten und Reaktionen, dessen Umriss sie dann später, nach und nach, mit Elementen ihrer wirklichen Persönlichkeit befüllen könnte.“

Ich fand, hier arbeitet Calder das, was ich als sein Hauptthema zu erkennen glaube, am deutlichsten heraus.
Diesen Widerspruch, dass ich online zwar schneller mit anderen Menschen in Kontakt treten kann, die Verbindungen aber letztendlich oft beliebig und unverbindlich bleiben. Ich sehe eine große Einsamkeit seiner Figuren und einen großen Wunsch nach wahrer und tiefgehender Verbindung.
Sie sind alle connected aber doch isoliert.

Ich bin gerne in diesen Roman eingetaucht und habe mich an Calders facettenreicher Erzählform erfreut. Dennoch, in einigen Abschnitten ist der Funke bei mir nicht übergesprungen. Calders Roman selbst bleibt mir zu unverbindlich, oder besser: Emotional nicht verfügbar.
Auch wenn mein eigenes Leben immens von der digitalen Welt beeinflusst wird, stehe ich doch an einem ganz anderen Punkt in meinem Leben, an dem viele der von Calders aufgegriffenen Aspekte (noch) nicht (mehr) im Vordergrund stehen.

Wäre der Roman vielleicht für dich ein Match?

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Veröffentlicht am 19.08.2023

Nebulös

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Julia erhält nach einigen Probearbeiten die Stelle als Köchin in einem gehobenen Lokal, verliebt sich in den dortigen Chef, der fast doppelt so alt ist wie sie. Ihr Ex-Freund Nick kann sich als Werbetexter ...

Julia erhält nach einigen Probearbeiten die Stelle als Köchin in einem gehobenen Lokal, verliebt sich in den dortigen Chef, der fast doppelt so alt ist wie sie. Ihr Ex-Freund Nick kann sich als Werbetexter nicht so recht etablieren und zieht mit 27 wieder zu seinen Eltern. Das Leben und Lieben der Millennials aus unterschiedlichen Perspektiven.

Als Erstes ins Auge fällt das stilisierte Symbol, das sich bei Internetrecherchen im Kreis dreht und hier jeder einzelnen Geschichte vorangestellt ist. Anders als bei der online-Suche, findet man hier weniger oft Erwartetes und Hilfreiches. Jem Calders Schreibstil ist sehr gewöhnungsbedürftig, wirft dem Leser teils umständlich formulierte, in sich verstrickte Satzkonstruktionen hin, dafür sind Kapitel, oder eher Abschnitte, oft auf extreme Kürze reduziert. Anfangs lernt man Julia kennen, eine junge, engagierte Köchin, die ihren Platz sucht, aber keine eigene Identität aufbaut, sondern ihre Vorgängerin nachahmt. Mit Ellery, ihrem Chef, beginnt sie eine unverbindliche Affäre, die aber ebenso wie alles andere in diesem Buch, nicht tiefgründig und nicht von Dauer ist. In weiteren kurzen Geschichten geht es um andere Figuren, Julia taucht als Nebenrolle wieder auf. Das Leben spielt sich ab auf Partys, mit verschwommenen, trotzdem abstoßenden Bettszenen und Drogenkonsumenten, die später an die Glaswand einer Busstation kotzen. Oder in tristen Büros, wo man nur noch Zeit absitzt und wartet. Hoffnungslos.

Ist das das Bild der jungen Menschen von heute, welches Jem Calder hier zeichnet? Identität und soziales Leben in Abhängigkeit von Internet und schnell veränderbaren Einblicken über digitale Plattformen, algorithmusgesteuerte Dating-Apps? Belohnungssystem folgt keiner Handlung im klassischen Sinn, einen gewissen roten Faden über zwischenmenschliche Beziehungen und die (Un)Möglichkeit, individuelle Handlungen zu setzten, scheint es aber doch zu geben. Trennt oder verbindet die virtuelle Welt?

Sämtliche Figuren in diesen aneinandergereihten Episoden bleiben ebenso verwaschen wie das bunte Gesicht am Titelbild. Nebulöse Zeilen, rasch wechselnde Szenen, oftmals gekürzt auf Momentaufnahmen, so präsentiert sich dieses Buch, welches mich leider in keiner Weise ansprechen kann. Für mich war das Lesen nicht „nice“, sondern eher anstrengend. Immer wieder neugierig auf Neues, gehöre ich wohl doch nicht zur Zielgruppe dieses Experiments, welches hier geboten wird, nämlich „neue Namen und Themen zumuten“, wie es Claassen wichtig ist (Quelle: amazon). Auch wenn ich diesmal noch nicht so recht weiß, was ich mit dem Gelesenen anfangen soll, so ist es trotz allem wichtig, dass jede Art von Literatur einen Platz findet und in ihrer Vielfalt präsentiert wird. Bestimmt wird auch „Belohnungssystem“ begeisterte Leser finden!


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