Cover-Bild Kalmann
Band 1 der Reihe "Kalmann"
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14,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Diogenes
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 352
  • Ersterscheinung: 27.04.2022
  • ISBN: 9783257246445
Joachim B. Schmidt

Kalmann

Er ist der selbsternannte Sheriff von Raufarhöfn. Er hat alles im Griff. Doch in Kalmanns Kopf laufen die Räder manchmal rückwärts. Als er eines Winters eine Blutlache im Schnee entdeckt, überrollen ihn die Ereignisse. Mit seiner naiven Weisheit und dem Mut des reinen Herzens wendet er alles zum Guten. Kein Grund zur Sorge.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.04.2023

Eine gelungene andere Perspektive

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Kalmann ist ein ganz besonderer Held und von so liebenswerter Einfältigkeit, dass man ihn einfach mögen muss. Man lernt, seine überschaubare Welt aus seinen Augen zu betrachten – denn in seinem Kopf laufen ...

Kalmann ist ein ganz besonderer Held und von so liebenswerter Einfältigkeit, dass man ihn einfach mögen muss. Man lernt, seine überschaubare Welt aus seinen Augen zu betrachten – denn in seinem Kopf laufen die Räder manchmal rückwärts. Und das weiß er, also »kein Grund zur Sorge«.
In dem kleinen isländischen Dörfchen Raufarhöfn läuft auch einiges rückwärts, zum Beispiel die Einwohnerzahlen und die Fischfangquoten. Doch die restlichen Bewohner arrangieren mit dem harten Leben kurz vor dem Polarkreis. Das plötzliche Verschwinden des einzigen Hoteliers bringt etwas Aufregung in die Dorfgemeinschaft, denn es könnte verheerende Folgen für den Ort haben, da ihm auch die letzte Fangquote gehörte und er einen Plan hatte, Touristen in Islands Einöde zu locken. Und ausgerechnet Kalmann entdeckt die Blutlache. Das wird seinen beschaulichen Alltag gehörig durcheinanderbringen. Denn er will, dass alles seinen routinierten Gang geht. Na ja, eine Frau will er eigentlich auch noch.
Schmidt erzählt uns die Geschichte aus der Perspektive von Kalmann (34), dessen Weltsicht eine kindlich naive ist und doch von so einer bestechenden Logik. Alles, was er weiß, weiß er von seinem Großvater, bei dem er aufwuchs und der jetzt mit Demenz in einem Altenheim lebt. Ihm verdankt es Kalmann, dass er ein recht eigenständiges Leben führen kann, denn er ist leidenschaftlicher Haifischfänger und stellt den besten Gammelhai in der Gegend her. Kalmann wurde als Kind gemobbt, wird heute noch von den Bewohnern belächelt oder auch beschimpft, aber man akzeptiert ihn so wie er ist. Und er ist selbsternannter Sheriff des Dorfs, läuft nie ohne Cowboyhut, Sheriffstern und Mauser umher. Wenn man über ihn lacht, lacht er am liebsten mit – soviel hat er verstanden, dann fühlt er sich besser.

Aber Kalmann ist auch ein unzuverlässiger Erzähler, der manches durcheinanderbringt, ab und zu was vergisst und sich von seinen abschweifenden Gedanken leiten lässt. Für uns Leser macht es das nicht immer einfach, weil man sich ständig fragt, was er tatsächlich über das Verschwinden McKenzies weiß.
Wie anders Kalmann ist, kann man als Leser durchweg miterleben und spüren, denn Schmidt hat es sprachlich brillant umgesetzt. Es fühlte sich tatsächlich so an, als würde Kalmann denken und seine simple Logik brachte mich oft zum Schmunzeln. Doch er hat auch seine Schattenseiten, ist manchmal unwirsch, kann ziemlich heftig ausrasten und schreckt nicht davor zurück, sich und andere zu verletzen, wenn etwas nicht seinen Vorstellungen entspricht. Schmidt zeigt auch, wie viel Einfühlungsvermögen es bedarf, Kalmann so zu nehmen, wie er ist, gerade für Außenstehende wie die Polizistin Birna, die nicht sicher scheint, ob er nur ein Zeuge ist.

Die Geschichte spielt vor der wunderschönen Kulisse Islands, seiner überwältigenden Landschaft, der Ruhe und Gemächlichkeit der Abgeschiedenheit. Das alles schildert Schmidt so eindrucksvoll bildhaft, dass ich verstehe, weshalb der Schweizer Island zu seiner Wahlheimat gemacht hat. Er zeigt uns aber auch genauso eindringlich die Schattenseiten der abgelegenen Gegenden Islands, in denen die Menschen kaum noch eine Zukunft haben. Wohlgemerkt alles durch Kalmanns Augen, denn sogar der hat kapiert, das manch eine Entscheidung, die im entfernten Reykjavík getroffen wird, nicht zum Wohle aller ist.
Ein sehr außergewöhnliches Buch, das durch die einzigartige Perspektive besticht, ruhig und schnörkellos erzählt wird, mich sehr berührt hat und für das ich eine unbedingte Leseempfehlung aussprechen möchte.

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Veröffentlicht am 11.11.2022

Lesegenuss von der ersten bis zur letzten Seite und ein richtiges Highlight!

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Beschreibung

Kalmann Óðinsson ist der selbsternannte Sheriff des beschaulichen isländischen 175-Seelen-Dorfs Raufarhöfn und geht mit seiner ganz eigenen Wahrnehmung durchs Leben, denn er ist ein ganz ...

Beschreibung

Kalmann Óðinsson ist der selbsternannte Sheriff des beschaulichen isländischen 175-Seelen-Dorfs Raufarhöfn und geht mit seiner ganz eigenen Wahrnehmung durchs Leben, denn er ist ein ganz besonderer Mensch. Eigentlich ist Kalmann Haifischfänger und Jäger und sein Gammelhai zählt zu den Besten, doch als er eines Tages eine große Blutlache im Schnee entdeckt und der idyllische Ort von Journalisten überschwemmt wird, ändert sich alles.

Von seinem Großvater hat Kalmann einst alles gelernt, was er wissen muss, doch nun ist er schon seit einiger Zeit im Pflegeheim und Kalmann ist auf sich alleine gestellt, während sich das Leben in Raufarhöfn verändert und immer mehr Menschen wegziehen, da es nicht genügend Arbeit gibt, kaum Touristen kommen und der Frischfang strengen Quoten unterliegt. Róbert MacKenzie, ›Der König von Raufarhöfn‹, der als einziger das sinkende Schiff noch retten kann, ist verschwunden und Kalmann kann als einziger Licht in den Fall bringen…

Meine Meinung

Mit seinem Roman »Kalmann« hat Joachim B. Schmidt einen Volltreffer bei mir gelandet und direkt für mein erstes Lesehighlight in 2022 gesorgt.

Die Mischung aus Krimi und Gegenwartsliteratur besticht mit einem herausragenden Titelhelden, der sich durch seine Individualität und seiner vermeintlichen geistigen Eingeschränktheit auszeichnet. Doch Kalmann ist gewiss kein Dummkopf und hat mehr als nur Fischsuppe in der Birne, denn er hat ein ausgezeichnetes geografisches Gedächtnis und ist ein guter Haifischfänger, der das Wissen seines Großvaters aufgesogen hat. Also…

»Kein Grund zur Sorge.«

Der Roman wird aus Kalmanns Perspektive erzählt, die durch eine kindliche Wahrnehmung geprägt ist und von Joachim B. Schmidt mit jeder Menge Einfühlsamkeit, Weisheit und naiver Klarheit auf den Punkt gebracht wird.

Für Kalmann sind Kontiunität und ein festes Umfeld im kleinen isländishen Dorf Raufarhöfn wichtiger Bestandteil. Doch als Róbert McKenzie, der ›König von Raufarhöfn‹, vermisst wird und Kalmann als Entdecker einer großen Blutlache in den Vordergrund der Ermittlungen rückt, ändert sich für den feinfühligen Mann alles und seine kleine Welt steht Kopf.

Ich fand es unheimlich spannend, die Welt durch die Augen Kalmanns zu betrachten und gerade seine wahrhaftigen Empfindungen machen dieses Buch zu einer Geschichte, die zu Tränen rührt und direkt ins Herz geht.

Fazit

Ein gehandicapter Titelheld begeistert mit seiner naiven Weisheit vor isländischer Kulisse und einem mitreisenden Mordfall, der das dörfliche Leben auf den Kopf stellt. Lesegenuss von der ersten bis zur letzten Seite und ein richtiges Highlight!

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 03.03.2022

Veröffentlicht am 12.08.2022

Besonderer Erzählstil, tolle Charaktere

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Toller Erzählstil, außergewöhnliche Geschichte. Ein Stück Island mit einem tollen Humor an den richtigen Stellen. Besonders die Charaktere haben es mir angetan.

Toller Erzählstil, außergewöhnliche Geschichte. Ein Stück Island mit einem tollen Humor an den richtigen Stellen. Besonders die Charaktere haben es mir angetan.

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Veröffentlicht am 05.06.2023

Mal ganz etwas anderes

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In diesem Roman, der in Ansätzen auch ein Krimi ist, da es unter anderem um die Suche nach einer vermissten Person geht, die allem Anschein nach zu Tode gekommen ist, begeben wir uns als Leser nach Island. ...

In diesem Roman, der in Ansätzen auch ein Krimi ist, da es unter anderem um die Suche nach einer vermissten Person geht, die allem Anschein nach zu Tode gekommen ist, begeben wir uns als Leser nach Island. Der Protagonist dieser Geschichte, aus dessen Sicht die Geschehnisse berichtet werden, ist Kalmann. Wenn man im Klappentext liest, dass bei ihm die Rädchen manchmal rückwärts laufen, ahnt man schon, dass Kalmann ein ungewöhnlicher Protagonist ist. Und in der Tat, der 34Jährige, dessen Krankheit nie genannt wird, hat eine Lernbehinderung und ein sehr kindliches, naives Gemüt. In dem kleinen Dorf, in dem er wohnt, nimmt man ihn nicht immer ernst, aber er hat dennoch einen festen Platz in der kleinen Gemeinschaft. Man schätzt ihn als Jäger, und nur er und sein Großvater, von dem er viel gelernt hat, sind in der Lage einen exzellenten Gammelhai zuzubereiten. Dafür wird der Hai, von dem es früher viel mehr in der Bucht gab natürlich mit viel Aufwand von ihm gefangen, zerlegt und präpariert.

Außerdem spricht man von ihm als dem Sheriff von Raufarhöfn. Von seinem amerikanischen Vater hat er eine antike Schusswaffe geerbt. Einen Cowboyhut und einen Sheriffstern komplettieren sein Outfit in dem er durch sein Heimatdorf streift. Auf einem seiner Jagdausflüge entdeckt er eine große Menge Blut und meldet seinen Fund. Von da an ist das Leben in Raufarhöfn auf den Kopf gestellt. Sogar die Presse drängt auf Interviews mit ihm.

Auch wenn man das Ende der Geschichte ein klein wenig erahnt, hat es mir zumindest großen Spaß gemacht mehr über Island zu erfahren und in Kalmann‘s Gedankenwelt einzutauchen. Neben dem Kriminalfall werden noch viele andere Themen angesprochen z.B Überfischung und Fangquoten. Es war mal etwas ganz anderes, ein ruhiges Buch ohne große Spannungsmomente, dass durch einen sehr besonderen Protagonisten besticht und den Lesenden in einen tolles Land mitnimmt.

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