Das Positive zuerst: Den Roman hatte ich in weniger als 1 Woche ausgelesen, man kann ihn flugs 'runterlesen.
Die Optik des Buches ist auch OK.
ABER: Jojo Moyes Roman konnte mich leider nicht begeistern. Meines Erachtens ist ihr Roman sehr stark vom frz. Filmhit "Intouchables" inspiriert.
Ich habe das Buch gelesen und den Film gesehen. Wie Driss/Abdel ist Lou aus sozial schwachen Verhältnissen, wie Phillippe Pozzo di Borgho ist Will ein Upper -Class -Sprössling, der bereits in jungen Jahren Karriere gemacht hat, eine Firma leitet, wie Phillippe ist Will sportbegeistert, kultiviert, er ist garstig zu Lou wie Phillippe es zu Driss ist... das müssten schon sehr viele Zufälle sein . Es ist das Gleiche in grün, imho. Natürlich entwickelt sich das Ganze dann anders, aber erst im letzten Drittel des Buches. Aber das "Grundgerüst" ist mehr als ähnlich - mangelnde Originalitaet. Wirklich innovativ wäre es gewesen,mal einen Roman über einen nicht so reichen Tetraplegiker zu schreiben, der sich vllt noch mit der Finanzierung, Pflegedienst, Pflegestufe herumschlagen muss, zusätzlich zu den gesundheitlichen Problemen.
Auch finde ich es von der Autorin stilistisch unelegant, explizit auf "Pygmalion" bzw "My Fair Lady" zu verweisen; es ist sowieso ersichtlich und in diesem Sinne fast ein Pleonasmus.
Die Figuren sind auch nicht gut ausgearbeitet - Lous Familie ist das wandelnde working-class-Klischee (nebst ungewollter Schwangerschaft Katrinas), Wills Familie ein upper class -Klischee.
Auch fand ich Lous Entwicklung nicht glaubhaft. Sie verhält sich unverantwortlich, als sie einmal 2 Tage lang nicht den Kathether wechselt. Überhaupt dieser Strang - Will erklärt der Frau die Welt und sie wird durch ihn ein anderer Mensch...ihr Missbrauch ist nach ein paar weisen Worten Wills sogleich verarbeitet... das ist alles so flach.
Lou zieht sich nicht flippig an, weil sie es mag, sondern um das Interesse von Männern nicht zu erregen und weil sie denkt, etwas Farbe in ihr Kleinstadtleben zu bringen. Ihr Freund ist ein tumber Sportler (hint: Gegenentwurf).
Als dann endlich die angekündigte Liebesgeschichte beginnt, ist es schlimmster Kitsch. Sorry. Man fliegt nach Mauritius und überhaupt ist alles ein Traum in weiss und blau.
Ich dachte - was soll das sein, "Salz auf unserer Haut" ?
Aber es kommt, wie es kommen muss.... und Lou wird zur Kunststudentin, die mit Stipendium (natürlich) und Erbschaft in Paris sitzt.
Es hat mich sehr verwundert und auch gestört, dass die Autorin so sehr in Richtung pro Sterbehilfe argumentiert, als wolle sie ein Tabu brechen, das keines mehr ist. Immer wieder beschwört sie die Ausweglosigkeit von Wills Situation, alle Probleme.
Mir war das zu einseitig und vieles fand ich sehr oberflächlich dargestellt.
Fazit: Don't believe the hype. Mich konnte der Roman leider nicht überzeugen.