Vorhersehbar & bereits zigfach erzählt
Ich kann mir vorstellen, dass viele am liebsten laut aufschreien würden, wenn sie die niedrige Bewertung sehen, die ich "Cinder & Ella" vergeben haben. Das Buch hat sich kurz nach seinem Erscheinungstermin ...
Ich kann mir vorstellen, dass viele am liebsten laut aufschreien würden, wenn sie die niedrige Bewertung sehen, die ich "Cinder & Ella" vergeben haben. Das Buch hat sich kurz nach seinem Erscheinungstermin grosser Beliebtheit erfreut und es ist eines der Bücher, durch deren Hype ich überhaupt erst auf das Buch aufmerksam geworden bin. Ich mag (moderne) Retellings von Märchen sehr, deshalb bin ich eigentlich davon ausgegangen, dass mich diese Geschichte verzaubern würde. Das tat sie leider überhaupt nicht.
Zum Inhalt kann ich eigentlich gar nicht so viel mehr verraten, als in der offiziellen Inhaltsangabe steht. Denn that's it. Mehr passiert nicht. Während der Anfang noch hochemotional ist und Ellas Leidensweg nach ihrem Unfall in Groben Zügen erläutert wird, konnte ich nach diesen Ereignissen keinen emotionalen Zugang zum weiteren Handlungsverlauf finden. Hinzu kommt, dass der moderne Cinderella Plot schon zigfach auf ähnliche Weise erzählt wurde und "Cinder & Ella" kaum Neues bietet - na ja, vielleicht bis auf den Umstand, dass es sich in diesem Buch um "Rich Kids" handelt, mit denen ich mich als Leserin überhaupt nicht identifizieren kann. Während Ella nach ihrem Autounfall und dem Tod ihrer Mutter nichts dafür kann, dass sie zu ihrem reichen Vater, dessen neue Ehefrau und den zwei gemeinsamen Stieftöchtern in die Hollywood Hills ziehen muss, konnte ich demgegenüber Brians Gejammer leider überhaupt nicht nachvollziehen. Brian ist der Schauspieler, der hinter dem Pseudonym von Cinder steckt. Zu Beginn der Geschichte beschwert er sich beispielsweise über sein achso schlimmes Schicksal, gut auszusehen, was bei mir statt Mitleid, nur ein Augenrollen verursacht hat.
Die Chatverläufe zwischen Ella und Cinder konnten mich leider auch überhaupt nicht begeistern, denn meistens unterhalten sie sich bloss über eine fiktive Fantasy-Reihe, die (ausgerechnet mit Brian in der Hauptrolle) verfilmt werden soll. Das mag für die beiden Charaktere, die grosse Fans der Reihe sind, interessant sein, aber mich hat das Gerede leider nur gelangweilt, denn dadurch, dass die Bücher nicht in der Realität existieren, konnte ich mit den Debatten, die Ella und Cinder über die Buchcharaktere geführt haben, überhaupt nichts anfangen.
Natürlich hofft man, wie in jedem anderen, ähnlichen Cinderella-Retelling, dass sich die beiden Charaktere irgendwann in Echt sehen. Bei "Cinder & Ella" muss man dafür aber erst einmal zwei Drittel des Buches lesen, damit es endlich zu einem richtigen Treffen kommt. Das hat mir einfach zu lange gedauert, besonders deshalb, weil zuvor eigentlich gar nicht so viel passiert, dass mich bei der Stange hätte halten können.
Während Ella durch ihre Erlebnisse einige Sympathiepunkte und vor allem mein Mitgefühl für sich gewinnen konnte, blieb mir Brian bis zuletzt unsympathisch. Das lag aber nicht unbedingt an seinem Charakter, sondern vor allem an der Situation, in der er sich befunden hat. Er wird von seiner Schauspielkollegin Kaylee mit einer total absurden Begründung erpresst und muss der Welt deshalb vorgaukeln, dass er eine Beziehung mit ihr führt. Ansonsten droht sie ihm damit, seinen Ruf zu zerstören. Dieses Drama fand ich so künstlich und unglaubwürdig, dass ich Brians Kapitel nur noch überflogen habe.
Bis zum Ende war ich so genervt, dass ich den Schlussteil nur noch quer gelesen habe. Es war ja ohnehin von Seite 1 klar, wie es ausgehen wird.
Fazit:
Eine moderne Adaption von Cinderella, die auf ähnliche Weise in anderen Büchern und Filme bereits zigfach erzählt wurde. Leider bietet "Cinder & Ella" hierbei nichts Neues, vielleicht abgesehen davon, dass die Handlung in einem reichen Milieu spielt, mit dem ich mich überhaupt nicht identifizieren konnte. Vielleicht habe ich ein Herz aus Stein, aber ich habe mir von der Geschichte nach all dem Hype deutlich mehr erhofft. Mich konnten weder die vorhersehbare klischeehafte Handlung, noch die Charaktere emotional erreichen. Für mich leider eine grosse Enttäuschung. Mehr als 2 Sterne kann ich dafür nicht vergeben.