Cover-Bild Wie der Wind und das Meer
19,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Blanvalet
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 512
  • Ersterscheinung: 18.09.2017
  • ISBN: 9783764505776
Lilli Beck

Wie der Wind und das Meer

Roman
»Halt dein Gesicht in den Regen, jeder Tropfen ist ein Kuss von mir ...«

München, April 1945. Nach einem verheerenden Fliegerangriff irrt der elfjährige Paul mit einem Koffer durch die Trümmerlandschaft. Auf der Suche nach einem Versteck trifft er auf ein kleines Mädchen. Sie heißt Sarah, hat wie er ihre Familie verloren – und sieht Pauls Schwester verblüffend ähnlich. Um in der verwüsteten Stadt nicht allein zu sein und von den Behörden nicht getrennt zu werden, schließen Paul und Sarah einen Pakt: Von nun an werden sie sich als Geschwister ausgeben. Ihr Plan geht auf. Doch wie hätten sie ahnen können, dass Jahre später ihre Notlüge ihr Verhängnis werden würde – und dass sie sich würden verstecken müssen, um sich lieben zu dürfen …

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.11.2017

Die Charaktere konnte mich nicht wirklich überzeugen

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Romane in denen der Krieg und die Nachkriegszeit eine Rolle spielen gab es in diesem Jahr einige. Selber las ich auch schon ein paar. Gefallen haben sie mir alle auf ihre eigene Art, wenn man es denn so ...

Romane in denen der Krieg und die Nachkriegszeit eine Rolle spielen gab es in diesem Jahr einige. Selber las ich auch schon ein paar. Gefallen haben sie mir alle auf ihre eigene Art, wenn man es denn so ausdrücken darf. Gefallen am Krieg, an all den Toten und Verzweifelten, an die schwierigen Jahre danach kann man ja nicht wirklich empfinden. Trotzdem lese ich gerne Bücher über diese schlimme Zeit, denn abgesehen von den bekannten Gräueltaten, sind es vor allem die Menschen, die diese grauenvollen Jahre durchlebten, die mich interessieren. Ihre Geschichte interessiert mich, wie sie damit umgingen, wie sich die Zeit danach entwickelte. Also war ich ganz gespannt auf das neue Buch von Lilli Beck.

Wie auch in ihrem vorangegangen Buch “Glück und Glas” beginnt auch “Wie der Wind und das Meer” in den letzten Kriegsmonaten. Über München fallen die letzten Bomben um noch zu zerstören, was noch nicht zerstört wurde. Paul, seine Mutter und seine kleine Halbschwester harren im Schutzkeller ihrer Unterkunft aus, in der Hoffnung, dass das Haus auch diesem Bombenangriff stand hält. Doch es wird zerstört. Nur Paul entkommt den Inferno. Nur ein Koffer ist ihm geblieben. In ihm die Dokumente über seine Herkunft und die seiner Familie. Auch Sarah hat ihre Eltern bei diesem Bombenangriff verloren. Das Mädchen ist Jüdin und hat sich bisher zusammen mit ihren Eltern vor den Nazis verstecken können. Als Paul auf sie findet, erzählen sie sich ihre Geschichten. Da Sarah seiner kleinen Schwester sehr ähnlich sieht, beschließen die beiden sich als Geschwister auszugeben und sich gegenseitig zu beschützen. Das Leben ist schwer, Überleben in den Bombentrümmern ist alles. Irgendwann begegnen sie der Blumen Oma, sie wird ihre Retterin. Doch die Behörden schlafen nicht. Auch nicht in den wirren Zeiten nach der Kapitulation. Paul und Sarah kommen in ein Kinderheim und werden später adoptiert. Alles könnte so schön sein, wären da nicht die Gefühle und die Liebe, die in den beiden Menschen erblüht. Doch niemand darf von die Liebe wissen, denn offiziell sind sie Geschwister …..

“Der Wind und das Meer” hörte sich vom ersten Moment nach einer netten Geschichte an. Und das ist es im Endeffekt auch gewesen. Auch wenn der Krieg und die harten Zeiten danach in die Handlung mit eingeflossen sind, konnte sie mich emotional nicht wirklich packen. Ich weiß aus Erzählungen meiner Großmutter und meiner Mutter wie schwer es war, welche Zerstörung herrschte und welche Entbehrungen die Menschen durchleben mussten. Das weiß ich alles und das hat mich mental immer betroffen gemacht. Leider kam dieses Gefühl beim Lesen dieser Geschichte so gar nicht durch. Natürlich, es war interessant zu lesen, wie sich die Menschen veränderten, der Wideraufbau, all die Dinge, die in den Jahren nach dem Krieg Deutschland und die Welt geprägt haben. Der Kalte Krieg, der Mauerbau, Contergan, die Hausbesetzer Szene und vieles mehr. All das war interessant zu lesen und hätten durchaus mehr ausgeschmückt werden können. Doch hauptsächlich ging es natürlich um Paul und Sarah, dessen erste Jahre sich zäh dahinzogen ohne mich wirklich zu berühren. Die Jahre bei den Adoptiveltern waren dann wiederum sehr ausgeschmückt und Paul und Sarah entdeckten in dieser Zeit ihre Liebe. Paul und Sarahs Liebe bot leider keine Überraschungen, alles war ziemlich vorhersehbar.

Mein Fazit:

Wären die zeitlichen Entwicklungen – wirtschaftlich, politisch und wissenschaftlich – nicht gewesen, wäre es für mich nur ein seichte Genre-typische Geschichte gewesen. Sprachlich ganz nett gemacht, mit den Dialekten, die für Lockerheit und das ein oder andere Schmunzeln sorgen. Die Charaktere fand ich als Kinder überzeugender als im erwachsenen Stadium. Da waren sie mir eher unsympathisch. Vor allem Sarah verwirrte mich etwas. Offiziell war sie Rosalie, dann wieder Sarah.

Veröffentlicht am 24.10.2017

Zu langatmig und voller irrational handelnder Figuren

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Rosalie schaute ihn unsicher an. »Und wenn jemand fragt, wo unsere Eltern sind?« »Dann behaupten wir einfach, die stehen in einer anderen Schlange für Brot an«, antwortete Paul. »Und wenn niemand die ...

Rosalie schaute ihn unsicher an. »Und wenn jemand fragt, wo unsere Eltern sind?« »Dann behaupten wir einfach, die stehen in einer anderen Schlange für Brot an«, antwortete Paul. »Und wenn niemand die Marken will?« Rosalie schien sich nicht so einfach überzeugen zu lassen.
Paul hatte sich aufgerappelt, legte sich den Tragegurt über die Schulter und griff nach dem Kochtopf. »Wir durchsuchen jetzt erst mal die Ruinen. Wirst sehen, wir finden was. Irgend- was finden wir bestimmt.« Das Mädchen rührte sich nicht von der Stelle. »Komm mit, Rosalie«, drängte Paul. »Ich bin nicht deine Schwester!« Trotzig warf sie ihm die Puppe vor die Füße. »Ich heiße Sarah, merk dir das, und ich will zu meiner Mutti.«
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INHALT:
Im April 1945 neigt sich der 2. Weltkrieg seinem Ende zu. Die Alliierten bekämpfen die Nationalsozialisten und zerbomben deutsche Städte. Bei einem dieser Fliegerangriffe kommt die gesamte Familie des jungen Paul um. Verwirrt und voller Schmerz irrt er durch München - und trifft dabei auf die Jüdin Sarah, die sein Schicksal teilt. Sie ist fast genauso alt wie er - und sieht seiner toten Schwester Rosalie sehr ähnlich. Die beiden beschließen, sich als Geschwister auszugeben, um die gefährliche Herkunft des Mädchens zu verbergen. Nicht von anderen Menschen, nicht vom Waisenhaus und auch nicht von einer möglichen neuen Familie lassen sich die beiden trennen, halten immer zusammen. Im Jugendalter schließlich werden sie von einem fürsorglichen Ehepaar gemeinsam adoptiert und die Zeit der Entbehrungen scheint endlich vorbei. Doch als die beiden Gefühle für einander entwickeln, ahnen sie bereits die Ausweglosigkeit ihrer Lage. Denn sie gelten als Geschwister und daher ist ihre Liebe verboten...

MEINE MEINUNG:
Unmögliche Liebesgeschichten voller Sehnsucht und Leidenschaft üben auch auf mich ihren Reiz aus, wenn sie gut gemacht sind. Lilli Becks "Wie der Wind und das Meer" schien da die richtige Wahl - mit einem als Kinder geschmiedeten Bündnis, das die Liebe verwehrt, ist hier nicht nur ein glaubwürdiges Hindernis geschaffen worden, auch ist die Kriegs- und Nachkriegszeit ein Szenario, das ebenso bekannt wie immer noch wichtig ist. Das Buch umfasst insgesamt circa 40 Jahre und begleitet die beiden Protagonisten nicht nur beim Aufwachsen, sondern auch bei ihrem Werdegang und den vielen ungewollten Trennungen. Erzählt wird das Ganze personal aus beiden Sichten, wobei ganz selten auch Wegbegleiter zu Wort kommen.

Es ist seltsam, von Sarah zu sprechen, denn die meiste Zeit über wird sie im Roman Rosalie genannt - sie nimmt die Identität von Pauls Schwester komplett an, auch wenn sie sich, verständlicherweise, danach sehnt, so gesehen zu werden, wie sie eigentlich ist. Prinzipiell ist sie ein sympathisches Mädchen mit großen Träumen und einem starken Willen, aber sie neigt auch zu unverhältnismäßiger Eifersucht und macht es sich und Paul oft unnötig schwer. Paul dagegen ist als Junge und junger Mann eindeutig der Sympathieträger mit seiner fürsorglichen und liebevollen Art. Im Laufe der Zeit entwickelt er aber immer mehr negative Eigenschaften: Verbittert und abweisend kümmert er sich nicht um seine Familie, begeht Fehler um Fehler und kann sich nicht mehr wirklich aus diesem Sumpf herausziehen. Dafür gibt es andere Figuren, die man sehr ins Herz schließt: Agathe etwa, die die Kinder noch vor der Adoption für einige Zeit bei sich aufnimmt und so etwas wie die Ersatz-Oma ist, oder auch Sarahs Wohngemeinschaft in Berlin, die aus lauter skurrilen, tollen Persönlichkeiten besteht.

Die ersten 100 Seiten sind mitreißend, berührend und vergehen, logisch bei einem Roman, der um die Kriegszeit herum spielt, nicht ohne Schicksalsschläge. Nachdem die Kinder jedoch adoptiert worden sind, passiert lange Zeit erst einmal nichts mehr. Die jungen Liebenden fügen sich in den Alltagstrott und stehlen sich ab und zu gemeinsame Stunden, aber die Gefühle kommen gar nicht wirklich an - Szenen wie der erste Kuss werden viel zu schnell abgehandelt, um etwas in einem zu wecken. Natürlich sind die beiden in einer schwierigen Situation gefangen, die einen selbst ebenfalls zum Nachdenken anregt, aber diese hätte auch deutlich gekürzt werden können. Hunderte Seiten erfährt man, wie sie ihr Leben getrennt voneinander verbringen, was irgendwann nur noch ermüdend ist. Das ist schade, wenn man bedenkt, wie atmosphärisch die Autorin sowohl von den Schrecken des Krieges als auch vom Mauerbau bzw. der DDR erzählt. Bis zum Ende konnte ich mich nicht mehr wirklich in die Geschichte einfinden, und zudem ist der Schluss auch noch äußerst melodramatisch geraten. Auf weniger Seiten hätte das Ganze eventuell besser funktioniert.

FAZIT:
Bücher, die im und um den 2. Weltkrieg spielen, gibt es einige, aber man findet unter ihnen auch oft besondere Perlen. Anfangs hatte ich dieses Gefühl auch bei "Wie der Wind und das Meer", weil Lilli Beck gefühlvoll und gut recherchiert diese Zeiten der Schrecken und Entbehrungen, der Sehnsucht und Hoffnung beschreibt. Die verbotene Liebesgeschichte konnte mich aber nur wenig fesseln und insgesamt hatte das Ganze einfach zu viele Längen. Sehr knappe 3 Punkte.

Veröffentlicht am 19.09.2017

Liebesgeschichte, die auch einen Teil der deutschen Geschichte wiederspiegelt - mir fehlten die Emotionen

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Der Roman beginnt Ende des Zweiten Weltkrieges und spielt bis in die Gegenwart. Er handelt von der Liebe zweier Personen, die sich 1945 in München im Kindesalter kennenlernen. Der elfjährige Paul, der ...

Der Roman beginnt Ende des Zweiten Weltkrieges und spielt bis in die Gegenwart. Er handelt von der Liebe zweier Personen, die sich 1945 in München im Kindesalter kennenlernen. Der elfjährige Paul, der aus Ostpreußen geflohen ist, und die etwas jüngere Jüdin Sarah lernen sich in den Trümmern kennen, als sie beide ihre Eltern und andere Familienangehörige bei den letzten Bombenangriffen der Alliierten verloren haben.
Aus Angst vor dem Alleinsein geben sie sich als Halbgeschwister aus und werden von einer gutmütigen Ersatz-Oma bei sich aufgenommen. Von den Behörden werden sie später in ein Waisenhaus, bevor sie dann bei lieben Pflegeeltern wie Geschwister aufwachsen dürfen.
Sie engagieren sich im elterlichen Gemüsehandel, den Paul später übernehmen soll und verlieben sich als Teenager in einander. Die Lüge der Halbgeschwister wurde jedoch schon zu lange aufrecht erhalten und da sie Angst vor den Behörden haben, die sie schon einmal der lieben Marktfrau entrissen haben und sie auch ihre Pflegeeltern nicht enttäuschen wollen, trauen sie sich nicht, ihre wahre Identität von Sarah preiszugeben, die als Pauls Halbschwester Rosalie aufgewachsen ist...

Der Roman ist ein Abriss der deutschen Geschichte. So werden bedeutende Ereignisse und wichtige Episoden wie der Zweite Weltkrieg und der Wiederaufbau Deutschlands, das Wirtschaftswunder, die deutsche Teilung, Mauerbau und die Gefahr durch die RAF kurz geschildert, in denen man die Protagonisten wiederfindet. Man erlebt die Kindheit vor und nach dem Zweiten Weltkrieg, die Jugend und Verliebtheit in den 50er-Jahren und Paul und Rosalie als Erwachsene ab den 60er-/ 70er-Jahren.

Der Inhalt des Romans hatte mich neugierig auf diese Liebesgeschichte gemacht, aber leider sagte mir der in meinen Augen etwas seichte Schreibstil der Autorin nicht zu. In den Kinderjahren passten die sehr lieblichen Dialoge und Beschreibungen noch zur Geschichte, als Teenager und spätestens als Erwachsene hätte ich mir von den Protagonisten allerdings mehr Mumm gewünscht, der sich auch in der Erzählweise hätte wiederspiegeln sollen.

Die Liebe zwischen Paul und Sarah, diese intensiven Gefühle, die sie auch über Jahre der Trennung hinweg für einander empfinden, kamen bei mir nicht wirklich an. Mir fehlte die Leidenschaft zwischen ihnen, die das Leid der unerfüllten Liebesbeziehung hätte rechtfertigen können. Beide heiraten andere Partner, für die sie nicht annähernd so viel empfinden wie für einander und nehmen sich und ihre Bedürfnisse stets zurück, träumen aber dennoch immer wieder von einer gemeinsamen Zukunft, bis es (fast) zu spät ist.

Die vor allem bayerische Mundart machte die Charaktere einerseits authentisch, auf der anderen Seite war sie sehr dominant platziert und wirkte etwas übertrieben aufgesetzt.
Die ostpreußischen Begriffe fand ich persönlich aber sehr interessant, da ich sie von meiner eigenen Großmutter kenne, die während des Zweiten Weltkrieg fliehen musste. So ist der Roman auch eher für eine andere Zielgruppe als mein Alter geeignet - gerade Frauen, die selbst nach dem Zweiten Weltkrieg aufgewachsen und in den 50er-/ 60er-Jahren großgeworden sind, dürften Freude an dem Roman haben, der so viel Geschichte wiedergibt. Dennoch fehlten mir die Emotionen, um mit Paul und Sarah mitfühlen und mitleiden zu können.

Veröffentlicht am 21.02.2018

Die großen Emotionen blieben aus

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Doch beginnen wir mal mit der Story an sich. Zwei Kinder in einem Keller, die Bomben fliegen umher. Das ist schon ein dramatisches Bild. Allerdings ist es nicht ganz so geschrieben, als ob man wirklich ...

Doch beginnen wir mal mit der Story an sich. Zwei Kinder in einem Keller, die Bomben fliegen umher. Das ist schon ein dramatisches Bild. Allerdings ist es nicht ganz so geschrieben, als ob man wirklich mitfühlen sollte. Es ist eher ein : "Huch guck, das war echt scheiße damals."
Der Geschichtliche Aspekt ist eine unglaublich gute Kulisse für viele dramatische Wendungen, aber hier rückt er eher in den Hintergrund.
Die Protagonisten werden erwachsen, der Schreibstil nicht. Es plätschert dahin, es geht hin und her und obwohl man hofft, dass langsam der große Knall kommt bleibt eben dieser aus.