Schneekönigin x die Schöne und das Biest
Klirrend kalte Temperaturen, Schneestaub, der von den Ästen der Bäume geweht wird und eine Landschaft mit Schnee bedeckt, so weit das Auge reicht. Die Autorin nutzt so atmosphärische Beschreibungen für ...
Klirrend kalte Temperaturen, Schneestaub, der von den Ästen der Bäume geweht wird und eine Landschaft mit Schnee bedeckt, so weit das Auge reicht. Die Autorin nutzt so atmosphärische Beschreibungen für die Kälte in dem Buch, gefühlt wurden meine eigenen Fingerspitzen kalt, als sie nach dem Buch griffen. Damit entlässt Mara Erlbach den Leser in einen winterlichen Märchen-Mix aus die Schneekönigin und die Schöne und das Biest.
Dennoch musste ich mich erst Mal an den Schreibstil gewöhnen. Davor habe ich einige Bücher mit vielen Dialogen gelesen, weshalb die vielen Beschreibungen und Personen mir am Anfang erst etwas zu viel waren. Es gab auch keine Kapitel im klassischen Sinne, sondern ein dickes Initial, das den Perspektiven- und manchmal auch Orts-/Szenenwechsel angekündigt hat. Ich musste dem Schreibstil Zeit geben, habe ihn aber zu schätzen gelernt.
Die Atmosphäre und der Schreibstil haben mich dann auch durch das Buch getragen, denn der Rest konnte mich leider gar nicht überzeugen. Was wirklich gar nicht so einfach ist, bei mir und einer „die Schöne und das Biest“-Adaption. Ich liebe den Plot von „die Schöne und das Biest“.
Nuria ist ein kleiner Wildfang der Familie. Sie hält sich an kaum eine Regel und setzt sich vielen Gefahren auf. Beim verschneiten Land, in dem jeder Bewohner im Dorf Hunger leidet, geht es nur manchmal nicht anders. Doch ein Regelbruch wird vom Lord hart bestraft. Sie entkommt der Todesstrafe nur, wenn sie ihr Leben hinter sich lässt und ihm aufs Schloss folgt.
Vom Inhalt her, fand ich es so krass brutal. Es hat keine 20 Seiten gedauert, da wurde der Vater der Hauptfigur vom finsteren Lord verstümmelt. Ob gegenüber einem Menschen oder Tier, von Verbrennungen, Kadaver oder sonstigen Wunden muss man hier viel lesen. Ein sanftes Wintermärchen? Wohl eher nicht.
Was dem Ganzen jedoch die Krone aufsetzt? Vieles von der Brutalität ist dem Schneekönig-Verschnitt, also dem Lord zuzuschreiben und er ist gleichzeitig das Biest der Liebesgeschichte. Er schadet Nuria, ihrer Familie, dem Dorf und benimmt sich wie ein kalter Psychopath. Letztendlich soll sie sich noch genau so vom Verhalten ändern, wie es dem Lord passt. Beispielsweise soll sie zum Abendessen Wein trinken. In ihrem Leben zuvor hat sie nie Alkohol getrunken und verträgt es nicht. Übergibt sich fast, soll aber 2 weitere Kelche austrinken. Sie gibt also auch noch ihren kompletten Charakter auf, weil sie oder andere sonst zu Schaden kommen. Hier romantisches Interesse aufzubauen, ist vermutlich ein bisschen krankhaft und für mich eher ein Schock. Außer eine tolle Augenfarbe sind Argument genug für Gefühle.
Letztendlich wurde am Ende durch die Auflösung versucht, ihm den bösen Charakter etwas abzuschwatzen. Was zum einen gar keinen Unterschied gemacht hätte für die Lovestory, die sich bereits vor der Auflösung anbahnt und zum anderen überhaupt nicht logisch war. Keines der Plottwists hat mit dem Vorgeschehen zusammengepasst.
Fazit:
Winter Atmosphäre hui, Liebesgeschichte pfui.