Cover-Bild Monster auf der Couch
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20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Penhaligon
  • Themenbereich: Belletristik - Fantasy
  • Genre: Fantasy & Science Fiction / Fantasy
  • Seitenzahl: 464
  • Ersterscheinung: 14.03.2022
  • ISBN: 9783764532680
Mats Strandberg, Jenny Jägerfeld

Monster auf der Couch

Der rätselhafte Fall der verschwundenen Psychologin
Leena Flegler (Übersetzer), Elin Sandström (Illustrator)

Der bipolare Doktor Jekyll, die polyamoröse Vampirin Carmilla, der Narzisst Dorian Gray und Familie Frankenstein bekommen, was sie brauchen: eine Therapie!

Eine Psychologin verschwindet spurlos – in ihrem verlassenen Büro findet die Polizei Akten über ihre Patienten: Dr. Jekyll, Dorian Gray, Carmilla und Viktor Frankenstein. Ist es möglich, dass die zum Leben erwachten Figuren der Schauerliteratur tatsächlich in Therapie sind? Welche Geheimnisse hat die Psychologin über sie herausgefunden? Warum befinden sich Blutspritzer auf den Dokumenten? Und wollte die Verschwundene tatsächlich ein Buch mit dem Titel »Monster auf der Couch« schreiben? Nur wer die Akten der Psychologin durchstöbert, kann dem Mysterium ihres Verschwindens auf den Grund gehen und wird belohnt mit schauderhaftem Wissen: nämlich was uns Menschen zu Monstern macht – und Monster zu Menschen ... Ein geniales wie schönes Buch, voller raffinierter Gestaltungsdetails wie Aktennotizen, Skizzen, Fotografien und vielem mehr.

Ausstattung: zahlreiche s/w-Abbildungen

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.03.2022

Ein ungewöhnliches Buch

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„Monster auf der Couch“ kam mit einer einfallsreichen Story um die Ecke, die mich sofort faszinierte. Die Idee, die bekanntesten Figuren aus der Feder von Robert Louis Stevenson, J. Sheridan LeFanu, Mary ...

„Monster auf der Couch“ kam mit einer einfallsreichen Story um die Ecke, die mich sofort faszinierte. Die Idee, die bekanntesten Figuren aus der Feder von Robert Louis Stevenson, J. Sheridan LeFanu, Mary Shelley und Oscar Wilde aus dem 19. Jahrhundert in unsere Zeit zu holen, damit sie therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen können, fand ich einfach genial.
Abgerundet wurde das Ganze von einem beeindruckendes Innenlayout. Neben schönen Illustrationen und unterschiedlichsten Schriftarten, die einzelne Bereiche des Buches klar abgrenzten, erwarteten mich die protokollierten Therapiesitzungen, wissenschaftliche Artikel, das Arbeitsbuch der Psychologin so wie einzelne ausgewählte E-Mails mit ihrer Mentorin.

Zu Beginn wurden mir von einer gewissen M. vier Akten, sämtliche Notizen und weitere Materialien zur Verfügung gestellt, damit das Verschwinden ihrer geliebten Frau aufgeklärt werden könne. Bis auf die literarischen Figuren um Dr. Jekyll, Victor Frankenstein, Dorian Grey sowie Carmilla und Laura hatten keine weiteren Personen einen ausgeschriebenen Namen. Wurde doch mal einer erwähnt, so wurde er geschwärzt, was mich anfänglich sehr irritierte. Besonders in Schriftstücken wie E-Mails empfand ich das als verwirrend. Bis zum Schluss wurde mir auch nicht klar, weshalb es sonst weiter keine Klarnamen gab.

Über die Psychologin selbst erfuhr ich relativ wenig. Manches gab sie in ihren Sitzungen preis, ihr Privatleben sowie ihre Gedanken teilte sie öfter in ihrem Arbeitsbuch mit. Ich fand es ein bisschen schade, dass ich dadurch keinen näheren Bezug zu ihr herstellen konnte, andererseits lenkte es mich nicht von den interessanten Therapiesitzungen ab. Hier musste ich mich jedoch erst daran gewöhnen, dass die Psychologin gar nichts über ihre Patienten wusste. Nehmen wir Dr. Jekyll als Beispiel. Wir alle wissen, dass er sich in Mr. Hyde verwandelte, doch das wusste die Psychologin nicht. So entstanden mit ihren Patienten manchmal sehr lustige Missverständnisse. Auf der anderen Seite war das auch ein immenser Vorteil, dass die Psychologin mit der eigentlichen Geschichte ihrer Patienten nicht vertraut war. Denn so musste ich keine Kenntnisse über die jeweiligen Figuren haben, um der Therapie folgen zu können. So kannte ich zum Beispiel die Geschichte von Laura und der Vampirin Carmilla nicht.

So einzigartig das Konzept von „Monster auf der Couch“ auch ist, manchmal empfand ich die Sitzungen als sehr langatmig. Besonders schwer fiel mir Dorian Grey. Unabhängig davon, dass er wirklich unmöglich war, zogen sich die Sitzungen mit ihm wie Kaugummi. Allerdings überraschte mich dann die dritte und letzte Therapiestunde mit ihm, da platze das Buch förmlich vor Spannung und die Wendung überraschte mich. Aber auch die wissenschaftlichen Artikel wurden im Verlauf zu kleinen Herausforderungen. Einen habe ich ehrlicherweise gar nicht wirklich verstanden. Dennoch mochte ich, dass „Monster auf der Couch“ damit unterfüttert wurde, denn das verlieh dem Ganzen einen authentischen Charakter.

Sehr gut gelungen fand ich, dass die beiden Autoren mit den literarischen Figuren stets sehr dicht an der Originalgeschichte bleiben. Teilweise sogar mit identischem Wortlaut. Zudem gefiel mir, wie es ihnen gelang, die Probleme, Moral- und Wertvorstellungen aus dem 19 Jahrhundert aufzugreifen und mithilfe unserer modernen Ansichten und Schwierigkeiten zu vergleichen. Auch mochte ich den psychologischen Aspekt. Ist das Wesen, welches Dr. Frankenstein erschuf tatsächlich ein Monster oder doch eher sein Schöpfer?

Insgesamt gefiel mir „Monster auf der Couch“ sehr. Der Cocktail aus Ernsthaftigkeit und Humor, authentischer Psychologie und Fantasie war perfekt. Nur das Ende war ein bisschen zu kurz, dafür relativ offen geraten. Eigentlich mochte ich es, weil es Spielraum für die eigenen Überlegungen ließ. Interessanterweise hätte ich auch von selbst auf die Teillösung kommen können, doch die beiden Autoren haben alles so geschickt gelegt, dass ich dieses Ende gar nicht in Betracht zog.

Fazit:
Es war toll, die literarischen Schauerfiguren kennenzulernen, während sie sich therapeutische Hilfe suchten. „Monster auf der Couch“ war mal was Ungewöhnliches und ich würde es cool finden, wenn sich noch andere Buchfiguren mal auf die Couch begeben würden.

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Veröffentlicht am 11.03.2022

Liebe das Monster (in dir) - hochwertiges Leseerlebnis

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Das Buch beginnt mit einem verzweifelten Brief von M. an die Schwedische Polizeibehörde. Noch immer weiß niemand, was mit der Psychotherapeutin J. passiert ist. Sie bleibt vermisst. Das baut Spannung auf, ...

Das Buch beginnt mit einem verzweifelten Brief von M. an die Schwedische Polizeibehörde. Noch immer weiß niemand, was mit der Psychotherapeutin J. passiert ist. Sie bleibt vermisst. Das baut Spannung auf, allerdings bleibt man auf dem selben Wissenstand, wie die Schwedische Polizeibehörde, die vermutlich die Akten durchgeht. Denn neben dem Brief enthält das Schreiben vier Akten der Therapeutin. Das besondere: ihre Klienten waren „Ikonen der viktorianischen Schauerliteratur“: der zerrissene Dr. Jekyll, die Vampirin Carmilla und ihre Geliebte, der selbstverliebte Dorian Gray und der geplagte Dr. Frankenstein und seine Familie. Alle durch die Zeit gereist, um von den Fortschritten in der Psychologe zu profitieren. Ziemlich bizarr - vor allem die Paartheraphie einer Vampirin mit einer Sterblichen - aber auch eine spannende Idee, unheimlichen Persönlichkeiten aus der Literatur eine neue Richtung geben zu wollen, deren Psychosen möglicherweise auch auf das rückschrittliche Zeitalter zurückzuführen sind . Es gibt einige, die mitmachen, andere verschließen sich - die Reaktionen sind so vielfältig und spannend, wie die Persönlichkeiten selbst.

Es geht um Themen wie Polyamorie, Homosexualität, Feminismus, Schönheitsbilder, aber vor allem darum, die ungeliebten Seiten an sich zu akzeptieren. Es war frustrierend und amüsant zugleich, wenn die Figuren sich in Abschweifungen und Aphorismen flüchteten, unfähig einen Zugang zu ihren Gefühlen herzustellen. Als Therapeutin muss man offenbar viel Geduld mitbringen, als Leserin empfand ich das streckenweise als langatmig und mühsam. Die Therapeutin wächst dabei über sich hinaus, punktet als kompetente Beobachterin und gewährt Einblicke in ihre persönlichen Traumata, mit denen sie sich erneut konfrontiert sieht. Der Schreibstil ist dialogreich und authentisch, teilweise auch anspruchsvoll und lädt zum Nachdenken ein. Interessant ist zudem der informative Aspekt, wo sich reale Theorien mit fiktiven Klienten kreuzen: Sigmund Freuds Thesen zur Psychoanalyse (Konflikt des Über-Ichs mit dem Es) oder Lawrence Kohlbergs Stufenmodell der moralischen Entwicklung. Im Gegensatz zu anderen Lesern und Leserinnen, fand ich das Ende gelungen, weil es zum Buchkonzept passt und man, durch das Lesen der Akten, durchaus eigenen Schlüsse, über den rätselhaften Fall der verschwunden Psychologien, ziehen kann.

Besonderes erwähnenswert finde ich die realistisch wirkenden s/w-Bleistiftskizzen (Porträts oder Gegenstände), Sitzungsprotokolle, Briefe, handschriftliche Notizen, Artikel und Fotografien, die von der Therapeutin für das Buchprojekt gesammelt wurden. Dadurch gestaltet sich das Lesen sehr unterhaltsam und man hat das Gefühl, tatsächlich ihre Akten durchzuarbeiten. Ein echtes Gestaltungshighlight! Ich mochte besonders die handschriftlichen Notizen in den Sitzungsprotokollen, da sie tiefblickende Bewertungen aufwarfen. Dadurch werden insgesamt spannende Einblicke in das Denken und Vorgehen einer Psychotherapeutin und den Ablauf ein Therapie gegeben, weshalb man auch etwas für das eigenen Leben daraus mitnehmen könnte. Deshalb würde ich „Monster auf der Couch“ besonders denen empfehlen, die sich für Psychologie, menschliche Abgründe, aus der Zeit gefallende Dialoge und schauderhafte Persönlichkeiten interessieren. Von mir gibt es vier von fünf Sternen!

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Veröffentlicht am 10.03.2022

Spannende psychologische Einblicke, allerdings mit irreführendem Klappentext

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In diesem Buch wird die Idee verfolgt, wie es wäre, wenn bekannte „monströse“ Personen aus der Literatur des 18. Jahrhunderts eine Therapie in unserer modernen Zeit machen könnten. Somit gibt es hier eine ...

In diesem Buch wird die Idee verfolgt, wie es wäre, wenn bekannte „monströse“ Personen aus der Literatur des 18. Jahrhunderts eine Therapie in unserer modernen Zeit machen könnten. Somit gibt es hier eine Psychologin, die Dr. Jekyll, die Laura und die Vampirin Carmilla, die Frankensteins und Dorian Gray therapiert. Dabei sieht die Psychologin noch die Chance, darüber ein Buch zu schreiben.
Das Buch besteht aus Sitzungsmitschriften, Mails zu einer befreundeten Psychologin, Arbeitshefteinträgen und ab und zu zusätzlichen Texten wie z. B. wissenschaftlichen Buchauszügen. Auch Illustrationen und andere Bilder sind vorhanden. Somit ist es wirklich toll gestaltet und stellt keinen Roman im klassischen Sinn dar.
Am spannendsten waren die Therapiesitzungen der vermeintlichen Monster. Die Sitzungen fand ich sehr gelungen und es gefiel mir, wie sich ihre Geschichte damit zum besseren ändern könnte. Spannend war auch, wie sich die Psychologin in ihren Patienten teilweise selbst erkannt hat.
Auch die Tatsache, dass sich in diesen Sitzungen Personen mit den Ansichten ihrer damaligen Zeit mit einer modern gekleideten und eben weiblichen Psychologin konfrontiert sehen, war recht unterhaltsam. Allerdings können einen die Einstellungen der Patienten auch ziemlich aufregen.
Die Arbeitshefteinträge geben unter anderem einen Einblick in das Leben und die Gefühlswelt der Psychologin. Was hier allerdings völlig auf der Strecke bleibt, sind Hinweise auf das so stark beworbene Verschwinden von ihr.
Insgesamt finde ich, dass es sich hier um ein interessantes Buch handelt. Allerdings gibt hier keinen wirklichen Spannungsbogen und das Verschwinden der Psychologin ereignet sich quasi erst auf der letzten Seite. Auch verspricht der Klappentext mehr Detektivarbeit seitens des Lesers und könnte sogar das Gefühl eines Escape-Spieles vermitteln. Von daher bekommt man hier etwas ganz anderes geboten. Man kann das Buch somit als psychologische Betrachtungsweise berühmter Schauerfiguren der Literatur sehen. Daher hat mir das Buch trotzdem recht gut gefallen, aber eigentlich hätte ich schon etwas mehr erwartet.

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Veröffentlicht am 09.03.2022

Geniale Charaktere und amüsante Sitzungen

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Worum geht’s?
Für ihr Buch bittet die Psychologin die monströsen Figuren der Literatur zu sich auf die Couch. Sei es Dr. Jekyll, die Vampirin Carmilla, Dorian Gray oder Dr. Frankenstein, sie versucht, ...



Worum geht’s?
Für ihr Buch bittet die Psychologin die monströsen Figuren der Literatur zu sich auf die Couch. Sei es Dr. Jekyll, die Vampirin Carmilla, Dorian Gray oder Dr. Frankenstein, sie versucht, ihren Psychosen auf den Grund zu kommen und sie alle zu therapieren.

Meine Meinung:
Mit „Monster auf der Couch“ schreiben Jenny Jägerfeld und Mats Strandberg ein Buch bestehend aus mehreren Patientenakten, so kann man es wohl am ehesten bezeichnen. Die Aufmachung des Buches ist so außergewöhnlich wie genial. Bereits die Haptik des Covers begeistert und nicht nur das: Die Aufmachung ist tatsächlich in Form von Patientenakten. Mit Randnotizen, Gesprächsmitzeichnungen, Haftnotizen, Skizzen – manchmal hinterfragend, manchmal sarkastisch aber immer ein Hingucker!

Dann die Sitzungen selbst, einfach genial! Das Autorenduo erstellt ein perfektes Bild der Charaktere und man kann die Stimmung in den Sitzungen richtiggehend fühlen. Mein Lieblingscharakter in dem Buch ist wohl das von Dr. Frankenstein erschaffene Monster, die Psychologin nennt es das Wesen, das so empathisch ist und eigentlich nur geliebt werden möchte. Doch auch die anderen Charaktere kommen perfekt herüber, als wären sie tatsächlich mit einer Zeitmaschine ins Hier und Jetzt transportiert worden. Der überhebliche Dorian Gray, der sehr von sich überzeugte Dr. Frankenstein, Carmilla, die Vampirin, die sich nicht auf die Beziehung mit nur einer Frau einlassen kann. Alle waren einfach zu köstlich und selbst in Situationen, in denen die Sitzungen eskaliert sind, perfekt dargestellt!

Und das alles vor dem Hintergrund, dass wir zwar diese Persönlichkeiten kennen oder zumindest eine gewisse Ahnung vom Background haben, die Psychologin jedoch komplett ahnungslos ist. Gerade durch diese Ahnungslosigkeit kommt es oftmals zu Dialogen, bei denen man nur Schmunzeln kann und die mich auch tatsächlich zum Lachen gebracht haben. Z.B. in Bezug auf Frankensteins Monster, bei dem zunächst der Gedanke an ein uneheliches Kind aufkam. Einziger negative Punkt ist vielleicht, dass es gemäß Untertitel und Klappentext darum geht, das Verschwinden der Psychologin aufzuklären, das kommt in dem Buch nicht wirklich vor und wir erhalten hierzu nicht wirklich Hinweise und keine Lösung. Ansonsten war das Buch ein Fest der Fantasie mit absolut treffenden Diagnosen und sehr spannenden Sitzungen. Zu gerne würde ich noch mehr Akten über noch mehr Monster lesen, die Umsetzung und Darstellung war einfach zu köstlich!

Fazit:
Mit „Monster auf der Couch“ bringen Jenny Jägerfeld und Mats Strandberg Charaktere aus der Literatur, die wir alle kennen, in Therapiesitzungen und versuchen, ihren Psychosen auf den Grund zu kommen und sie zu therapieren. Sei es Dr. Jekyll, Dorian Grey oder – mein Lieblingscharakter – das Monster des Dr. Frankenstein, hier treffen wir sie alle und die Sitzungsaufzeichnungen sind einfach der Hammer! Man fühlt sich in der Zeit zurückversetzt, erlebt amüsante Dialoge, sehr genial auch die Familientherapie der Frankensteins. Und das alles in einem Buch, das wirklich genial gestaltet ist, als hätte man tatsächlich die Patientenakte mit all ihren Randnotizen, Vermerken und Artikeln zur Gedächtnisstütze in der Hand. Auch wenn das Buch für mich mit dem Verschwinden der Psychologin nicht viel zu tun hat – wofür ich einen Stern in Abzug bringen muss – war es mehr als genial zu lesen und ich habe mehr als einmal lachen müssen!

4 Sterne von mir und ich würde mir so sehr wünschen, noch mehr Monster zu ihren Therapiesitzungen begleiten zu dürfen!

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Veröffentlicht am 21.11.2022

Ein gewagtes Experiment, dass in der Ausführung leider nicht vollkommen überzeugen kann.

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Beschreibung

Das spurlose Verschwinden einer schwedischen Psychologin gibt der Polizei Rätsel auf. Die Akten in ihrem Büro sind ein erster Ansatzpunkt, doch ihre Patienten sind alles andere als gewöhnlich…

Doktor ...

Beschreibung

Das spurlose Verschwinden einer schwedischen Psychologin gibt der Polizei Rätsel auf. Die Akten in ihrem Büro sind ein erster Ansatzpunkt, doch ihre Patienten sind alles andere als gewöhnlich…

Doktor Jekyll, Carmilla, Viktor Frankenstein und Dorian Gray suchen aus unterschiedlichen Gründen psychologische Hilfe auf, stammen jedoch allesamt aus der Schauerliteratur des 19. Jahrhundert. Nur mithilfe der Wellschen Zeitmaschine gelangen sie ins 21. Jahrhundert und auf die psychiatrische Couch. Auf welche Geheimnisse ist die Psychologin bei ihren Gesprächen mit den vermeintlichen Monstern gestoßen, und gibt es eine Verbindung zwischen ihren Patienten und ihrem Verschwinden?

Meine Meinung

Die schwedische Psychologin Jenny Jägerfeld und Schriftsteller Mats Strandberg haben sich für ein gewagtes Projekt zusammengeschlossen und bringen in ihrem Werk »Monster auf der Couch: Der rätselhafte Fall der verschwundenen Psychologin« berühmte Akteure der Schauerliteratur des 19. Jahrhundert aus »Der seltsame Fall von Doktor Jekyll und Mister Hyde« von Robert Louis Stevenson (1886), »Carmilla« von Joseph Sheridan Le Fanu (1872), »Frankenstein oder der moderne Prometheus« von Mary Wollstonecraft Shelley (1818) und »Das Bildnis des Dorian Gray« von Oscar Wilde (1891) in einen aktuellen Kontext.

Der Untertitel legt die Vermutung nahe, dass es sich um einen Fantasy-Krimi handelt, doch diese Erwartung wurde nicht vollkommen erfüllt, zählt der Aufhänger der vermissten Psychologin doch nur aus Aufhänger und lose Rahmenhandlung für eine Geschichte, der sich der Stempel ›Roman‹ nicht aufdrücken lässt.

Schon das Cover ist ein echter Blickfang und so setzt sich auch zwischen den Buchdeckeln die besondere Ausstattung fort. Die Geschichte setzt sich nicht aus einem fortlaufenden Text fort, sondern versammelt in Patientenakten gesammelte Transkripte, Aufzeichnungen, Skizzen, Fotografien, Zeitungsausschnitte und Mailverläufe.

Durchaus spannend zu lesen sind die aufgezeichneten Gespräche mit dem bipolaren Doktor Jekyll/Mister Hyde, der Vampirin Carmilla, Viktor Frankenstein, seiner Verlobten und seinem Monster sowie dem narzisstischen Dorian Gray. Etwas komisch zu lesen war, dass die Psychologin von ihren Patienten noch nie etwas gehört haben will, obwohl diese berühmten Klassikern entsprungen sind. Die analytische Herangehensweise lässt jedoch einen interessanten Blick auf die Herangehensweise und Arbeit eines Psychotherapeuten zu.

Unheimlich skurril wird es spätestens dann, wenn die Moralvorstellungen aus dem 19. Jahrhundert mit den heutigen aufeinanderprallen, wenn die Zeitreisenden sich z. B. mit einer lesbischen Frau, die auch noch schwanger ist, konfrontiert sehen.

An sich mochte ich die besondere Erzählstruktur des Autoren-Teams und es war ein Genuss, wie das Ganze durch die Illustrationen von Elin Sandström noch aufgewertet wurde und somit wirklich ein besonderes Leseerlebnis bereitet wird. Jedoch habe ich eine stärkere Verknüpfung zum Fall der verschwundenen Psychologin erwartet und finde es schade, dass hierbei die Fäden nur lose beieinanderliegen und man lediglich Vermutungen anstellen kann.

Fazit

Psychologie des 21. Jahrhunderts trifft auf real gewordene Figuren aus der Schauerliteratur des 19. Jahrhunderts – ein gewagtes Experiment, dass in der Ausführung leider nicht vollkommen überzeugen kann.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 08.05.2022