Profilbild von AnnaMagareta

AnnaMagareta

Lesejury Star
offline

AnnaMagareta ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit AnnaMagareta über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.02.2018

Gesellschaftskritischer Krimi

Kühn hat Ärger
0

„Kühn hat Ärger“ ist nach „Kühn hat zu tun“ der zweite Roman von Jan Weiler mit Kommissar Martin Kühn als Protagonisten.

Nach seinem Burnout hat Kommissar Martin Kühn gerade erst wieder seinen Dienst ...

„Kühn hat Ärger“ ist nach „Kühn hat zu tun“ der zweite Roman von Jan Weiler mit Kommissar Martin Kühn als Protagonisten.

Nach seinem Burnout hat Kommissar Martin Kühn gerade erst wieder seinen Dienst begonnen und prompt treten die ersten Probleme auf. Sein Freund und Kollege wird beruflich zum Rivalen und privat kriselt es in seiner Ehe und auch sein Arzt hat keine guten Nachrichten für ihn. In seinem Fall geht es um einen 17-jährigen Jungen - Amir - mit Migrationshintergrund, der auf grausamste Weise ermordet wurde. Er stammte aus einfachen Verhältnissen und war in Julia van Hauten verliebt. Julias Familie ist wohlhabend und engagiert sich für junge Leute aus schwierigen Verhältnissen und hatte auch Amir freundlich aufgenommen.

Mit Martin Kühn hat der Autor einen sympathischen Charakter erschaffen, der keineswegs perfekt ist aber dennoch einen äußerst kompetenten Polizisten abgibt. Sein privates Umfeld wird detailliert und glaubwürdig geschildert, so dass man einen guten Eindruck von ihm und seinem Leben bekommt. Neben Kühn erfährt man auch einiges über die anderen Charaktere. Um zu seiner Frau Susanne Zugang zu finden, habe ich einige Seiten benötigt, sie ist klug und weiß, was sie will. Zusammen haben die beiden die Kinder Niko und Alina.

Die Handlung findet in München statt und die sozialen Differenzen zwischen den Wohnvierteln werden gut hervorgehoben, es sind alle Gesellschaftsschichten vertreten.

Der Schreibstil von Jan Weiler ist wie gewohnt humorvoll, witzig, spannend und lässt sich leicht lesen und das obwohl das Buch auch einiges an ernsten Themen behandelt.

Ein toller Krimi, der durchdacht und nachvollziehbar ist. Das Privatleben von Martin Kühn wird dabei perfekt in die Handlung integriert. Das Buch schließt nicht mit einem „Happy End“ in allen Bereichen. Der Fall wird gelöst, aber im Privaten ist noch einiges offen, so dass es gute Gründe für einen weiteren Band mit Martin Kühn gibt.

Von mir gibt es für die kurzweilige, spannende und auch sozialkritische Unterhaltung eine klare Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 21.02.2018

Historischer Roman mit Romantik und Abenteuer

Die Tochter der Toskana
0


Mit ihrem Roman „Die Tochter der Toskana“ entführt die Autorin Karin Seemayer ihre Leser direkt in das Jahr 1832 in ein kleines Dorf in der Toskana.

Antonella ist eine starke junge Frau und es ist der ...


Mit ihrem Roman „Die Tochter der Toskana“ entführt die Autorin Karin Seemayer ihre Leser direkt in das Jahr 1832 in ein kleines Dorf in der Toskana.

Antonella ist eine starke junge Frau und es ist der Wunsch ihres Vaters, dass sie sich mit dem Sohn Paolo des reichen Müllers verlobt. Schnell wird ihr klar, dass dieser nicht der Richtige für sie ist und sie flieht mit Marco – der sie aus einer brenzligen Situation mit Paolo gerettet hat - nach Genua. Sie hofft dort ihre Tante zu finden und dass diese ihr eine Arbeit besorgen kann.

Von der ersten Seite an, hat mir der flüssige Schreibstil der Autorin ausgesprochen gut gefallen und ich konnte direkt in die Geschichte eintauchen.
Die Charaktere werden detailliert und facettenreich beschrieben und nicht jede Figur ist von Anfang an zu durchschauen. Antonella ist eine sympathische Protagonistin, die anfangs ein wenig naiv wirkt, aber im Lauf der Geschichte lernt zu kämpfen und die Dinge richtig zu bewerten.

Sehr schön kommt auch das italienische Flair durch entsprechende Beschreibungen der Landschaft und des damaligen Lebens durch – da wurde mein Kopfkino sofort in Gang gesetzt.
Die Romanze, die sich zwischen Marco und Antonella entwickelt, wirkt authentisch, hat Höhen und Tiefen und ist gut nachvollziehbar beschrieben.

Auch historische Informationen wurden gut in den Roman eingearbeitet und man erfährt einiges über den Freiheitskampf der Südtiroler gegen die Habsburger und das recht einfache Leben der damaligen Bevölkerung.

Insgesamt ist das Buch ein wundervoller historischer Roman mit Spannung, Romantik, Emotionen und interessanten geschichtlichen Informationen. Im Vordergrund stehen dabei Antonella und Marco deren Geschichte mich gefesselt hat.

Von mir gibt es für diesen Roman eine Leseempfehlung für alle Liebhaber dieses Genres.

Veröffentlicht am 19.02.2018

Eine sehr skurrile Familie

Die erstaunliche Familie Telemachus
1

„Die erstaunliche Familie Telemachus“ von Daryl Gregory ist ein ungewöhnlicher Roman, der in keine Schublade passt.

Die Familie Telemachus ist keineswegs eine gewöhnliche Familie, da die einzelnen Familienmitglieder ...

„Die erstaunliche Familie Telemachus“ von Daryl Gregory ist ein ungewöhnlicher Roman, der in keine Schublade passt.

Die Familie Telemachus ist keineswegs eine gewöhnliche Familie, da die einzelnen Familienmitglieder über ungewöhnliche Fähigkeiten besitzen. Während sie einst mit ihren magischen Fähigkeiten im Fernsehen auftraten, kann sie nun keiner mehr so richtig zu seinem Vorteil einsetzten.
Teddy - ein Trickbetrüger und das Oberhaupt der Familie, der sich sein ganzes Leben durchgemogelt hat - heiratete Maureen, die ihre paranormalen Fähigkeiten an die drei gemeinsamen Kinder - Irene, Frankie und Buddy - vererbte.
Das Buch beginnt im Juni 1995 aus der Sicht des 14-jährigen von Matty – Irenes Sohn. Dieser entdeckt, dass er aus seinem Körper heraustreten kann und damit wird ihm klar, dass die paranormalen Fähigkeiten seiner Familie kein Mythos sind.
Maureen ist zu diesem Zeitpunkt schon seit 31 Jahren tot und doch ist sie permanent präsent und wird vermisst, fehlt als ordnendes Element in der Familienstruktur.

Die Geschichte spielt in zwei Zeitebenen und wird aus den verschiedenen Perspektiven der einzelnen Familienmitgliedern erzählt. Dadurch lernt man nach und nach die einzelnen Charaktere gut kennen. Sie wirken glaubhaft und die einzelnen Figuren sind jede für sich interessant und irgendwie liebenswert.

Zum Ende hin, wird es immer spannender. Durch die Kapitel, die immer kürzer werden und den immer schnelleren Perspektivwechsel, nimmt die Handlung ordentlich an Fahrt auf, bis sich schließlich alle Puzzleteilchen zusammenfügen. Dabei ist das Ende ebenso verrückt und abgedreht wie die gesamte Familie Telemachus. Daryl Gregory versteht es den Leser bis zum Ende zu fesseln und dann zu überraschen.

Das Buch lässt sich in kein Genre einordnen. Es ist total abgedreht, skurril, spannend und einfach anders. Mit viel Fantasie wurde hier eine Familie mit liebenswerten Charakteren erschaffen, die den Halt in ihrem Leben verloren haben und die zeigen, wie wichtig der familiäre Zusammenhalt ist.

Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung für jeden, der einmal etwas Ungewöhnliches und Anderes lesen möchte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Charaktere
  • Geschichte
  • Humor
  • Fantasie
Veröffentlicht am 18.02.2018

Spannend, skurril & witzig – eine gelungene Mischung

Nackt über Berlin
0

„Nackt über Berlin“ ist der Debütroman von Axel Ranisch und ein echtes Leseerlebnis.

Allein das Cover zu diesem skurrilen Roman ist – im doppelten Sinne – ein echter Eyecatcher, der Titel provozierend ...

„Nackt über Berlin“ ist der Debütroman von Axel Ranisch und ein echtes Leseerlebnis.

Allein das Cover zu diesem skurrilen Roman ist – im doppelten Sinne – ein echter Eyecatcher, der Titel provozierend und die Spiegeleier eher spießig.

Jannik und Tai sind in der Schule zwei Außenseiter und haben es in der Schule und im Leben nicht leicht. Von ihren Mitschülern werden sie Fetti und Fidschi genannt, Fetti ist ein übergewichtiger Musikfan und Fidschi ist ein Technikfreak. Als die beiden Siebzehnjährigen ihren betrunkenen Direktor Lamprecht auf der Straße antreffen, entführen sie ihn kurzerhand. Schnell entwickelt dieser ursprüngliche Scherz eine unvorhersehbare Eigendynamik.

Geschrieben wurde das Buch aus Sicht des Ich-Erzählers Fetti. Seine Geschichte zeigt, wie schnell und einfach wir uns manipulieren lassen und wie wenig wir von unseren Mitmenschen wissen. Ihm wird klar, dass er für seinen besten Freund mehr als nur Freundschaft empfindet. Seine Gefühle und seine Liebe zur Musik sind gut herausgearbeitet und nachzuvollziehen. Schwieriger fand ich es Zugang zu Tai zu finden, die Gründe für seine Distanziertheit werden im Laufe der Story deutlich. Durch Tai, der den Direkter zwingt sein Innenleben zu offenbaren, erfährt man auch einiges über den Direktor.

Der Schreibstil von Axel Ranisch ist locker, einfach zu lesen und amüsant. Es fällt leicht, sich in Gedanken- und Gefühlswelt des Protagonisten hineinzuversetzen. Trotzdem bringt er tiefer gehende Themen mit dem nötigen Ernst rüber und es handelt sich nicht nur um einen unterhaltsamen Roman, sondern einen mit Tiefgang, der überraschende Entwicklungen enthält und beim Lesen einfach Spaß macht.

Ich habe dieses Buch erfrischend und als echtes Leseerlebnis empfunden. Ein Buch der anderen Art, das Spaß macht und lohnenswert ist. Von mir gibt es für diesen Coming-of-Age-Roman eine klare Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 18.02.2018

Amüsantes Chaos – wie aus dem Leben gegriffen

La Dolce Kita
0

„La Dolce Kita“ ist der dritte Roman von Jennifer Bentz und hat mich bestens unterhalten.

Die drei Protagonisten –Fridi, Lea und Anette – sind grundverschieden und jede von ihnen hat ihre eigenen Probleme ...

„La Dolce Kita“ ist der dritte Roman von Jennifer Bentz und hat mich bestens unterhalten.

Die drei Protagonisten –Fridi, Lea und Anette – sind grundverschieden und jede von ihnen hat ihre eigenen Probleme und versucht die Herausforderungen eines Alltags mit Kind zu meistern. Fridi ist alleinerziehend und hat ihre Probleme im Job, bei Lea steht die Karriere als Moderatorin im Vordergrund und die gesundheitsbewusste Annette ist die Übermami schlechthin. Ein Streik in der Kita und die erforderliche Notbetreuung der Kinder bringt die drei zusammen und trotz reichlich Konfliktpotential entsteht eine Freundschaft zwischen den Müttern.

Auf höchst amüsante Art stellt Jennifer Bents die Betreuungsprobleme im heutigen Leben von Familien mit Kindern da. Dabei wird schnell deutlich, dass dieses Problem kein Einzelfall ist und sich durch die Gesellschaft durchzieht. Die gegensätzlichen Charaktere werden hervorragend beschrieben. Alle drei haben ihre Eigenarten, wirken aber ausgesprochen sympathisch und man kann ihre Probleme, Ängste und Nöte gut nachvollziehen. Neben der Herausforderung der passenden Kinderbetreuung kommen auch noch Komplikationen im Bereich Erziehungsmethoden, Schwiegermütter und Ehemänner nicht zu kurz.

Die Geschichte beginnt turbulent und über das alltägliche Chaos, dem man mit Kindern nicht entkommen kann, kann man nur lachen.

Der Schreibstil der Autorin ist frisch und lebendig und ich habe mich beim Lesen einfach wohl gefühlt. Die Dialoge machen einfach Spaß und die Schlagabtausche zwischen den Dreien sind einfach nur zu schön. Die Aneinanderreihung von unglücklichen Umständen und verfahrenen Situationen mag manch einem Kinderlosen unglaublich vorkommen. Aber ich - als Mutter von drei Kindern - kann sagen, dass es genauso ist, wie aus dem Leben gegriffen.



Von mir gibt es für diesen wundervollen, humorvollen und unterhaltsamen Roman eine klare Leseempfehlung.