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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.08.2018

Wachsende Perspektivlosigkeit – schwindende Hoffnung

Mit der Faust in die Welt schlagen
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In seinem Buch „Mit der Faust in die Welt schlagen“ beschreibt der Autor Lukas Rietzschel das Leben und die Probleme von zwei Brüdern im Osten Deutschlands von 2000 bis 2015.

Die beiden Brüder Philipp ...

In seinem Buch „Mit der Faust in die Welt schlagen“ beschreibt der Autor Lukas Rietzschel das Leben und die Probleme von zwei Brüdern im Osten Deutschlands von 2000 bis 2015.

Die beiden Brüder Philipp und Tobias werden in einer Provinz Sachsens in Neschwitz an der Grenze zu Polen groß. Die Mauer ist gefallen und die Eltern der Brüder wollen raus aus ihrem Plattenbaublock und ein Haus bauen. Leider gestaltet sich die Zukunft längst nicht für jeden so einfach und positiv wie gedacht. Die Wirtschaft stagniert und nicht jedem gelingt der Absprung in die neue veränderte Welt. Die Perspektiven fehlen und es kommen Frust und Aggressionen auf.
Der Schreibstil von Lukas Rietzschel ist teils poetisch, teils eher nüchtern und gut verständlich. Die Umgebung in der Philipp und Tobias aufwachsen, wirkt trist und grau. Der Zusammenhalt in der Familie fehlt und in der Schule bekommen erleben sie die Perspektivlosigkeit, die die Schulabgänger erwartet und erschreckenden Fremdenhass. Es ist ein Alltag, der den Lebensmut schwinden lässt.

Das Buch schildert nachdrücklich die Enttäuschung und den Frust über die hoffnungslosen Zukunftsaussichten und die daraus resultierende Suche nach etwas, gegen das man seine Wut richten kann.

Die Probleme sind nicht wirklich neu, aber die Geschichte von Philipp und Tobias regt zum Nachdenken an und rüttelt auf.

Veröffentlicht am 22.08.2018

Starke Protagonistin

Manhattan Beach
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„Manhattan Beach“ ist ein vielschichtiger und spannender Roman um die Zeit des Zweiten Weltkrieges der Autorin Jennifer Egan.

Anna Kerrington lebt mit ihren Eltern und ihrer Behinderten Schwester Lydia ...

„Manhattan Beach“ ist ein vielschichtiger und spannender Roman um die Zeit des Zweiten Weltkrieges der Autorin Jennifer Egan.

Anna Kerrington lebt mit ihren Eltern und ihrer Behinderten Schwester Lydia in New York. Da sich die USA mitten in der Wirtschaftskriese befindet, ist es für ihren Vater Eddie schwierig seiner Familie das zu bieten, was er möchte. Auf der Suche nach Arbeit geht er gemeinsam mit Anna zu Dexter Styles. Wenig später verschwindet er spurlos und Anna fühlt sich für ihre Mutter Agnes und Lydia verantwortlich und möchte sie bestmöglich unterstützen. Sie arbeitet in einer Marinewerft, träumt davon Taucherin zu werden und Rümpfe von Schiffen und Pipelines zu reparieren. Ein zu dieser Zeit sehr ungewöhnlicher Beruf für Frauen, in dem sie es nicht leicht haben. Als sie ihr Weg erneut zu Dexter Styles führt, erinnert sie sich an ihr erstes Zusammentreffen und da sie noch immer auf der Suche nach Antworten über das Schicksal ihres Vaters ist, erkennt sie bald, dass Zusammenhänge bestehen….

Die Geschichte spielt zur Zeit des Zweiten Weltkrieges, ist aber keineswegs eine Kriegsgeschichte, da es vordergründig um das Leben von Anna geht. Anna ist eine starke Protagonistin, die genau weiß, was sie will und die entschlossen für ihre Ziele kämpft. Gleichzeitigt kümmert sie sich hingabe- und liebevoll um ihre pflegebedürftige Schwester. Neben Anna spielen ihr Vater und Dexter eine wesentliche Rolle.
Der Schreibstil ist sehr detailliert und teilweise ein wenig ausschweifend. Dabei fällt immer wieder auf, wie gut Jennifer Egan Einzelheiten recherchiert hat. Diese Mischung aus Informationen, Spannung aber auf Emotionalen, fand ich sehr gelungen und fühlte mich bis zum Schluss gut unterhalten.

Wegen einiger Längen, an denen mir die Handlung zu detailliert war, ziehe ich einen Stern ab, finde das Buch aber trotzdem sehr gelungen und lesenswert.

Veröffentlicht am 11.08.2018

Emotional & vielfältig – eine ungewöhnliche Familie

Als die Kirche den Fluss überquerte
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In dem Buch "Als die Kirche den Fluss überquerte" der Autorin Didi Drobna geht es um den 20-jährigen Daniel und seine Familie.

Als die Eltern von Daniel und Laura am Ende des Urlaubs ihre Trennung bekannt ...

In dem Buch "Als die Kirche den Fluss überquerte" der Autorin Didi Drobna geht es um den 20-jährigen Daniel und seine Familie.

Als die Eltern von Daniel und Laura am Ende des Urlaubs ihre Trennung bekannt geben, bricht für die Geschwister eine Welt zusammen. Bisher waren sie in einer glücklichen Familie groß geworden. Während Laura sich immer mehr in sich selbst zurückzieht, versucht Daniel die Rolle des Vaters einzunehmen, bei dem er die Schuld für die Trennung sieht. Dabei verliebt er sich in seine Schwester, möchte Künstler werden und muss dann auch noch mit der sehr früh einsetzenden Parkinson-Demenz seiner Mutter zurechtkommen.

Sprachlich ist das Buch unglaublich schön, poetisch und ein wenig nostalgisch. Die Autorin beschreibt, wie die Familie langsam zerbricht und wie sie wieder zusammenfindet. Dabei erfährt man
in Anekdoten aus der Vergangenheit von gemeinsamen Erlebnissen, was diese Familie ausgemacht hat. Neben den Kindern und Eltern spielen die Großcousine Miriam, die ebenfalls Künstlerin war und Onkel Billy, der einen sehr skurrilen Eindruck macht, eine große Rolle.

Das Buch ist eine emotionale Reise durch alle Gefühlslagen.

Mich hat die Geschichte dieser ungewöhnlichen Familie sehr berührt und auch erschüttert.
Ein vielschichtiger Roman der langsam gelesen werden möchte, da er viele Botschaften zwischen den Zeilen enthält.



Veröffentlicht am 01.08.2018

Stimmungsvolles Setting mit tollen Dialogen

Warum ich trotzdem an Happy Ends glaube
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Der Roman "Warum ich trotzdem an Happy Ends glaube" der italienischen Autorin Alessia Gazzola ist ein kurzweiliger und unterhaltsamer Sommerroman.

Die 30-jährige in Rom lebende Emma de Tessent ist seit ...

Der Roman "Warum ich trotzdem an Happy Ends glaube" der italienischen Autorin Alessia Gazzola ist ein kurzweiliger und unterhaltsamer Sommerroman.

Die 30-jährige in Rom lebende Emma de Tessent ist seit drei Jahren Praktikantin bei der Filmprodukionsfirma "Fairmont Holding". Sie träumt davon die Filmrechte für den Roman "Schönheit der Finsternis" zu bekommen und damit endlich einen richtigen Arbeitsvertrag zu erhalten, aber stattdessen wird ihre Praktikantenstelle nicht verlängert und für Emma bricht eine Welt zusammen. Doch dabei bleibt es nicht, Emma scheint vom Pech verfolgt zu werden, aber sie kämpft und sie beginnt erst einmal übergangsweise in einer Kinderboutique zu arbeiten.

Das Buch wird aus der Ich-Perspektive von Emma erzählt. Emmas Empfindungen lassen sich so gut nachvollziehen und man hat das Gefühl wirklich mitten im Geschehen zu sein. Der Schreibstil ist sehr lebendig, so dass man direkt von Beginn an mitten in der Geschichte ist. Das Buch lässt sich leicht lesen und ich konnte richtig gut mit Emma mitfühlen. Sie ist eine sehr sympathische Protagonistin, die im Laufe der Handlung eine erstaunliche Entwicklung durchmacht.
Gut gefiel mir das italienische Flair, das beim Lesen sehr gut durchkam.
Durch die kurzen Kapitel - 37 auf knapp 270 Seiten – kommt man schnell voran und die treffenden Kapitelüberschriften, machen stets neugierig auf das, was folgt.

Alessia Gazzola verwendet eine sehr gefühlvolle Sprache und hat wunderbare Dialoge eingebaut, die den Leser nachdenklich zurücklassen

Insgesamt ist "Warum ich trotzdem an Happy Ends glaube" eine leichte, amüsante und kurzweilige Sommerlektüre, die sich gut eignet, um sie mal eben zwischendurch zu lesen und sich dabei gut zu unterhalten.

Veröffentlicht am 29.07.2018

Verarbeitung verdrängter Emotionen

Der emotionale Rucksack
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„Der emotionale Rucksack“ ist ein sehr leicht zu lesender Ratgeber der Autorin Vivian Dittmar. Ich war sehr gespannt auf dieses Buch und welche Möglichkeiten es aufzeigen wird, wie man mit unliebsamen ...

„Der emotionale Rucksack“ ist ein sehr leicht zu lesender Ratgeber der Autorin Vivian Dittmar. Ich war sehr gespannt auf dieses Buch und welche Möglichkeiten es aufzeigen wird, wie man mit unliebsamen und belastenden Emotionen am besten umgeht.

Die Aufteilung in das „Emotionale Gepäck“, „Ein bewusster Umgang“ und „ Emotionale Hygiene“ ist gut gelungen und die verschiedenen Übungen an den Kapitelenden sorgen dafür, dass des Gelesene nicht reine Theorie bleibt, sondern verinnerlicht werden kann. Allerdings benötigt man dadurch auch ein wenig Zeit und Ruhe und muss sich mit dem Buch und seinen Gefühlen wirklich beschäftigen um für sich einen Mehrwert zu erzielen.

Gut gewählte Beispiele erklären wie man seine Gefühle in den Griff bekommt und wieder zu mehr Ausgeglichenheit kommen kann. Es wird deutlich woher die Emotionen kommen und wie sich der Rucksack, den jeder mit sich herumträgt füllt.

Leider bleibt das Buch an einigen Stellen sehr theoretisch und ich hätte mir konkretere Anweisungen gewünscht.

Insgesamt ist es aber ein interessantes Buch, aus dem ich eine Menge für mich mitnehmen und besser verstehen konnte.