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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.09.2018

Skurril – ungewöhnlich - amüsant

Der lächelnde Gott
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„Der lächelnde Gott“ ist der zweite Roman aus Night Vale von den Autoren Joseph Fink und Jeffrey Cranor. Er lässt sich aber problemlos ohne Vorkenntnisse des ersten Romans „Willkommen in Night Vale“ lesen.

Night ...

„Der lächelnde Gott“ ist der zweite Roman aus Night Vale von den Autoren Joseph Fink und Jeffrey Cranor. Er lässt sich aber problemlos ohne Vorkenntnisse des ersten Romans „Willkommen in Night Vale“ lesen.

Night Vale ist eine Stadt im Südwesten Amerikas mitten in der Wüste. Dort ist alles ein wenig anders. Durch ein Erdbeben wurden ganze Häuser samt Bewohner verschlungen und nun hat die Wissenschaftlerin Nilanjana die Aufgabe herauszufinden, ob die merkwürdigen Geräusche aus der Wüste etwas damit zu tun haben. Dabei stößt sie auf eine religiöse Sekte und es beginnt ein Kampf zwischen Religion und Wissenschaft.

Der Schreibstil ist ungewöhnlich und ich habe ein wenig gebraucht, um in die Geschichte hineinzufinden und mich auf sie einzulassen. Wenn einem das gelungen ist, ist die Mischung aus absurden und verrückten Ideen, die mich zwischenzeitlich immer wieder ein wenig verwirrt haben und zu keiner Zeit auch nur im Geringsten vorhersehbar waren, ausgesprochen unterhaltsam. Über den Einfallsreichtum der Autoren konnte ich nur immer wieder den Kopf schütteln und genau das ist es, was dieses Buch ausmacht. Das große Thema des Buches ist die Widersprüchlichkeit von Wissenschaft und Religion, die spannend und mit einer Liebesgeschichte am Rande verpackt wurde. Durch zahlreiche Symbole, Andeutungen und sprachliche Bilder rätselt man immer wieder, was dahinter steckt. Vielleicht das ein oder andere Mal mehr als die Autoren es im Sinn hatten.

Insgesamt hat mich „Der lächelnde Gott“ ausgesprochen gut unterhalten. Mir hat dieses skurrile und ungewöhnliche Buch großen Spaß gemacht. Allerdings war es an einigen Stellen auch ein wenig zu ausführlich, aber trotzdem absolut lesenswert.

Veröffentlicht am 25.08.2018

Wachsende Perspektivlosigkeit – schwindende Hoffnung

Mit der Faust in die Welt schlagen
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In seinem Buch „Mit der Faust in die Welt schlagen“ beschreibt der Autor Lukas Rietzschel das Leben und die Probleme von zwei Brüdern im Osten Deutschlands von 2000 bis 2015.

Die beiden Brüder Philipp ...

In seinem Buch „Mit der Faust in die Welt schlagen“ beschreibt der Autor Lukas Rietzschel das Leben und die Probleme von zwei Brüdern im Osten Deutschlands von 2000 bis 2015.

Die beiden Brüder Philipp und Tobias werden in einer Provinz Sachsens in Neschwitz an der Grenze zu Polen groß. Die Mauer ist gefallen und die Eltern der Brüder wollen raus aus ihrem Plattenbaublock und ein Haus bauen. Leider gestaltet sich die Zukunft längst nicht für jeden so einfach und positiv wie gedacht. Die Wirtschaft stagniert und nicht jedem gelingt der Absprung in die neue veränderte Welt. Die Perspektiven fehlen und es kommen Frust und Aggressionen auf.
Der Schreibstil von Lukas Rietzschel ist teils poetisch, teils eher nüchtern und gut verständlich. Die Umgebung in der Philipp und Tobias aufwachsen, wirkt trist und grau. Der Zusammenhalt in der Familie fehlt und in der Schule bekommen erleben sie die Perspektivlosigkeit, die die Schulabgänger erwartet und erschreckenden Fremdenhass. Es ist ein Alltag, der den Lebensmut schwinden lässt.

Das Buch schildert nachdrücklich die Enttäuschung und den Frust über die hoffnungslosen Zukunftsaussichten und die daraus resultierende Suche nach etwas, gegen das man seine Wut richten kann.

Die Probleme sind nicht wirklich neu, aber die Geschichte von Philipp und Tobias regt zum Nachdenken an und rüttelt auf.

Veröffentlicht am 22.08.2018

Starke Protagonistin

Manhattan Beach
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„Manhattan Beach“ ist ein vielschichtiger und spannender Roman um die Zeit des Zweiten Weltkrieges der Autorin Jennifer Egan.

Anna Kerrington lebt mit ihren Eltern und ihrer Behinderten Schwester Lydia ...

„Manhattan Beach“ ist ein vielschichtiger und spannender Roman um die Zeit des Zweiten Weltkrieges der Autorin Jennifer Egan.

Anna Kerrington lebt mit ihren Eltern und ihrer Behinderten Schwester Lydia in New York. Da sich die USA mitten in der Wirtschaftskriese befindet, ist es für ihren Vater Eddie schwierig seiner Familie das zu bieten, was er möchte. Auf der Suche nach Arbeit geht er gemeinsam mit Anna zu Dexter Styles. Wenig später verschwindet er spurlos und Anna fühlt sich für ihre Mutter Agnes und Lydia verantwortlich und möchte sie bestmöglich unterstützen. Sie arbeitet in einer Marinewerft, träumt davon Taucherin zu werden und Rümpfe von Schiffen und Pipelines zu reparieren. Ein zu dieser Zeit sehr ungewöhnlicher Beruf für Frauen, in dem sie es nicht leicht haben. Als sie ihr Weg erneut zu Dexter Styles führt, erinnert sie sich an ihr erstes Zusammentreffen und da sie noch immer auf der Suche nach Antworten über das Schicksal ihres Vaters ist, erkennt sie bald, dass Zusammenhänge bestehen….

Die Geschichte spielt zur Zeit des Zweiten Weltkrieges, ist aber keineswegs eine Kriegsgeschichte, da es vordergründig um das Leben von Anna geht. Anna ist eine starke Protagonistin, die genau weiß, was sie will und die entschlossen für ihre Ziele kämpft. Gleichzeitigt kümmert sie sich hingabe- und liebevoll um ihre pflegebedürftige Schwester. Neben Anna spielen ihr Vater und Dexter eine wesentliche Rolle.
Der Schreibstil ist sehr detailliert und teilweise ein wenig ausschweifend. Dabei fällt immer wieder auf, wie gut Jennifer Egan Einzelheiten recherchiert hat. Diese Mischung aus Informationen, Spannung aber auf Emotionalen, fand ich sehr gelungen und fühlte mich bis zum Schluss gut unterhalten.

Wegen einiger Längen, an denen mir die Handlung zu detailliert war, ziehe ich einen Stern ab, finde das Buch aber trotzdem sehr gelungen und lesenswert.

Veröffentlicht am 11.08.2018

Emotional & vielfältig – eine ungewöhnliche Familie

Als die Kirche den Fluss überquerte
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In dem Buch "Als die Kirche den Fluss überquerte" der Autorin Didi Drobna geht es um den 20-jährigen Daniel und seine Familie.

Als die Eltern von Daniel und Laura am Ende des Urlaubs ihre Trennung bekannt ...

In dem Buch "Als die Kirche den Fluss überquerte" der Autorin Didi Drobna geht es um den 20-jährigen Daniel und seine Familie.

Als die Eltern von Daniel und Laura am Ende des Urlaubs ihre Trennung bekannt geben, bricht für die Geschwister eine Welt zusammen. Bisher waren sie in einer glücklichen Familie groß geworden. Während Laura sich immer mehr in sich selbst zurückzieht, versucht Daniel die Rolle des Vaters einzunehmen, bei dem er die Schuld für die Trennung sieht. Dabei verliebt er sich in seine Schwester, möchte Künstler werden und muss dann auch noch mit der sehr früh einsetzenden Parkinson-Demenz seiner Mutter zurechtkommen.

Sprachlich ist das Buch unglaublich schön, poetisch und ein wenig nostalgisch. Die Autorin beschreibt, wie die Familie langsam zerbricht und wie sie wieder zusammenfindet. Dabei erfährt man
in Anekdoten aus der Vergangenheit von gemeinsamen Erlebnissen, was diese Familie ausgemacht hat. Neben den Kindern und Eltern spielen die Großcousine Miriam, die ebenfalls Künstlerin war und Onkel Billy, der einen sehr skurrilen Eindruck macht, eine große Rolle.

Das Buch ist eine emotionale Reise durch alle Gefühlslagen.

Mich hat die Geschichte dieser ungewöhnlichen Familie sehr berührt und auch erschüttert.
Ein vielschichtiger Roman der langsam gelesen werden möchte, da er viele Botschaften zwischen den Zeilen enthält.



Veröffentlicht am 01.08.2018

Stimmungsvolles Setting mit tollen Dialogen

Warum ich trotzdem an Happy Ends glaube
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Der Roman "Warum ich trotzdem an Happy Ends glaube" der italienischen Autorin Alessia Gazzola ist ein kurzweiliger und unterhaltsamer Sommerroman.

Die 30-jährige in Rom lebende Emma de Tessent ist seit ...

Der Roman "Warum ich trotzdem an Happy Ends glaube" der italienischen Autorin Alessia Gazzola ist ein kurzweiliger und unterhaltsamer Sommerroman.

Die 30-jährige in Rom lebende Emma de Tessent ist seit drei Jahren Praktikantin bei der Filmprodukionsfirma "Fairmont Holding". Sie träumt davon die Filmrechte für den Roman "Schönheit der Finsternis" zu bekommen und damit endlich einen richtigen Arbeitsvertrag zu erhalten, aber stattdessen wird ihre Praktikantenstelle nicht verlängert und für Emma bricht eine Welt zusammen. Doch dabei bleibt es nicht, Emma scheint vom Pech verfolgt zu werden, aber sie kämpft und sie beginnt erst einmal übergangsweise in einer Kinderboutique zu arbeiten.

Das Buch wird aus der Ich-Perspektive von Emma erzählt. Emmas Empfindungen lassen sich so gut nachvollziehen und man hat das Gefühl wirklich mitten im Geschehen zu sein. Der Schreibstil ist sehr lebendig, so dass man direkt von Beginn an mitten in der Geschichte ist. Das Buch lässt sich leicht lesen und ich konnte richtig gut mit Emma mitfühlen. Sie ist eine sehr sympathische Protagonistin, die im Laufe der Handlung eine erstaunliche Entwicklung durchmacht.
Gut gefiel mir das italienische Flair, das beim Lesen sehr gut durchkam.
Durch die kurzen Kapitel - 37 auf knapp 270 Seiten – kommt man schnell voran und die treffenden Kapitelüberschriften, machen stets neugierig auf das, was folgt.

Alessia Gazzola verwendet eine sehr gefühlvolle Sprache und hat wunderbare Dialoge eingebaut, die den Leser nachdenklich zurücklassen

Insgesamt ist "Warum ich trotzdem an Happy Ends glaube" eine leichte, amüsante und kurzweilige Sommerlektüre, die sich gut eignet, um sie mal eben zwischendurch zu lesen und sich dabei gut zu unterhalten.