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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.10.2023

Ein geprägtes Leben

Eigentum
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Wolf Haas in Eigentum berichtet vom Leben seiner fünfundneunzigjährigen Mutter, die im Sterben liegt und zwei Tage später in ihre letzte Wohnung einzieht. Ein Leben, das geprägt von Arbeit und Armut war ...

Wolf Haas in Eigentum berichtet vom Leben seiner fünfundneunzigjährigen Mutter, die im Sterben liegt und zwei Tage später in ihre letzte Wohnung einzieht. Ein Leben, das geprägt von Arbeit und Armut war und dem Gefühl, nie genug zu haben.

Wolf Haas berichtet humoristisch über die Zeiten mit seiner Mutter und ihren Erzählungen über ihr Leben. Die Geschichte wechselt dabei ständig die Perspektiven, was zu Beginn noch sehr verwirrend ist. Die Erzählungen der Mutter lesen sich wie sprachliche Übermittlungen ihrerseits, viele Abbrüche, Einschübe und Dialekte machen das Verständnis zeitweise schwierig und anstrengend und auch wenn mich das Buch teilweise sehr gut unterhalten hat, fehlte mir zum Schluss die letzte Pointe.

Am Ende bleibt die Geschichte von Mariann Haas, die geprägt von der Inflation, durchs Leben schritt. Auch wenn man sein eigenes Leben nicht mit ihrem vergleichen kann, so bleibt in der Reflexion über das Gelesene am Ende doch die Erkenntnis, worauf es im Leben ankommen sollte und worauf eben nicht.

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Veröffentlicht am 27.08.2023

Angespannte Stimmung

Das Chalet
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Die Gründer eines erfolgreichen, britischen Start-Up-Unternehmens laden ihre wichtigsten Mitarbeiter in ein Luxus-Chalet in den französischen Alpen ein. Eine Reise, die über die Zukunft des Unternehmens ...

Die Gründer eines erfolgreichen, britischen Start-Up-Unternehmens laden ihre wichtigsten Mitarbeiter in ein Luxus-Chalet in den französischen Alpen ein. Eine Reise, die über die Zukunft des Unternehmens entscheiden soll, wird zum Horrortrip als das erste Mitglied der Gruppe stirbt. Alles sieht nach einem schrecklichen Unfall aus, bis das Erste nicht das letzte Opfer bleibt und der Mörder muss aus der Gruppe kommen.

Das Chalet von Ruth Ware ist mein erstes Buch dieser Autorin. Wir erleben die Geschichte aus zwei Perspektiven. Aus der Perspektive einer Angestellten der Chalet-Besitzerin und aus der Perspektive eines Mitglieds aus der Gruppe. Der Wechsel der Perspektiven sorgt dabei für ein größeres Bild und auch zur Verstärkung der angespannten Stimmung. Für meinen Geschmack hätte es jedoch gerne mehr Perspektiven geben können, um mich als Leser mehr zu verwirren und dadurch die Spannung zu steigern.

Die Geschichte beginnt ruhig und wird auch im Laufe der Zeit nicht wirklich spannend. Jedoch habe ich durchweg eine angespannte Stimmung, da die Autorin diese wahnsinnig gut übertragen kann. Bis zur Auflösung konnte mich diese Anspannung daher auch gut unterhalten, dann kam allerdings eben diese und meine Anspannung wurde zur Enttäuschung. Es hätte eine Überraschung werden können, weil sehr viele Zweifel aufgebaut wurde und etwas anderes durchaus möglich gewesen wäre, aber es wurde doch der einfachste und vorhersehbarste Weg gewählt, der plötzlich alles Vorherige eher langweilig wirken ließ.
Wer es bei Thriller etwas ruhiger mag, der ist hier auf jeden Fall an der richtigen Stelle.

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Veröffentlicht am 18.08.2023

Im Fokus: Die Perspektive von Barbara von Cilli

Die Schwarze Königin
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Heute: Lenny ‚Len‘ Lenau nimmt anstelle seiner erkrankten Großmutter an einer Busrundfahrt teil, diese führt ihn in die tschechische Hauptstadt Prag. Bald wird der Urlaub für Len ein Albtraum, denn auf ...

Heute: Lenny ‚Len‘ Lenau nimmt anstelle seiner erkrankten Großmutter an einer Busrundfahrt teil, diese führt ihn in die tschechische Hauptstadt Prag. Bald wird der Urlaub für Len ein Albtraum, denn auf der berühmten Karlsbrücke geschehen Dinge, die er bisher ins Reich der Horrorgeschichten verwies. Kann es sein, dass in den Geschichten seiner Oma mehr Wahrheit steckt und er wirklich ein Draculesti ist?

Ab 1405: Vlad und die Königin Barbara treffen in jugendlichen Jahren aufeinander ohne spüren eine tiefe Verbundenheit zueinander. Zusammen sollen sie in den nächsten Jahren die Jagd auf Vampire machen.

Die schwarze Königin von Markus Heitz führt einen in die Vergangenheit von Barbara von Cilli und zeigt, dass zu diesem Thema auch ordentlich recherchiert wurde und dennoch (oder in meinem Fall gerade deswegen) konnte mich das Buch nicht gänzlich mitnehmen.

Der Klappentext hat mich aufhorchen lassen. Len, der ein Nachfahre von Vlad II sein soll und in Prag von Vampiren gejagt wird? Spannend! Doch anhand des Klappentextes war mir nicht bewusst, dass Len nur einen kleinen Teil des Buches einnehmen wird. Um genau zu sein: mit 231 Seiten deutlich weniger als die Hälfte.

Die Jahre ab 1405 nehmen also einen deutlich größeren Teil ein. Man merkt, dass Markus Heitz hier viel Recherche reingesteckt hat und das seinen Platz in dem Buch finden sollte, aber man merkt dadurch auch einen deutlichen Stilbruch zwischen den beiden Zeiten.

Die Vergangenheit um Barbara und Vlad ist sehr informativ geschrieben, dadurch fehlte mir die Nähe zu den Figuren. Ich hatte nicht das Gefühl, dass ich die Geschichte mit den Charakteren erlebe, sondern dass sie einfach passiert. Ebenso konnte ich wenig damit anfangen, dass die Kapitel zuvor kurz zusammengefasst wurden, das hat mein Spannungsgefühl zusätzlich gemindert.

Die Gegenwart um Len konnte mich deutlich mehr überzeugen, im Gegensatz zur Vergangenheit, konnte ich mit Len mitfühlen und das Geschehen wurde packend und einnehmend dargestellt. Doch leider wurden durch Abschnitte oder Kapitel größere Zeitsprünge vollzogen und das zwischendurch erlebte dann auf einer halben Seite erzählt. Schade, denn all diese kurzen Erzählungen hätte ich gerne miterlebt, denn wie gesagt, die Kapitel um Len waren spannend und mitreißend. Nur, gerade auch mit der Erwartung, dass es sich hauptsächlich um ihn dreht, deutlich zu wenig, weswegen ich am Ende auch die Charakterentwicklung zu schnell empfand.

Ich habe was anderes erwartet, deswegen bin ich nach der Lektüre leider enttäuscht. Doch für jeden, der gerne einen Vampirroman lesen möchte, der sich vor allem um die Königin Barbara von Cilli dreht und dabei einige historische Einflüsse einfließen lässt, wird dieses Buch eine pure Freude sein!

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Veröffentlicht am 11.08.2023

Ruhiges Erleben der Zwischenwelt

Das unglaubliche Leben des Wallace Price
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Wallace Price ist ein knallharter Anwalt und kennt nur eines in seinem Leben: Arbeit. Doch sein Arbeitseifer kommt ihm zum Verhängnis und er erleidet einen Herzinfarkt. Gefangen zwischen Leben und Tod ...

Wallace Price ist ein knallharter Anwalt und kennt nur eines in seinem Leben: Arbeit. Doch sein Arbeitseifer kommt ihm zum Verhängnis und er erleidet einen Herzinfarkt. Gefangen zwischen Leben und Tod muss Price erkennen, dass es mehr gibt als das Leben für die Arbeit. In der Zwischenwelt lernt er den Fährmann Hugo und seine Familie kennen und erlebt im Tod, was es heißt zu leben und zu lieben.

Das unglaubliche Leben des Wallace Price ist ein Einzelroman vom Bestsellerautor T.J. Klune und erzählt auf fast 500 Seiten vom Leben des Wallace Price in der Zwischenwelt.

Wallace Price ist zu Beginn kein Sympathieträger mit seiner eiskalten und emotionslosen Art als Spitzenanwalt. Doch in der Zwischenwelt ändert er sich und das in meinen Augen viel zu rasant. Mir hat der Übergang zwischen eiskalt und liebevoll gefehlt, die Erkenntnis warum er sich so stark verändert, weswegen ich emotional kaum mit den Figuren mitgehen konnte. Auch die Dialoge zwischen den Figuren empfand ich nur teilweise authentisch. Natürlich hatten alle Figuren ein tolles Potenzial und die grundlegende Ausrichtung hat mir ausgesprochen gut gefallen, nur fehlten mir immer ein wenig die Authentizität und dieses Gewisse etwas der einzelnen Charaktere, das ich am meisten bei Nelson verspüren konnte.

Die Geschichte plätschert über die meiste Zeit nur vor sich hin, gegen Mitte des Romans kommt etwas Tempo rein, das jedoch bald wieder abebbte. Die Story war mir zu vorhersehbar und durch die fehlende Bindung zu den einzelnen Protagonisten hat es sich Phasenweise auch etwas in die Länge gezogen.

Das unglaubliche Leben des Wallace Price ist ein ruhiger Roman über das Leben, die Liebe und das was wir von uns und unserem Leben erwarten. Es zeigt, dass Zeit relativ ist und was zählt, wenn wir irgendwann dem Ende zugehen.

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Veröffentlicht am 27.07.2023

Atmosphärische Graphic Novel, die ohne Vorwissen Fragen offenlässt

Die Neapolitanische Saga 1: Meine geniale Freundin
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Lenú und Lila wachsen gemeinsam in einem Armenviertel auf und werden Freundinnen, doch ihr Leben besteht auch darin den anderen in allen Belangen übertrumpfen zu wollen.

Meine geniale Freundin ist der ...

Lenú und Lila wachsen gemeinsam in einem Armenviertel auf und werden Freundinnen, doch ihr Leben besteht auch darin den anderen in allen Belangen übertrumpfen zu wollen.

Meine geniale Freundin ist der erste Band der neapolitanischen-Saga von Elena Ferrante und wurde von der Autorin Chiara Lagani und der Illustratorin Mara Cerri in einer Graphic Novel adaptiert.

Anmerkung: Zum Zeitpunkt des Lesens der Graphic Novel hatte ich den Roman von Elena Ferrante noch nicht gelesen.

Die Zeichnungen von Mara Cerri sind ungewöhnlich für eine Graphic Novel, sie sind weniger detailliert und wecken das Gefühl von Wasserfarbenbildern, die aufgrund ihrer Ungenauigkeit den Eindruck des Verwischens übermitteln. Ein Stil, der gewiss gewöhnungsbedürftig ist, der jedoch eine unglaubliche Atmosphäre schafft. An einigen Stellen fiel es mir etwas schwer Lenú und Lila unterscheiden zu können, schlimmer war das jedoch bei den männlichen Nebencharakteren. Das führte dazu, dass ich manchmal Probleme hatte, dem Geschehen zu folgen. Die Gesichter sind oft sehr schroff gezeichnet, auch das unterstützt die bedrückende Atmosphäre.

Der Schrift-Bild-Anteil ist unausgewogen, der Bildanteil ist deutlich höher, dies führt auch dazu, dass ich mich manchmal in der Geschichte verloren gefühlt habe. Mir blieben einige Fragen offen, die mit Vorkenntnissen wahrscheinlich geklärt wären und dennoch bin ich der Meinung, dass eine Graphic Novel selbsterklärend sein sollte, wenn sie auch nicht alles aus dem Roman aufgreifen kann. Ein Potenzial, das mit Sicherheit dagewesen ist und auch mit 256 Seiten abgedeckt werden kann, jedoch haben sich einige Male eher eindimensionale Illustrationen eingeschlichen. Zum Beispiel finden sich hintereinander drei Bilder des bewölkten Himmels wieder, die lediglich mit einem Satz unterstützt werden und daher eher unnötig wirken.

Das Ende kam dann sehr abrupt, weswegen mir erst dort bewusst wurde, dass es einen weiteren Teil geben muss. Meine geniale Freundin ist kein Einzelband und in sich nicht abgeschlossen! Die Frage, die sich am Anfang der Graphic Novel aufwirft, wird in diesem Band leider nicht geklärt und das Ende ließ mich in der Geschichte verloren zurück, weswegen ich auch das Bedürfnis habe, den Roman zu lesen.

Die Graphic Novel wird ab 12 Jahren empfohlen, was ich aufgrund der starken Interpretationen, die hier durch die Zeichnungen und dem geringen Textanteil verlangt werden, zu niedrig empfinde. Die düstere Atmosphäre wird nicht nur durch die Art der Bilder erzeugt, sondern ebenso aus Szenen, die Gewaltdarstellungen und Missbrauch beinhalten

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