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Veröffentlicht am 25.11.2021

In ewiger Langeweile

In ewiger Freundschaft (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 10)
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Es war einmal eine Autorin. Die war zwar megaberühmt, bekam aber entweder den Hals nicht voll oder hatte Komplexe, weil ein paar ihrer Bücher mal in der Ramschkiste zu finden waren. Also dachte sie: Ich ...

Es war einmal eine Autorin. Die war zwar megaberühmt, bekam aber entweder den Hals nicht voll oder hatte Komplexe, weil ein paar ihrer Bücher mal in der Ramschkiste zu finden waren. Also dachte sie: Ich schreibe jetzt mal ein Buch, in dem ich mit Leuten aus der Buchbranche abrechne und und außerdem jedem, der bei drei nicht auf dem Baum ist, meine eigenen Bücher noch mal um die Ohren haue.

Gesagt, getan.

Und schon war genau dieses Buch wieder auf den Bestsellerlisten und die Autorin hat alles richtig gemacht. Happy End.

Außer vielleicht für manche Leser. Solche wie mich. Ich hätte gern einen Fall gehabt, der mich interessiert. Der spannend geschrieben ist, ohne dass ich dauernd von alten Titeln der Autorin lesen muss. Ohne dass es zu ständigen Wiederholungen kommt, ohne dass die Charaktere alles, aber auch wirklich alles noch einmal durchkauen und dennoch nicht bei 1 + 1 auf 2 kommen.

Ein Buch, in dem nicht der (natürlich!) adlige Hauptcharakter von der eigenen Autorin schlimmer angehimmelt wird als einer der verdächtigen Autoren von der Chefin der Kriminalpolizei.

Ich hätte gern ein Buch gelesen, in dem es ohne Eigenlob abgeht. Ein Buch, in dem eine der Protagonistin nicht sagt: Gendern ist Mist, was soll der Quatsch. Ein Buch, in dem nicht auf jeder Seite gebrüllt wird: Wir sind reich und der Klimawandel geht uns am A... vorbei, Hauptsache, wir fahren unsere fetten Boliden oder Geländewagen.

Von einem Krimi war hier jedenfalls nicht viel zu finden, zumal eine wichtige Person erst irgendwann zum Schluss aus dem Hut gezaubert wurde.

Eigentlich hätte mich das Thema wirklich interessiert. Aber die Umsetzung war einfach furchtbar. Und wirklich nur geeignet für Leute, denen es zu peinlich ist, die Bahnhofsheftchen über den mega gutaussehenden Adligen und seine Liebschaften zu lesen. 1,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 04.09.2021

Beyond Boredom

Der Schwur der Göttin, Band 1: Beyond Eternity
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Nayla ist ein ganz normales Mädchen, bis zu dem Tag, an dem sie unbeschadet einen Autounfall überlebt. Man erzählt ihr zwar, dass sie noch ausweichen konnte, aber sie weiß genau, dass sie frontal auf den ...

Nayla ist ein ganz normales Mädchen, bis zu dem Tag, an dem sie unbeschadet einen Autounfall überlebt. Man erzählt ihr zwar, dass sie noch ausweichen konnte, aber sie weiß genau, dass sie frontal auf den anderen Wagen prallte. Kurze Zeit später kommen zwei megaheiße neue Typen an ihre Schule: einer megaheiß und von freundlichem Gemüt, der andere megaheiß und düster. Völlig unerklärlich fühlt sich Nayla zu dem Megaheiß-und-düster hingezogen. Doch dann erfährt sie etwas von ihren Eltern, das ihr ganzes Leben auf den Kopf stellt. Und aus Gründen darf sie sich auch nicht zu Megaheiß-und-düster hingezogen fühlen.

Als die Autorin dieses Buch schrieb, so stelle ich mir vor, hatte sie eine Checkliste, die sie der Reihe nach abhakte:

Megaheißes Mädchen, das natürlich nicht weiß, dass sie megaheiß ist? Check.

"Normal" bis Tag X? Check.

Megaheiße Typen, natürlich zwei auf einmal? Check.

Sidekicks, die als Stichwortgeber dienen, um Naylas Charaktereigenschaften hervorzuheben? Check.

Eine megacoole Fähigkeit/Hobby? Was könnte man da nehmen? Oh, Bogenschießen klingt cool. Recherche? Ach, wer braucht das schon, ich habe doch Winnetou-Filme gesehen, ich weiß, wie das geht.

Spätestens an dieser Stelle wurde mein Bedürfnis, das Buch an die Wand zu werfen, nach all diesen anderen Stellen übermächtig. Man merkt mit jedem Satz, jedem Wort, dass die Autorin außer vielleicht einen Kinderbogen aus Plastik so ein Teil noch niemals gesehen, geschweige denn in den Händen gehalten hat bzw. auch nur Grundlagen dessen wenigstens recherchiert hat, wovon sie schreibt. 50 Meter im Schulsport? Lächerlich. Im Wald auf Bäume schießen und den Pfeil dann wieder aus dem Holz ziehen? Doppelt lächerlich.

Man könnte noch drüber hinwegblicken, wenn das eine einmalige Sache im Schulsport gewesen wäre. Aber es soll ja als Naylas Megafähigkeit gelten, also definiert sie sich zum Teil darüber. Das wäre so, als wollte die Autorin über Autorennen schreiben und lässt den Weltmeister in einem Golf 4 antreten und an allen anderen vorbeifahren. Ohne Training selbstverständlich. Und ohne Sprit. Mit drei Rädern.

Dazu kommt, dass dieses Mädchen Nayla von Seite zu Seite nicht nur immer mehr Gehirnzellen verliert (siehe das Bodyguard-Thema, das selbst Leuten mit einem IQ von 21 aufgefallen wäre), sondern sie wird immer bitchiger (siehe ihren Eltern gegenüber). Müssen wir noch über die "unerklärliche" Anziehungskraft zwischen ihr und Megaheiß-und-düster, dessen einzige Attribute darin bestehen sowie aus seiner Freizeitbeschäftigung Herumkritzeln und - ach ja, seinen grünen Augen? Nein, ich erwähne jetzt nur noch das einzig Positive an diesem Buch: Naylas Tierliebe.

Ich habe dieses Machwerk bei ca. der Hälfte abgebrochen, weil ich mich durch all diese angesprochenen Dinge extrem genervt fühlte. Da empfehle ich doch lieber das Buch gleichen Titels (das Jahre früher erschien). Ist zwar auch kein Meisterwerk, aber wenigstens witzig und die Autorin schreibt nicht über Dinge, von denen sie keine Ahnung hat. 1,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 15.07.2021

Slaughter Quay

Die Verlorenen
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Jonah Colley hat vor zehn Jahren seinen Sohn verloren. Einmal kurz eingenickt und der kleine Junge verschwand spurlos vom Spielplatz. Seitdem geht sein Leben den Bach runter. Sohn weg, Frau weg, Motivation ...

Jonah Colley hat vor zehn Jahren seinen Sohn verloren. Einmal kurz eingenickt und der kleine Junge verschwand spurlos vom Spielplatz. Seitdem geht sein Leben den Bach runter. Sohn weg, Frau weg, Motivation weg. Und dann meldet sich ein alter Freund und bittet ihn um Hilfe. Um Mitternacht. Am Schlachter-Kai. Als Colley dort ankommt, findet er ein Haus voller Leichen vor. Und plötzlich gerät er in eine Spirale aus Gewalt, Lügen und Schatten der Erinnerungen. Können die Morde im Lagerhaus etwas mit dem Verschwinden seines Sohnes zu tun haben?

Wenn das einzig Gute an einem Hörbuch der Sprecher ist, spricht das nicht für das Buch. (Pun intented.) Ich bin immer noch ein bisschen fassungslos, dass dieses zusammengestöpselte Geschwurbel von demselben Autor sein soll wie die David-Hunter-Bücher. Egal, wie hart ich nachdenke, abgesehen vom Sprecher finde ich absolut nichts, was ich an diesem Buch positiv erwähnen könnte. Schon allein Jonah Colley. Selten zuvor habe ich einen Protagonisten gefunden, der ähnlich dämlich, unfähig und lernresistent ist. Der große Polizist, Mitglied einer bewaffneten Einheit, stolpert von einer Falle in die nächste, lässt sich wirklich von Hinz und Kunz austricksen und hinters Ohr hauen und kriegt alle Naselang so viel auf die Nase, dass er von rechts wegen tot sein müsste. Die furchtbar konstruierten Zusammenhänge der Geschichte tun regelrecht weh und Logik ... nein. Die sucht man leider vergeblich. Ich weiß nicht, wie oft ich während des Hörens die Augen verdreht habe - es ist geradezu ein Wunder, dass ich nicht mit Schielen angefangen habe. Sämtliche Charaktere wurden wie in einem Schattentheater marionettengleich über die Bühne gezogen. Ich weiß nicht, was hier passiert ist. Hat der Autor mit seinem Lektor gewettet, dass er völligen Blödsinn schreiben und trotzdem damit fett Kohle verdienen kann? In dem Fall hat er gewonnen. Wir Leser/Hörer haben dabei leider verloren. Zum Beispiel wertvolle Lebenszeit. Allein für den Sprecher gibt es die 1,5 Punkte, der Rest ist Schweigen.

Veröffentlicht am 27.12.2020

Bodyguard

Kiss Me Once - Kiss The Bodyguard, Band 1 (SPIEGEL-Bestseller, Prickelnde New-Adult-Romance)
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Ivy ist die reiche Tochter eines reichen Mannes, die einfach nur normal leben und wie jedes normale Mädchen auf ein College gehen möchte. Da Daddy das nicht ganz so cool findet, erlaubt er es zwar einerseits, ...

Ivy ist die reiche Tochter eines reichen Mannes, die einfach nur normal leben und wie jedes normale Mädchen auf ein College gehen möchte. Da Daddy das nicht ganz so cool findet, erlaubt er es zwar einerseits, andererseits sorgt er heimlich dafür, dass sie einen Bodyguard bekommt. Ryan ist dieser Bodyguard. Er wird schon ein paar Tage, bevor Ivy aufs College kommt, dort eingeschleust und soll sich als der nette Nachbar von nebenan ausgeben. So begegnen sie sich das erste Mal, als Ivy ihn fast überfährt und es kommt, wie es kommen muss, sie verlieben sich.

Ah. Wie romantisch.

Nicht. Wenn man dieses Buch aufschlägt, öffnet man die Kiste der Pandora, nur dass keine Übel der Welt hervorkommen, sondern Kitsch, Klischee und schlechte Sprüche. Die Charaktere sind 1A dem Handbuch für Autorinnen entnommen: Wie baue ich mir das klassische Collegemännchen/-weibchen zusammen. Wenn es damit getan wäre wäre das nicht schlimm. Aber der angebliche Bodyguard hat seinen Job irgendwie missverstanden. Ryan, Junge, du musst jetzt ganz tapfer sein: Ein Bodyguard heißt nicht so, weil er geil auf den Body von jemandem ist. Er soll ihn bewachen, verstehst du? Das heißt, man sollte erstens überhaupt schon mal wissen, wen man überhaupt bewachen soll. Ich bezweifle, dass man einem Bodyguard irgendeine Papierakte auf den Schoß wirft (scheinbar sogar ohne Bilder/Fotos?) und sagt: Hier, mach mal. Und dass ein Bodyguard auswendig lernen muss, wie viele Gatorades am Tag sein Schützling trägt, glaube ich auch nicht wirklich. Über Ivy Worte zu verlieren, wäre zu viel der Ehre. Sie ist das typische Dummchen von nebenan, das nicht mal vernünftig Autofahren kann. Weiß man doch, Frauen sind schlechte Autofahrer und einparken können sie auch nicht. Aber das ist bestimmt süß und hat nichts mit Unfähigkeit zu tun, oder?

Das Buch bekommt noch ein paar wohlwollende Punkte, weil auch ein schwules Pärchen vorkommen darf. Ansonsten hoffe ich nur, dass Bodyguards im echten Leben nicht ganz so inkompetent sind, wie sie hier dargestellt wurden. Arme Berufsgruppe. Ist ja schon berufsschädigend. 1,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 10.10.2020

New World Order

Blue Sky Black. Ohne Dunkelheit keine Sterne
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Weltweite Katastrophen sorgen dafür, dass Milliarden Menschen umkommen und die Systeme zusammenbrechen. Auf der Flucht aus der Großstadt verliert Mila ihre Eltern und ihren Bruder und kommt als Waise nach ...

Weltweite Katastrophen sorgen dafür, dass Milliarden Menschen umkommen und die Systeme zusammenbrechen. Auf der Flucht aus der Großstadt verliert Mila ihre Eltern und ihren Bruder und kommt als Waise nach Kanada, zu ihrem Großvater, der ihr zeigt, wie man auch unter diesen Umständen in der Wildnis überleben kann. Zwei Jahre später stirbt auch er und Mila bleibt allein zurück. Plötzlich taucht ein verletzter Fremder auf, den sie wieder aufpäppelt, obwohl man immer Angst vor Plünderern und Mördern haben muss. Sie verliebt sich in den Mann namens Logan und plötzlich befindet sich Mila mitten in einer weltweit umfassenden Verschwörung und entscheidet sich, zusammen mit Logan den Kampf gegen die intrigante Regierung aufzunehmen.

Das hätte eine mega Dystopie werden können. Ich stehe ja eh auf Verschwörungen von Regierungen und dem Kampf David gegen Goliath. Allerdings erwarte ich dann auch ein durchdachtes Szenario. Was man hier bekommt, ist ein interessant er-, aber absolut kein durchdachter Hintergrund. Erklärungen zu den wirklich interessanten Dingen erfolgen stets und ständig als isso. Je mehr man liest, desto mehr fragt man sich, wie eigentlich alles noch so funktionieren kann, wie es das tut. Schlimmer fast noch ist die Liebesgeschichte, die weitaus mehr und kitschigeren Raum einnimmt als das dystopische Gerüst. Mila entpuppt sich schnell als Person mit Stalkertendenzen und Logan erklärt nach zwei Tagen seine unendliche Liebe. Diese unendliche Liebe sorgt übrigens dafür, dass beide stets und ständig die eigentliche Revolution in Gefahr bringen, aber das macht ja nichts, sie tun es ja aus Liebe. Logan ist übrigens ein Supermann, der alles kann. Nach zwei Tagen ist eine entzündete Schusswunde verheilt und behindert ihn in keinster Weise mehr und als Mila später zum Supersoldier wird, funktionieren ihre übermenschlichen Fähigkeiten immer nur dann, wenn es der Handlung dient. Ansonsten lässt sie sich genauso schnell über den Tisch ziehen wie ein normaler Mensch. Es wimmelt in dem Buch von unlogischen Handlungen, perfekt getimeten Zufällen und den allumfassenden isso-Erklärungen. Positiv zu erwähnen ist der Schreibstil, der ein schnelles Durchlesen ermöglicht, ein starker Frauencharakter und wie gesagt die Idee, sodass es noch 1,5 Punkte werden.