Die kleine Hexe Lillyfee
Ravenhall Academy 1: Verborgene MagieLilly ist sackig, weil sie nicht mit Mama und Zwillingsschwester nach Italien fahren darf, sondern stattdessen zur Oma ins englische Hintertupfingen muss. Sie soll ihr in ihrem Buchladen helfen. Dann wird ...
Lilly ist sackig, weil sie nicht mit Mama und Zwillingsschwester nach Italien fahren darf, sondern stattdessen zur Oma ins englische Hintertupfingen muss. Sie soll ihr in ihrem Buchladen helfen. Dann wird ihr nebenbei mitgeteilt: Ach, übrigens, Harry, du bist ein Zauberer. Zumindest so ähnlich: Hey, Lilly, guess what? Du bist eine kleine Hexe, weil dein Hund verschiedenfarbige Augen hat. Und weil das so ist und Grandma auch eine Hexe ist und außerdem einen Nebenjob bei Hogwarts für Arme, genannt Ravenhall Academy, angenommen hat, muss Lilly eben auch dahin, ob sie will oder nicht. Nicht erst dort, aber dort so richtig lernt sie Jason kennen: der hiesige Mister Hot und Geheimnisvoll. Wie üblich behandelt er sie die ganze Zeit herablassend, bis ihn plötzlich der Pfeil des Armor trifft und er unsterblich in Lilly verliebt ist. Komische Sachen passieren ansonsten auch noch in der Akademie. Vergiftete Tiere, vergiftete neue beste Freundinnen, die typische Zimtzicke, deren einziger Daseinszweck beinhaltet, die arme kleine Lillyfee zickig anzuzicken ...
Man merkt schon, wie sehr mich das Buch begeistert hat. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Bei dem Gefühl, man bekäme hier eine Fanfiction aus Harry Potter und Catmere Academy serviert? Nur eben auf Wish bestellt? Und dabei war Catmere Academy schon ein echtes Machwerk. Kann sich noch jemand an die Szene aus Harry Potter 1 erinnern, wo Neville seine Kröte wiederfindet? Ja? Die gibt's hier auch. Nur dass Neville ein Mädchen ist und die Kröte ... ein Meerschweinchen. Hatte schon fast gehofft, dass sich das Meerschweinchen als Peter Pettigrew entpuppt, aber leider kam es dazu nicht. Wahrscheinlich hat die Autorin keinen Platz mehr dafür gehabt, denn sie musste zusehen, dass sie ihre sämtlichen Wiederholungen unterbrachte. Und ihre Heldin so dermaßen kindisch ist, dass ich sie eher auf elf geschätzt hätte, wenn mir nicht mehrmals versichert worden wäre, dass sie fast achtzehn ist. Da fällt mir ein: Wer bitte kommt mit achtzehn erst auf eine Zaubererschule? Und wie alt sind die Leute, die nicht mehr "Erstklässler" sind? Was passiert mit denen, die durchfallen? Latschen die mit Jesuslatschen und Vollbart und mit 56 Jahren immer noch da herum? Dürfen die ihren Porsche auf den Lehrerparkplatz stellen?
Und was ist eigentlich aus einem guten, alten Lektorat geworden? Ich könnte mir vorstellen, dass die arme Frau oder der arme Mann, der dafür abgestellt wurde, nach dem hundertsten "Hundelady" innerhalb der ersten paar Seiten und dem zweihundertsten "türkisfarbenen" Blick des Helden einen Nervenzusammenbruch bekam, nach Haiti auswanderte und von dort eine Postkarte per Raben schickte: Alles tuttipaletti, könnt ihr so drucken. Deshalb fiel der armen Person auch nicht auf, dass die Autorin null Ahnung von Bogenschießen hat, außer vielleicht mal ein paar Folgen Yakari zu schauen. Vielleicht reicht das mittlerweile als Recherche, um in großen Verlagen gepusht zu werden? Es würde jedenfalls auch erklären, warum die kleine Hexe Lillyfee hier sich auch in Gedanken mit ihrem Hund - sorry "ihrer Hundelady" - verbinden kann. Dieser arme Hund niest übrigens dauernd, aber keiner kommt auf die Idee, das Tier mal zum Arzt zu bringen. Vielleicht fällt das bei all den ständigen Wiederholungen im Buch auch einfach nicht mehr auf. Lillyfee hatte auch gar keine Zeit, sich um ihren Hund zu kümmern. Sie musste nämlich ständig gähnen. Ich weiß ja nicht, ob das arme Kind zum Frühstück Valium schnupft, aber was sie am Tag zusammengähnt und erschöpft ist, sollte eigentlich schon gesundheitlich bedenklich sein. Kurz mit dem Hund in den Park: erschöpft. Paar Stunden ein paar Bücher sortiert: erschöpft. Mit dem Zug nach Englisch-Hintertupfingen gereist: erschöpft.
Spätestens ab Seite 50 ging es mir rein solidarisch übrigens genauso. Trotz all der spannenden Dinge wie in den Unterricht gehen, mit Zicken rumzicken und Typen anzuhimmeln, die sich Sch... benehmen, musste ich beinahe genauso oft wie Lillyfee das Gähnen unterdrücken. In diesem Sinne beende ich ganz ohne Hundelady und erschöpft zu sein meine Rezension und verkneife mir sowohl ein Gähnen als auch die Fortsetzung der Geschichte.