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Veröffentlicht am 26.11.2018

Doppelt unlogisch

Twyns, Band 1: Die magischen Zwillinge
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Das doppelte Lottchen ist ein Klassiker und wurde und wird gern in Kinder- oder Jugendbüchern aufgegriffen, was ich normalerweise immer sehr spannend finde. Auch hier hat mich die Idee begeistert, weil ...

Das doppelte Lottchen ist ein Klassiker und wurde und wird gern in Kinder- oder Jugendbüchern aufgegriffen, was ich normalerweise immer sehr spannend finde. Auch hier hat mich die Idee begeistert, weil es sogar um magische Zwillinge geht, die sich fast dreizehn Jahre lang nicht gesehen haben und dann auf einmal treffen: Die rebellische Wynn ist Prinzessin in der Anderwelt und bei ihrer Mutter aufgewachsen, die schüchterne, gemobbte Anny wächst in unserer Welt bei ihrem Vater auf. Ihre Eltern hatten Gründe, sich und sie zu trennen, doch nun ist es eben passiert, und die beiden tauschen die Rollen. Doch weder für Wynn, die plötzlich in der realen Welt noch für Anny, die in der Anderwelt klarkommen muss, ist es einfach. Und dann sind da noch die Schergen des bösen Königs, die ihren Vater entführen ...

Man hätte so viel draus machen können, aber meiner Meinung nach wurde hier alles verschenkt, was an Potenzial da war. Es fängt schon mal damit an, dass alles dermaßen kindlich und Walt-Disney-unblutig passiert, dass die Mädchen statt knappe dreizehn auch sechs oder acht Jahre alt sein könnten. Darüber könnte man noch hinwegschauen, wenn es nicht ab der Hälfte der Geschichte nur noch absurd werden würde. Egal, welche Situation eintrifft, alle Beteiligten tun genau das, was ein vernunftbegabter Mensch eben nicht tun würde, keiner entwickelt auch nur ansatzweise einen Plan und wenn nicht pures Glück und noch mehr Glück dabei gewesen wäre, hätten von Rechts wegen alle tot sein müssen. Wobei das natürlich nicht in das Walt-Disney-Setting gepasst hätte, muss man verstehen. Ich lese wirklich gern Kinder- und Jugendbücher, aber gerade da sollten Autoren darauf achten, dass die Logik nicht in den Wind geschossen wird, weil ... eben weil. Was lernen sie sonst aus dieser Geschichte? Wenn jeder tut, was er will, völlig ohne Sinn und Verstand, geht trotzdem alles gut aus, weil das Glück eben mit denen ist, die sich ganz doll liebhaben. Mega Message.
Nicht.

Veröffentlicht am 18.11.2018

Feind hört mit

NSA - Nationales Sicherheits-Amt
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Der zweite Weltkrieg: Helene ist eine sogenannte Programmstrickerin, also jemand, der Komputer programmieren kann. Offensichtlich ist das ein Job, den nur Frauen beherrschen, weil sie auch kochen können, ...

Der zweite Weltkrieg: Helene ist eine sogenannte Programmstrickerin, also jemand, der Komputer programmieren kann. Offensichtlich ist das ein Job, den nur Frauen beherrschen, weil sie auch kochen können, während Männer eher analytisch denken und daher für die Auswertung der Programme zuständig sind. Die Zeiten sind hart. Deutschland steht seit ein paar Jahren im Krieg. Im NSA, also dem Nationalen Sicherheitsamt, das in Weimar verankert ist, müssen die Mitarbeiter beweisen, dass sie für Himmler und das Deutsche Reich von Nutzen sind. Das schaffen sie auch, indem sie ihm vorführen, wie man mit Hilfe von Programmen untergeschlüpfte Juden findet. Helene merkt plötzlich, dass es ihre geschriebenen (gestrickten) Programme sind, die es ermöglichen, Menschen zu fangen. Und sie weiß, dass auch ihr Liebhaber, ein Deserteur, in großer Gefahr ist.

Was für eine unfassbar gute Idee! Das Nazideutschland, in dem schon Computer und Netzwerke existieren, bargeldlos bezahlt wird, die Menschen über ihre Smartphone ausspioniert werden. Der Anfang: ein Kracher! Und dann? Geht es bergab. In den ersten 400 Seiten wird lang und breit die Lebensgeschichte der beiden wichtigsten Personen ausgewälzt: Eugen, der die Schurkenrolle übernehmen darf, Helene, die sympathisch sein soll, es aber nicht ist. Eschbach verliert sich in seiner eigenen Idee, findet nicht Anfang, nicht Ende und dann, so stelle ich es mir vor, tippte sein Lektor/Verleger/Agent auf die Uhr und meinte beiläufig: Du weißt aber schon, dass übermorgen Abgabetermin ist und du übrigens auch noch mindestens zwei Sexszenen reinschreiben muss, die so überflüssig und schlecht sind, dass die Leser sich fremdschämen? Da drückte er dann auf die Tube, bewies, dass die Deutschen eben doch die überlegene Herrenrasse ist, die innerhalb weniger Monate vollbringt, woran die Amis schon seit Jahren arbeiteten und voilá: fertig. Aua. Und schade. Und überhaupt bedauerlich, dass sich bei all diesen vielen Seiten und Worten nur wenig Tiefe findet und die Warnung vor dem, was möglich ist, sollte es denn tatsächlich die Intention der Warnung gegeben haben, ebenso sang- und klanglos verschwindet wie die Vorstellung, was mit Silo 163 passiert ist.

Veröffentlicht am 31.07.2018

Phantom der Oper

Oscar Wilde & Mycroft Holmes - Folge 16
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Ein Agentenaustausch zwischen dem britischen Empire und dem Deutschen Kaiserreich soll auf neutralem Boden - in Prag - vonstatten gehen. Dazu sollen sich Diplomaten in einer abgeschiedenen Loge der Prager ...

Ein Agentenaustausch zwischen dem britischen Empire und dem Deutschen Kaiserreich soll auf neutralem Boden - in Prag - vonstatten gehen. Dazu sollen sich Diplomaten in einer abgeschiedenen Loge der Prager Oper treffen und den Austausch vornehmen. Mycroft Holmes soll von einem seiner Agenten etwas darüber erfahren, doch als er und Wilde sich mit dem Agenten treffen wollen, ist dieser tot, ermordet. Alles, was sie wissen, ist, dass etwas in der Oper nicht stimmt, und um herauszufinden, worum es geht, soll sich Wilde dort einschmuggeln. Doch er ist nicht allein, eine Bekannte von Holmes Bruder Sherlock, soll ihn dabei unterstützen. Dumm nur, dass sich Irene Adler und Oscar Wilde nicht ausstehen können ...

Mann, Mann, Mann. Echt jetzt? Fällt euch gar nichts mehr ein? Wie wäre es, wenn ihr die Reihe dann einfach mal beendet? Und zwar im Guten, so wie sie angefangen hat, damit man wenigstens noch versöhnt zurückschauen kann? Die ganze Ausgangslage ist schon so hohl wie ein Schokoladenweihnachtsmann, und dann kommen noch die kindischen Streitereien zwischen Wilde und Adler hinzu, die in lebensbedrohlichen Situationen nichts Besseres zu tun haben, als dumme Spielchen zu veranstalten. Die ganze Geschichte ist ein einziges Plotloch - ja, man sehnt sich geradezu wieder zu den Zeiten, als der Oberschurke Grell noch ab und zu einschritt, damit wenigstens etwas Spannung hereinkommt. So ist das nix. Schade. Wenigstens hat sich der Wildesprecher wieder gefangen und dieses megaaffektierte Gehabe gelassen.

Veröffentlicht am 09.03.2018

Come in and find out

Pheromon 1: Pheromon
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2018: Jake ist ein sechzehnjähriger Footballspieler, der gerade das wichtigste Spiel der Saison vergeigt hat dank Selbstüberschätzung. Allergien machen ihm zu schaffen, außerdem ist er ein Einzelkind mit ...

2018: Jake ist ein sechzehnjähriger Footballspieler, der gerade das wichtigste Spiel der Saison vergeigt hat dank Selbstüberschätzung. Allergien machen ihm zu schaffen, außerdem ist er ein Einzelkind mit einer alleinerziehenden Mutter. Plötzlich merkt er, dass sich sein Geruchssinn enorm verbessert, er plötzlich in der Schule ein Genie wird und sich überhaupt vorkommt, als hätte er ein Update erhalten. Er forscht nach und kommt einer seltsamen Organisation auf die Spur.
2118: Travis ist ein alternder Arzt, der aufgrund Saufens seine eigene Tochter getötet hat, was er natürlich bereut. Seit seiner Haftstrafe ist er trocken und sühnt, indem er kostenlos die Ärmsten der Armen behandelt. Durch seine medizinische Tätigkeit kommt er einer seltsamen Organisation auf die Spur.
Auf beiden Zeitebenen werden dieselben Antagonisten aufgespürt, doch der Feind ist übermächtig.

Eigentlich hätte das eine coole Story sein können. Mit ein bisschen mehr Logik im Handlungsverlauf zum Beispiel. Hier werden jedoch Schlüsse von Jugendlichen gezogen, auf die kaum ein spezialisierter Wissenschaftler käme. Dieselben Jugendlichen kennen sich mit Sprengstoff aus, hacken sich mal eben in die bestgesichertsten Einrichtungen (und wie praktisch, dass die alle in demselben Kaff in Hinterlandamerika leben), da wird sich im Hurrastil amerikanischer WK-Filme heroisch geopfert, ohne mit der Wimper zu zucken.
In der Zukunft geht's noch besser ab. Zum Glück ist Travis ein alter Hacker mit einer sprachlichen Überzeugungskraft, der innerhalb von Sekunden aus Feinden Verbündete macht. Die opfern sich übrigens genauso heroisch wie ihre Gegenparts in der Vergangenheit. Am besten hat mir ja der Polizist gefallen, der mal eben aufgrund von Spinnereien (so müsste es jedem normaldenkenden Polizisten jedenfalls vorkommen) im Zeitraum eines Wimpernschlags die Seiten wechselt.
Ob und wie die ganzen wissenschaftlichen Erklärungen wirklich zutreffen oder funktionieren würden, habe ich nicht geprüft, dafür war mir die Geschichte nicht wichtig genug. Sie war immerhin so gut geschrieben, dass ich mich bis auf ein paar wenige Seiten nicht gelangweilt habe, aber ich habe auch kein Interesse daran, sie weiterzuverfolgen. Mit dem Riechen können zwischen diesem Buch und mir hat's wohl nicht ganz so gepasst.

Veröffentlicht am 06.02.2018

Kein Happy End in Sicht

Magisterium
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Call sitzt im Knast. Anders kann man das nicht sagen – die Magier, die ihn für Constantine Madden halten, haben ihn nach dem Tod Aarons sicherheitshalber in Einzelhaft gesteckt. Ein halbes Jahr lang sieht ...

Call sitzt im Knast. Anders kann man das nicht sagen – die Magier, die ihn für Constantine Madden halten, haben ihn nach dem Tod Aarons sicherheitshalber in Einzelhaft gesteckt. Ein halbes Jahr lang sieht er niemanden, dann erst darf ihn seit Vater besuchen, kurze Zeit später auch Master Rufus. Und plötzlich taucht auch noch Anastasia auf und sorgt dafür, dass er aus dem Gefängnis ausbrechen kann – ausgerechnet mit Hilfe von Tamara und Jasper. Doch die Freude währt nur kurz, denn die drei geraten in Master Josephs Klauen. Und der verlangt nicht mehr oder weniger, als dass Call Aaron von den Toten auferweckt. Selbst wenn ihm das gelingen sollte – will er das wirklich? Und würde das nicht beweisen, dass er ist, was alle in ihm vermuten? Der Feind des Todes?

Eigentlich finde ich gut, dass es immer kurz nach dem letzten Band anschließt und man keine großen Lücken im Geschehen hat. Was mich jedoch störte, war erst einmal die Kürze des Buches und die daraus resultierende Hektik des Erzählens einerseits und dann die völlig unpassende Liebesgeschichte andererseits, die mal eben so eingefügt wurde. Trotz all der Sachen, die passierten, konnte man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Autorinnen nicht genug zu erzählen hatten, um wirklich auf die angekündigten fünf Bücher zu kommen. Und ich konnte oft genug Calls Handeln und Denken nicht nachvollziehen, was es mir immer wieder schwer machte, Sympathien für ihn zu entwickeln. Alles in allem war das wohl der schwächste selbständige Band der Reihe – selbständig im Sinne von „Wir gucken jetzt mal nicht alles von J. K. Rowling ab“.

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