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Veröffentlicht am 19.08.2017

Sauerei im Wildpark

Wildfutter
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Der Tiger ist verschwunden.
Der Tiger war der Superstar der Fußballjugendtrainer, heiß und innig geliebt (meistens von den Fußballmüttern), verhasst bei anderen (meistens den Fußballvätern).
Dann stolpert ...

Der Tiger ist verschwunden.
Der Tiger war der Superstar der Fußballjugendtrainer, heiß und innig geliebt (meistens von den Fußballmüttern), verhasst bei anderen (meistens den Fußballvätern).
Dann stolpert der pensionierte Kriminalbeamte Pangratz, der sich widerrechtlich nachts im Wildpark Blindham herumtreibt über eine Hand. Statt die Hand zu schütteln, schüttelt es ihn, denn es handelt sich um das einsame, eiskalte Händchen des Verschwundenen. Pangratz, der erst vor kurzem aufs Abstellgleis geschoben wurde, beschließt mit Hilfe seiner Tochter Jo Coleman, den (tiefen) Fall des Tigers vor seinem Nachfolger in der Mordkommission zu lösen.

Ich versuche mal, es irgendwie höflich auszudrücken: Die einzigen Schweine, die nicht stets und ständig an Sauereien gedacht haben, waren die im Wildpark. Ansonsten habe ich bis zum Schluss dieses sinnlos langgezogenen, fast 500 Seiten langen diskrimierenden, frauen- und menschenverachtenden Machwerks nicht begriffen, was hieran ein "Rosenheimkrimi" sein sollte. Nur weil ein (zerstückelter) Toter auftaucht, ist das noch lange kein Krimi. Und weil einer Pangratz heißt und zweimal einen bayerischen Ausdruck benutzt, ist es nicht regional. Niemand interessiert sich hier wirklich für das Schicksal des Tigers, am allerwenigsten die Polizei, die natürlich in Form eines absolut dümmlichen Bullen daherkommt. Pangratz und sein zweiter Frühling, so vermute ich, sollten bayerisch-überzeichnet witzig wirken, genauso wie die Gedanken des Nachfolgers des Tigers. Auf einen durchschnittlich intelligenten Menschen kann das nur abstoßend wirken, und auch wenn es heißt "Sex sells", gilt in mancher Hinsicht doch eher "Weniger ist mehr", zumal wenn es so widerlich verkauft wird. Das war mal nichts, höchstens noch für Hardcorefußballfans, und sollte es - was sämtliche bayerischen Götter verhindern mögen -, zu einem Nachfolger kommen, so auf jeden Fall ohne meine gepflegte Langeweile und Abscheu. 1,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 12.04.2024

Mein Herz, so gelangweilt

Nordic Clans 1: Mein Herz, so verloren und stolz
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Starke ProtagonistInnen, ein nordisches Setting, ein Wettkampf, Drachen, Tierwesen: Damit kann man doch echt nichts falsch machen, oder?

Die Autorin: Hold my beer!

Worum geht's? Yrsa ist die junge Anführerin ...

Starke ProtagonistInnen, ein nordisches Setting, ein Wettkampf, Drachen, Tierwesen: Damit kann man doch echt nichts falsch machen, oder?

Die Autorin: Hold my beer!

Worum geht's? Yrsa ist die junge Anführerin eines "nordischen Clans" auf einer Insel (!). Ihren Leuten geht es schlecht, obwohl sie direkt an der Küste wohnen, denn ... sie sind entweder richtig schlecht im Fischen oder die Umweltverschmutzung hat in diesem mittelalterlichen Setting ordentlich zugeschlagen. Nach dem Tod ihres Vaters ist es Yrsas Job, ihre Leute am Leben zu erhalten und der Job ihrer Zwillingsschwester, religiösen Beistand zu leisten. Yrsa möchte daher der Oberboss aller "nordischen" Clane werden und reist zu einem Wettkampf, in dem der Oberboss durch Kämpfe und Rätsel ermittelt werden soll. Dort trifft sie auf Kier, den Sohn des Mannes, der für den Tod ihres Vaters verantwortlich ist. Sie ist verflucht, ihn zu töten, aber a) ist das bei dieser Veranstaltung nicht gern gesehen und b) ist er so heiß und kann mit seinem Tool umgehen, dass es ihr dann doch nicht so leichtfällt.

Das ist wieder so ein typisches Puh-wo-fange-ich-Buch. Auf mich wirkte es so, als wäre der Verlag auf die Autorin zugekommen und hätte gesagt: Ey, nordisch und Drachen und Hunger Games auf Wish bestellt laufen, kannst du da mal was draus machen? Und die Autorin so: Yo, eh klar. In etwa so inspiriert kam mir mir die Geschichte vor. Da passt vorne und hinten nichts zusammen. Das Setting: Was daran war nordisch? Ein paar nordische Worte in den Raum zu werfen, macht ja da nichts Nordisches draus. Es hätte genauso auf jeder anderen Insel ohne Südseefeeling stattfinden können. Und wozu dienten eigentlich die Tierwesen? Der Drache ist dafür da, um aus dem männlichen LI den ultimativen Helden zu machen und er konnte wenigstens ein Schiff ziehen, aber ansonsten diente er lediglich als Posteule. Der Bär war ein Kuscheltier und viiiiiel größer als alle anderen Bären auf der Welt. Ui. Toll. Warum heißen die Tierflüsterer, wenn sie einfach nur in der Lage sind, Tiere halbwegs anständig zu behandeln, aber ansonsten absolut nicht mit denen flüstern?

Der Weltenaufbau. Uiuiui. Eine Insel ohne Jim Knopf, dafür mit Nebel drumherum, weil ... ach, komm. Frag nicht. Interessiert niemanden. Verschiedene Clans, die sich nicht ausstehen können, weil ...? Aber einen Obermufti wählen müssen, weil ...? Jemand könnte die Insel überfallen und da müssen alle zusammenhalten. Eine Insel sonstwo, die nichts zu bieten hat. Die durch den Nebel ja auch niemand erreichen kann, denn Yrsa und Kier sind jetzt die Ersten, die es irgendwie schaffen, durch den Nebel zu kommen. Wie eigentlich? Klar, der Drache fliegt über den Nebel hinweg (wie eigentlich?) und zieht das Schiff hinter sich her, aber dadurch sehen sie ja trotzdem keine Riffe oder Untiefen. Klingt total durchdacht. Und dieser Wettkampf war an Lächerlichkeit nicht zu überbieten. Angeblich sind das alles Anführer, aber keiner außer Yrsa und Kier konnte wirklich kämpfen? Und wie unsinnig sind diese Gesetze, dass man mit niemandem aus einem anderen Clan zusammen sein darf? Wobei das natürlich das suboptimal intelligente Verhalten aller Charaktere erklären würde - ewiger Inzest ist nun mal nicht für Rationalität bekannt.

Am Ende bleibt eine furchtbar langweilige Geschichte, in der ständig wiederholt wird, wie stark Yrsa ist und dass sich bei ihr ihre Gabe erst gefühlt 100 Jahre nach ihrer Schwester zeigte, und die einfach nur eine zickige Person ist. Die Unlogik in der Story macht es nicht einfacher, sie zu mögen. Und der uninspirierte Schreibstil vernichtete alle möglichen positiven Ansätze ... nun ja. Im Ansatz.

Veröffentlicht am 03.01.2024

Suboptimale Fanfiktion

Das Tagebuch der Irene Adler
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Holmes ist alleine und gelangweilt, als ihm plötzlich das Tagebuch einer Person zugespielt wird, die schon einmal großen Eindruck auf ihn gemacht hat: Irene Adler. Wenig später verschwindet das Buch aus ...

Holmes ist alleine und gelangweilt, als ihm plötzlich das Tagebuch einer Person zugespielt wird, die schon einmal großen Eindruck auf ihn gemacht hat: Irene Adler. Wenig später verschwindet das Buch aus seinem Haushalt und er macht sich auf die Suche nach beidem - dem Tagebuch und Irene. Zusammen kommen sie Serienmorden und dem Verkauf pornografischer Schriften auf die Spur, aber auch jemandem, den Irene Adler für tot gehalten hat. Bei ihrer Suche nach den Hintermännern geraten sie immer wieder in neue Gefahren.

Ich weiß nicht recht, was ich hier gelesen habe. Eigentlich bin ich ein großer Fan von Conan Doyles großem Detektiv, und ich habe schon einige sehr gute Geschichten von anderen AutorInnen gelesen. Aber das hier ist wie ein Verkehrsunfall und man starrt mit morbidem Interesse und mit wachsendem Fremdschämen auf die Seiten. Vermutlich haben die AutorInnen noch nie in ihrem Leben die Originalgeschichten gelesen und sich ihre "Sachkenntnis" aus der Serie "Sherlock" geholt. Das würde so einiges erklären. Zum Beispiel, dass sich Holmes einem Boten gegenüber "neckisch" benimmt. Warum er allerdings seine schärfste Waffe - sein Gehirn - nicht einsetzt, erklärt das nicht. Sowohl er als auch Adler werden ständig von den Ereignissen überrascht, gefangengenommen und müssen innerhalb der nächsten fünf Minuten vom jeweils anderen gerettet werden. Dazu kommt, dass die ganze Geschichte mit der Prämisse überhaupt keinen Sinn ergibt, aber ich glaube, hier hat ohnehin nur jemand seine sexuellen Fantasien ausgelebt, indem aus dem Tagebuch der Irene A. ein billiges Sexabenteuer wurde. Ich möchte übrigens nie, nie, nie wieder in einer Geschichte mit Sherlock Holmes das Wort Pe.nis lesen. Habe ich schon erwähnt, dass es von den AutorInnen niemand für nötig hielt, ein Lektorat/Korrektorat machen zu lassen? Es hätte auch gereicht, hätten sie im Deutschunterricht der dritten Klasse aufgepasst, dann wüssten sie, dass Anredepronomen wie "Sie" und "Ihnen" groß geschrieben werden müssen. Das wurde hier konsequent vermieden, Hauptsache, es gab wieder einen sexuellen Auszug aus dem sinnlosen Tagebuch. Die Geschichte war von vorne bis hinten die Antithese eines Holmes-Romans - also undurchdacht und unlogisch. Der erste Flop des Jahres schon nach drei Tagen. Wow.

Veröffentlicht am 17.12.2023

Hexenschlächter

A Breath of Winter
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In einer kalten Winterwelt geht ein Hexenschlächter um, der keine Gnade mit Hexen kennt. Wo immer er sie aufstöbert, bringt er sie um. Smilla hat durch ihn ihre ganze Familie und ihren Zirkel verloren; ...

In einer kalten Winterwelt geht ein Hexenschlächter um, der keine Gnade mit Hexen kennt. Wo immer er sie aufstöbert, bringt er sie um. Smilla hat durch ihn ihre ganze Familie und ihren Zirkel verloren; eine Prophezeiung führt sie zu der Söldnertruppe der Wilden Jagd, angeführt durch den geheimnisvollen, düsteren, aber natürlich wahnsinnig gut aussehenden Gent. Obwohl sie noch nicht richtig dazugehört, fühlen sowohl Smilla als auch Gent bald Lust aufeinander ineinander aufsteigen und ihren Verstand abschalten. Sie sind dem Schlächter auf den Fersen, doch der scheint ihnen immer einen Schritt voraus zu sein, und dann sind da ja noch die Walküren, die fast genauso gern Menschen abschlachten wie der Schlächter, Berserkr und andere Wesen, die eventuell gefährlich werden können.

Ich hatte richtig Lust auf dieses Buch, schien es doch eine schöne Kombination aus Six of Crows und nordischer Mythologie zu sein. Positiv zu vermerken ist hier, dass Smilla, die Heldin, meistens relativ tough ist und dass vier Mitglieder der Wilden Jagd sympathisch sind. Damit endet das Positive allerdings. Von nordischer Mythologie sind wir so weit entfernt wie der Saturn von der Erde. Eine Winterwelt, ein erwähnter Jarl und Walküren, die wie griechische Harpyien dargestellt werden, reichen nun mal nicht. Und ich habe nichts gegen Romantasy, aber auch da darf es ein bisschen Handlung geben und die Handlung bitte nicht nur als lästiges Anhängsel dienen, um Heldin und Held irgendwie in einen sexuellen Clinch zu bringen. Romantische Vibes habe ich vergeblich gesucht, es war von Anfang an rein körperlich. Die Autorin hat sich auch keine Mühe gegeben, Kämpfe oder Waffen zu recherchieren, Szenen, in denen diese dargestellt wurden, waren inhaltlich eine Katastrophe. Gelegentliche Logikfehler fielen sogar den bis zum Schluss wohlgesonnenen LeserInnen der Leserunde auf. Am schlimmsten war für mich die Darstellung des Helden, die gegen alles spricht, was für mich einen Helden - selbst einen Anti - ausmacht. Da nicht mehr viel Zeit bleibt, dieses Buch zu toppen, wird es wohl der Jahresflop 2023 werden.

Veröffentlicht am 17.10.2023

Gary Stu in da town!

Vamps
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Tief in den Schweizer Bergen, bei den Schweizer Zwergen, liegt Hogwa... liegt Vamps. Das ist eine Eliteschule für junge Vampire und plötzlich muss da auch Dillon aus Irland hin, weil ... puh. Spoiler: ...

Tief in den Schweizer Bergen, bei den Schweizer Zwergen, liegt Hogwa... liegt Vamps. Das ist eine Eliteschule für junge Vampire und plötzlich muss da auch Dillon aus Irland hin, weil ... puh. Spoiler: seine Mama hat seinen Papa um den Gefallen gebeten, sobald er 18 ist. Aber seine Mama ist schon seit 18 Jahren nicht da, weil ... Doppelpuh. Weiß die Autorin scheinbar auch nicht so recht, aber immer, wenn das Thema aufkommt, kann man mal geheimnisvoll einen auf Dumbledore machen und sagen: Es ist das Beste für dich, Harry. Ähm. Dillon. Jedenfalls wusste Dillon gar nichts von Vampiren. Aber plötzlich ist er ein Dhampir, ein halb Mensch, halb Vampir. (So ähnlich wie Hagrid, nur mit weniger Haaren und ... Körper. Und die Riesen gegen Vampire ausgetauscht. Und Harry ... ich meine natürlich Dillon, ist gleich mal der totale Special Snowflake, oder wie das in Fanfictionfachkreisen genannt wird: Gary Stu. Obwohl er bis gestern noch keine Ahnung von Vampiren hatte, ist er so special, dass er nicht nur mit den reinblütigen (kommt der Begriff irgendwem bekannt vor? Nein? Ach, wahrscheinlich mein Fehler) Vamps total mithalten kann. Und sein Blut ist so special, dass alle scharf auf ihn sind, weil man mit dem Blut von Harry ... ich meine Dillon wahrscheinlich alles machen kann. Weiß zwar keiner so richtig was, weil trotz Millionen Tests nichts dabei rumkommt, aber bestimmt kann man damit sämtliche Kriege beenden, die Titanic heben und Hundekekse backen.

Also. Dillon wird wegen seines special Bluts gleich mal Klassensprecher. Oder VV, wie die Vamps cool sagen. Und er kann Gedanken hören. Wenn er richtig wütend ist, kann er mega kämpfen - das kennt er nämlich aus Irland. Er ist nämlich - und bitte lasst euch das auf der Zunge zergehen - in der Wildnis Irlands aufgewachsen. Der Wildnis! Was ist damit gemeint? Die grasbedeckten Ebenen? Die paar Mäuerchen, die in der Gegend rumstehen? Die genauso in der Gegend rumstehenden megabrutalen fiesen blökenden Schafe, gegen die man täglich auf dem Weg zur Schule kämpfen muss? Apropos Weg zur Schule. Andere Leute fahren mit Bussen zu ihren Schulen. Special Dillon und Dad fahren mit Hundeschlitten. In der Schweiz. Woher haben sie die? Wieso können die mit dem Hundeschlitten umgehen? Und sind sie den ganzen Weg von Irland mit dem Hundeschlitten in die Schweiz gefahren? Über den gefrorenen Ärmelkanal oder so? Man weiß es einfach nicht. Im Schweizer Hogwarts ist übrigens nicht Dumbledore Schulleiter. Die haben eine Frau - mit roten Haaren, hottem Körper und die heißt ... warte, warte, warte ... Lily! Wow. So ein Zufall! Draco heißt hier Bram. Snape heißt Hunt. Und die unwichtigen Mitschüler heißen alle was mit A. Aron. Angelo. Asta. Klingt wie der A-Wurf einer Hundezucht. Habe ich mir aber nicht selbst ausgedacht. Ganz der Verdienst der Autorin.

Was auch der Verdienst der Autorin ist - außer eine eher schlechte Harry-Potter-Fanfiction zu schreiben und aus den Zauberern einfach mal Vampire zu machen - ist ihr Schreibstil, der wirklich gruselig ist. Da werden Antworten gelacht, abgewunken und in Zusammenhänge gesetzt, die zum Nägelaufrollen sind. Und ob da ein Lektorat stattgefunden hat, wage ich zu bezweifeln. LektorInnen sollten das Autorenhandwerk beherrschen, wenn es die AutorInnen schon nicht können. Jedenfalls bin ich wirklich erschüttert, was ein großer Verlag hier in die Bücherwelt entlässt - ich muss jetzt erstmal mein Huskygespann suchen und eine Runde nach Irland damit fahren, um mich wieder zu erholen.