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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.11.2023

Familienbingo

Die mörderischen Cunninghams. Irgendwen haben wir doch alle auf dem Gewissen (Die mörderischen Cunninghams 1)
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Ernie Cunninghams Familie ist ziemlich schräg. Sein Vater war ein Kleinkrimineller, der von der Polizei erschossen wurde, seine Mutter, eine Bankangestellte, schoss auf einen Bankräuber und sein Bruder ...

Ernie Cunninghams Familie ist ziemlich schräg. Sein Vater war ein Kleinkrimineller, der von der Polizei erschossen wurde, seine Mutter, eine Bankangestellte, schoss auf einen Bankräuber und sein Bruder wurde wegen Mordes verurteilt. Schuld daran war Ernie, der Michael angezeigt hat. Jetzt also soll er zu einem Familientreffen mit allen Verwandten und angeheirateten Verwandten in den verschneiten australischen Alpen. Das wäre trotz des kühlen Verhaltens seiner Mutter und der Tatsache, dass Michael an diesem Wochenende entlassen wird, ganz nett - zumindest, bis die erste Leiche auftaucht. Oder auftaut? Abtaucht? So oder so: Ernie wird noch gewaltig ins Schwitzen kommen, bis hier alles gelöst ist.

Ich habe mich einfangen lassen von der Werbung: Eine Mischung aus Donnerstagsmordclub und Knives out sollte es sein. Und ja, ganz falsch ist das wohl auch nicht. Aber andererseits fehlt diesem Buch alles, was der Donnerstagsmordclub und zum großen Teil auch Knives out im Überfluss haben: Charme und Humor. Zumindest ich komme mit dem Humor hier nicht klar, er erscheint mir arg forciert und unlustig. Ein Problem habe ich auch mit den Charakteren. Mit dezenten Abstrichen sind mir hier alle furchtbar unsympathisch, sodass ich nicht mal mitfiebern konnte. Der Schluss war dann ganz nett, aber ich fand die Geschichte furchtbar zäh und habe lange gebraucht, um sie zu beenden.

Veröffentlicht am 25.10.2023

Trekkingtour

Skogen Dynasty (Crumbling Hearts, Band 1)
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Norah Svendsen lebt mit ihren Großeltern irgendwo in der Natur Norwegens, wo sie geführte Trekkingtouren anbieten. Früh hat sie ihre Eltern verloren, deswegen und weil sie auf einer Tour einer der männlichen ...

Norah Svendsen lebt mit ihren Großeltern irgendwo in der Natur Norwegens, wo sie geführte Trekkingtouren anbieten. Früh hat sie ihre Eltern verloren, deswegen und weil sie auf einer Tour einer der männlichen Teilnehmer schlecht behandelt hat, versucht sie alle Menschen auf Abstand zu halten.

Aleksander "Sander" Skogen ist der Erbe einer Keksdynastie. Schon immer musste er machen, was für die Familie am besten war. Um sich irgendwie selbst zu schützen, hat er sich eine hochmütige Attitüde zugelegt. Als ein Video viral geht, das ihn sexueller Belästigung bezichtigt, soll er für eine Weile von der Bildfläche verschwinden - und wo ginge das besser als auf einer zweiwöchigen Trekkingtour? Als er und Norah sich begegnen, sprühen die Funken, doch es steht zu viel zwischen ihnen.

Der Anfang war wirklich angenehm zu lesen. Norah und Sander präsentierten sich als anständige, sympathische Leute und es wurde eine herrlich heile Welt während der Tour mit einer netten Auswahl an Nebenfiguren. Was mich bereits da schon gestört hat, war die Wahl eines Sexvideos als Aufhänger für Sanders Abtauchen. Spätestens nach der Causa Lindemann hätte ich mir hier mehr Sensibilität gewünscht. Dennoch, bis zum Ende der Tour gefiel mir das Buch gut. Allerdings änderte sich das im letzten Drittel. Norah, die bisher als starke Frau gezeigt wurde, mutierte zu einem verheulten, feigen Mädchen, das mir mit ihrer Art nur noch auf die Nerven ging. Und auch an Sanders Stelle hätte ich wohl ganz anders auf die Enthüllung des Großvaters reagiert. Allgemein wurde hier in ziemlich eindeutige Aussagen und Situationen genau das Gegenteil hineininterpretiert, das hat mich mega genervt.

Pluspunkte: Sämtliche auftretenden jungen Männer waren hochanständig. Minuspunkte: nerviges letztes Drittel.

Veröffentlicht am 20.10.2023

New London

Witches of New London 1. Sunblessed
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Reva ist eine junge Winterhexe, die ihrer Welt den Rücken gekehrt hat, um als Detektivin unter Menschen zu leben. Als immer wieder junge Frauen sterben und die Zeitungen schon voll sind von den "Jack-the-Ripper"-Schlagzeilen, ...

Reva ist eine junge Winterhexe, die ihrer Welt den Rücken gekehrt hat, um als Detektivin unter Menschen zu leben. Als immer wieder junge Frauen sterben und die Zeitungen schon voll sind von den "Jack-the-Ripper"-Schlagzeilen, kehrt sie auf Befehl ihres Vorgesetzten nach New London zurück, um dort Nachforschungen anzustellen. Dabei trifft sie auch auf Gabriel Winterstein, dem charismatischen Oberhaupt einer anderen Adelsfamilie, der ihr vor Jahren das Herz gebrochen hat. Doch wenn Reva etwas herausfinden will, muss sie mit Gabriel zusammenarbeiten und dabei aufpassen, dass sie nicht nur von der rassistischen Hexengemeinde, sondern auch ihr Herz von Gabriel gefährdet wird ...

Ich habe mich eindeutig von "Detective Witch", Jack the Ripper und London Crime dazu verleiten lassen, etwas anderes zu erwarten. Was ich nicht unbedingt lesen wollte, war eine ziemlich viktorianisch angehauchte rassistische Hexengesellschaft - auch wenn hier der Rassismus und die Diskriminierungen sehr gut dargestellt wurden - und eine Second Chance Liebesgeschichte. Einerseits ist Reva nicht gar so anstrengend, was ihr Dahinschmelzen beim Auftauchen ihres Beinahe-Ex angeht, andererseits hat mich dieser Beinahe-Ex wirklich, wirklich genervt und ich bin sowieso ein absoluter Gegner von Second Chances, ganz besonders, wenn das Herzbrechen aus so seltsamen Gründen passiert. Aber okay. Es war gut geschrieben und Reva baut zwar meiner Meinung nach zu viel Mist und überlegt zu wenig, aber sie hat mega coole Freundinnen und eine echt coole Familie, was mir sehr gefallen hat. So richtig packen konnte mich der Fall selbst nicht und ich glaube auch nicht, dass ich die Reihe weiterverfolgen werde, Cliffhanger hin oder her.

Veröffentlicht am 01.10.2023

Es war einmal

Ever & After, Band 1: Der schlafende Prinz (Knisternde Märchen-Fantasy der SPIEGEL-Bestsellerautorin Stella Tack | Limitierte Auflage mit Farbschnitt)
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Rain White ist eine Nachfahrin von Schneewittchen und als solche mit 18 Jahren verpflichtet, den schlafenden Prinzen zu küssen, wie alle jungen Frauen in dem Alter, die von Märchenfiguren abstammen. Der ...

Rain White ist eine Nachfahrin von Schneewittchen und als solche mit 18 Jahren verpflichtet, den schlafenden Prinzen zu küssen, wie alle jungen Frauen in dem Alter, die von Märchenfiguren abstammen. Der schlafende Prinz tut selbiges schon seit so vielen Jahren, wie die Magie verschwunden ist und mit seinem Erwachen soll zwar die Apokalypse, aber auch die Magie zurückkommen. Und sieben Prüfungen warten auf die Nachfahren und nur die Familie, die alle besteht, wird selbst weiterbestehen. Rain hat gar nicht richtig Lust auf die ganze Sache, aber mit ein paar Entführungen und Bedrohungen seitens der Älteren aus den Familien überwindet sie sich, den Totenschädel zu küssen. Leider hat das ungeahnte Auswirkungen - auf so ziemlich alles.

Ich mag Märchenfantasy und was der Autorin gut gelungen ist, sind ihre eigenen erfundenen Märchen. Sie entwickelt aus den Grimmschen Vorlagen eine Art Märchen meets Walking Dead, nur statt der Untoten die zehn Plagen der Apokalypse - falls diese die Heuschrecken gegen Wölfe ausgetauscht hätten. Es gehen extrem viele Leute auf ziemlich verstörende Weise drauf - lediglich die Protagonistin ist nicht halb so verstört wie erwartet, weil es da einen neuen Jungen in ihrer Umgebung gibt, bei dem sie selbst während gefährlicher Fluchten vor riesigen Wölfen, Ratten, Märchenfieslingen und sterbenden Bewohnern umgebender Dörfler noch genügend Zeit gibt festzustellen, wie heiß der eigentlich ist. Und zwischendurch auch zu überlegen, ob nicht ein alter Kindheitsfreund ganz schön scharf ist, weil er jetzt mit Waffen umgehen kann.

Was ich auch nicht so richtig nachvollziehen konnte, war die Ausgangslage. Jeder wusste, der schlafende Prinz ist the Evil One. Dennoch sind alle heiß darauf, ihn aufzuwecken, obwohl jeder weiß, dass dann die Apokalypse droht? Wäre das nicht ein bisschen so, als würde man versuchen den Österreicher mit dem Schnauzbart und der feuchten Aussprache von den Toten zurückzuholen in der Hoffnung, von ihm Polen geschenkt zu bekommen? Mir ist schon klar, dass einige blaue Wähler bei der Vorstellung feuchte Träume hätten, aber dass da alle diese Märchenfamilien diesen Unsinn mitmachen - zumal einige von denen eh reich und berühmt sind - erschließt sich mir nicht.

Auch nicht, dass einige ihre Nachfahren vernünftig trainiert werden für die Zombiedystopie, während andere ihre Kids einfach mal so im Unklaren lassen oder bestenfalls noch Märchen vorlesen. Klingt das irgendwie logisch? Für mich nicht so richtig. Man hätte die Geschichte auch ein bisschen straffen sollen und eventuell wären ein paar weniger Verletzungen der Protagonisten realistischer - zumindest für das, was sie danach noch mit ebenjenen Verletzungen ohne groß Nahrung und Ruhe anstellen konnten - aber es ist ja ein Märchen. Oder so. Immerhin hat mich das Buch weitaus besser unterhalten als das letzte Buch der Autorin, sodass ich fast schon Hoffnung habe, im zweiten Band gebe es eine interessante Auflösung des Ganzen.

Veröffentlicht am 21.09.2023

Wachkoma

Brynmor University – Geheimnisse
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Seit zehn Monaten liegt Samuels Bruder im Wachkoma. Seit er in diesem Zustand auf dem Campus der Brynmor University aufgefunden wurde. Samuel schwört, dass er herausfinden wird, was damals geschehen ist, ...

Seit zehn Monaten liegt Samuels Bruder im Wachkoma. Seit er in diesem Zustand auf dem Campus der Brynmor University aufgefunden wurde. Samuel schwört, dass er herausfinden wird, was damals geschehen ist, und er schreibt sich in Brynmor ein. Er verdächtigt eine geheime Studentenverbindung, etwas mit Philipps Zustand zu tun zu haben und versucht alles, um in diese Verbindung aufgenommen zu werden. Doch dann trifft er auf Connor und die beiden kommen sich näher. Aber nicht nur die Studentenverbindung verbirgt etwas, auch Connor hat seine Geheimnisse und je näher sich Samuel und Connor kommen, desto mehr stehen diese Geheimnisse zwischen ihnen.

Ja, ich weiß nicht, warum ich dachte, mit einer queeren Liebesgeschichte würde so eine Campusstory spannender oder weniger kitschig. Dem war nicht so. Auch Dark Academia war es eigentlich nicht. Es gibt zwar diese ominöse Studentenverbindung, die spielt aber tatsächlich eigentlich absolut keine Rolle. Und was Philipps Wachkoma ausgelöst hat, war auch sehr zeitig klar. Gut gefallen hat mir der unaufgeregte Schreibstil und dass von Anfang an Respekt zwischen Samuel und Connor herrschte - bei Heterobeziehungen wird der Typ ja gern mal als totales A... ch dargestellt. Was eine gute Message bringen sollte, aber auf Dauer beinahe Augenrollen bei mir auslöste, waren die ganzen ach-so-vernünftigen-und-verständnisvollen Personen, die rechts und links auftauchten und kluge Ratschläge gaben. So konnten kaum Konflikte auftreten, die irgendwie gelöst werden mussten. Alles in allem hat mich das Buch jetzt nicht ins Wachkoma fallen lassen, aber es war auch nicht so, dass ich es nicht jederzeit hätte weglegen können oder vor lauter Spannung meine Fingernägel hätten dran glauben müssen.