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Veröffentlicht am 22.03.2021

Moloch Berlin

Polizeiärztin Magda Fuchs – Das Leben, ein ewiger Traum
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1920. Nach dem Tod ihres geliebten Ehemannes, eines Hildesheimer Anwalts, versucht Magda Fuchs einen Neuanfang in Berlin. Als Polizeiärztin wird sie immer dann hinzugezogen, wenn an einem Tatort Kinder ...

1920. Nach dem Tod ihres geliebten Ehemannes, eines Hildesheimer Anwalts, versucht Magda Fuchs einen Neuanfang in Berlin. Als Polizeiärztin wird sie immer dann hinzugezogen, wenn an einem Tatort Kinder auftauchen - und das passiert leider viel zu oft. Die Kinder Berlins sind die großen Verlierer des 1. Weltkriegs, viel zu viele, unterernährt und durch die Gleichgültigkeit und Kälte der Erwachsenen von Brutalität gekennzeichnet. Magda würde ihnen am liebsten allen helfen, doch ihre Hände sind gebunden. Dennoch gerät sie mitten hinein in Kinderschmuggel und moderne Sklavenarbeit. Nur der junge Kommissar Kuno scheint sich genauso für die Kinder zu interessieren wie sie. Und dann ist da auch noch Celia, ein Mädchen aus gutem Hause, das des Mordes angeklagt ist.

Es wird nicht nur aus Magdas Sicht erzählt, ab und zu kam auch Celia zu Wort und um ehrlich zu sein, ich konnte dieses Mädchen nicht ausstehen. Klar, sie ist ein Kind ihrer Zeit und Erziehung, aber das machte sie mir nicht sympathischer. Magda ist der bodenständige Part, hart arbeitend hat sie sich durch ein genau so hartes Studium gekämpft und trotz allem Menschlichkeit bewahrt. In dem Buch werden die Zustände Anfang der goldenen Zwanziger in Berlin beschrieben und das fand ich eigentlich ganz gut. Die Art und Weise jedoch, wie sich diese "starken" Frauen ihren Weg suchten, war mir teilweise zu kitschig und vorhersehbar und gelegentlich so ausgewalzt, dass ich aufpassen musste, nicht zu überblättern. Alles in allem also nett zu lesen, wird mir wohl aber nicht lange im Gedächtnis bleiben.

Veröffentlicht am 10.02.2021

Earthshaker

Oscar Wilde & Mycroft Holmes - Folge 30
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Irgendwo in Schottland, an einem unbekannten Ort, befindet sich ein Gefängnis, in das nur die schlimmsten Verbrecher an der Krone kommen. Ausgerechnet da sticht jemand auf Doktor Grell ein; im Sterben ...

Irgendwo in Schottland, an einem unbekannten Ort, befindet sich ein Gefängnis, in das nur die schlimmsten Verbrecher an der Krone kommen. Ausgerechnet da sticht jemand auf Doktor Grell ein; im Sterben liegend ruft der nach Wilde. Mit letzter Kraft berichtet er davon, dass der Zirkel der Sieben verschiedene Stützpunkte in der Welt hat, von denen aus er operieren kann. Einer davon soll in Island liegen und von dort aus soll die schlimmste Waffe auf England losgelassen werden, die man sich vorstellen kann. Wilde und Violet machen sich auf den Weg, das Schlimmste zu verhindern.

Wenn man mal von den üblichen Logiklücken absieht, war diese Folge gar nicht so ärgerlich wie die letzten. Schade fand ich direkt, dass es Grell erwischt hat, der war doch wenigstens immer ein intelligenter Gegenspieler. Stattdessen ziehen sie jetzt Robur aus dem Hut - falls sich jemand erinnert, Robur war der Typ von Jules Verne, bei dem man immer ein bisschen das Gefühl hatte, er sei der Zwillingsbruder von Captain Nemo. Für mich ist der ja auch kein Antagonistenmaterial, aber hier ist er furchtbar böse und will halt böse Dinge tun/hat sie schon getan. Wie immer gute Sprecherleistung, ansonsten nichts Neues im Wilde-Holmes-Land.

Veröffentlicht am 06.02.2021

Wieso? Weshalb? Warum?

Hush (Band 1) - Verbotene Worte
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Eine mittelalterliche Welt, in der es außer Hunger und Dürre nur wenig anderes gibt. So wächst Shae allein mit ihrer Mutter auf. Ihr Vater starb auf dem Feld, ihr Bruder an den verbotenen Worten, die sein ...

Eine mittelalterliche Welt, in der es außer Hunger und Dürre nur wenig anderes gibt. So wächst Shae allein mit ihrer Mutter auf. Ihr Vater starb auf dem Feld, ihr Bruder an den verbotenen Worten, die sein Blut vergifteten und seine Adern platzen ließen. Es gibt vieles, was in Montane, ihrer Heimat, verboten ist, doch ganz besonders bestimmte Worte. Lesen, Schreiben, Bücher - damit dürfen nur die Barden umgehen, die das Land beherrschen, den Zehnt eintreiben und manchmal mit Magie die Bevölkerung belohnen. Eines Tages, als die Barden gerade in ihrem Dorf sind, geschieht Schreckliches und Shae macht sich auf, um im Hohen Haus - dem Regierungssitz der Barden - nach Antworten zu suchen. Doch wer die Wahrheit wissen will, muss um sein Leben fürchten.

Es ist mir relativ schwer gefallen, die Zusammenfassung zu schreiben, denn so richtig klar, wohin sich dieses Buch bewegen will, wird es bis zum Schluss nicht. Man kann nicht sagen, dass es langweilig oder unspannend ist, aber alles wird immer nur angeschnitten. Worte sind verboten? Warum? Leute sterben daran? Wie? Die Barden besitzen Magie? Woher? Wie kommt es, dass die Welt so aufgebaut ist, wie sie es ist? Keine Ahnung, es wird nicht erklärt. Und auch, wenn ich es zu schätzen weiß, dass in einer Trilogie nicht alles von Anfang an vorgekaut wird, so möchte ich doch wenigstens ein paar Fragen zum Aufbau der mir vorgesetzten Welt beantwortet haben. Dazu kommt, dass ich zu wirklich keinem der Charaktere irgendeine Beziehung aufbauen konnte. Shae ist eine schwammige Protagonistin, die selten das tut, was das fürs Überleben Klügste wäre. Warum sie so gute Freunde hat, wie sie es tut, entzieht sich meinem Verständnis. Der Schurke ist schurkisch, das Loveinterest geheimnisvoll - das reicht mir nicht für eine fesselnde Geschichte und ich muss zugeben, dass ich wenig Interesse daran habe, sie weiter zu verfolgen.

Und jetzt noch ein Wort zum Loewe-Verlag: An alle, die dafür verantwortlich waren, ein Missbrauchsopfer mit ihrem Täter zu bewerben - oder auch nur eine Autorin mit dem Namen ihres Vaters - ich hoffe, ihr alle habt mindestens zwei Wochen lang Dauerdurchfall und nirgends ein Klo. Und auch keine Dusche und keine Waschmaschine.

Veröffentlicht am 30.01.2021

Die Magierin und der Gestaltwandler

Divine Damnation 1: Das Vermächtnis der Magie
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Tivra ist eine junge Magierin, die zum Zirkel gehört, einer Vereinigung von magisch Begabten. Als sie auf eine Mission geschickt wird, um ihre Kollegin zu suchen, die seit einiger Zeit verschwunden ist, ...

Tivra ist eine junge Magierin, die zum Zirkel gehört, einer Vereinigung von magisch Begabten. Als sie auf eine Mission geschickt wird, um ihre Kollegin zu suchen, die seit einiger Zeit verschwunden ist, macht sie mitten im Dschungel, in einem alten, verlassenen Tempel eine schreckliche Entdeckung: nicht nur ist ihre Kollegin tot, auch eine uralte, eingesperrte Göttin wurde befreit. Und diese ist auf Zerstörung aus. Um die Göttin aufzuhalten, ist Tivra gezwungen, mit dem Alpha der Gestaltwandler Avan zusammenzuarbeiten. Ausgerechnet der stellt sich als ihr One-Night-Stand von vor einigen Tagen heraus. Die Anziehungskraft zwischen Tivra und Avan sind nicht die einzigen Probleme, die sie klären müssen.

Was ich mochte: die Idee, den Hintergrund, der ein bisschen an indischen Dschungel erinnert, die Vorstellung, dass Magie und Moderne zusammen existieren könnten. Leider war das so gut wie nicht ausgebaut, dafür musste ständig darauf hingewiesen werden, wie hoch die Anziehungskraft zwischen Avan und Tivra ist. (Tipp: Das wusste man nach den ersten drei, vier Malen schon.) Es kamen Logiklöcher dazu. Scheinbar gab es eine Barriere, die von den Magiern aufrecht erhalten werden musste. Aber dauernd waren Tivra, ihre neuen Freunde und Hinz und Kunz draußen - wie funktionierte das? Und wieso konnte eines der Viecher der Göttin reinkommen, die anderen jedoch scheinbar nicht so einfach am Ende? Und wieso hat sich Tivra im Tempel nicht einfach mit der Kugel zurück nach Hause gebeamt, hat eine oder mehrere neue Kugeln geholt und die Gestaltwandler aus dem Tempel geholt? War diese Lösung zu naheliegend, zu einfach und zu ungefährlich? Richtig enttäuscht hat mich das Lektorat, das bestenfalls oberflächig passiert sein kann. Was mich auch genervt hat, war Avans ständiges: Ach, das kann ich dir nicht sagen. Okay? Dann lass deine Finger von der Frau, wenn du ihr nicht die Wahrheit sagen willst.

Und Avans Vorfahre ist ja wohl das Letzte, so wie er die Göttin behandelt hat. An ihrer Stelle wäre ich auch sauer und würde mir noch ganz andere Sachen einfallen lassen und beinahe könnte ich mich auf ihre Seite schlagen. Sie ist auch der Grund, warum ich die Reihe fortsetzen wollte - um zu wissen, wie es mit ihr weitergeht. Was zwischen Avan und Tivra ist, scheint ohnehin klar zu sein.

Veröffentlicht am 13.01.2021

Kleine, alte Frau mit Hut

Das Windsor-Komplott
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Etwas Schreckliches ist nach einer festlichen Nacht auf Schloss Windsor passiert: Einer der Gäste, ein junger Musiker mit außergewöhnlicher Begabung nicht nur am Klavier, ist tot. Als wäre das nicht Skandal ...

Etwas Schreckliches ist nach einer festlichen Nacht auf Schloss Windsor passiert: Einer der Gäste, ein junger Musiker mit außergewöhnlicher Begabung nicht nur am Klavier, ist tot. Als wäre das nicht Skandal genug, lässt sein Tod auf entweder interessante sexuelle Vorlieben schließen oder gar ... Mord. Die Queen, die kurz vor ihrem neunzigsten Geburtstag steht, kann diese Sache natürlich nicht dem MI5 oder anderen Polizisten überlassen, schließlich ist es in ihrem Schloss passiert! Mit Hilfe von Rozie, ihrer jungen, neuen stellvertretenden Assistentin macht sie sich auf, diesen Fall zu lösen; ohne Schirm, dafür mit Charme und Hut.

Positiv empfinde ich, dass mit Rozie, der Assistentin, eine junge Frau entworfen wurde, die wirklich sehr cool, sehr weiblich und trotzdem mit allen Wassern gewaschen daherkommt. Interessant sind sicherlich auch die ganzen Protokolle, die es für eine Königin einzuhalten gilt oder was die Gesellschaft so glaubt, was eingehalten werden muss. Der Fall selbst ist zwar äußerst cozy, aber auch äußerst an den Haaren herbeigezogen. Und was mir wirklich auf Dauer extrem gegen den Strich ging, war dieses furchtbar servile Verhalten, das alle Leute der Queen und anderen royalen und adligen Parasiten gegenüber an den Tag gelegt wurde. Wofür noch mal hat die Arbeiterklasse gekämpft und beinahe auf der ganzen Welt diese Leute in Schimpf und Schande verjagt? Zwischen den Zeilen liest man hier heraus, dass die Angestellten der Queen - obwohl sie neben J. K. Rowling so ziemlich die reichste Person Großbritanniens ist - recht schlecht bezahlt werden. Und dennoch würden sie alle ihr Leben opfern, um das ihrer Königin zu retten bla bla. Mein Revoluzzerherz war hier permanent auf 180 und ist eher nicht geneigt, weitere Abenteuer einer schnüffelnden Queen zu verfolgen.