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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.01.2021

Kleine, alte Frau mit Hut

Das Windsor-Komplott
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Etwas Schreckliches ist nach einer festlichen Nacht auf Schloss Windsor passiert: Einer der Gäste, ein junger Musiker mit außergewöhnlicher Begabung nicht nur am Klavier, ist tot. Als wäre das nicht Skandal ...

Etwas Schreckliches ist nach einer festlichen Nacht auf Schloss Windsor passiert: Einer der Gäste, ein junger Musiker mit außergewöhnlicher Begabung nicht nur am Klavier, ist tot. Als wäre das nicht Skandal genug, lässt sein Tod auf entweder interessante sexuelle Vorlieben schließen oder gar ... Mord. Die Queen, die kurz vor ihrem neunzigsten Geburtstag steht, kann diese Sache natürlich nicht dem MI5 oder anderen Polizisten überlassen, schließlich ist es in ihrem Schloss passiert! Mit Hilfe von Rozie, ihrer jungen, neuen stellvertretenden Assistentin macht sie sich auf, diesen Fall zu lösen; ohne Schirm, dafür mit Charme und Hut.

Positiv empfinde ich, dass mit Rozie, der Assistentin, eine junge Frau entworfen wurde, die wirklich sehr cool, sehr weiblich und trotzdem mit allen Wassern gewaschen daherkommt. Interessant sind sicherlich auch die ganzen Protokolle, die es für eine Königin einzuhalten gilt oder was die Gesellschaft so glaubt, was eingehalten werden muss. Der Fall selbst ist zwar äußerst cozy, aber auch äußerst an den Haaren herbeigezogen. Und was mir wirklich auf Dauer extrem gegen den Strich ging, war dieses furchtbar servile Verhalten, das alle Leute der Queen und anderen royalen und adligen Parasiten gegenüber an den Tag gelegt wurde. Wofür noch mal hat die Arbeiterklasse gekämpft und beinahe auf der ganzen Welt diese Leute in Schimpf und Schande verjagt? Zwischen den Zeilen liest man hier heraus, dass die Angestellten der Queen - obwohl sie neben J. K. Rowling so ziemlich die reichste Person Großbritanniens ist - recht schlecht bezahlt werden. Und dennoch würden sie alle ihr Leben opfern, um das ihrer Königin zu retten bla bla. Mein Revoluzzerherz war hier permanent auf 180 und ist eher nicht geneigt, weitere Abenteuer einer schnüffelnden Queen zu verfolgen.

Veröffentlicht am 01.01.2021

Vietnamkrieg in den Köpfen

Die Saat des Bösen
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Früher war Chuck Frye der zweitbeste Surfer Kaliforniens. Mittlerweile ist er ziemlich abgebrannt, hat ein Trauma beim Surfen, eine Ex-Frau und einen Surf-Laden, der nicht läuft. Dafür gehört er der reichsten ...

Früher war Chuck Frye der zweitbeste Surfer Kaliforniens. Mittlerweile ist er ziemlich abgebrannt, hat ein Trauma beim Surfen, eine Ex-Frau und einen Surf-Laden, der nicht läuft. Dafür gehört er der reichsten Familie der Gegend an, auch wenn er ein absoluter Außenseiter ist. Als bei einer Geburtstagsfeier die vietnamesische Frau seines Bruders entführt wird, beißt sich Chuck in die Sache fest. Wer steckt dahinter? Die vietnamesischen Mafiosis aus Little Saigon? Oder will sich ein alter Feind an seinem Bruder, dem hochdekorierten Vietnamveteranen, rächen?

Eigentlich macht das Lesen des Buches schon Spaß. Die Geschichte spielt 1988 und das ist ein bisschen wie eine Zeitreise ohne Handys, ohne das Internet und Computer, wie wir es heute kennen. Geschrieben wurde sie in den 90igern, also zu einer Zeit, in der noch dasselbe galt. Und wenn es nur um Chuck und darum geht, wie er sich durch den Sumpf von Korruption und Intrigen durchwühlt, um die Wahrheit zu erfahren, ist das eigentlich ein sehr cooles Buch. Was mich jedoch wirklich sehr abgestoßen hat, war das völlig unreflektierte Wir-Amis-sind-Helden-Gehabe. Hier sind sie die Guten, obwohl sie Vietnam angegriffen haben und der böse Vietcong ist natürlich an allem Schlechten schuld. Das kann zwischendurch schon mal ernsthaft den Spaß am Lesen verderben und daher gibt es auch einige Abzüge.

Veröffentlicht am 20.12.2020

Mein lieber Fuchs

Post mortem
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1878: Clarence Fox ist der Inhaber eines Fotostudios. Eines Tages betritt eine aufstrebende junge Sängerin seinen Laden, um ein Bewerbungsfoto machen zu lassen. Während Clarence alles vorbereitet, bekommt ...

1878: Clarence Fox ist der Inhaber eines Fotostudios. Eines Tages betritt eine aufstrebende junge Sängerin seinen Laden, um ein Bewerbungsfoto machen zu lassen. Während Clarence alles vorbereitet, bekommt die junge Dame erst einen Anfall und stirbt dann, bevor er seine Frau Mabel erreichen kann. Diese macht der plötzliche Tod der Sängerin misstrauisch. Als ehemalige Krankenschwester im Krimkrieg wird sie stutzig, als sie einen seltsamen Ausschlag entdeckt. Ist die junge Frau möglicherweise vergiftet worden? Erst gegen den Willen ihres Mannes, dann mit seiner Hilfe ermitteln die beiden älteren Herrschaften und stoßen bald auf Neid, Missgunst, unerwiderte Liebe und Rache.

Man muss der Autorin zugutehalten, dass sie wirklich sehr schön die damaligen Verhältnisse recherchiert hat und einen in das viktorianische Zeitalter mitnimmt. Mir ist natürlich auch klar, dass es damals keine der heutigen Methoden gab, den Tod von jemandem zu ermitteln. Mabel konnte nicht mal eben einen Facebookaufruf machen oder sich anderer Mittel bedienen, die heutzutage üblich sind. Von daher habe ich auch keinen Actionreißer erwartet. Aber ein bisschen spannender hätte es dann doch zugehen dürfen, irgendwie hat das Conan Doyle ja damals mit seinen Krimis auch geschafft. Mir war der Fall selbst zu banal und dass seine Lösung fast nur auf Zufall und Glück beruhte, machte das Ganze nicht fesselnder. Ich weiß nicht, ob es mit Mabel und Clarence noch weitere Fälle geben wird, aber ich hoffe in dem Fall, dass es dann nicht nur ein spannendes Bild des Zeitgeschehens geben wird, sondern auch einen Fall, der diesen Namen verdient.

Veröffentlicht am 05.12.2020

Braun und Rot

Kissing Chloe Brown (Brown Sisters 1)
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Chloe Brown kommt aus gutem Hause, hat einen erfüllenden Job und ist sehr, sehr krank. Sie leidet an Myelofibrose, einer Krankheit, die das ganze Leben einschränkt. Als sie eines Tages beinahe von einem ...

Chloe Brown kommt aus gutem Hause, hat einen erfüllenden Job und ist sehr, sehr krank. Sie leidet an Myelofibrose, einer Krankheit, die das ganze Leben einschränkt. Als sie eines Tages beinahe von einem Auto überfahren wird, beschließt sie, ihr Leben zu ändern. Sie will all das machen, was andere auch können: rausgehen, Spaß haben, campen, sich betrinken, jemanden kennenlernen. Aber wer würde sich schon auf jemanden wie sie einlassen? POC, ein bisschen übergewichtig und körperlich total eingeschränkt? Nun, Red Morgan, der nette Hausmeister ihrer neuen Wohnung würde gern. Doch sie tragen beide eine Last, die sie nicht leicht zur Ruhe kommen lässt.

Das Positive vorneweg: Weder Chloe noch Redford sind in irgendeiner Form unsympathische Ar..., die hier als Helden verkauft werden, wie das so oft in Liebesromanen der Fall ist. Das muss man hervorheben. Auch dass es hier überhaupt kein Thema ist, welche Hautfarbe jemand hat. Ganz mega! Zwischendurch konnte ich über den Humor auch schmunzeln. Alles Pluspunkte. Damit endete das Außergewöhnliche. Denn der Rest entpuppte sich als extrem kitschige Liebesgeschichte mit zwei kleinen Problemchen, die natürlich beide auf einem Missverständnis beruhten. Die Geschichte plätscherte so dahin, wir durften Reds und Chloes durchgehender Erregung zuschauen, die eher Siebzehnjährigen als Leuten Anfang dreißig zuzuordnen wäre und zwischendrin war mir manchmal langweilig. Das Ganze ist wie ein Lebkuchen: Ende August noch frisch und außergewöhnlich und spätestens im Oktober mag man schon nicht mehr so richtig. Nett. Nicht mehr. Nicht weniger.

Veröffentlicht am 03.12.2020

Lord Hawk

Ein Kleid aus Seide und Sternen (Ein Kleid aus Seide und Sternen 1)
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Maia Tamarin ist die jüngste Tochter eines Schneiders. In dem Land, in dem sie lebt, dürfen Frauen keine Meisterin eines Fachs werden und dennoch wünscht sie sich nichts mehr, als die beste Schneiderin ...

Maia Tamarin ist die jüngste Tochter eines Schneiders. In dem Land, in dem sie lebt, dürfen Frauen keine Meisterin eines Fachs werden und dennoch wünscht sie sich nichts mehr, als die beste Schneiderin des Landes zu werden. Als der Kaiser zu einem Wettbewerb für die Nachfolge des Hofschneiders ruft, geht sie verkleidet als Mann hin und setzt sich gegen elf Mitbewerber durch. Doch das war erst der Anfang ihrer gefährlichen Unternehmungen. Die zukünftige Frau des Kaisers verlangt von ihr drei Kleider, die es nur in Mythen gibt - und um diese herstellen zu können, braucht Maia die Hilfe des Hofzauberers Edan.

Für meine Verhältnisse habe ich ziemlich lange gebraucht, um das Buch zu lesen, ich bin nicht richtig vorangekommen. Nicht, weil es so furchtbar schlecht oder nervig gewesen wäre, aber ich denke, ich hatte einfach andere Erwartungen. Wahrscheinlich, weil das Buch mit "wie Mulan" beworben wurde. Da werden einfach Erwartungen von unglaublich starken Frauen und Action geweckt, die hier nicht gehalten wurden. Mit Maia selbst bin ich nicht richtig warm geworden. Sie möchte immer das Richtige tun, und als sie zum Kaiserhof fährt, tut sie das auch. Aber sie ist nicht stark, egal wie oft das die Männer in ihrem Leben sagen. Ohne Edan ist sie verraten und verkauft. Mir ging auch ihre Art auf die Nerven, sich gegen vernünftige Vorschläge zu wehren, weil die halt ach-so-unfair-wären. Und manche ihrer Handlungen sind wirklich sehr fragwürdig, gerade als sie krank und fiebrig zu Edan zurückkehrt, der eh gerade kämpfen muss und sich dann auch noch um sie kümmern soll. Dazu ist das Ganze eine Mischung aus Lady Hawk, 3 Haselnüsse für Aschenbrödel und Dschinnerzählungen, hat aber nichts von Mulan. Ich hatte auch wirklich Probleme, mir eine nähende Schere vorzustellen - dafür reicht dann meine Fantasie dann doch nicht aus. Positiv vermerken möchte ich, dass das männliche Loveinterest kein A... ist, auch wenn Maia so was öfter behauptet. Dafür hat sie öfter Anwandlungen von Zickigkeit, die ich nicht hilfreich fand. Alles in allem war es nett, mehr aber auch nicht.