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Veröffentlicht am 13.10.2023

Umhauender neuer Romantasy Roman

Die Sonnenfeuer-Ballade 1: A Song to Raise a Storm
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In „A Song To Raise A Storm” von Julia Dippel, geht es um Sintha, eine Halb-Qidhe, welche sich mehr oder weniger durch ihr Leben schlägt und sich dabei um ihren kranken Vater kümmert. Als sie auf dem Weg ...

In „A Song To Raise A Storm” von Julia Dippel, geht es um Sintha, eine Halb-Qidhe, welche sich mehr oder weniger durch ihr Leben schlägt und sich dabei um ihren kranken Vater kümmert. Als sie auf dem Weg ihrem Vater Medizin zu holen in dem kleinen Dorf Ravenach eingeschneit wird, hat sie gleich mehrere Probleme: 1. sie muss ihrem Vater seine Medizin bringen, 2. kurz vorher wurde in Ravenach ein Mord verübt und 3. um diesen aufzuklären, tauchen Vakár auf, auch Todesbringer genannt. Sintha ist eine unregistrierte Qidhe mit illegalem Job, wodurch sie durch die Vakár wirkliche Probleme kriegen könnte. Vor allem deren Anführer, Arezander, könnte ihr wirklich gefährlich werden. Trotz erster Vorsicht wird Arez auf sie aufmerksam und heuert sie an, da ihm ihre Fähigkeiten in seiner Suche behilflich sein können. Durch unterschiedliche Umstände, wie einem weiteren Mord, oder dem Fakt, dass sie sich ein Zimmer teilen um Sintha zu schützen, kommen die beiden sich immer näher, doch sowohl der Mörder als auch ihre Geheimnisse stehen ihnen im Weg.

Ich persönlich fand das Buch fantastisch, wie bis jetzt jedes von Julia Dippel. Es war wunderbar originell, mit einer faszinierenden, komplett neuen Welt, und super spannenden, vielseitigen Charakteren, aber auch einigen bekannten und geliebten Tropes.

Ich bin ein genereller Fan Julia Dippels Schreibstil, aber auch in diesem Buch hat sie wieder absolut damit überzeugt. Durch die Mischung aus Humor und ernsteren Themen ist das Buch nicht vom Thema abgekommen, war aber trotzdem nicht so düster wie es hätte sein können und die Art und Weise wie sie die Gedanken ihrer Charaktere mit Sarkasmus zum Leben erweckt, verzaubert mich jedes Mal wieder.

Das Thema des Buches ist, unter anderem, sexuelle Gewalt. Der weibliche Hauptcharakter hat durch ihr Blut eine besondere Auswirkung auf Menschen und kann sie magisch um Dinge bitten, welche dann auch erfüllt werden- aber mit jeder Bitte begehren diese Menschen sie mehr und mehr und würden alles tun, um sie zu besitzen. Egal auf welche Weise, egal was sie davon hält. Die Umsetzung dieses Themas ist eine unglaublich schwierige und war in manchen Situationen meiner Meinung nach perfekt so, wie zum Beispiel die generelle Vorsicht die in Sintha ruht, der man anmerkt, wie sehr sie aus Erfahrung stammt. In anderen Situationen gab es Momente, die ich persönlich vielleicht ein bisschen anders gehandhabt hätte. Dabei kann es gut sein, dass das beabsichtig war und in den nächsten Teilen dazu noch eine Charakterwandlung kommt. Das halte ich vor allem deswegen für möglich, da gerade dieses Thema in einem anderen Buch von ihr schon angesprochen wurde. Das Beispiel dazu ist, dass der Love-Interest sie zwar explizit fragt, ob sie wirklich mit ihm schlafen möchte (also darauf achtet, sie zu nichts zu zwingen, was ich auch in diesem Fall wirklich gut finde) sie vorher aber schon geküsst und berührt hat, ohne auch nur ein Wort darüber zu verlieren. Das kam mir etwas seltsam vor, wenn es doch gerade um diese Frage geht. Auch hoffe ich, dass der Umgang mit dem Trauma, dass Sintha anscheinend hat, noch einmal deutlicher hervorgehoben wird.

Weiter geht es mit den Charakteren. Zu denen gibt es unglaublich viel zu sagen, denn sie sind so vielschichtig, dass es teilweise sehr schwierig ist, den Überblick zu behalten.
Sintha ist die Protagonistin des Buches. Sie ist stur und wild, hat aber auch moralische Grenzen und ein so starkes Mitgefühl mit anderen Wesen, dass es sie teilweise in Gefahr bringt. Sie ist nicht perfekt, was sie zu einer unglaublich erfrischenden Hauptfigur macht. Dadurch, dass sie zur Hälfte Qidhe ist, hat sie ziemliche Wut Probleme. Diese werden aber nicht einfach weggerechtfertigt, sondern sie ist stark genug, dies als Problem anzuerkennen und daran zu arbeiten.
Arez, oder auch Arezander, ist meiner Meinung nach einer der spannendsten Charaktere des Buches. Er ist Leiter der Vakár, auch Syr der Syrs genannt, und man merkt ihm relativ schnell an, dass er nicht nur bereit ist, selber auch wirklich Arbeit in dieser Position zu übernehmen, sondern auch, dass ihm das Wohl seines Volkes unglaublich wichtig ist und er bereit ist einiges zu tun, um dieses Volk zu schützen. Sins größtes Problem mit ihm ist seine sehr lang andauernde Unehrlichkeit und auch wenn diese in Bezug auf eine Fremde zwar verständlich ist, ist sie dennoch nicht wirklich schön und teilweise recht anstrengend.
Arezanders Skall ist eine Gruppenkonstellation, bei der ich mich wirklich auf die weiteren Szenen in den nächsten Bänden freue, weil ich kaum erwarten kann, das Sin in diese kleine Found Family aufgenommen wird. Jede Skall besteht aus 5 Vakáren, einschließlich Arez, und in diesem Fall sind das die Priesterin Zaha, welche, anders als menschliche Priesterinnen, diejenige ist, welche am meisten für Gewalt ist. Sie hat einen Wahrheitsschwur abgelegt und ist auch generell eine sehr direkte Persönlichkeit. Über Tye und Makeez hat man bis jetzt am wenigsten erfahren, außer dass Tye sehr ruhig ist und viel von Magie versteht, während Makeez sowohl der Vernünftige als auch der Pragmatische dieser Gruppe zu sein scheint. Ravin ist der jüngste der Truppe und auch erst am kürzesten dabei. Er ist sehr offen, flirtet mit mehr oder weniger jedem und ist angenehm humorvoll. Die Skall insgesamt ist eine unglaublich loyale Gruppe, der man anmerkt, dass sie alles füreinander und vor allem für Arez tun würden.
Auch die Nebencharaktere dieses Buches sind wunderbar ausgefeilt. Von erstaunlich mutigen Gastwirtinnen, bis zu anhänglichen Sängern und anfangs widerlichen aber dann irgendwann doch coolen Auftragsmördern ist alles dabei, was das Herz begehrt.

Alles in allem kommt das Buch wahrscheinlich mit auf meine Lieblingsbuchliste. Es macht unfassbaren Spaß zu lesen, ich konnte es kaum noch weglegen und allein die Welt ist so unfassbar spannend das ich die nächsten Teile kaum erwarten kann. Die Figuren handeln nachvollziehbar, die Plot-Twists hauen einen aus den Socken und die Orte sind so wunderbar beschrieben, dass man sich fühlt, als wäre man dort.

P.S.: Die Lösung, dass man sich aussuchen kann, ob man den Spice liest, indem man einen QR-Code an die Stelle packt, ist genial und kann ich nur unterstützen.

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Veröffentlicht am 11.07.2023

Ein Roman, welcher einem einige Probleme in der Gesellschaft aufzeigt

Hani & Ishu: Fake-Dating leicht gemacht
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In ‚Hani und Ishu, Fake-Dating leicht gemacht‘, geht es um die beiden bengalischen Mädchen, Ishita und Humaira (kurz, Ishu und Hani), welche in Irland auf eine Mädchenschule gehen. Das Buch beginnt mit ...

In ‚Hani und Ishu, Fake-Dating leicht gemacht‘, geht es um die beiden bengalischen Mädchen, Ishita und Humaira (kurz, Ishu und Hani), welche in Irland auf eine Mädchenschule gehen. Das Buch beginnt mit einer Szene aus Ishus Leben, in welchem sie einen Konflikt zwischen ihrer Schwester und ihren Eltern mitbekommt, in welchem ihre Eltern sauer werden, weil Ishus Schwester, Nikhita (auch Nik genannt), die Uni abgebrochen hat, und heiraten wird. Da Nik bis jetzt immer der Liebling ihrer Eltern war, sieht sie das als Chance an, und beschließt, Schülersprecherin zu werden, um sich den Stolz ihrer Eltern zu garantieren. Kurz darauf liest man von Hanis Coming-Out ihrer Freundinnen gegenüber, welches allerdings deutlich schlechter läuft als erhofft, da sie nicht als bisexuell akzeptiert wird, sondern ihre Freundin Aisling erst meint, dass sie lesbisch sei, und dann, dass Hani dass doch gar nicht wissen könne, wenn sie noch nie ein Mädchen geküsst hätte. Daraufhin erfindet Hani aus dem Stand heraus ihre Beziehung mit Ishu, die sie angeblich geheim gehalten habe. Die beiden Mädchen schließen also am nächsten Tag einen Deal: Ishu spielt Hanis feste Freundin, um Hanis Freundinnen zu zeigen, dass Hani wirklich auch auf Mädchen steht, und Hani, welche in ihrer Schule deutlich beliebter ist als Ishu, hilft Ishu, ihren Ruf aufzubessern, damit sie eine größere Chance darauf hat, Schülersprecherin zu werden. Von einem sehr süßen ersten Date zieht sich das ganze weiter über ein Doppeldate mit Hanis Freundinnen und scheint auch erst zu funktionieren, bis mehrere Konflikte auftreten, die auch zu einem heftigem Streit zwischen den beiden führen. Das Ende hat dann die meisten, wenn auch nicht alle Konflikte gelöst, und ist wunderbar aufbereitet.
Das Thema des Buches scheint auf den ersten Blick sehr offensichtlich, ist allerdings deutlich vielfältiger als erwartet. Es fängt an mit Homophobie und vor allem Biphobie, die sich vor allem in Hanis Freundinnen äußert, genauso wie Xenophobie und Islamfeindlichkeit bei den Freundinnen, und Rassismus, welcher vor allem auch im Lehrpersonal dargestellt wird. Allerdings behandelt das Buch auch elterlichen Druck, verbunden mit elterlicher Vernachlässigung, vor allem auch in dem Kontrast zu dem anderen Mädchen. Allerdings geht es auch viel um die bengalische (und teilweise auch indische) Kultur, und man lernt einiges dazu.
Die Umsetzung davon finde ich, soweit ich das als weißes, deutsches Mädchen beurteilen kann, sehr gut gemacht. Die Themen verzweigen sich nicht miteinander, sondern sind perfekt in die Leben der beiden eingearbeitet, ohne das man das Gefühl hat, dass es unrealistisch wird. Teilweise scheinen die Probleme sehr überwältigend, aber das tun sie ja auch oft im echten Leben, weshalb das komplett plausibel ist. Man muss allerdings mit der richtigen Erwartung drangehen, durch diese Themen ist viel Ungerechtigkeit vorhanden, zu einem Ausmaß, in dem man manche Menschen gerne einmal durchschütteln würde. Wer damit nicht umgehen kann oder vielleicht sogar von solchen Dingen getriggert wird, sollte da vorher drauf achten und das Buch vielleicht eher nicht lesen.
Nun würde ich zu den Charakteren kommen, und die sind in diesem Buch wirklich sehr faszinierend.
Ich würde bei Ishu anfangen, da die, meiner Meinung nach, die interessanteste Wandlung durchmacht, die ihr, meiner Meinung nach, auch wirklich gut tun wird. Ishu ist ein sehr direkter Mensch, die nicht wirklich mit ihrer Meinung hinterm Berg hält. Sie kommt teilweise als schroff rüber, und ist eher pessimistisch gestimmt, was unter anderem dazu führt, dass sie eine ziemliche Einzelgängerin ist. Auch mag sie einfach einen Großteil ihrer Mitschülerinnen nicht, teilweise auch, wegen derer rassistischen Einstellungen. Außerdem ist Ishu enorm ehrgeizig- was auch aus den Erwartungen resultiert, welche ihre Eltern schon immer in sie und ihre Schwester hatten. Über das Buch hinweg wird Ishu etwas offener, aber vor allem schafft sie es, sich ein bisschen von den Erwartungen ihrer Eltern zu lösen, und mehr auf ihre eigenen Bedürfnisse zu achten.
Als nächstes kommt Hani, und auch die legt eine spannende Wandlung hin. Sie ist ein eher ehrlicher Mensch, weshalb es ihr anfangs unglaublich schwer fällt, die Fake-Dating Sache durchzuziehen, ist es allerdings auch gewohnt, ihre Bedürfnisse nicht laut auszusprechen, um ihren Freundinnen nicht noch mehr aufzuzeigen, wie sehr sie sich von ihnen unterscheidet. Im Gegensatz zu Ishu, ist Hani Muslimin, und ihr ist ihr Glaube sehr wichtig, wodurch gegen Ende des Buches auch ein kleiner Konflikt mit ihrem Vater entsteht. Durch das Buch lernt Hani langsam, etwas mehr für sich einzustehen, und muss auch entscheiden, ob sie ebenfalls für Ishu einstehen kann.
Als nächstes kommen Hanis Freundinnen, Aisling und Deirdre. Die drei bilden seit Jahren ein Trio, Aisling und Hani kennen sich allerdings noch ein bisschen länger. Die beiden weigern sich, sich irgendwie in Hanis Situation hineinzuversetzen, und scheinen sich überhaupt nicht für Hanis Wohlbefinden zu interessieren. Man hat immer wieder Hoffnung, dass sie irgendwie doch erkennen, wie sie sich verhalten, aber gerade Aisling legt grundlegend manipulatives Verhalten an den Tag und Deirdre scheint oft so, als hätte sie keine eigene Meinung, und würde einfach nur alles tun, was Aisling ihr sagt.
Als letztes kommt mein persönlicher Lieblingscharakter: Ishus Schwester Nikhita. Man lernt sie kennen, als sie und Ishu anfangs zusammen Abendessen machen, und merkt direkt, dass die Schwestern sehr lange keine gute Beziehung zueinander hatten, was unter anderem auch daran lag, dass die beiden im permanenten Wettkampf um den Stolz ihrer Eltern standen. Doch Nik stellt sich über den Verlauf des Buches als wunderbare Schwester heraus, und sie ist ein wunderbarer Charakter, der Ishu auch bei ihrer Selbstfindung hilft.

Alles in allem fand ich das Buch echt gut gemacht. Es ist nicht unbedingt ein Gute-Laune Buch, sondern eher zum Nachdenken gedacht, aber das setzt es wirklich gut um, mit lockeren und sehr süßen Szenen zwischendrin, welche einen von den Problemen ablenken. Ich werde es garantiert weiterempfehlen, und der einzige Grund, warum ich 4,5 und nicht 5 Sterne gebe, ist wahrscheinlich meiner Erwartung verschuldet- ich hatte mit einem deutlich fröhlicherem Buch gerechnet, und war dementsprechend ein bisschen überfordert und nicht auf die teilweise schon deprimierenden Szenen vorbereitet.

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Veröffentlicht am 09.05.2023

Schön gemachte Kombo aus LGBTQIA+ und Fantasy

Yadriel und Julian. Cemetery Boys
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In „Yadriel und Julian“ geht es um Yadriel, ein trans, latein-amerikanischer Junge, welcher zusammen mit seiner Familie auf einem Friedhof in LA lebt. Yadriel gehört zu der Gemeinde der Brujx, eine Gemeinschaft ...

In „Yadriel und Julian“ geht es um Yadriel, ein trans, latein-amerikanischer Junge, welcher zusammen mit seiner Familie auf einem Friedhof in LA lebt. Yadriel gehört zu der Gemeinde der Brujx, eine Gemeinschaft aus unterschiedlichsten Latein-Amerikanern, die vor langer Zeit von ihrer Heiligen, Santa Muerte, Fähigkeiten verliehen bekommen haben, um kürzlich gestorbenen auf dem Weg ins Jenseits zu helfen. Diese Fähigkeiten sind auf Geschlechter aufgeteilt. Weibliche Brujx, Brujas, können noch Lebende heilen, und männliche Brujx, Brujos, kappen die Verbindungen zwischen Geistern und dem Gegenstand, welcher sie noch an die Erde bindet. Um diese Fähigkeiten nutzen zu können, hat jeder Brujx ein Portaje, was entweder ein Dolch oder eine Halskette ist, die mit Tierblut übergossen werden muss. Bei den richtigen Worten wird der gewünschte Effekt ausgelöst. Yadriel wünscht sich seit über einem Jahr, endlich seine Einführungszeremonie durchführen zu können. Da ihn die Gemeinschaft jedoch nicht als Jungen ansieht, wird sie ihm verwehrt, sodass er sie am Anfang des Buches heimlich, nur mit seiner Cousine Maritza, alleine durchführt. Kurz darauf geht ein Schock durch sämtliche Brujx- Yadriels Cousin Miguel ist gestorben, doch keiner weiß wie, und auch sein Geist ist nicht aufzufinden. In dem Versuch Miguel zu beschwören, beschwört Yadriel allerdings wen anderen: Julian. Julian geht auf Yadriels Schule, und ist erst einige Stunden vorher gestorben. In dem Versuch herauszufinden, wie Julian gestorben ist, und ob es seinen Freunden gut geht, lernen sich Yadriel und Julian besser kennen, und Yadriel wird schnell klar, dass er, trotz des Wissens, dass er Julian bald gehen lassen muss, dabei ist, sich heftig zu verlieben.
Mir hat das Buch unglaublich gut gefallen. Eins der Hauptthemen war das Transgender sein und ich fand es richtig spannend, bei Yadriels Erlebnissen dabei zu sein, und durch seine Augen zu erleben, wie sehr ein Binder stören kann, wie erniedrigend es ist, wenn einen Familienmitglieder misgendern, oder einem die Schule nicht erlaubt, auf die richtige Toilette zu gehen.
Die Umsetzung des Ganzen war echt fantastisch. Man hat bei Yadriel mitgefühlt, hat erlebt, wie es auf der anderen Seite ist, wenn man ausversehen Pronomen durcheinanderschmeißt, und zumindest mir hat es nochmal verdeutlicht, wie wichtig es doch ist, da wirklich drauf zu achten, da es immerhin um die Identität eines anderen Menschen geht. Auch die Darstellung der Kultur war sehr spannend, wobei man da das ein oder andere noch hätte ausführen können. Ein zwei Fragen sind mir am Ende noch offen geblieben, allerdings keine so großen, als das sie den Lesespaß kaputt gemacht hätten.
Die Charaktere fand ich wirklich faszinierend. Mein absoluter Liebling war Julian. Julian ist unglaublich energetisch und kann keine Sekunde still sitzen. Nichts ist im wichtiger als seine Freunde, und wenn man einmal in seinen inneren Kreis gelangt ist, kann man sich sicher sein, dass er alles für einen tun würde. Manchmal neigt er zwar zu Wutausbrüchen, die dann unschön enden können, aber hauptsächlich ist er ein unglaublich liebenswertes Energiebündel. Er war unglaublich authentisch, und ich kann Yadriel wirklich verstehen, dass er ihn so schnell so lieb gewonnen hat.
Der nächste wirklich interessante Charakter ist Maritza, Yadriels Cousine. Sie ist vegan- und scheidet somit automatisch aus der Gemeinschaft der Brujx aus. Sie weigert sich strikt zu heilen, und man merkt ihr sofort an, wie wichtig Yadriel ihr ist, und auch andersherum. Die beiden sind ein unzertrennliches Duo. Maritza weiß was sie will, und setzt das auch eisen durch. Ihr dabei zuzusehen, wie sie ihren eigenen Weg geht, ist wunderbar. Manchmal hätte sie etwas mehr auftauchen können, da sie in bestimmten Szenen zwar faktisch anwesend war, sich aber nicht wirklich beteiligt hat, obwohl Yadriel die Hilfe gut hätte gebrauchen können.
Dann gibt es noch Yadriel selbst. Er ist eher ruhig und introvertiert, der Meister seines eigenen, sortierten Chaos, und kämpft dafür, so akzeptiert zu werden, wie er ist. Seine Emotionen waren immer gut nachvollziehbar es war wunderbar, die Geschehnisse aus seiner Perspektive mitzuerleben. Mega interessant war es auch, den Kontrast zwischen Yadriel und seinem Onkel in ihrer Ansicht zu den Brujx zu sehen.

Alles in allem hat mir das Buch ganz gut gefallen. Es lies sich echt einfach lesen, war fesselnd und hatte unglaublich vielfältige Charaktere, bei denen man einfach nur dahin geschmolzen ist. Ich würde es definitiv weiterempfehlen, gerade wenn man nach mehr Büchern sucht, die sich sowohl mit Fantasy als auch mit der LGBTQIA+ Community beschäftigen.

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Veröffentlicht am 25.01.2023

Das Gespräch zwischen einem ehemaligen Neonazi und einer Holocaustüberlebenden

Hass und Versöhnung
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In Hass und Versöhnung geht es um Emil, einen inzwischen Jungen Mann, welcher in seiner Jugend in die rechte Szene abgerutscht ist, und Anna, welche als kleines Kind den Holocaust mitmachen musste. Die ...

In Hass und Versöhnung geht es um Emil, einen inzwischen Jungen Mann, welcher in seiner Jugend in die rechte Szene abgerutscht ist, und Anna, welche als kleines Kind den Holocaust mitmachen musste. Die beiden treffen sich, und tauschen ihre Erfahrungen aus. Emil, wie er gezwungener Maßen umzog, dadurch sämtliche Motivation verlor und sich auch die Beziehung zu seiner Familie verschlechterte. Aus dieser Situation wurde er von seinem Mitschüler Frankie gerettet- und der rechten Musik, die dieser mitbrachte. Schnell trafen sich die beiden auch zusammen mit einer Gruppe weiterer Jungs, die sich im Keller von einem von ihnen trafen und sich dort gegenseitig in ihren Hass und ihre Aggressionen hineinsteigerten. Emil reicht das jedoch irgendwann nicht mehr und zusammen mit einem seiner Kameraden, wie sie sich gegenseitig nennen, fängt er an sich mehr über die Partei „der III. Weg“ zu informieren und politische Aktionen zu organisieren. Am Ende eskaliert es, und Emil landet im Gefängnis. Anna erzählt die Geschichte davon, wie die Deutschen ihr Leben erst mit kleinen und dann mit immer größer werdenden Änderungen ihr Leben wie sie es kannte zerstörten. Sie hielt sich in Ghettos auf, in unterschiedlichen Gefängnissen, wurde von Familien und einem Waisenhaus versteckt und wird dabei durchgehend von ihren Eltern beschützt, die alles dafür geben, dass ihre Tochter dem Holocaust überlebt.

Wow. Ich habe das Buch in maximal zwei Tagen verschlungen und bin… begeistert? Geschockt? Ich kann es nicht ganz ausdrücken. Die Geschichte ist unglaublich erzählt. Der Schreibstil selbst hat mich nicht so unglaublich überzeugt, aber die Geschichten der beiden dafür um so mehr. Gerade Emil hat mich komplett aus den Socken gerissen, denn mir war nicht klar, wie einfach es ist in die rechte Szene einzutauchen und wie wenig dann auch von außen unternommen wird. Gerade bei den Konzerten, bei denen zwischendrin ja auch Polizisten anwesend war, hat niemand was unternommen? Das hat mich schon überrascht und zwar nicht auf gute Weise.
Der Spannungsbogen war permanent da. Zwar wird man in den ersten Seiten des Buches schon ein bisschen gespoilert, gerade bei Anne weiß man ja auch, dass sie überlebt, aber das hat ihre Erzählungen nicht weniger spannend gemacht, vor allem weil man bis zum Ende nicht wusste, was mit ihren Eltern sein würde. Auch bei Emil fragt man sich immer mehr, wie er aus dem ganzen wieder rauskommen soll, so überzeugt wie er seine Ansichten vertreten hat. Die anfänglichen Treffen wurden ja schnell zu deutlich mehr, und er war ja auch von niemandem außer seinen rechten Freunden mehr ansprechbar, ohne die Menschen für Lügner zu halten. Da hatte ich die Wendung am Ende nicht mehr wirklich erwartet, beziehungsweise konnte vorher nicht ganz dran glauben, trotz des Wissens, dass sie ja irgendwo geschehen musste.
Die Umsetzung dieser Geschichten fand ich auch gut gemacht. Mir hat es sehr gefallen, dass die Charaktere davon selbst erzählen, das hat das ganze zumindest ein bisschen leichter zu ertragen gemacht. Auch hat einem das zwischendrin, wenn die Charaktere Pause gemacht haben, auch selbst die Chance gegeben, das gerade aufgenommene ein bisschen zu verarbeiten.

Alles in allem würde ich das Buch definitiv weiterempfehlen. Ich denke es tut jedem gut, sich über das Thema mehr zu informieren und da es auf wahren Geschichten basiert dürfte es auch keine schlechte Quelle sein. Auch war es angenehm zu lesen, soweit das bei diesem Thema geht. Ich bereue auf jeden Fall nicht, es mitgenommen zu haben, als es mir ins Auge gefallen ist.

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Veröffentlicht am 15.11.2022

Nick & Charlie: das Herzen brechende Heartstopper novella

Nick & Charlie (deutsche Ausgabe)
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In Nick und Charlie geht es um Nick, welcher am Anfang des Buches die Schule abschließt, und Charlie, seinen festen Freund, welcher jetzt erst in seine Abschlussklasse kommt. Nick freut sich sehr auf die ...

In Nick und Charlie geht es um Nick, welcher am Anfang des Buches die Schule abschließt, und Charlie, seinen festen Freund, welcher jetzt erst in seine Abschlussklasse kommt. Nick freut sich sehr auf die Uni, auch wenn er Angst davor hat, Charlie zurück zu lassen. Charlie ist so schon nervös und nicht der größte Fan davon, dass Nick geht, doch dass seine Tumblr Follower ihm einreden, dass eine Fernbeziehung nie funktioniert, macht ihm enorm zu schaffen. Mit Nick reden will er aber auch nicht, um seinem Freund nicht die Vorfreude zu nehmen.

Das Buch war… unfassbar. Die Spannung war seit dem ersten Kapitel aus Charlies Sicht da, denn wo Nick enthusiastisch und optimistisch war, war Nick niedergeschlagen und hat durch den ständigen Druck seiner Follower mehr und mehr Angst bekommen. Das ganze steigert sich auf einer Party und wird immer schlimmer, auch für den Leser. Bis zur letzten Seite, konnte ich nicht sagen, wie es mit den beiden ausgehen wird.
Von der Geschichte selbst, hat es mir als Heartstopper-Fan sehr viel Spaß gemacht, würde Neulingen aber wahrscheinlich nicht viel sagen. Ich betrachte es eher als weiteren Heartstopper Teil als als eigene Geschichte, denn auf die Art passt es deutlich besser, finde ich.
Die Charaktere waren meiner Meinung nach echt überzeugend. Aled, einer von Charlies Freunden, der versucht zu helfen und damit irgendwie alles schlimmer macht, die Freunde der beiden, die nicht verstehen, warum Charlie sich aufregt aber trotzdem versuchen für ihn da zu sein, Nick, der einfach nur wissen will was das Problem ist und irgendwann gerechtfertigt davon genervt ist, dass er es nicht gesagt bekommt, und Charlie, der einfach nicht mehr klar kommt. Sie haben alle auf wunderbare Weisen ihre Makel und gerade Charlies Panik kann ich verstehen, genauso wie den Drang, seinem Freund die Freude nicht nehmen zu wollen.
Der Schreibstil war (zumindest im englischen) schön flüssig und nicht wirklich fordernd, so dass man das Buch auch lesen konnte, wenn man sich nicht mehr zu 100% konzentrieren konnte.
Das Buch hat Spaß gemacht zu lesen, und es war schön, auch schriftlich etwas von Charlie und Nick mitzubekommen.

Als Fazit würde ich sagen, dass das Buch für jeden Heartstopper-Fan eine schöne Erweiterung der Geschichte ist. Alleine stehend macht es glaub ich nicht so viel Sinn, wobei man auch das sicher machen kann. Ich würde es definitiv empfehlen.

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