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Veröffentlicht am 06.07.2018

Unser Dorf ist schön genug

Landeierforschung
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Eigentlich sollte Anne abgeklärt genug sein um sich nicht ständig von ihrem Ex-Ehemann Oliver provozieren zu lassen. Aber wenn man immer noch gemeinsam in einer Firma arbeitet, gibt es halt auch reichlich ...

Eigentlich sollte Anne abgeklärt genug sein um sich nicht ständig von ihrem Ex-Ehemann Oliver provozieren zu lassen. Aber wenn man immer noch gemeinsam in einer Firma arbeitet, gibt es halt auch reichlich Reibungspunkte. So lässt sich Anne dazu hinreißen, den exotischen Urlaubstrip ihres Ex Mannes mit dessen neuen Freundin mit einer Rundreise durch die deutsche Provinz zu toppen. 5 Dörfer in zwei Wochen, ausgesucht nur nach einem romantischen Namen und möglichst abgelegen. Sie hätte bei der Firmenfeier wirklich nicht so viel Gin Tonic trinken sollen!Begleiten soll sie ihr Cousin Mike, mit dem sie in einer praktischen Kumpel WG lebt. Selbst ihr erwachsener Sohn Max schüttelt sich mit Grausen, als er von ihren Plänen hört. Aber Anne kommt aus der Nummer nicht mehr raus und so macht sie sich auf den Weg.

Natürlich kommt es anders als man denkt. Die „Landeierforschung“ in der tiefsten Provinz bietet so manche Überraschung und neue Erkenntnis für Anne. So schlimm ist es doch gar nicht, es gibt überall knorrige Typen und – welche Überraschung – auch noch attraktive Männer und Frauen, die echte Freundinnen werden können.
Die turbulente, recht komische Sommerkomödie entfaltet ihren Charme, sie ist flüssig zu lesen, Anne hat bald ein wenig Sympathie auf ihrer Seite, auch wenn ich ihre anfängliche Zickigkeit und ihre Naivität etwas überzogen fand. Aber das rückt das Landleben dann bald zurecht. Eine lockere und flüssige Sprache, ein lustiger, ideenreicher Plot runden den herzigen Roman ab.

Natürlich dürfen diverse Klischees nicht fehlen, aber das ist bei diesem Genre quasi Voraussetzung. Der Figurenreigen passt auch zu dieser überdrehten Geschichte. Ob Gutsbesitzer mit blitzenden Augen oder Schützenbruder, dessen Selbsteinschätzung kuriose Blüten treibt – den Vogel schießt aber ein Pärchen ab, der eine der Dorffriseur, der andere der Dorfmetzger – die Annes Leben ganz schön aufmischen.
Eine witzige, flotte Sommerlektüre, genau richtig für Strandbad oder Balkon.

Veröffentlicht am 12.06.2018

Zwei Mütter - zwei Männer

Sommer mit Aussicht
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Die letzten Monate waren für Luisa alles andere als einfach. Sie hat sich von Stefan, ihrem Ehemann getrennt, aber immer noch keinen Mut aufgebracht, ihrer Mutter davon zu erzählen. Außerdem gibt es da ...

Die letzten Monate waren für Luisa alles andere als einfach. Sie hat sich von Stefan, ihrem Ehemann getrennt, aber immer noch keinen Mut aufgebracht, ihrer Mutter davon zu erzählen. Außerdem gibt es da noch den Brief von Regina, der ihr Leben durcheinander wirbelte. Regina ist ihre biologische Mutter, die sie als Baby zur Adoption freigegeben hatte. Von ihrer Adoption wusste Luisa, aber sie hat nie von ihrer Mutter gehört, auch auf einen Brief, den sie als Achtzehnjährige schrieb, kam nie eine Antwort. Und nun das….

Jetzt sitzt sie mit Stefan und ihrer „richtigen“ Mama im Auto um nach Südfrankreich zu fahren, Regina führt dort eine Pension und hat sie alle eingeladen, um sich kennen zu lernen. Emotionaler Stress pur – vor allem, da Stefan offensichtlich auf eine Versöhnung hofft. Eine Autopanne führt zur Bekanntschaft mit Nicolas, einem charmanten Franzosen, der Luisa nervöser macht, als sie sich eingestehen will.

Das ist keine Dreiecks- sondern eine Viereckbeziehung und bietet dadurch jede Menge urkomischer Szenen, kleiner Dramen und auch ein wenig Rührseligkeit und Kitsch. Also alles, was zu einer unter-haltsamen Sommerliebeskomödie gehört. Die Geschichte ist federleicht erzählt, Warmherzigkeit und Humor halten sich die Waage. Dazu die wunderschöne Landschaft im Herzen der Provence. Mehr braucht es nicht um sich in Urlaubsstimmung versetzen zu lassen. Die Handlung ist natürlich sehr vorhersehbar, aber der Weg dorthin ist unterhaltsam erzählt.

Der ideale Strand- und Urlaubsroman, locker und leicht erzählt. Ein wenig mehr Tiefgang hätte die Geschichte noch echter gemacht.

Veröffentlicht am 31.05.2018

Die Jagd nach dem Manuskript

Jane Austen - Jagd auf das verschollene Manuskript
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Rachel und Liam aus einer ferneren Zukunft werden ausgewählt als Zeitreisende ins frühe 19. Jahrhundert zu reisen und dort die Bekanntschaft mit Jane Austen zu suchen. Ihre Aufgabe ist es, ein verschollenes ...

Rachel und Liam aus einer ferneren Zukunft werden ausgewählt als Zeitreisende ins frühe 19. Jahrhundert zu reisen und dort die Bekanntschaft mit Jane Austen zu suchen. Ihre Aufgabe ist es, ein verschollenes Manuskript der Autorin zu finden und die Briefe an Cassandra Austen zu stehlen, die nach Janes Tod verbrannt wurden. Zeitreisen sind in dieser Zeit eine schon selbstverständliche Sache und wurden praktiziert um die Ereignisse, die die Zukunft negativ beeinflussten, behutsam zu korrigieren.

Unser Paar wurde sorgfältig vorbereitet, sie kennen die Geschichte des Regency und haben sich die Sprache und die Gepflogenheiten der damaligen Zeit angeeignet. Sie sind also bestens ausgerüstet, wenn da nicht allerlei Unwägbarkeiten wären.

Schnell gelingt es den Beiden Kontakt mit Henry Austen zu bekommen und in den Freundeskreis der Familie aufgenommen zu werden. Es entwickelt sich sogar das gewisse Prickeln zwischen Rachel und Henry. Aber auch mit Jane vertieft sich die Beziehung so sehr, dass Rachel der schon kränkelnden Jane medizinische Ratschläge erteilt, schließlich ist sie in ihrem realen Leben Ärztin.
Der Roman hat mich von der Beschreibung her sofort interessiert. Ich liebe die Romane der Jane Austen, ihre wunderbare geschliffene Sprache und ihre subtile Ironie. Deshalb gefielen mir die geschichtlichen Passagen gut. Besonders wenn Rachel mit den Anschauungen und dem Frauenbild der damaligen Zeit konfrontiert wird und sich mühsam in ihrer Rolle halten muss. Aber ohne es zu wollen, verändern sie mit kleinen Handlungen den Lauf der Geschichte und das bekannte Bild vom Flügelschlag des Schmetterlings trifft auch hier zu.

Allerdings war von einer „Jagd“ nach dem Manuskript kaum noch etwas zu spüren. Es fehlte mir die Spannung, die ich erwartet habe. Die Geschichte plätscherte eher vor sich hin. Die Teile des Romans, die in der Gegenwart Rachels und ihres Partners spielten, fand ich eher konfus. Während die historischen Figuren gut portraitiert waren, blieben Liam und Rachel farblos und eindimensional.
Die Idee des Romans gefiel mir, die Umsetzung blieb hinter meinen Erwartungen zurück. Leselust kam bei mir nur streckenweise auf.

Veröffentlicht am 18.05.2018

Kluftingers Jubiläum

Kluftinger
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Zum zehnten Mal schicken das Autorenduo Kobr und Klüpfel ihren Kommissar auf Spurensuche. Klufti, inzwischen frischgebackener Großvater, darf endlich den recht infantilen Kosenamen „Butzele“, wie ihn seine ...

Zum zehnten Mal schicken das Autorenduo Kobr und Klüpfel ihren Kommissar auf Spurensuche. Klufti, inzwischen frischgebackener Großvater, darf endlich den recht infantilen Kosenamen „Butzele“, wie ihn seine Erika gern bezeichnet, an den Enkel abgeben. Und so wird nun auch das Geheimnis um Kluftingers Vornahme gelüftet.

Zu Allerheiligen besucht die Familie traditionell den Friedhof, nur um ganz geschockt ein frisches Grab zu finden, auf dessen Holzkreuz Kluftingers Name steht. Ein makabrer Scherz, wie er meint, aber so ganz lässt ihn das nicht ruhen, vor allem als noch ein Nachruf und Sterbebildchen auftauchen. Tatsächlich führen die Spuren weit zurück in Kluftis Vergangenheit. Jugendsünden und Ehrgeiz als junger Streifenpolizist könnten tatsächlich etwas damit zu tun haben.

Wie bei allen Kluftinger Krimis gibt es auch einen Fall, den es zu lösen gilt. Wichtiger ist aber immer der ganze Kosmos um ihn herum, die Langhammers, die Familie, seine Eltern, die sie immer noch um ihren „Bua“ sorgen. Witzig fand ich tatsächlich, den jungen Kluftinger zu erleben, der alles wollte – nur nicht so wie sein Vater werden. Wenn man nun die beiden vergleicht, dann muss selbst der Kommissar feststellen, dass der Apfel sehr nah zum Stamm gefallen ist.

Aber nicht nur diese Bedrohung macht Kluftinger zu schaffen, auch in seinem Team scheint es zu brodeln. Außerdem hat der „Schutzpatron“, ein Kunstdieb, dem Kluftinger schon einmal sehr nahe kam, aber den er nicht fassen konnte, wieder zugeschlagen. Zusammen mit den üblichen familiären Ansprüchen bringt das unseren Kommissar an den Rand der Belastbarkeit.

Auch wenn in diesem Band dankenswerter Weise der Klamauk etwas zurückgefahren wurde, hat sich für mich die Originalität der Kluftinger Romane erschöpft. Seine Macken und seine Kauzigkeit wurden einfach überreizt. Die meisten der Figuren sind mir zu überzeichnet, da sehe ich kein ironisches Augenzwinkern, sondern nur dick aufgetragene Klischees. Da hilft auch nicht viel, dass die Autoren dem Kommissar Jennerwein des Autorenkollegen Jörg Maurer einen Gastauftritt bieten.

Da greife ich lieber wieder zu den ersten Bänden aus der Reihe und lese sie noch einmal.

Veröffentlicht am 12.05.2018

Miss Daisy und das FBI

Miss Daisy und der Tote im Chelsea Hotel
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Aus der „Honourable Miss Daisy“ ist inzwischen die angesehene Mrs Alec Fletcher geworden, was aber nicht bedeutet, dass sie nicht mehr als Journalistin arbeitet. Die Dienstreise ihres Mannes nach Amerika ...

Aus der „Honourable Miss Daisy“ ist inzwischen die angesehene Mrs Alec Fletcher geworden, was aber nicht bedeutet, dass sie nicht mehr als Journalistin arbeitet. Die Dienstreise ihres Mannes nach Amerika nutzt sie, um mit ihrem amerikanischen Verleger über eine Artikelserie zu verhandeln, derweil Alec den neu beim FBI arbeitenden J. Edgar Hoover berät. Im Flur des Verlagshauses wird sie Zeugin, wie ein Mann niedergeschossen wird. Den flüchtigen Täter kann sie aus dem Augenwinkel erkennen und versucht ihn zu verfolgen.
Im Gefolge hat sie einen jungen FBI Beamten, den ihr Mann zu ihrem Schutz erbeten hat, denn er kennt ja die Neigung seiner Frau in Kriminalfälle zu stolpern. Aber das hindert Daisy nicht, sich einzumischen und zu schnüffeln. Im Hotel hat sie sich längst ein Netzwerk geschaffen, zwei alte harmlos wirkende Damen, die eine unter männlichen Pseudonym als Kriminalreporter berühmt, einen pfiffigen Liftboy, der jede Bewegung der Gäste sieht und sich bestens zum Spionieren einsetzen lässt und natürlich der Portier des Hotels. Jeder wird eingespannt.
Daisy verfolgt den Täter so atemlos durch die USA, dass sogar der junge FBI Novize an seine Grenzen kommt, aber nicht Daisy. Sie greift auf jedes Beförderungsmittel zurück und jagt mit einem Sportflugzeug tagelang dem Verdächtigen hinterher. Gefallen haben mir die recht amüsanten Statements zur Gleichberechtigung der Frauen – ein Anliegen das Daisy sehr am Herzen liegt. Natürlich ist die Pilotin des Sportflugzeugs eine Frau, die es nur wegen ihres Geschlechts nie zu einer richtigen Anstellung gebracht hat. Die entscheidenden Tipps kommen von der alten Dame im Hotel, die sich in der Welt des organisierten Verbrechens auskennt und mehr erkennt, als die Polizei, die gern auf einem Auge blind ist. Und natürlich muss Alec neidlos anerkennen, dass seine Frau eben das besondere Gespür hat.
Trotzdem hat dieser Band nicht die Qualität der ersten „Miss Daisy“- Krimis erreicht. Vielleicht liegt es am fehlenden typisch englischen Hintergrund, der diese Cosy Krimis so amüsant machte. Trotz netter Ideen und Anspielungen zog sich die Verfolgungsjagd mit vielen Wiederholungen in die Länge und so rechte Spannung wollte nie aufkommen. Wahrscheinlich passt Daisy einfach besser ins skurrile und kauzige englische Landleben.