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Veröffentlicht am 26.12.2023

Ein typischer Irving

Der letzte Sessellift
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An diesem Buch habe ich wirklich lange gelesen, nicht weil es schlecht war, es ist nur meines Erachtens kein Buch das ich in einem Rutsch lesen hätte können oder wollen.
Wer noch nie etwas von Irving ...


An diesem Buch habe ich wirklich lange gelesen, nicht weil es schlecht war, es ist nur meines Erachtens kein Buch das ich in einem Rutsch lesen hätte können oder wollen.
Wer noch nie etwas von Irving gelesen hat, sollte nicht unbedingt mit seinem letzten Roman beginnen. Es ist einfach 200% Irving: endloses Wiederholen von Phrasen, obsessives Reinsteigern in bestimmte Themen und eine Handlung die eher vor sich hin plätschert als so richtig voranzuschreiten. Klingt schrecklich? Nääääää, nicht bei John Irving, denn genau das macht ihn aus: er lässt sich Zeit, er ist akribisch, er ersinnt skurrile Charaktere über die man laut lachen muss, die man allerdings auch sehr liebgewinnt.
Wieviel Autobiografisches darin enthalten ist? Was weiß man schon, aber es sind die typischen Themen, die ihn umtreiben: queeres Leben, Beziehungen an sich, die Vatersuche… um nur ein paar zu nennen.
Dass Irving Günther Grass verehrt, das merkt man diesem Werk auch an.
Also alles in allem wieder ein großartiger Roman des Meisters, der typischer kaum sein könnte und der mich emotional auf vielen Ebenen erreichen konnte.
Anna-Nina Kroll und Peter Torberg waren die genialen Übersetzer dieses empfehlenswerten Buches.

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Veröffentlicht am 13.12.2023

Unverstanden und missinterpretiert

Lolita
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Seit 25 Jahren besitze ich dieses Buch… ungelesen fristete es sein Dasein und wurde bei jedem Umzug mitgeschleppt.
Und dann sah ich vor drei Tagen diese wunderbare Dokumentation „Die Wahrheit über Lolita“ ...


Seit 25 Jahren besitze ich dieses Buch… ungelesen fristete es sein Dasein und wurde bei jedem Umzug mitgeschleppt.
Und dann sah ich vor drei Tagen diese wunderbare Dokumentation „Die Wahrheit über Lolita“ auf @arte.tv und musste feststellen, dass ich genau diesem großen Irrtum erlegen war, den dieses Buch seit Erscheinen begleitet.
Nein, dies ist kein Roman über ein frühreifes Kind das einen Mann verführt! Und ehrlich gesagt ist es mir absolut schleierhaft wie oberflächlich man dieses Buch lesen muss, um überhaupt auf diesen Gedanken zu kommen.
Auch wenn die Geschichte aus der Ich-Perspektive des Täters erzählt wird, der relativiert und vielleicht sogar versucht sich zu rechtfertigen, so ist es schon ziemlich deutlich, dass Missbrauch eines Kindes stattfindet.
Dass dieser Roman, seit 70 Jahren missinterpretiert wird und sogar der Name des Opfers fälschlicherweise für eine erotische Spielart missbraucht wird, sagt viel über die Menschen an sich aus.
Nabokov ist ein großartiger Literat, sprachlich ein Genie spielt er mit Worten mit einer Leichtigkeit, so dass das Lesen zum absoluten Genuss wird. Aber auch die Übersetzer-Crew hat damals hervorragende Arbeit geleistet.

Ich empfehle diesen Klassiker unbedingt (aber auch das Nachwort lesen!) und auch die Dokumentation in der @arte.tv Mediathek.

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Veröffentlicht am 03.12.2023

Wichtige Lektüre

„Wir sind stolz, Zigeuner zu sein“
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Das Schicksal der Sinti während der schrecklichen Naziherrschaft wurde lange nicht anerkannt. Erst in den 80er Jahren, nach einem Sitz- und Hungerstreik im ehemaligen KZ Dachau, wurde ...

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Das Schicksal der Sinti während der schrecklichen Naziherrschaft wurde lange nicht anerkannt. Erst in den 80er Jahren, nach einem Sitz- und Hungerstreik im ehemaligen KZ Dachau, wurde das Verbrechen an den Sinti als Völkermord anerkannt.
Angela Bachmair dröselt nicht nur gemeinsam mit Anna Reinhardt deren Familiengeschichte auf, sondern trägt in diesem Buch auch viele Fakten über die Sinti in Deutschland zusammen. Es ist beschämend und niederschmetternd mit wievielen Vorurteilen die Sinti bis heute noch zu kämpfen haben.
Keine leichte Lektüre, aber in einer Zeit, in der Rassismus wieder viel Raum einnimmt, extrem wichtig.

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Veröffentlicht am 21.11.2023

Bewegend, berührend - authentisch

In Liebe, deine Lina (Mühlbach-Saga 1)
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Der neueste Roman von Barbara Leciejewski wurde von mir schon sehnsüchtigst erwartet und hat mich nicht enttäuscht.
Diese Autorin kann einfach Geschichten erzählen! Ohne kitschig zu werden, berührt sie ...

Der neueste Roman von Barbara Leciejewski wurde von mir schon sehnsüchtigst erwartet und hat mich nicht enttäuscht.
Diese Autorin kann einfach Geschichten erzählen! Ohne kitschig zu werden, berührt sie einen immer und immer wieder. Mit diesem Buch hat sie es sogar geschafft, mich aus meiner Leseunlust abzuholen und mich die Geschichte in einem Rutsch durchlesen zu lassen.

"In Liebe, deine Lina" ist der erste Teil einer Dilogie, es ist Leciejewskis eigene Familie, über die sie schreibt und man spürt, dass es reale Personen sind, weil sie nie überagieren, nie überdramatisch werden.
Wir begeben uns in diesem Teil auf eine Zeitreise bis zum Ende des 19. Jahrhunderts in die ländliche Gegend der Westpfalz. Und begleiten Lina auf ihrem Weg vom Dorf in die große Stadt Bremen. Und wir erleben wie ihre Tochter Lottchen zum Backfisch Charlotte heran wächst.
Ich mochte die Atmosphäre sehr, Dialoge und Erzählweise lassen diese Zeit vor dem geistigen Auge wiederauferstehen. Die einzelnen Charaktere sind gut ausgearbeitet, ebenso die Nebencharaktere.
Insgesamt also wieder ein sehr lesenswertes Buch der Autorin, für das ich eine absolute Leseempfehlung ausspreche.
... und jetzt muss ich irgendwie die Wartezeit zum zweiten Band rumbekommen!

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Veröffentlicht am 13.11.2023

Trotz der schweren Thematik sehr liebenswert und humorvoll

Ein Sack voll Murmeln
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Kein Wunder, dass dieses Buch enorme Aufmerksamkeit erfuhr als es in den 70er Jahren publiziert wurde. Es ist nicht nur schon allein als Zeitzeugenbericht wertvoll, sondern auch noch wunderbar geschrieben. ...

Kein Wunder, dass dieses Buch enorme Aufmerksamkeit erfuhr als es in den 70er Jahren publiziert wurde. Es ist nicht nur schon allein als Zeitzeugenbericht wertvoll, sondern auch noch wunderbar geschrieben. Joffo hat es geschafft, seine Erlebnisse aus der Sicht des kleinen Jungen zu erzählen, der er damals war.
Trotz der Schwere der Thematik muss man beim Lesen immer wieder Schmunzeln, denn der Autor hat sich seinen Humor nicht nehmen lassen. Aber ich musste auch sehr oft schwer schlucken.
Man kann noch so oft über dieses dunkle Kapitel lesen, aber richtig begreifen kann man all diese Grausamkeiten nie.
Ein Pflichtbuch, wie alle wahren Berichte jedes Überlebenden.

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