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Books_of_Tigerlily

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.01.2024

Ein Muss für Grischa-Fans

Rule of Wolves
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Obwohl der erste Teil der Reihe schon einige Zeit her ist, fühlt sich die Rückkehr ins Grischaverse an, als hätte ich Band 1 erst gestern aus der Hand gelegt. Die Handlung wird schnell aufgefrischt und ...

Obwohl der erste Teil der Reihe schon einige Zeit her ist, fühlt sich die Rückkehr ins Grischaverse an, als hätte ich Band 1 erst gestern aus der Hand gelegt. Die Handlung wird schnell aufgefrischt und holt den Leser gleich ab, denn unsere Protagonisten sehen sich schier unmöglichen Herausforderungen gegenüber. Nach dem fulminanten Ende des ersten Teils steht in Ravka alles auf Krieg und die Lage scheint aussichtslos.

Auch in Rule of Wolves verfolgen wir hauptsächlich Nikolais Schicksal, wobei sich im zweiten Band noch mehr Erzählperspektiven abwechseln und wir einen tieferen Einblick über die Geschehnisse erlangen. Am meisten habe ich mich erneut über Ninas Geschichte gefreut, leide ich doch so gerne mit ihr mit und hoffe, dass sie endlich ihr Happy End erfährt. Apropos Happy End, Leigh Bardugo zeigt sich auch in Rule of Wolves als Meisterin der Slow Burn Lovestory! Ich liebe es, wie sie zwischen ihren Charakteren eine nachvollziehbare und anrührende Liebesgeschichte erschafft, diese aber dennoch wunderbar mit der weiteren Handlung harmoniert und nicht zuviel Raum einnimmt. Wer also gerne fantastische Geschichten mit der richtigen Portion Herzklopfen liest, ist hier auf jeden Fall richtig. Auch einfach unschlagbar ist Bardugos Talent, Diversität scheinbar mühelos in ihren Büchern einzubinden.

Die Autorin hat in den knapp 570 Seiten ordentlich Handlung reingepackt und es geht wirklich Schlag auf Schlag von einem dramatischen Moment zum nächsten. Dabei kann Leigh Bardugo immer wieder mit großen Turning Points aufwarten und den Leser ebenso überraschen wie die sich im Krieg gegenüberstehenden Parteien. Hier habe ich unsere Helden bereits einer ausweglosen Situation gegenüber gesehen, die sich dann doch völlig anders entwickelt hat. Gut gefallen hat mir Leighs Anspielungen auf das Aufkommen moderner Kriege zu Beginn des 20. Jahrhunderts, in denen maschinell im großen Stil getötet wurde. Auch hier ist technischer Fortschritt mit all seinen - auch negativen Seiten - nicht nur Segen, sondern auch Fluch zugleich.

Die diversen Handlungsstränge werden immer mehr zusammengeführt und der Grischafan darf sich auf das ein oder andere Cameo bekannter Figuren freuen. Am Ende kommt es - typisch Grischaverse - zu einem Finale, wie ich es so wirklich überhaupt nicht erwartet habe und das ein würdiger Abschluss dieser Dilogie darstellt.

Mir hat Rule of Wolves wahnsinnig gut gefallen und ich würde am liebsten im Grischaverse einfach weiterlesen! Aber vielleicht lässt sich ja ein kleiner Hint auf eine mögliche Fortsetzung im Grischaverse aus diesem Buch herauslesen? Wer weiß, Potential genug gibt es, hier ist noch längst nicht alles auserzählt. Ich würde mich auf jeden Fall riesig freuen!

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Veröffentlicht am 15.01.2024

Ein Leben, das man lesen muss

Noah – Von einem, der überlebte
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Noah Klieger hat in seinem Leben so viel erlebt, dass man nur staunen kann. Und vor allen Dingen hat er überlebt.

Der erste Teil des Buches konzentriert sich auf Kliegers Erfahrungen im Dritten Reich. ...

Noah Klieger hat in seinem Leben so viel erlebt, dass man nur staunen kann. Und vor allen Dingen hat er überlebt.

Der erste Teil des Buches konzentriert sich auf Kliegers Erfahrungen im Dritten Reich. Bereits in den Jugendjahren zeigt sich hier Noahs herausragender Charakter, der sicher auch mitursächlich für den weiteren Verlauf seines Lebens gewesen ist. Er ist nicht untätig als die Nationalsozialisten in Europa die Macht an sich reißen sondern schließt sich einer jüdischen Untergrundorganisation an, die Juden außer Landes bringt.

Kurz darauf kommt Noah nach Auschwitz, wovon der für mich einprägsamste Teil des Buches erzählt. Die Sätze sind schnörkellos, oft kurz, prägnant, pointiert. Dieser Stil trifft den Leser wie ein Hammerschlag, wird dadurch Auschwitz in all seiner Rohheit und Grausamkeit auf die Leserschaft losgelassen. Es braucht eben hier nicht viel Ausschmückung, um den Eindruck von Auschwitz zu vermitteln. Und mittendrin Noah, der immer wieder sein Leben riskiert, um sich für andere einzusetzen, der aber genauso klug und zäh sein eigenes Überleben sichern will. Vielleicht ist es dieser Wille und diese Gewitzheit, die Noah letztendlich die Hölle von Auschwitz überleben lassen. Kliegers Bericht über Auschwitz gehört mit zu dem eindrucksvollsten, was ich bislang gelesen habe und gehört für mich in jeden Geschichtsunterricht.

Mit seiner ganz persönlichen Erfahrung des Holocaust und der Befreiung durch die Alliierten hat sich Kliegers Leben nicht zum Ausruhen gewandelt, stattdessen bringt er sich bei der Staatsgründung Israels ein und versucht, Flüchtlinge aus Europa nach Palästina zu bringen. Dieser Abschnitt des Buches in eine mir vorher nicht wirklich groß geläufige Thematik war ebenso eindrücklich wie Noahs Erlebnisse zur Zeit des Dritten Reichs, zeigen sie doch einen ganz anderen Kampf des jüdischen Volkes auf.

Wunderbar abgerundet wird das Buch durch den vierten Abschnitt, in dem viele Schicksale und Begegnungen Noahs erneut kurz aufgegriffen und aufgelöst werden aber auch Noahs weiteres Leben nach den Erlebnissen auf der Exodus angerissen wird. Seine Persönlichkeit und sein Schaffen werden in Gänze erfassbar und umso beeindruckender. Was am Ende bleibt ist die Frage nach dem "Wieso?", auf die es einfach keine Antworten gibt.

Und dass auch heute noch die nachkommenden Generationen genau diese Frage nach dem "Wieso" stellen, braucht es die Verschriftlichung von Augenzeugenberichten. Ihre Stimme darf nicht mit der Zeit verlöschen und muss weiter gehört werden, kann sie doch - wie Takis Würger auf knapp 180 Seiten - uns das Jahrhundertverbrechen des Holocaust so nahe bringen wie sonst kaum etwas.

Dieses Buch gehört in jedes Bücherregal, es gehört in jede Bibliothek, es gehört in den Geschichts- und Ethikunterricht. Dieses Buch gehört in jeden Kopf, muss doch jedem eindringlich vor Augen geführt werden, zu was Fanatismus und Hass führen können und dass wir auch heutzutage - auch mit der Erfahrung des Dritten Reichs im Rücken - ebenfalls immer wieder Gefahr laufen könnten, dass sich Geschichte wiederholt.

Takis Würger schafft es, dass das Buch den Ton seines Erzählers scheinbar perfekt trifft und man sich Noah bildlich vorstellen kann, wie er uns ganz persönlich seine Geschichte erzählt. Seine Tonalität zeugen von der Verbundenheit zwischen ihm und Noah, der ihm seine Geschichte anvertraut und in dieser Form abgesegnet hat. Er schafft es in seiner Erzählung, auch in dem knappen Stil die Personen denen Noah in ihren schlimmsten Stunden begegnet, nicht als bloße Opfer sondern als Menschen voller Hoffnungen und Emotionen zu zeigen. Und genau das ist auch eine der Aufgaben von solch Zeitzeugenberichten - die Opfer in ihrer Menschlichkeit darzustellen und nicht als reine Statistiken und Zahlen. Nur so macht man Geschichte zugänglich und nachvollziehbar.

"Noah" ist unfassbar wichtiges Buch, dass jeder gelesen haben muss!

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Veröffentlicht am 15.01.2024

Wahnsinnig gelungene Umsetzung!

Heimat
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Ich wurde auf der Seite der Bundeszentrale für politische Bildung auf das Buch aufmerksam und nach weiterer Recherche musste ich es einfach haben! Die Idee von "Heimat" ist einfach so ungewöhnlich wie ...

Ich wurde auf der Seite der Bundeszentrale für politische Bildung auf das Buch aufmerksam und nach weiterer Recherche musste ich es einfach haben! Die Idee von "Heimat" ist einfach so ungewöhnlich wie einnehmend, prägt der geschichtliche Hintergrund des Zweiten Weltkriegs Deutschland bis heute.

Und so finde ich in Nora Krugs Suche nach der eigenen Herkunft meine eigenen Fragestellungen wieder - welche Erfahrungen hat die Kriegsgeneration der eigenen Familie gemacht und welche individuelle Schuld haben sie eventuell? Sicher haben einige die gleiche Erfahrung wie ich gemacht - eine Mauer aus Schweigen, vermeintlicher Unkenntnis und Unwillen, über die damalige Zeit zu sprechen. Ist diese Reaktion zwar verständlich, bekommt man aber als jüngere Generation oft die eigene Familiengeschichte nicht mit dem Geschichtsunterricht überein.

Aus dieser Motivation heraus begann die Autorin Nora Krug sich auf Spurensuche zu begeben. Dabei hatte sie aufgrund des Lebensmittelpunkts New York und dem Bezug zur jüdischen Familie ihres Verlobten weitere Motive, sich der Vergangenheit der eigenen Familie zu stellen.

Es ist wirklich faszinierend und dabei aufschlussreich, sie bei ihrer Entdeckungsreise in die Familienvergangenheit zu begleiten und gemeinsam mit ihr nach und nach immer mehr einzelne Puzzleteile zu entdecken. So lernt man auch Blicke auf die deutsche Identität aus dem Blickwinkel einer im Ausland lebenden kennen, was mich besonders begeistern konnte. Vieles, was für uns hier im Inland selbstverständlich und alltäglich ist, ist im Ausland unbekannt und exotisch, aber gleichzeitig auch typisch deutsch. Die deutsche Identität macht eben nicht nur die spröde Historie aus, sondern eben auch seine Schicksale und Individuen.

Und eben diesen ist Nora Krug auf der Spur. Sie sammelt aus diversen Quellen alle verfügbaren Informationen und erstellt so am Ende ein Gesamtgefüge, ein Familienbild, dass nicht dem befürchteten Schrecken der Nazitäter entspricht, aber auch eben kein komplett unschuldiges. So dürfte es sicher vielen ergehen, die den Hintergrund der eigenen Familie im Dritten Reich ergründen wollen.

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Veröffentlicht am 15.01.2024

Elif Shafak schreibt einfach tolle Bücher

Das Flüstern der Feigenbäume
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Elif Shafak hat wieder ein ordentliches Brett abgeliefert und ein zauberhaftes Buch geschrieben, das unter die Haut geht. "Das Flüstern der Feigenbäume" erzählt die Geschichte von zypriotischen Auswanderern ...

Elif Shafak hat wieder ein ordentliches Brett abgeliefert und ein zauberhaftes Buch geschrieben, das unter die Haut geht. "Das Flüstern der Feigenbäume" erzählt die Geschichte von zypriotischen Auswanderern und deren Nachkommen und einer großen Liebe. Die Handlung wird von unseren Charakteren erzählt, zu denen auch ein Feigenbaum gehört und spielt sich auf verschiedenen Zeitschienen ab. Dadurch entdröselt sich die Handlung immer mehr und gemeinsam mit Ada kommt man der Vergangenheit der Familie immer weiter auf die Spur.

Diese Erzählweise fesselt den Leser und entführt ihn in die Wirren der Teilung Zyperns und der dortigen Bevölkerung, die vor dem Hintergrund der Liebesgeschichte von Kostas und Defne umso tragischer scheint. Die Geschichte und Entwicklung Zyperns war mir in der Tiefe nicht bewusst und ich bin sehr dankbar, dass die Autorin hier anhand dieser zugänglichen Charaktere diese Thematik so aufbereitet hat.

Kostas und Defnes Geschichte hat mich tief berührt und wird sicherlich viele Leser ebenso begeistern können. Es ist keine kitschige Happy End Lovestory sondern eine solche, die eben genau so in der realen Welt passiert und die Beteiligten auch mal an der Realität scheitern. Die Story zeigt ebenfalls auf, was es heißt seine Heimat zurückzulassen und ein Teil seiner Identität zurückzulassen. Elif Shafak kann einfach genau solche Geschichten so wundervoll eindrücklich und poetisch erzählen!

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Veröffentlicht am 15.01.2024

Was wäre wenn?

Die Berechnung der Sterne
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Der Einstieg ins Buch gelingt leicht, die Handlung nimmt einen gleich gefangen und weiß mitzureißen. Man kann vor lauter Spannung das Buch kaum aus der Hand legen.

Einstieg und Aufhänger ist ein Meteoriteneinschlag ...

Der Einstieg ins Buch gelingt leicht, die Handlung nimmt einen gleich gefangen und weiß mitzureißen. Man kann vor lauter Spannung das Buch kaum aus der Hand legen.

Einstieg und Aufhänger ist ein Meteoriteneinschlag in den 1950er Jahren, der zu einer alternativen Entwicklung der Neuzeit führt. Diese Geschichtserzählung ist dabei stets glaubwürdig und authentisch erzählt, dir Autorin hat hier wirklich eine starke Idee zu Papier gebracht.

Durch die Handlung bringt sie zudem auch Themen der damaligen Zeit zur Sprache, wie etwa die Diskriminierung von Frauen und Minderheiten, Sexismus oder Fanatismus. Man findet viele Parallelen zur heutigen Gesellschaft und kommt ins Grübeln, wieweit wir uns seitdem weiterentwickelt haben - oder auch nicht.

Elma ist trotz ihrer Schwächen eine starke Protagonistin, die mich stark an Elizabeth Zott aus "Eine Frage der Chemie" erinnert hat. In manchen Szenen habe ich mich etwas daran gestoßen, dass es für sie vielleicht manchmal etwas zu glatt lief. Dennoch folgt man dieser Hwldin gerne durch die Handlung, die auch durch die vielen zwischenmenschlichen Entwicklungen und gesellschaftlichen Hindernisse stets spannend war.

Ein weiteres großes Plus dieses Buches ist der Detailreichtum. Die wissenschaftlichen Details sind wahnsinnig gut recherchiert - im Gegensatz zu vielen SciFi-Werken erschlagen sie einen aber nicht, sondern fügen sich ganz selbstverständlich in die Geschichte ein.

Das Ende dieses Auftakts lädt auf jeden Fall dazu ein, schnell zur Fortsetzung zu greifen.

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