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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.11.2017

Langweilig und wirr

Ein bisschen wie Unendlichkeit
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"Der Gedanke, mich ein Leben lang an eine Fachrichtung zu binden, verursacht mir Gänsehaut. Ich kann mich ja kaum für fünf Minuten auf ein Gefühl festlegen." (S. 58)

"Ein bisschen wie Unendlichkeit" ist ...

"Der Gedanke, mich ein Leben lang an eine Fachrichtung zu binden, verursacht mir Gänsehaut. Ich kann mich ja kaum für fünf Minuten auf ein Gefühl festlegen." (S. 58)

"Ein bisschen wie Unendlichkeit" ist Harriet Reuter Hapgoods Debüt und kommt mit einem wunderschönen Cover daher.
Dieses Cover war auch mein Hauptgrund, das Buch lesen zu wollen. Denn es sieht einfach toll aus und passt gemeinsam mit dem Titel wunderbar zur Geschichte.

Diese hat mich allerdings ziemlich enttäuscht. Die physikalische Seite war gar nicht mein Hauptproblem, teilweise fand ich die Passagen sogar sehr interessant, für ein Jugendbuch aber insgesamt einfach zu lang.
Mich störten vor allem die vielen Zeitsprünge, die teilweise völlig aus dem Kontext gerissen auftauchen. Sie unterbrechen den Lesefluss einfach extrem und sind insgesamt betrachtet auch eher unnötig.
So wirklich verstand habe ich die ganze Sache mit der Unendlichkeit und den Wurmlöchern auch bis zum Ende nicht.

Gottie selbst ist auch kein Charakter, mit dem ich mich gut identifizieren konnte. Sie wirkt ziemlich egoistisch, besonders im Bezug auf Thomas.
Die anderen Figuren bleiben insgesamt auch ziemlich blass und sind oft nicht viel mehr als bloße Namen.

Alles in Allem konnte mich "Ein bisschen wie Unendlichkeit" nicht überzeugen. Ich habe keinen wirklichen Zugang zum Buch gefunden und fand die meisten Passagen sehr langweilig.
Leider bekommt es keine Kaufempfehlung von mir, es sei denn, jemand möchte nur das schöne Cover im Regal bewundern :)

"So ist es, wenn man jemanden liebt. So ist es, wenn man um jemanden trauert. Ein bisschen wie Unendlichkeit“ (S. 377)

Veröffentlicht am 17.09.2017

Ich kann den Hype nicht nachvollziehen...

Sieben Minuten nach Mitternacht
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Seit Connors Mutter an Krebs erkrankt ist, quält ihn Nacht für Nacht ein Albtraum. Doch in einer Nacht erwartet Connor um genau sieben Minuten nach Mitternacht kein Albtraum, sondern ein Monster, das ihm ...

Seit Connors Mutter an Krebs erkrankt ist, quält ihn Nacht für Nacht ein Albtraum. Doch in einer Nacht erwartet Connor um genau sieben Minuten nach Mitternacht kein Albtraum, sondern ein Monster, das ihm Geschichten erzählen möchte.
Doch warum ist das Monster gekommen? Kann es Connors Mutter helfen?

Um "Sieben Minuten nach Mitternacht" von Patrick Ness kommt man ja spätestens seit dem Erscheinen des Filmes 2017 kaum noch herum. Auch mich sprach der Klappentext, vor allem aber die Tatsache, dass Patrick Ness das Buch nach einer Idee der leider bereits an Krebs verstorbenen Siobhan Dowd geschrieben hat.
Nach den vielen Lobenshymnen hatte ich äußerst hohe Erwartungen an das Buch - ich hatte eine tiefgründige, traurige, aber vor allem sehr berührende Geschichte erwartet. Leider konnte das Buch meinen Erwartungen in keinster Weise gerecht werden und hat mich sehr enttäuscht.

Grundsätzlich gefällt mir die Idee des Geschichten-erzählenden Monsters gut und ich glaube auch, dass es Connor sehr geholfen hat. Aber besonders die "äußeren Umstände", die Krankheit der Mutter, generell die Familienverhältnisse finde ich viel zu schnell abgehandelt. Viele Dinge werden auch nicht wirklich beim Namen genannt - so kann der Leser nur vermuten, dass es sich bei der Krankheit um Krebs handelt. Ich habe hier einfach absolut die Tiefe vermisst, selbst von Connor konnte ich mir bis zum Ende kein wirklich gutes Bild machen.

Schön finde ich die Idee, das Buch mit Zeichnungen auszuschmücken. Sie sind toll gemacht und drücken für mich sehr viel mehr Emotionen aus, als der Text.

Was ich mich zum Ende hin sehr gefragt habe, ist, wer eigentlich die Zielgruppe des Buches ist. Der Schreibstil und die gesamte Aufmachung ist sehr kindlich gehalten, aber besonders die Zeichnungen sind doch schon recht gruselig. Auch die Thematik wird auf mich nicht wie die eines Kinderbuches.

Vielfach wird das Buch als sehr berührend beschrieben, das konnte ich leider überhaupt nicht nachvollziehen. Höchstens auf den letzten 2 Seiten, aber selbst da konnte es mich nicht annährend zum Weinen bringen. Der Rest ist irgendwie vor allem eher mit Wut gefüllt.

Zusammengefasst habe ich einfach ein ganz anderes Buch erwartet. "Sieben Minuten nach Mitternacht" konnte mich leider überhaupt nicht überzeugen und bekommt daher auch keine Leseempfehlung von mir.

Veröffentlicht am 22.07.2017

Absoluter Reinfall...

Der Jonas-Komplex
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Ein Schriftsteller, dessen Leben fast ausschließlich aus Alkohol, Drogen und Sex besteht.
Ein 13-jähriger Junge, der Schachgroßmeister werden möchte.
Jonas, der reiche Mann, der mit seiner Freundin Marie ...

Ein Schriftsteller, dessen Leben fast ausschließlich aus Alkohol, Drogen und Sex besteht.
Ein 13-jähriger Junge, der Schachgroßmeister werden möchte.
Jonas, der reiche Mann, der mit seiner Freundin Marie zum Südpol möchte (obwohl eigentlich will nicht er, sondern Marie dahin...)

In "Der Jonas-Komplex" von Thomas Glavinic verlaufen diese 3 Handlungsstänge parallel.
Jonas Vorgeschichte wird wohl in "Das größere Wunder", ebenfalls von Thomas Glavinic, behandelt. Ich hätte es schön gefunden, wenn irgendwo darauf hingewiesen werden würde. Denn es wird immer wieder von Jonas Expedition auf dem Mount Everest gesprochen.

Das Buch begeinnt mit einer äußerst interessanten Aussage des Schriftstellers:

"Wer wir sind, wissen wir nicht. Beim letzten Durchzählen kam ich auf mindestens drei Personen, die jeder von uns ist. Erstens die, die er ist, zweitens die, die er zu sein glaubt und drittens die, für die ihn die anderen halten sollen." (S. 7)

In dem Buch finden sich immer wieder sehr interessante und teils auch gesellschaftskritische Passagen, oft bezogen auf aktuelle (2015) Ereignisse, die zum Denken anregen. Das gefiel mir sehr gut.
Gleichzeitig gibt es aber mindestens doppelt so viele Abschnitte, die mit unnötigen Sex- oder Trinkszenen gefüllt sind.

Genau diese unnötigen Szenen ließen mich das Buch immer wieder weglegen. Summa Summarum habe ich fast 3 Monate daran gelesen.
Auch fand ich das Buch an vielen Stellen sehr langweilig und langatmig. Ich war mehr als einmal kurz davor, aufzugeben und habe das Buch dann teilweise für Wochen weggelegt.

Die Charaktere sind alle etwas seltsam...den Schriftsteller mochte ich von vornerein nicht. Er nervte mich unheimlich. Den Jungen fand ich irgendwie cool, auch wenn er mir doch öfter leid tat. Er hat sicherlich kein einfaches Leben....
Die Passagen von Jonas habe ich am liebsten gelesen. Seine Reisen quer durch die Welt (und vor allem die Szenen, in denen er sich hat aussetzen lassen) fand ich sehr interessant. Auch seinen toten Freund Werner...
Auch die Nebenchraktere haben teilweise sehr ... besondere Eigenschaften und lockern das Buch immer mal wieder mit ihren sonderbaren Aussagen auf.

Womit ich absolut gar nichts anfangen konnte, war der Schreibstil Glavinics, es tut mir leid, aber diese derbe und seltsam nüchterne Sprache fand ich einfach schrecklich. Irgendwie war sie für mich auch wie eine Mauer zwischen dem Buch und mir. Ich konnte mich absolut nicht in das Buch hineinfühlen und mir fehlten generell Emotionen.

Insgesamt weiß ich nicht wirklich, was ich zu dem Buch sagen soll, ich bin so froh es endlich geschafft zu haben, denn größtenteils fand ich es wirklich schrecklich (was vermutlich auch vor allem daran liegt, dass ich wohl nicht mal ansatzweise die Zielgruppe des Buches bin...). Andererseits gab es viele interessante Abschnitte, die einen über das Leben nachdenken lassen und manchmal vielleicht sogar ein kleines Lächeln bei mir hervorgerufen haben....
Eine Leseempfehlung bekommt es von mir (besonders für Jugendliche) trotzdem nicht.
Langatmig, derb und einfach nicht meins

Veröffentlicht am 02.07.2017

Und auch so bitterkalt

Und auch so bitterkalt
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Lucinda lebt in ihrer eigenen kleinen Welt, in die sie nur ihre kleine Schwester Malina hereinlässt. Besonders viel Spaß macht es Lucinda, ihre Mutter zu ärgern, denn die beiden sind wie Tag und Nacht. ...

Lucinda lebt in ihrer eigenen kleinen Welt, in die sie nur ihre kleine Schwester Malina hereinlässt. Besonders viel Spaß macht es Lucinda, ihre Mutter zu ärgern, denn die beiden sind wie Tag und Nacht. Am meisten verärgert sie ihre Mutter Isa, wenn sie behauptet, keinen Hunger zu haben.
Doch so wird Lucina immer dünner....und verliebt sich in den Nachbarsjungen Jarvis.

"Und auch so bitterkalt" von Lara Schützsack thematisiert Essstörungen. Eigentlich. In meinen Augen ist das Buch völlig am Thema vorbei, hätte ich es nicht gewusst, hätte ich die Essstörung von Lucinda erst auf den letzten 20 Seiten erkannt.

Außerdem habe ich das gesamte Buch und ganz besonders das Ende einfach überhaupt nicht verstanden. Das fing schon bei den Protagonisten an.
Die ganze Geschichte wird aus Malinas Sicht erzählt, das finde ich sehr interessant. Jedoch denkt mir Malina teilweise zu philosophisch, aber man kann ihre "Ahnungslosigkeit" sehr gut herauslesen. Sie wirkt so unschuldig und würde für Lucinda alles tun.
Und damit wären wir auch schon bei Lucinda - mit ihr konnte ich absolut nichts anfangen, sie ist einfach so unfreundlich und unnahbar. Besonders Jarvis behandelt sie die ganze Zeit von oben herab, während er alles für sie tun würde.
Am allermeisten haben mich aber die Eltern gestört. Sie machen fast nichts, um Lucinda zu helfen, sie scheinen überhaupt keine Hoffnung zu haben, dass sich Lucinda noch in irgeneiner Form ändern könnte. Sie gucken einfach zu. Obwohl man ja auch merkt, dass sie sich etwas Gedanken machen, aber eine wirkliche Hilfe sind sie eben nicht.

Das seltsamste an diesem Buch war aber das Ende, also ich habe es ja mehrmals versucht, aber ich verstehe absolut nicht, was mir die letzten Zeilen sagen sollen. Dieses Ende lässt mich einfach absolut unzufrieden zurück.

Insgesamt konnte mich das Buch einfach nicht von sich überzeugen, ich habe den Großteil nicht verstanden und fand des Rest völlig unnachvollziehbar und am Thema vorbei. Außerdem erscheint mir die Grundstimmung einfach zu hoffnungslos - bei dieser Thematik in meinen Augen einfach unpassend und falsch.

Veröffentlicht am 27.08.2017

Überhaupt nicht mein Fall...

Tschick
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Maik Klingenberg und Andrej Tschichatschow, genannt Tschick, sind Außenseiter in ihrer Klasse, der eine ein reicher Langweiliger und der andere eine armer, ungepflegter >asiger< Russe, der es von der Förderschule ...

Maik Klingenberg und Andrej Tschichatschow, genannt Tschick, sind Außenseiter in ihrer Klasse, der eine ein reicher Langweiliger und der andere eine armer, ungepflegter >asiger< Russe, der es von der Förderschule bis aufs Gymnasium geschaff hat. Die beiden 14-jährigen Jungen werden nicht zur Geburtstagsfeier von Tatjana, auf die Maik heimlich steht, eingeladen und Tschick überredet Maik daraufhin, mit einem geklauten Lada in die Walachei zu fahren um seinen Onkel zu besuchen.
Und damit beginnt eine Reise quer durch den Osten von Deutschland...

"Tschick" von Wolfgang Herrndorf musste ich in der Schule lesen. Eigentlich wollte ich überhaupt keine Rezension zu diesem Buch schreiben, aber nach dem Lesen muss ich mein Entsetzen doch irgendwie kundtun.

Entgegen der vielen guten Stimmen (bei denen ich mich wirklich frage, wie diese zustande kommen??) fand ich das Buch grauenvoll.
Am aller, aller schlimmsten war die Sprache. Wolfgang Herrndorf versuchte wohl die Jugendsprache zu imitieren und das ist in meinen Augen definitiv bei einem Versuch geblieben.
Die beiden Jungen gehen im Jahr 2010 auf ein Gymnasium und so spricht einfach kein 14-jähriger Gymnasiast!!!!
Abgesehen davon finden sich auch einige grammatikalische Fehler wieder.
Mein persönlicher Horrorsatz befindet sich gleich auf den ersten Seiten:

"Aber wo ich auf diesem Hocker hier sitze und draußen die Autobahn vorbeirauscht und der ältere Polizist steht seit fünf Minuten an der Kaffeemaschine dahinten und füllt Wasser ein und kippt es wieder aus, drückt auf den Schalter schaut das Gerät von unten an, während jeder Depp sehen kann, dass der Stecker vom Verlängerungskabel nicht drin ist, da muss ich wieder an Tatjana denken." (S. 8)

Abgesehen von der Sprache finde ich auch die Story an sich äußerst platt und langweilig. Ich hätte sie am liebsten schon nach den ersten 10 Seiten weggelegt.
Die Spannung steigert sich im Laufe der Geschichte zwar ein wenig, aber eigentlich ist es meiner Meinung nach nur eine sinnlose und absolut unrealistische Aneinanderreihung von Geschehnissen. Die Dinge, die passieren, sind einfach und mit wenigen Worten beschrieben.

Die beiden Protagonisten sind auch eher blass und entwickeln sich nur wenig im Laufe der Geschichte weiter. Maik ist ein Langweiler, und ganz ehrlich - so kommt er auch rüber. Will am Anfang nicht mit, wirkt dann auf dem Trip aber äußerst naiv. Nur am Ende wurde er mir etwas sympathischer, da wirkte er dann nämlich, als hätte er etwas aus der ganzen Sache gelernt.
Tschick fand ich eigentlich ziemlich interessant, aber auch er bleibt die ganze Geschichte über sehr blass und man erfährt nur wenige echte Dinge über ihn.
Isa fand ich gar nicht so schlecht, aber auch aus ihr hätte man so viel mehr machen können...

Das Beste an dem Buch waren in meinen Augen noch die Stellen, die so absolut dämlich und realitätsfern waren, dass sie schon fast wieder lustig sind...

Was ich mich das ganze Buch über aber am meisten gefragt habe, ist, welchen pädagogischen Wert dieser Roman haben soll, dass er so oft im Deutschunterricht gelesen wird. Es gibt soviele gute literarische Werke, warum ausgerecht diesen langweiligen und absolut unrealisten "Roadtrip"?
Ich bin ja vor allem der Meinung, dass Schülern ein gutes Deutsch vorgelebt werden sollte. Außerdem dachte ich ja immer, dass Schüler mit der "Zwangsliteratur" zum Lesen animiert werden sollen - also wenn ich nicht sowieso viel lesen würde - mich würde dieses Buch definitiv von weiteren abhalten!

Alles in allem kann ich für dieses Buch absolut keine Leseempfehlung geben.
Ich als Jugendliche kann und will mich nie und nimmer mit dem Buch und seinen Protagonisten identifizieren und diese Meinung teilen auch meine Mitschüler...