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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.01.2022

Traumhafte Bilder und Episoden, die nachdenklich machen

Wo de lu - Mein Weg
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Ein mysteriöser Protagonist, Herr V, nimmt den Leser mit auf seine Reise durch Städte, Dörfer und Schicksale. In relativ kurzen Episoden werden philosophische, ernste und lebensnahe Themen vorgestellt, ...

Ein mysteriöser Protagonist, Herr V, nimmt den Leser mit auf seine Reise durch Städte, Dörfer und Schicksale. In relativ kurzen Episoden werden philosophische, ernste und lebensnahe Themen vorgestellt, von der Liebe über Lebensträume bis hin zu Neuorientierung und auch Trauer. Die einzigartigen Bilder setzen die Geschichte einmalig in Szene. Zarte Töne, düstere Panele und leuchtende Traumwelten wechseln sich ab und ziehen den Leser in den Bann.

Die Texte werden sowohl auf Deutsch als auch im chinesischen Original geboten, sodass auch Leser, die beide Sprachen beherrschen auf ihre Kosten kommen. Jede Kurzepisode schließt dazu mit einem längeren Prosatext, der Motive des Comics aufnimmt und weiter- bzw. neuerzählt. Teilweise trifft einen der Prosatext noch tiefer als die Bildergeschichte.

Das Buch bietet ein ganz besonderes Leseerlebnis. Die traumhaften Bilder, in denen sich die Charaktere zum Teil verstörend düster und deplatziert bewegen, bleiben lange im Gedächtnis. Die nachdenklichen und melancholischen Episoden klingen noch lange nach. Wo de Lu ist so viel mehr als ein Graphic Novel. Man muss sich Zeit nehmen, um in die Geschichten einzutauchen, denn jede hat ihre ganz eigene Botschaft. Jidi hat mit dieser Reihe ein Kunstwerk erschaffen, das ein gelungenes Zusammenspiel von Farbkomposition, künstlerischer Ausgestaltung und packendem Inhalt ist.

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Veröffentlicht am 12.12.2021

Der Traum von Weihnachten

Onkel Dagobert und der Geist der Weihnacht
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Weihnachten ist Unfug – Wer Onkel Dagobert kennt, weiß, dass dieser von Weihnachten gar nichts hält, abgesehen von den Gewinnen, die ihm das Weihnachtsgeschäft einbringen. Donald, Tick, Trick und track ...

Weihnachten ist Unfug – Wer Onkel Dagobert kennt, weiß, dass dieser von Weihnachten gar nichts hält, abgesehen von den Gewinnen, die ihm das Weihnachtsgeschäft einbringen. Donald, Tick, Trick und track können das so nicht stehen lassen, denn Weihnachten ist das Fest der Liebe und der Familie. Als die drei Geister der Weihnacht suchen sie Onkel Dagobert heim und erinnern ihn daran, dass das Fest auch für ihn mehr als kalte, harte Taler zu bieten hat.

Ein traumhaftes Disney-Bilderbuch mit einer Wiederentdeckung aus Carl Barks‘ Werken. Die Geschichte selbst spielt natürlich auf Dickens‘ Weihnachtsgeschichte an, wenn auch nur in den wesentlichen Elementen. Es ist nicht die Buchversion des Zeichentrickabenteuers.

Die Bilder sind wunderschön und ich habe die Qualität der handgezeichneten und handgetuschten, großformatigen Bilder sehr genossen. So müssen Bilderbücher für mich gestaltet sein, nicht die klinische, gerne surrealistisch anmutenden Computergraphiken. Die Geschichte selbst ist warmherzig und bringt genau die richtige Weihnachtsbotschaft rüber.

Eine Einleitung stellt kurz Carl Barks vor und skizziert die Entstehungsgeschichte des Buches, das in den 60ern für die bekannte Bilderbuchreihe Little Golden Books entstand.

Dieses traumhafte Weihnachtsbilderbuch ist eine großartige Wiederentdeckung. Für große und kleine Disneyfans genau das richtige, um sich die Weihnachtszeit zu versüßen!

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Veröffentlicht am 12.09.2021

Die Rettung des Professors

Flüsterwald - Durch das Portal der Zeit: Ausgezeichnet mit dem LovelyBooks-Leserpreis 2021: Kategorie Kinderbuch (Flüsterwald, Staffel I, Bd. 3)
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Ella und Lukas gelingt es endlich Flüsterpulver herzustellen und ihrer Mission, den Professor aus seinem Baumgefängnis zu befreien, steht nichts mehr im Weg. Gemeinsam mit Felicitas, Rani und Punchy reisen ...

Ella und Lukas gelingt es endlich Flüsterpulver herzustellen und ihrer Mission, den Professor aus seinem Baumgefängnis zu befreien, steht nichts mehr im Weg. Gemeinsam mit Felicitas, Rani und Punchy reisen sie in der Zeit zurück und landen mitten im großen Brand von Winterstein. Der Dunkle ist schon da und sein Kampf um die Macht des Flüsterwaldes hat begonnen.

Diese Geschichte schlägt einen von der ersten Seite an in den Bann. Die traumhafte Beschreibung der Bibliothek weckt in einem sofort den Wunsch sich dort mit einem Buch zurückzuziehen. Nach dieser beschaulichen Einleitung gerät man mit Ella und Lukas auch schon mitten zwischen die Fronten. Rasant folgt man den Freunden durch das spannende Abenteuer. Vor allem Rani hat mich hier positiv überrascht. Nachdem er in den ersten beiden Bänden zwar witzig war, konnte er mich mit seiner Angeberei und Feigheit doch manchmal nerven. Hier entwickelt er sich zu einem tollen Charakter. Ich bin schon sehr gespannt, wie es mit ihm im nächsten Band weitergeht.

Auch sonst wartet die Geschichte mit vielen Überraschungen, Hintergrundgeschichten und großartigen Wendungen auf. Wie nicht anders zu erwarten wird man schließlich mit einem bösen Cliffhanger zurückgelassen, das ist ja Suchaneks Spezialität. Ich freue mich schon auf den vierten Band.

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Veröffentlicht am 10.07.2021

Ein spannendes Stück Zeitgeschichte und die Geschichte einer einzigartigen Frau

Die Kinderbuchbrücke
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1945 liegt Deutschland in Trümmern. Die jüdische Journalistin Jella Lepman wollte eigentlich nicht zurückkehren, doch dann wird eine unglaubliche Aufgabe an sie herangetragen: Sie soll deutschen Kindern ...

1945 liegt Deutschland in Trümmern. Die jüdische Journalistin Jella Lepman wollte eigentlich nicht zurückkehren, doch dann wird eine unglaubliche Aufgabe an sie herangetragen: Sie soll deutschen Kindern die Welt der Bücher eröffnen und so dafür sorgen, dass die neue Generation mit einem neuen Gedankengut heranwächst. Als sie den Auftrag annimmt, weiß sie noch nicht was auf sie zukommt: Schwierigkeiten, angefangen bei der banalen Frage eines instandgesetzten Gebäudes, der unglaubliche Lesehunger der Kriegskinder und schließlich entsteht aus all ihren innovativen Ideen, ihrer Hartnäckigkeit und absoluten Hingabe an dieses Projekt, - und kleinen Wundern, die geschehen, wenn man etwas mit vollem Herzen ins Leben ruft – die Internationale Jugendbibliothek in München.

Die Lebenserinnerungen dieser unglaublichen Frau haben mir immer wieder die Tränen in die Augen getrieben. Den O-Ton der Kriegskinder, die völlig traumatisiert in einer Trümmerlandschaft heranwuchsen und für die der erste Bücherbus ein fast heiliges Traumland war. Er brachte ihnen Träum und, Hoffnung und wies ihnen den Weg zurück ins Leben. Die ganze Entwicklung der Einrichtung, die Schwierigkeiten und dann die wieder an ein Wunder grenzende Hilfsbereitschaft anderer Länder und Organisationen haben mir den Atem geraubt. Und der Dreh- und Angelpunkt war diese unglaubliche Frau, die dem Land der Täter gar nichts schuldete und ihm eine ganze Zukunft gab. Ihr Einsatz wirkt bis heute weiter. Besonders bewegt hat mich, dass dieses Buch das Feedback der Kinder von 1945 bis weit in die 1960er Jahre hinein wiedergibt. Von den ersten zaghaften Schritten einer Generation ohne Vergangenheit und mit fragwürdiger Zukunft bis hin zur kritischen Generation, die sich selbstbewusst, selbstkritisch und aggressiv mit ihrer Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft auseinandersetzt und sich nicht scheut, Dinge bei Namen zu nennen.

Eine Lebensgeschichte, ein Stück Zeitgeschichte und auch ein fester Bestandteil unser aller Gegenwart, denn Jella Lepmans Projekt, prägt unsere Leselandschaft bis heute – ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht. Eine Autobiografie, die den Leser von der ersten bis zur letzten Seite fesselt. Mit zeitgenössischen Fotos, die einem alles noch eindrücklicher vor Augen führen und Buchtiteln, die ich sofort recherchieren musste. Ein beeindruckendes Buch, das mich noch lange beschäftigt hat.

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Veröffentlicht am 10.07.2021

Ein schöner Ratgeber im Stil der alten Philosophen

Nur die Ruhe!
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Wer kennt sie nicht, die Situationen im Alltag, die einen überfordern, enttäuschen, ärgern und grundsätzlich den Tag verderben. Wer hat sich nicht schon gewünscht in diesen unvermeidlichen Situationen ...

Wer kennt sie nicht, die Situationen im Alltag, die einen überfordern, enttäuschen, ärgern und grundsätzlich den Tag verderben. Wer hat sich nicht schon gewünscht in diesen unvermeidlichen Situationen gelassen zu reagieren und sich konstruktiv das Erlebte zunutze zu machen. Das ist unmöglich? Aber nicht doch. Diese Strategien sind sogar schon sehr alt. Die Philosophie der Antike gibt hier die richtigen Antworten und Hilfestellungen.

Ganz im Stil der antiken Philosophen gibt Albert Kitzler in fiktiven Gesprächen zwischen Klient und Ratgeber Hinweise wie man stressigen Situationen begegnen kann und allgemeiner Unzufriedenheit, Zorn und auch einem unbefriedigenden Umgang mit dem Leben selbst auf den Grund gehen kann. Dabei wird Philosophie zur Lebenshilfe. Der Klient bekommt Werkzeuge an die Hand, mit denen er seine ganz persönlichen Schwächen und Probleme erkennen und bewältigen kann. Dabei muss der Leser weder etwas von Philosophie verstehen noch mit den Lehren einzelner Philosophen vertraut sein. Lebensnah und umsetzbar werden die Konzepte vorgestellt. Die Gesprächsthemen sind so gehalten, dass sich jeder Leser wiederfinden kann. Wie ist meine Erwartung an mich oder an meine Umwelt? Wie bewältige ich Anfeindungen oder eine Trennung, die mich nicht loslässt? Wie bewältige ich Schicksalsschläge, schwere Krankheiten oder Niederlagen? Alles Dinge, mit denen jeder schon mal in der einen oder anderen Art konfrontiert wurde. Die Bewältigungsstrategie ist am Ende individuell – und setzt natürlich voraus an sich arbeiten zu wollen, aber die Instrumente sind universell und kosten einen hauptsächlich Selbstüberwindung.

Albert Kitzler hat es geschafft Philosophie zur konkreten Lebenshilfe allgemeinverständlich und von jedem anwendbar in einem relativ schmalen Büchlein zu präsentieren und dazu noch unterhaltsam aufzubereiten. Die Form des Philosophiegesprächs mag ungewöhnlich sein, doch man findet sich schnell rein, gerade weil die Problemstellungen so vertraut sind. Im Abschlusskapitel Zwölf Regeln zum gelingenden Leben findet man dann noch mal die wichtigsten Punkte zusammengefasst.

Das Buch hallt lange nach. Man liest es nicht einfach weg, obwohl es sehr gut geschrieben ist, sondern lässt es wirken. Man denkt darüber nach, liest vielleicht noch mal etwas nach, das einen besonders betrifft und die eigentliche Arbeit beginnt, wenn man etwas umsetzen möchte. Nicht zuletzt regt es an, sich tiefer mit der Materie zu beschäftigen und einen der Lektüretipps aus dem Register zu verfolgen.

Albert Kitzler hat mich mit seinem Buch begeistert und bereichert!

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