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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.08.2021

Ein zauberhafter Klassiker

Das letzte Einhorn und Zwei Herzen
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Erstmalig erschienen im Jahr 1968, gehört „Das letzte Einhorn“ längst zu den Fantasy-Klassikern und ist ein absolutes Meisterwerk im Genre. Das Buch bezaubert durch seinen besonderen Stil. Elegant wandert ...

Erstmalig erschienen im Jahr 1968, gehört „Das letzte Einhorn“ längst zu den Fantasy-Klassikern und ist ein absolutes Meisterwerk im Genre. Das Buch bezaubert durch seinen besonderen Stil. Elegant wandert die Erzählung zwischen Märchen und Poesie, zwischen Phantastik und Emotionalität. Dabei ist das Ganze immer wieder durchzogen von leichtem Humor.

Wer jetzt befürchtet, dass die Geschichte ins Schwülstige abdriftet, der sei beruhigt: Beagle erzählt die Geschichte mit viel Gefühl und klugen Weisheiten, aber ohne jeglichen Kitsch. Das liegt nicht zuletzt an der großartigen Übersetzung durch Jürgen Schweier, der Beagles unaufdringliche Sprachgewalt wunderbar transportiert. Wer gerne auf Englisch liest, dem sei das Original auf jeden Fall wärmstens empfohlen.

Die Figuren, angefangen von dem Einhorn selbst über seine Begleiter bis hin zu König Haggard und seinem Sohn Lír, bewahren stets eine gewisse Distanz zum Leser. Beagle lässt nur wenig Innenansicht zu und betrachtet die Figuren eher von außen. Aber gerade das macht den Reiz aus, unterstreicht es doch den märchenhaften Charakter der Erzählung. Gerade zu dem Einhorn als einem unsterblichen Fabelwesen passt diese Distanz perfekt. So entsteht eine Aura des Mysteriösen, die sich wunderbar in die Erzählung einfügt.

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Veröffentlicht am 29.10.2021

Ausflug in die Bizarro Fiction

Quicksand House
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Autor Carlton Mellick III bezeichnet das Genre, in dem er schreibt, als Bizarro Fiction. Und da ich noch nie etwas aus diesem Subgenre gelesen habe, hat mich „Quicksand House“ umso mehr gereizt. Allein ...

Autor Carlton Mellick III bezeichnet das Genre, in dem er schreibt, als Bizarro Fiction. Und da ich noch nie etwas aus diesem Subgenre gelesen habe, hat mich „Quicksand House“ umso mehr gereizt. Allein schon die Ausgangssituation ist sehr merkwürdig: Da leben Kinder mit einer Nanny in einem Hort, aber weder kennen sie ihre Eltern noch dürfen sie diesen Hort verlassen und den Rest des Hauses erkunden.

Und was hinter den Türen des Horts lauert, was die Kinder dort alles entdecken und erleben, macht einfach tierisch Spaß. Es ist, wie das Subgenre schon ahnen lässt, bizarr, seltsam und außergewöhnlich. Irgendwo habe ich den Vergleich mit Tim Burton gelesen, und dem kann ich nur zustimmen. Mellick III erschafft eine Welt, die viele kleine und große Geheimnisse in sich trägt, die merkwürdig und fremd erscheint, aber gleichzeitig in sich stimmig und nachvollziehbar ist.

Stellenweise wird es auch gruselig, etwa wenn die Kinder sich allein durch das dunkle, riesige Haus mit Horden von gefährlichen Ungeheuern ringsum schlagen müssen. Die Stimmung wird durch den klasse Schreibstil eingefangen und wandelt spielerisch zwischen Mystery, Humor, Drama und Grusel hin und her. Vor allem Zecke wächst einem schnell ans Herz; der kleine Junge ist mutig und vielleicht sogar leichtsinnig auf der Suche nach seinen Eltern. Dabei ist er aber auch mitfühlend und fest entschlossen, seine Schwester zu beschützen, komme, was wolle.

Zahlreiche Fragen werden aufgeworfen: Wer und wo sind die Eltern? Warum kümmern sie sich nicht um ihre Kinder? Was ist das für ein seltsames Haus, in dem sie leben? Tatsächlich werden die meisten dieser Fragen irgendwann beantwortet. Und was soll ich zu deren „Auflösung“ sagen? Wie alle Abenteuer, die die Kinder auf ihrer Reise erleben, reiht sich das Finale in die Reihe der bizarren Begebenheiten ein. Manche werden vom Ende vielleicht enttäuscht sein, aber ich habe es als unheimlich passend für die Geschichte empfunden.

Fazit:
Die Bizarro Fiction hat einen neuen Fan: Ich habe schon lange kein so faszinierendes, bizarres, dabei aber auch spannendes und unterhaltsames Buch mehr gelesen, das einfach anders ist. Aber Achtung: Es ist wirklich sehr speziell, und darauf muss man sich einlassen. Übrigens habe ich noch nie in so kurzer Zeit so oft das Wort „bizarr“ benutzt. Aber wenn’s passt, dann passt es.

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Veröffentlicht am 14.08.2021

Düstere Koloration und viel Spannung

Das Verlorene Paradies. Band 3
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Die Geschichte geht mit großen Schritten ihrem Finale entgegen. Das spiegelt sich auch in den Zeichnungen wider, die nun düsterer koloriert sind als bisher und dem Kriegsthema noch deutlicher Tribut zollen. ...

Die Geschichte geht mit großen Schritten ihrem Finale entgegen. Das spiegelt sich auch in den Zeichnungen wider, die nun düsterer koloriert sind als bisher und dem Kriegsthema noch deutlicher Tribut zollen. Das hat auch mit dem Setting zu tun: Zwar ist die Erde in Band drei nicht zum ersten Mal Schauplatz des Geschehens. Allerdings erkennt Gabriel, als er auf die Erde verbannt wird, zum ersten Mal das Ausmaß der Zerstörung, das der Krieg der himmlischen Heerscharen gegen die Mächte der Hölle mit sich bringt.

Es ist vielleicht der Knackpunkt der Handlung, denn sowohl in Gabriel als auch Anya entwickeln sich neue Erkenntnisse und damit neue Ansichten. Gabriel kann nicht länger mitansehen, wie die Ebenen unter dem Krieg leiden. Und Anya stellt ihre eigene destruktive Natur in Frage.

So erwarten die Leser einige unterhaltsame Überraschungen und Wendungen, die die Spannung noch mal um ein Stück erhöhen. Der gemeine Cliffhänger am Ende sorgt dafür, dass man umso schneller zum vierten und letzten Band der Reihe greifen will – oder vielmehr muss.

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Veröffentlicht am 14.08.2021

Unterhaltsame Fachsimpeleien

Mr. Hitchcock, wie haben Sie das gemacht?
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Es ist einfach wahnsinnig spannend, Truffaut dabei zu verfolgen, wie er das Mysterium Hitchcock Stück für Stück zu enträtseln versucht. Wie sich da zwei absolute Experten ihres Fachs über diverse cineastische ...

Es ist einfach wahnsinnig spannend, Truffaut dabei zu verfolgen, wie er das Mysterium Hitchcock Stück für Stück zu enträtseln versucht. Wie sich da zwei absolute Experten ihres Fachs über diverse cineastische Themen unterhalten, manchmal regelrechte Schlagabtäusche liefern und fast beiläufig ihr geballtes Fachwissen beweisen, ist schon großes Kino.

Es ist allerdings von Vorteil, sich vor dem Lesen schon mit Filmtheorie im Allgemeinen und Hitchcocks Filmen im Besonderen auseinandergesetzt zu haben. Interviewer und Interviewter schlagen einen lockeren Tonfall an und dozieren auch nicht auf Fachchinesisch. Aber es hilft ungemein, ein gewisses Grundwissen mitzubringen. Manchmal erinnern die Dialoge – denn das sind die Frage-und-Antwort-Spiele meistens – eher an die unterhaltsamen, beiläufigen Fachsimpeleien zweier Cineasten.

Am Ende der knapp über 400 Seiten war ich auf jeden Fall ein ganzes Stück schlauer, was Alfred Hitchcock und sein Leben und Wirken, aber auch was das weite Feld Filme im Allgemeinen, Truffaut und nicht zuletzt Hitchcocks Machwerke (auch die unbekannteren) angeht. Auch für Laien sind die meisten Infos gut verständlich aufbereitet, was nicht zuletzt an den beiden Regisseuren liegt. Denn deren Leidenschaft für ihr Metier springt nahezu aus jeder Zeile. Und vor allem lernt man vieles quasi nebenbei, was man sich sonst aus trockenem Lehrwerk zusammensuchen müsste.

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Veröffentlicht am 14.08.2021

Fantasy, wie sie sein soll

Wolfsthron
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Ich war vorsichtig optimistisch, als ich den Roman mit dem wunderschönen Cover in die Hand nahm. Und meine Erwartungen wurden mehr als erfüllt. Anfangs las sich das Ganze für mich noch sehr ungewohnt. ...

Ich war vorsichtig optimistisch, als ich den Roman mit dem wunderschönen Cover in die Hand nahm. Und meine Erwartungen wurden mehr als erfüllt. Anfangs las sich das Ganze für mich noch sehr ungewohnt. Denn Leo Carew verbindet ein historisches Setting mit Fantasy-Elementen. Albion ist ein alter Ausdruck für England, das Festland heißt Erebos, was ebenfalls eine historische Bezeichnung für Europa ist.

Aber mit jeder Seite verging meine Irritation mehr und mehr. Eine epische, dramatische Schlacht reißt einen gleich zu Beginn in die Handlung, die ersten Charaktere werden vorgestellt und die ersten Konflikte ins Rollen gebracht. Die Gegner Roper und Bellamus sind gleichzeitig die Identifikationsfiguren, die man während ihrer Pflichten, Rückschläge und Siege begleitet.

Mir persönlich sind authentische, vielschichtige Charaktere in einem Roman wichtig. Und genau das liefert Carew. Bellamus als Antagonist ist kein reiner Bösewicht, er hat seine eigenen Pläne, Ziele und Hoffnungen. Ebenso wie Roper, der einen schweren Stand bei seinem eigenen Volk hat. Einerseits muss er seine Herrschaft verteidigen und andererseits seine Heimat gegen weitere Angriffe aus dem Süden beschützen.

Nach und nach findet Roper Verbündete, die den Namen „Held“ auch wirklich verdienen. In vielen Fantasyromanen werden die heroischen Taten der sogenannten Helden besungen, aber die Charaktere agieren unglaubwürdig und schwach. Oder genau umgekehrt: Man hat perfekte Helden, die sämtliche Waffen beherrschen, Drachen im Vorbeigehen erschlagen und dazu klug, belesen und weise sind.

„Wolfsthron“ findet genau den richtigen Weg, seine Helden zu zeigen. Es sind Heroen, die vielschichtig, glaubwürdig und kühn sind. Sie riskieren ihr eigenes Leben, um ihre Brüder zu verteidigen, stellen sich in den Dienst der Sache und überwinden ihre Angst für das größere Wohl. Genau so etwas liebe ich!

Die Schlachten konzentrieren sich nicht auf reine Action und Gemetzel, sondern greifen auch taktische Aspekte auf. Intrigen werden gesponnen und Bündnisse eingegangen. Verwoben in die Handlung und allgegenwärtig ist das Worldbuilding. Die Kultur der Anakim und ihre Lebensweise sind in sich schlüssig und stimmig, nicht völlig fremd, aber doch andersartig.

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