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Veröffentlicht am 05.07.2018

Ein witzige Buch, dessen Ende mit Vorsicht zu genießen ist.

Gangsta-Oma
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Auf der Leipziger Buchmesse haben meine Tochter und ich ein Buch mit einem interessanten Titel und vielversprechendem Cover entdeckt. "Gangsta-Oma" von David Walliams ist ein witziges Buch, mit einer dramatischen ...

Auf der Leipziger Buchmesse haben meine Tochter und ich ein Buch mit einem interessanten Titel und vielversprechendem Cover entdeckt. "Gangsta-Oma" von David Walliams ist ein witziges Buch, mit einer dramatischen Wendung zum Ende hin. Wir wünschten uns, wir hätten es nach dem 30. Kapitel (bis Seite 225) zur Seite gelegt.

David Walliams ist ein britischer Kinderbuchautor, spielt in der englischen Comedyserie Little Britain mit und sitzt in der Jury von Britain’s Got Talent. Neben der Gangsta-Oma gibt es noch "Terror-Tantchen", "Propeller-Opa", "Rattenburger" und einige weitere Bücher.

Ben muss jeden Freitag bei seiner langweiligen und ständig Kohl essenden Oma bleiben, damit seine Eltern ihrem Hobby nachgehen können. Doch eines Tages lüftet Ben das größte Geheimnis seiner Oma. Diese ist nämlich gar nicht so langweilig, wie er immer dachte, sondern eine berühmte Juwelendiebin. Nun beginnt das größte Abenteuer in Bens bisherigen Leben, denn er und seine Oma wollen die Kronjuwelen aus dem Tower of London stehlen.

Die Eigenheiten der verschiedenen Charaktere werden sehr überspitzt dargestellt. Da ist die Oma, die ständig Kohl zubereitet. Bens Eltern sind leidenschaftliche Tanzveranstaltungs-Zuschauer und Ben selbst interessierte sich nur für Klemptnerarbeiten. Alle sind mit sich selbst so sehr beschäftigt, dass ihnen der Sinn für das Wesentliche abhanden kommt, nämlich Zusammenhalt und gegenseitiges Interesse.
Doch Ben und seine Oma entdecken Gemeinsamkeiten und es war schön, mitzuerleben, wie die beiden wieder – wie einst – zusammenwachsen. Denn früher war Ben begeistert von Omas Gangster-Geschichten, wäre aber nicht im Traum auf die Idee gekommen, das seine Oma vielleicht aus den eigenen Erfahrungen schöpft, um diese spannenden Geschichten zu erzählen.
Auch seine Oma besinnt sich und zeigt Interesse an ihrem Enkel, sie unterstützt ihn und bestärkt ihn in seinen Wünschen und Zukunftsplänen.
Lauthals mussten wir bei einer Szene mit Omas Nachbar Mr. Parker lachen. Auch er bedient Stereotypen, indem er der Oma hinterher spioniert und sie versehentlich beim Nacktyoga erwischt. Eine tolle Szene mit passender Illustration.
Die Illustrationen sind in schwarz-weiß gehalten und eher minimalistisch. Hin und wieder sind sie für eine 6-jährige schwierig zu erkennen gewesen. Dennoch fangen sie den Humor der Geschichte ein, wenn zum Beispiel die Oma und Ben mit dem Elektromobil über die Autobahn brettern.

Und nun mache ich etwas, was ich sonst in keiner meiner Rezensionen jemals getan habe, aber ich wäre froh gewesen, wenn ich diese wichtige Information vor dem Lesen mit meiner Tochter gehabt hätte.
Also, Achtung Spoiler!
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Ganz am Ende der Geschichte, also ab dem 31. Kapitel, kristallisiert sich heraus, dass Bens Oma krank ist und sterben wird. Diese Information kam für uns fast aus dem Nichts und wir waren völlig unvorbereitet und das Ganze traf meine Tochter zutiefst. Ziemlich ungünstig also, wenn man dieses Buch vor dem Schlafengehen liest, die Tochter aber in Tränen ausbricht. Noch Tage später erzählte meine Tochter, wie blöd sie diese Wendung fand und dass sie keinem dieses Buch empfehlen würde.
Der Tod der Oma, die Beerdigung und das Leben danach wird in den 5 letzten Kapiteln thematisiert. Aber irgendwie fehlte uns da ein echter Zusammenhang. Klar kann man sagen, dass die Oma ihre letzten verbleibenden Tage mit ihrem Enkel bestmöglich nutzen wollte und der jüngeren Generation wird die Vergänglichkeit näher gebracht. Das Ganze wäre aber für die Geschichte an sich nicht nötig gewesen. Und aus diesem Grund verliert dieses Buch leider am Schluss einige Sternchen in der Bewertung.
Wer also gefühlsbetonte Kinder hat, sollte nach dem 30. Kapitel einfach aufhören, oder aber sein Kind vorher auf dieses Detail hinweisen. Sonst ist der Spaß an diesem Buch ganz schnell vorbei.

Und weiter geht es ohne Spoiler mit dem Fazit:
In diesem Buch werden die Unterschiede zwischen jung und alt gut eingefangen. Die Einsamkeit der älteren Generation und die Langeweile der jungen Generation werden schön gegenüber gestellt. Dadurch das die Stereotypen auf die Spitze getrieben werden, hat der Leser einiges zu lachen. Auf das Ende hätten wir aber gut verzichten können.

Veröffentlicht am 03.07.2018

Wie die Geburt eines besonderen Mädchens das Leben verändert

Mit anderen Augen
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Fabian Sixtus Körner, bekannt als der "Jouneyman" wurde 2016 Vater eines Mädchens. Die anfängliche Euphorie wich Trauer und Angst, denn bei seiner Tochter Yanti wurde das Down-Syndrom diagnostiziert. Wie ...

Fabian Sixtus Körner, bekannt als der "Jouneyman" wurde 2016 Vater eines Mädchens. Die anfängliche Euphorie wich Trauer und Angst, denn bei seiner Tochter Yanti wurde das Down-Syndrom diagnostiziert. Wie sich durch diese Diagnose das Leben des Jouneyman veränderte und welche Bereicherung dieses ganz besondere Mädchen für ihn und sein Leben darstellt, beschreibt Fabian Sixtus Körner in "Mit anderen Augen".

Fabian Sixtus Körner (geboren 1981) ist Designer, Fotograf, Blogger und Autor. 2010 begann er die Welt zu bereisen, da er es nie länger an einem Ort aushielt. Er arbeitete für Kost und Logis und beschrieb daraufhin seine Erfahrungen in "Jouneyman", welches 2013 erschien und wochenlang in den Bestseller-Listen zu finden war.

„Im Kampf braucht man Unterstützer, und in unseren Familien werden wir sie haben.“ (Seite 164)

Kurz nach der Geburt seiner Tochter Yanti blickt Fabian Sixtus Körner in das Gesicht des kleinen Mädchens und ist irritiert. Ihre Augen stehen etwas schräg und die Kleine guckt ihn mit einem sehr intensiven Blick an. Kurz darauf die Diagnose: Yanti hat das Down-Syndrom. Sie muss deshalb noch einige Zeit auf der Intensivstation für Neugeborene bleiben. Der Vater ist bestürzt und durchlebt einen Strudel an Gefühlen, doch Stück für Stück wächst die Familie zusammen und es zeigt sich, dass man auch mit einem besonderen Kind weiter die Freiheiten des Lebens genießen kann.

Der Beginn der Erzählung ist sehr ergreifend. Der Autor beschreibt offen und ehrlich die verschiedenen Empfindungen die er nach der Diagnose durchlebt. Da ist die Angst vor den Folgen der Krankheit, die Angst vor den Blicken der Menschen, die Angst sein Leben nicht mehr so frei wie bisher leben zu können. Aber da ist auch Hoffnung, denn am Down-Syndrom erkrankt zu sein, bedeutet nicht gleich, dass das Leben weniger lebenswert ist.
Nach einem zu lang geratenen Rückblick auf das Leben des Jouneyman (100 Seiten von insgesamt 240!) kommt der Autor endlich wieder zurück auf das neue Leben als kleine Familie. Eine Beschreibung der ersten Tage und Wochen im Krankenhaus gefolgt von einem Diskurs zum Thema Down-Syndrom mit Statistiken und der Auseinandersetzung einer bewussten Abtreibung eines evtl. erkrankten Kindes und den damit einher gehenden Was-wäre-wenn-Fragen.
Interessant fand ich die Tatsache, dass die Sorgen des Autors nicht unbedingt um Yantis mögliche Einschränkungen durch diese Behinderung und den mit der Krankheit einhergehenden körperlichen Erkrankungen (Bsp. Herzerkrankungen) kreisen, sondern vielmehr um die Zukunft der Tochter und mögliche Ablehnung durch andere Menschen.

Zwei Bilderstrecken in Farbe unterbrechen die Schilderungen des Autors und zeigen sowohl die Schattenseiten (Aufenthalt im Krankenhaus) als auch die Sonnenseiten des Lebens als kleine besondere Familie. Vor allem das Bild auf Seite 160 ist mir im Gedächtnis geblieben. Es zeigt Yanti am Stand auf einer Decke sitzend, umringt und bewacht von drei Hunden, streckt sie Hände in die Höhe und hat ein strahlendes Lächeln im Gesicht stehen. Es drückt pure Lebensfreude aus.

Ich hatte irgend wie etwas anderes von diesem Buch erwartet. Die vielen Seiten über das bisherige Leben des Autors fand ich eher überflüssig. Sicherlich geben sie Anhaltspunkte auf dessen Einstellung und Bedürfnisse, aber das hätte wesentlich knapper ausfallen können. Bei weiterem Interesse in diese Richtung könnte man sich vermutlich den "Jouneyman" zu Gemüte führen. Vielleicht ist dies aber einfach der Tatsache geschuldet, dass die kleine Familie noch am Anfang ihrer Reise steht. Yanti ist ja noch nicht einmal zwei Jahre alt, und somit stehen die entscheidenden Erfahrungen für Yanti und ihre Zukunft noch aus. Vielleicht wäre ein Buch zu einem späteren Zeitraum dann mit mehr Input besser gewesen.
Der Beginn erschien vielversprechend, das Level konnte aber nicht bis zum Ende gehalten werden. Dennoch würde mich die Zukunft Yantis interessieren und ich würde mich freuen in ein paar Jahren ein neues Buch über sie zu lesen.
"Mit anderen Augen" zeigt die schönen Seiten mit einem besonderen Kind und macht sicherlich anderen betroffenen Familie Mut, der Zukunft mit Freude und Zuversicht entgegen zu blicken.

„Yanti ist gewissermaßen unser Spaßabo, denke ich leicht belustigt, außer Konkurrenz und ohne zeitlichen Rahmen. Anstatt eine Zwangsjacke, wird Yanti unsere Freiheit sein.“ (Seite 166)

Veröffentlicht am 13.06.2018

Ein Nachschlagewerk über Bilderbücher mit pädagogischem Hintergrund

Pädagogisch arbeiten mit Bilderbüchern
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Kinderbücher sind mein kleines Steckenpferd. Schon während meines Studiums und bei meiner Magisterarbeit habe ich mich viel mit Kinderbüchern beschäftigt. Die pädagogische Sichtweise blieb dabei allerdings ...

Kinderbücher sind mein kleines Steckenpferd. Schon während meines Studiums und bei meiner Magisterarbeit habe ich mich viel mit Kinderbüchern beschäftigt. Die pädagogische Sichtweise blieb dabei allerdings noch ein wenig außen vor. Abhilfe versprach mir das Buch "Pädagogisch arbeiten mit Bilderbüchern". Hier gibt es einige Kinderbücher zu entdecken, die sich mit diversen Problematiken der heutigen Zeit befassen.

Thomas Müller, lehrt und forscht am Lehrstuhl Pädagogik bei Verhaltensstörungen an der Universität Würzburg.
Anette Temper studierte Sonderpädagogik und arbeitet inzwischen an einem sonderpädagogischen Förderzentrum, außerdem kümmert sie sich ehrenamtlich um geflüchteten Kinder und Jugendliche. Im Mabuse Verlag erschien ihr Bilderbuch "Schattenschwester – Ein Kinderfachbuch für Kinder mit depressivem Geschwisterkind".

In diesem Buch finden sich eine Vielzahl an Bilderbüchern, die sich mit verschiedenen Themen wie Mobbing, Trauer, Depression oder Flucht beschäftigen. Die einzelnen Bücher werden unter pädagogischem Gesichtspunkt analysiert (Zusammenfassung, Hinweise zum Erschließen, Inhalt, pädagogische Empfehlung und Anregungen zur Arbeit mit dem Buch).

Dieses Buch hält eine Vielzahl an Kinderbüchern bereit, die sich mit diversen Themen unserer heutigen Zeit beschäftigen. Unterteilt sind diese in folgende Kapitel: Kranke oder belastete Eltern, verhaltensauffällige und belastete Kinder, Geschwisterkinder und ihr Erleben, Emotionen als Thema, Flucht und ihre Folgen.
Der Bereich der Depressionen erschien mir hier sehr umfangreich, mir fehlten dafür Bücher anderer psychischer Erkrankungen oder Verhaltensauffälligkeiten.
Das Thema Flucht erreicht uns heutzutage überall, so auch in diesem Ratgeber. Sowohl geflüchtete Kinder, als auch Kinder, die mit Flüchtlingen in Kontakt kommen brauchen Brücken, um miteinander zurecht zu kommen. Eine gute Hilfe sind in all diesen Fällen Bilderbücher, über welche man Zugang zu gewissen Themen auf spielerische Weise erlangen kann.

Dieses Buch bietet keine psychiatrische Aufklärung, sondern beleuchtet die Kinderbücher aus einer sonderpädagogischen Perspektive. Da gibt es neben dem Inhalt und den pädagogische Empfehlungen auch Anregungen zur weiteren Arbeit mit den entsprechenden Büchern.
Während die Bücher zunächst nach ihrer Thematik besprochen werden, findet sich am Ende eine Übersicht aller besprochener Titel nach Alter.

Ich hatte ursprünglich von diesem Buch etwas ganz anderes erwartet, nämlich einige allgemeine Informationen, wir man mit Bilderbüchern pädagogisch (aber auch zu Hause) arbeiten kann. Vielleicht sogar on Kombination mit ein paar Dos and Don’ts.
Hier werden allerdings wirklich nur ganz gezielt Bücher besprochen und es ist wohl auch nahezu unmöglich alle Thematiken des Alltags abzudecken.
Gerade deswegen hätte ich mir ein vorangestelltes Kapitel mit Methodiken und der Bedeutung des Einsatzes von Kinderbüchern gewünscht. Dennoch handelt es sich bei "Pädagogisch arbeiten mit Bilderbüchern" um ein gutes Nachschlagewerk mit hilfreichen Informationen, wenn man gezielt nach Bilderbüchern mit pädagogischer Thematik sucht.

Veröffentlicht am 03.05.2018

Eine Utopie mit aktuellem Hintergrund

QualityLand
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Ich habe noch nicht viele Utopien gelesen, aber "Brave New World" ist mir natürlich auch bekannt und ich mochte es sehr. Auf der Leipziger Buchmesse 2018 hatte ich dann "Qualityland" in der Hand. Ein Buch, ...

Ich habe noch nicht viele Utopien gelesen, aber "Brave New World" ist mir natürlich auch bekannt und ich mochte es sehr. Auf der Leipziger Buchmesse 2018 hatte ich dann "Qualityland" in der Hand. Ein Buch, welches mir bis dahin irgend wie immer mal wieder über den Weg gelaufen ist. Wieso es zwei Versionen (eine helle und eine dunkle) dazu gibt, war mir nicht bekannt, aber es machte mich nur umso neugieriger.

Marc-Uwe Kling schreibt kapitalismuskritische Bücher. 2010 erhielt seine Känguru-Trilogie den Deutschen Radiopreis und 2013 den Deutschen Hörbuchpreis.

"Qualityland" beschreibt eine Welt dominiert von Technik und Maschinen. Der Mensch muss eigentlich nichts mehr selbst tun, da alles von Maschinen übernommen wird. Eine Utoplie, die vielleicht gar nicht so utopisch ist und dennoch werden hier keine Roboter verteufelt, nein sie haben bereits eigene Gefühle entwickelt. "Qualityland" erscheint in zwei Versionen, die helle für Optimisten, die dunkle für Pessimisten. Man muss aber nicht beide Versionen kaufen, um beide Geschichten zu kennen. Auf der offiziellen Webseite zum Buch, finden sich die Unterschiede der beiden Versionen wieder, denn in "Qualityland" sind die Werbetexte an den jeweiligen Leser (Optimist oder Pessimist) angepasst. Peter Arbeitsloser steht im Zentrum der Geschichte, er sucht seinen Weg im Leben, erkennt die Missstände in Qualityland und möchte dagegen angehen, eigentlich verfolgt er zunächst nur sein eigenes kleines Ziel, doch schnell wird daraus eine große Welle, die sich durch die sozialen Medien verselbstständigt.

Mir haben die vielen Anspielungen auf bekannte Literatur oder die heutige Technik gefallen. In der Geschichte wird beispielsweise ein Hitler-Musical aufgeführt, und eine Protagonistin sagt „Er ist wieder da…“ (Seite 35) nachdem ein Roboter erneut auftaucht. Der entsprechende Roman sollte dem ein oder anderen wohl zumindest vom Hören-Sagen bekannt sein, bei mir wartet er noch im Regal darauf, gelesen zu werden.
Die Weite Welt Werbung wird dann WWW abgekürzt, ein PDF ist ein persönlicher digitaler Freund, die SS ein Sicherheitsunternehmen mit Namen Super Secure.

In "Qualityland" bringen verschiedene Protagonisten aus ganz unterschiedlichen Klassen die Handlung ins Rollen. Da gibt es wie erwähnt Peter Arbeitsloser, der wie schon sein Name verdeutlicht (sein Vater war zu Peters Geburt arbeitslos und so bekam sein Sohn diesen Nachnamen, denn Maier, Müller, Schmidt sollte man in Qualityland nicht mehr heißen) auf der Karriereleiter am unteren Ende unterwegs ist. John of Us ist ein Androide, der als Präsidentschaftskandidat versucht die Welt zu einem besseren Platz zu machen. Martyn, der reich aber dennoch unzufrieden ist, weil sein Leben nicht selbstbestimmt ist, sondern von der Außenwelt geleitet. Und dann gibt es noch die sympathischen, ausrangierten Maschinen in Peters Keller, die zu seinen besten Freunden werden und ihm helfen, sein Ziel zu erreichen.

Der Schnitt des Buches ist ungewöhnlich, das Hardcover wurde inklusive des Einbandes beschnitten und wirkt dadurch besonders kantig, als käme es tatsächlich aus der Zukunft. Spannend ist auch die Covergestaltung. Zum Einen gibt es wie gesagt eine helle und eine dunkle Version, je nachdem, ob man als Optimist oder als Pessimist durch das Buch gehen möchte. Zum Anderen ist der Titel auf drei Zeilen herunter gebrochen. Dabei bildet der Autorenname den Anschein eines „E“, was insofern interessant ist, als das in der Geschichte erzählt wird, dass Qualityland ursprünglich Equalityland genannt werden sollte. Ein einzelner Mann entschied sich aber dann für Qualityland und stellte somit die Weichen für eine neue Zeit. Solch versteckten Anspielungen gefallen mir immer gut.

Die bereits erwähnten Werbeteile in der Handlung sind der Erzählung zwischen geschaltet. Da wird es beispielsweise gerade recht spannend und auf der nächsten Seite ist ein Break, da eine Wahlwerbung eingeschoben wurde. Das ist eine nette Idee, zumal man hier ja doch ein wenig an unsere Realität erinnert wird. Zu diesen Werbeanteilen gibt es dann auch User-Kommentare, die wiederum Teile der Handlung aufnehmen, so bildet sich ein rundes Konzept der kompletten Handlung, die wirklich außergewöhnlich ins Detail geht.

Bei diesem Buch rauchte mir manchmal regelrecht der Kopf. Hier gibt es so viele Anspielungen zu entdecken und ich habe sicherlich einige weitere übersehen, weil sie mir schlichtweg nicht bekannt waren. Da macht das Lesen großen Spaß und der Leser wird vom Beginn an abgeholt. Ein wenig mehr Schwung in der Handlung hätte der Geschichte allerdings ganz gut getan. Doch auch wenn mir die Protagonisten etwas fern blieben und ich nicht direkt von ihnen in den Bann gezogen wurde, so wird der Konkurrenzdruck und die Aussichtslosigkeit mancher durch die starren Level, in welche die Menschen durch Analysen und Berechnungen gezwängt werden, allzu deutlich.

Veröffentlicht am 25.04.2018

Eine spannende Idee eher unaufgeregt erzählt.

Good as Gone
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Das Buch "Good as Gone" hatte mich schon deshalb interessiert, weil ich eine Assoziation zu einem anderen Werk hatte. Nämlich Rebecca Frayns "Deceptions". Bei beiden Büchern verschwindet ein Kind und taucht ...

Das Buch "Good as Gone" hatte mich schon deshalb interessiert, weil ich eine Assoziation zu einem anderen Werk hatte. Nämlich Rebecca Frayns "Deceptions". Bei beiden Büchern verschwindet ein Kind und taucht nach einigen Jahren wieder auf. In beiden Fällen ist unklar, ob es sich wirklich um das vermisste Kind handelt oder um eine fremde Person. Ich entschied mich dann spontan dazu, es mal mit einem Hörbuch zu probieren, um meine Zeit im Auto nicht ganz ungenutzt zu lassen.

Amy Gentry studierte in Chicago und lebt inzwischen in Austin, Texas. Sie unterrichtet englische Literatur an einer High School und arbeitet als freie Literaturkritikerin. "Good as Gone" feierte große Erfolge und erschien in über 20 Ländern.
Anna Thalbach (geboren 1973 in Berlin) ist eine international bekannte Künstlerin von Film, Fernsehen und Theater. Sie vertonte außerdem einige Hörbücher und erhielt bereits zwei mal den Deutschen Hörbuchpreis.
Ihre Tochter Nellie Thalbach (geboren 1995) ist ebenfalls Schauspielerin und zusammen mit Mutter und Großmutter auf der Bühne zu sehen.

Die Familie Whitaker erlebt das schlimmste, was einer Familie zustoßen kann: Annas und Toms Tochter Julie wird mit 13 Jahren direkt us dem Elternhaus entführt, während die kleinere Schwester dies mitansehen musste. Acht Jahre später steht Julie plötzlich wieder vor der Haustür. Doch Julies Geschichte hat Ungereimtheiten. Als Anna von einen Detektiv geheime Informationen über den Entführungsfall erhält, macht sie sich auf eigene Faust auf die Suche nach der Wahrheit. Ist es wirklich Julie, die da zurück gekehrt ist oder hat sich eine Fremde in ihr Haus geschlichen?

Zunächst einmal hatte ich mit der Stimme der Mutter (Sprecherin: Anna Thalbach) so meine Schwierigkeiten. Sie ist sehr kratzig und wirkt für mich eher wie die Stimme einer Großmutter. Daran musste ich mich erst einmal gewöhnen. Außerdem war am Anfang unklar, wer nun diese vielen anderen Mädchen (gesprochen von Nellie Thalbach) sind. Julie berschreibt Geschichten aus der Vergangenheit, die Chronologie ist nicht immer ersichtlich. Doch nach und nach lüften sich die Geheimnisse um die zurückgekehrte Frau.
Während die Mutter also aus dem Hier und Jetzt berichtet, erzählt die Tochter viele Dinge aus der Vergangenheit und einem Leben unter diversen Identitäten. Dieser Vergangenheit ist oftmals schwer zu folgen. Mal ist eine gewisse Charlotte tot, mal lebendig. „Sie“ kannte auch Julie, aber wer ist „sie“? Ist es nun eine gewisse Esther oder doch Ruth? Wer genau ist John David?

Es werden unheimlich viele Fragen aufgeworfen, die eher irritieren, als Spannung zu erzeugen. Die Handlung plätschert ziemlich dahin obwohl sie doch einiges Potential für eine dramatischere Zuspitzung gehabt hätte.
Völlig unklar blieb für mich, wie die Mutter an eine Voicemail gerät, die ihr einige Informationen über Julie verrät.

Das Hörbuch ist eine gekürzte Lesung der Buchvorlage. Die Story hat eine wirklich interessante und spannende Idee als Grundkonzept. Leider fiel es aber gerade im ersten Drittel ziemlich schwer, den vielen Personen oder Identitäten zu folgen. Deshalb blieb bei mir die Spannung etwas auf der Strecke. Die Gedanken und Zweifel der Mutter sind allerdings gut in Szene gesetzt und ließen mich mitfühlen.