Die Semperoper in einem Roman verewigt!
Dunkel der Himmel, goldhell die MelodieAnne Stern ist bekannt dafür, dass ihre Bücher den Zeitgeist der Epoche, in der sie spielen, wunderbar einfangen. Und auch diesmal ist das auffallend. In „Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie“ verewigt ...
Anne Stern ist bekannt dafür, dass ihre Bücher den Zeitgeist der Epoche, in der sie spielen, wunderbar einfangen. Und auch diesmal ist das auffallend. In „Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie“ verewigt sie die Dresdner Semperoper und die Zeit um 1840, als die neu gebaute königliche Spielstätte ihren Glanz erhielt.
Anhand ihrer Figuren wirft Anne Stern sowohl einen Blick auf das gutbetuchte Bürgertum (in Form ihrer Protagonistin Elise Spielmann und deren wohlsituierter Familie) als auch auf die armen Seelen (in Form des Malergehilfen Christian oder seiner Schwester, die zum Teil in einem Waisenhaus aufwuchsen). Darüber hinaus lernt man das auch damals schon bunte Treiben auf und hinter der Semperopernbühne kennen – von der Schneiderin über die Solisten bis zum Orchester.
Auch ihre Nebenfiguren entwickelt Anne Stern immer mit viel Liebe zum Detail. Auch an ihnen schildert sie typische Lebensläufe von Personen der damaligen Zeit – seien sie nun Emporkömmlinge oder „gefallene Mädchen“. Die Liste der Fallstricke für junge Frauen dieser Zeit ist lang – und eine unbedachte Äußerung oder ein kleiner Fehler können Existenzen vernichten. Auch dies schildert die Autorin plastisch und – wo nötig – auch deutlich.
Mit ihrem Schreibstil lässt die Autorin das alte Dresden lebendig werden und ihre Szenen bieten immer wieder neue Facetten der Stadt und ihrer Bewohner. Dies mag dem einen oder anderen vielleicht zu ausführlich erscheinen, aber es führt dazu, dass man sich in ihren Romanen immer fühlt, als sei man „mittendrin“. Allerdings – und dies fällt mir ebenfalls immer wieder auf – enthält der Roman dadurch auch keine so große Handlungsdichte wie vergleichbare Bücher. Ihre Romane leben einfach von der Stimmung, den Situationen und dem Zeitgeist.
Während nun Elise darauf wartet, ihre Pflichtheirat mit dem viel älteren und ebenfalls wohlhabenden Bürger der Stadt einzugehen, lernt sie während einer Vorstellung an der Semperoper Christian kennen. Obwohl beide wissen, dass es für sie aufgrund ihrer Standesunterschiede kaum eine Möglichkeit geben würde, ein gemeinsames Leben zu beginnen, finden sie immer wieder Möglichkeiten, sich zu sehen und näher kennenzulernen. Doch wohin kann eine solche Liebe, der viele Widerstände entgegenstehen, führen?
Nun, ohne zu viel verraten zu wollen – Anne Stern hat nicht nur die Lebensumstände der Figuren plastisch und realitätsnah geschildert, auch das Ende der Geschichte ist keineswegs verklärt und durch die rosarote Brille betrachtet. Mir hat das sehr gut gefallen, weil die Story dadurch einfach Charakter bekommt. Und schließlich müssen wir auch in Zukunft nicht auf die lieb gewonnenen neuen Figuren verzichten – denn es deutet sich an, dass es (mindestens) eine Fortsetzung geben wird!
Wer schon immer Näheres über eine bisher wenig beleuchtete Zeitspanne der deutschen Geschichte erfahren wollte, wer mittendrin statt nur dabei sein möchte und nicht zuletzt wer Dresden in all seiner historischen Schönheit erleben will, der sollte unbedingt zu diesem Buch greifen. Aber Achtung – das nächste lange Wochenende ist dann garantiert für einen Ausflug nach „Elbflorenz“ reserviert 😉