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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.11.2020

Spannend, romantisch und witzig

Repeat This Love
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Stell dir vor, du wachst im Krankenhaus auf und dein komplettes bisheriges Leben wurde aus deinem Gedächtnis gelöscht. So ergeht es Clementine, nachdem sie auf offener Straße brutal überfallen wurde. Der ...

Stell dir vor, du wachst im Krankenhaus auf und dein komplettes bisheriges Leben wurde aus deinem Gedächtnis gelöscht. So ergeht es Clementine, nachdem sie auf offener Straße brutal überfallen wurde. Der Leser kann ihre Situation ziemlich gut nachempfinden, denn die Geschichte beginnt mit Clementines Amnesie. Es gibt keinen Rückblick in die Zeit davor. Gemeinsam mit der Protagonistin erfahren wir kleine Häppchen über die alte Clem, aber die meisten Menschen drücken sich geheimnisvoll aus, so dass man nicht zu viel über sie erfährt, außer, dass sie eine eifersüchtige, kontrollierende, eher unsympathische Person war.
Die neue Clem dagegen ist eine Frau, die man einfach mögen muss. Sie ist freundlich und hat einen trockenen Humor. Generell begeisterte mich „Repeat this love“ immer wieder mit witzigen Dialogen und oft saß ich beim lesen mit einem breiten Lächeln im Gesicht da.
Dieses Buch ist verhältnismäßig dünn, wodurch auch keine Zeit mit Überflüssigem verschwendet wurde. Es bietet eine gute Mischung aus love Story und Spannung, denn ziemlich schnell wird klar, dass der Überfall kein Zufall war. Es machte Spass, mitzuraten, wer es auf Clementine abgesehen hat. Und dann gab es auch noch diesen zauberhaften Exfreund, der mit seinen Tattoos zwar wie ein Badboy aussieht, aber sein Herz auf der Zunge trägt und ganz offen über seinen Schmerz und seine Verletzung nach der Trennung von der „alten Clem“ spricht. Ein süßer Hund rundet das Paket ab.
Für mich hat diese Geschichte alles abgeliefert, was ich mir versprochen hatte: Herzschmerz, Drama, Liebe, romantische Szenen, sympathische Charaktere inklusive Vierbeiner. Deswegen gibt es von mir die volle Punktzahl.

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Veröffentlicht am 14.11.2020

Tragisch, berührend und perfekt kitschig

Liebe und Verderben
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„Liebe und Verderben“ ist ein weiterer, fast 600 Seiten starker Schmöker von Kristin Hannah, den ich förmlich eingesaugt habe. Die Geschichte hat mich sofort in den Bann geschlagen. Schon nach wenigen ...

„Liebe und Verderben“ ist ein weiterer, fast 600 Seiten starker Schmöker von Kristin Hannah, den ich förmlich eingesaugt habe. Die Geschichte hat mich sofort in den Bann geschlagen. Schon nach wenigen Seiten wollte ich am liebsten selber nach Alaska auswandern und in der Abgeschiedenheit leben. Als dann die Sprache auf Plumpsklos und fehlende Stromanschlüsse kam, habe ich mich allerdings schnell umentschieden.
Die Geschichte legt den Fokus auf das Mädchen Leni, die zu Beginn des Romans 13 Jahre alt ist. Wir begleiten sie auf ihrem Weg zu einer jungen Frau.
Leni hat ein enge Verbindung zu ihrer Mutter, eine freundliche aber auch naive Frau, die in einer toxischen Beziehung mit Lenis Vater gefangen ist. Ernt Allbright ist mit einem schweren Kriegstrauma aus Vietnam zurück gekehrt. Psychologische Hilfe war damals noch nicht so verbreitet und so trinkt Ernt zu viel Alkohol und gibt sich seinen Wahnvorstellungen über Endzeitszenarien hin. Zunächst habe ich versucht, für diesen Mann Mitleid aufzubringen aber seine Wutausbrüche und die immer stärker werdenden Grausamkeiten machen ihn von Kapitel zu Kapitel abstoßender.
Auch das Verhalten von Lenis Mutter fand ich ab einem gewissen Punkt nur noch furchtbar. Sie hält an ihrer Überzeugung fest, dass die Liebe zwischen ihr und Ernt groß und besonders ist. Wie man sich über Jahre immer wieder von einem Mann verprügeln lassen kann und das eigene Kind in so einem Umfeld aufwachsen lässt, ist mir rätselhaft.
Auch wenn ich wie gesagt ohne Strom nicht leben möchte, fand ich den kleinen Ort in Alaska sehr charmant. Die Dorfgemeinschaft ist eng und jeder ist füreinander da. Insbesondere Large Marge und die Walkers sind liebenswerte Personen, die wohl jeder gerne als Nachbarn hätte.
Von Anfang an kristallisiert sich eine besondere Verbindung zwischen Leni und dem Jungen Matthew heraus – und tatsächlich, kaum sind die beiden im Teenageralter fängt die junge Liebe an zu blühen. Eine zutiefst tragische und berührende Geschichte nimmt ihren Lauf, die es im Grunde mit jedem New Adult Roman aufnehmen kann. Den Liebhabern dieses Genres kann ich es nur nahelegen, sich auch „Liebe und Verderben“ näher anzuschauen. Das Ende des Buches ist gleichermaßen kitschig und hoffnungsvoll und rundet die Geschichte perfekt ab.

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Veröffentlicht am 07.11.2020

Erschütternde Einblicke ins Nachkriegsdeutschland

Trümmermädchen
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In den meisten Romanen, die den Krieg thematisieren, endet die Zeit der Entbehrungen mit Kriegsende. In „Trümmermädchen“ von Lilly Bernstein beginnt das Elend an dieser Stelle erst so richtig. Der Roman ...

In den meisten Romanen, die den Krieg thematisieren, endet die Zeit der Entbehrungen mit Kriegsende. In „Trümmermädchen“ von Lilly Bernstein beginnt das Elend an dieser Stelle erst so richtig. Der Roman spielt im schwer zerbombten Köln und schockiert zutiefst mit Einblicken in die große Not und Armut der Menschen. Während auf dem Land und in den Stadtteilen, die vom Bombenhagel verschont geblieben sind, der Neustart beginnt, liegt auf den zerstörten Gebieten der Schatten großer Hoffnungslosigkeit. Den Leuten wurde alles genommen. Das Dach über dem Kopf, Kleidung... Es ging mir wirklich sehr nah, unter welchen unwürdigen Bedingungen die Menschen hausen mussten und nahezu ungeschützt der Kälte des Winters ausgesetzt waren.
Der Roman löst eine große Dankbarkeit in mir aus, dass wir weder Hunger leiden noch frieren müssen und es in dieser Form hoffentlich auch nie erfahren werden.
Nicht nur wegen der Rahmenbedingungen sondern auch wegen dem sehr packenden Schreibstil und den gut ausgearbeiteten Charakteren gelang es „Trümmermädchen“ mich 500 Seiten lang zu fesseln. Im Mittelpunkt steht Marie, die zu Beginn des Kriegs zunächst einmal großes Glück erfährt. Sie lernt den Bäcker Matthias kennen und lieben. Nachdem sie und ihre Nichte Anna obdachlos waren, bekommt sie hier nicht nur ein Heim sondern auch die Geborgenheit, nach der sie so lange gesucht hat. Sowohl Marie als auch Anna lieben die Bäckerei und unterstützen Matthias voller Freude. Doch dann wird er eingezogen, das Haus von Bomben getroffen und Marie steht vor der großen Herausforderung einen Weg zum Überleben für sich, Anna und den im Bunker geborenen Karl zu finden.
Ich fand diese Geschichte wahnsinnig interessant, insbesondere die Dinge, die über den Schwarzmarkt, Fremdarbeiter und Besatzer erklärt wurden. Sehr bewegend war für mich auch der Mut und Einfallsreichtum der Kinder, aus dieser Situation das Beste zu machen.
Aus „Trümmermädchen“ kann man einiges über das Leben im Nachkriegsdeutschland lernen. Die Autorin findet eine gute Balance zwischen Trostlosigkeit und Hoffnung. Der Roman ist erschütternd und kurzweilig zugleich. Ich war traurig, als ich am Ende ankam und würde mich sehr über eine Fortsetzung freuen.

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Veröffentlicht am 10.10.2020

Perfektes Wechselbad der Gefühle

The Light in Us
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Mit „The light in us“ habe ich eine für mich neue Autorin entdeckt, von der ich sicherlich noch mehr lesen werde. Der Schreibstil von Emma Scott ist so mitreißend und berührend, dass ich von der ersten ...

Mit „The light in us“ habe ich eine für mich neue Autorin entdeckt, von der ich sicherlich noch mehr lesen werde. Der Schreibstil von Emma Scott ist so mitreißend und berührend, dass ich von der ersten bis zur letzten Seite völlig in der Geschichte gefangen war. Der Plot erinnert ein wenig an „Ein ganzes halbes Jahr“. Charlotte ist eine begnadete Violinistin doch nach einem Schicksalsschlag fällt es ihr schwer, sich auf ihre Musik einzulassen. Aus Geldnot nimmt sie eine Stelle als Assistentin von Noah Lake an, einem Extremsportler, der nach einem Unfall blind ist.
Charlotte und Noah sind zwei Charaktere, die ich sehr schnell in mein Herz geschlossen habe. Dass sich hinter Noahs grummeliger Fassade ein liebenswerter Mensch verbirgt, war mir (und Charlotte) sofort klar. „The light in us“ ist die Geschichte von zwei Menschen, die sich an einem Wendepunkt befinden und sich ihren Weg zurück ins Leben kämpfen. Dabei durchlaufen sie nicht nur Fortschritte sondern auch Rückschläge und Zweifel, was den Roman realistisch macht. Emma Scott schreibt emotional, ohne dabei zu sehr auf die Tränendrüse zu drücken. Trotz ernster Themen und der überwiegend düsteren Stimmung macht die Geschichte auch Hoffnung. Zum Finale gibt es noch eine Portion Drama, die ganz wunderbar beim lesen schmerzt. Auch die romantischen Momente waren zum dahinschmelzen. Für mich war das Buch eine perfektes Wechselbad der Gefühle und ein richtig schöner Liebesroman.

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Veröffentlicht am 26.09.2020

Wichtige und aktuelle Themen

Die verschwindende Hälfte
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Als ich gesehen habe, dass Brit Bennetts viel gelobter Roman „Die verschwindende Hälfte“ bereits in Deutschland erscheint, habe ich mich sehr gefreut und die Veröffentlichung mit Spannung erwartet.
Der ...

Als ich gesehen habe, dass Brit Bennetts viel gelobter Roman „Die verschwindende Hälfte“ bereits in Deutschland erscheint, habe ich mich sehr gefreut und die Veröffentlichung mit Spannung erwartet.
Der Roman beginnt Ende der 60er Jahre und umfasst eine Zeitspanne bis Mitte der 80er Jahre. Trotzdem ist er thematisch brandaktuell, was erschütternd ist.
Noch immer wird unser Leben von Normen bestimmt, die keinen Sinn ergeben. Warum gilt weiß als einzig richtige Hautfarbe?
Rasse spielt in „Die verschwindende Hälfte“ eine zentrale Rolle. Die Geschichte beginnt in Mallard, einem kleinen Ort, in dem die Einwohner um den hellsten Teint wetteifern und versuchen, ihre schwarzen Wurzeln zu vergessen.
Die Zwillinge Desiree und Stella fühlen sich eingeengt und von der Perspektivlosigkeit erschlagen. Bei Nacht und Nebel machen sie sich auf den Weg nach New Orleans um ein besseres Leben zu beginnen.
Stella scheint es tatsächlich zu gelingen, ihr Leben um 360 Grad zu wenden, der Preis ist ihre Seele, ist dies nicht zu viel?
Desiree heiratet einen Schwarzen und die Hautfarbe ihres Kindes ist alles, was die Einwohner von Mallard hassen.

Während die erste Hälfte des Romans den Fokus hauptsächlich auf Desiree und ihre Tochter Jude legt, erfahren wir im zweiten Teil mehr über Stella.

Es hat ein paar Seiten gedauert, bis ich mit dem Roman warm geworden bin, da ich zu Beginn den Eindruck hatte, dass die Geschichte von einer dritten, beobachtenden Person erzählt wird und ich deswegen nicht richtig dabei bin. Dies hat sich allerdings nach einigen Kapiteln geändert und plötzlich war ich gefesselt und wollte das Buch nicht mehr aus der Hand legen.
„Die verschwindende Hälfte“ beschreibt die Suche nach Identität. Es handelt von vielen verschiedenen Charakteren, die glücklich sein und ihren Platz im Leben finden möchten und dabei an der Gesellschaft scheitern.
Neben der Rassenthematik geht es auch um Transsexualität.
Brit Bennett beschreibt sehr einfühlsam und bewegend das Gefühlschaos ihrer Protagonisten. Insbesondere mit Jude und Reese habe ich sehr mitgefiebert.
Ich hatte hohe Erwartungen an dieses Buch und wurde nicht enttäuscht. „Die verschwindende Hälfte“ ist ein toller Roman, der einen Platz auf meiner Liste der Jahreshighlights sicher hat.

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