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Veröffentlicht am 18.02.2022

Schwer zu bewerten

Die Vertraute
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Es fällt mir wirklich schwer, Gilly Macmillans neuen Roman „Die Vertraute“ zu benoten. 90 % des Buches fand ich super. Die Autorin hält die Spannung von der ersten bis zur letzten Seite sehr hoch. Die ...

Es fällt mir wirklich schwer, Gilly Macmillans neuen Roman „Die Vertraute“ zu benoten. 90 % des Buches fand ich super. Die Autorin hält die Spannung von der ersten bis zur letzten Seite sehr hoch. Die Kapitel sind kurz und man kommt schnell in einen Leserausch, zusätzlich ist der Schreibstil sehr bildhaft und atmosphärisch. In meinem Kopf entstanden nicht nur die Umgebung und die Charaktere, ich entwickelte zusätzlich auch noch am laufenden Band neue Theorien. Die Geschichte ist undurchsichtig und perfekt zum miträtseln.
Lucy war schon immer ein einsamer Mensch. Seit sie ein Kind ist, spricht sie mit ihrer imaginären Freundin und auch jetzt, als Erwachsene, ist Eliza ihre tägliche Begleiterin, sie hat sie sogar zur Hauptfigur in ihrer erfolgreichen Krimiserie gemacht. Von ihren Mitmenschen wird Lucy häufig ausgenutzt, allen voran von ihrem Mann Dan, einem unfassbar schrecklichen Menschen, der der sie nur mit Geringschätzung behandelt.
Ich mochte Lucy trotz all der Probleme, die sich im Verlauf der Geschichte herauskristallisieren und trotz der vielen Verdächtigungen, die gegen sie im Raum stehen. Mir war sie sympathisch und ich wünschte mir, dass sie zumindest einen netten Menschen in ihrem Leben hätte. Es hat mich traurig gemacht, wie sie von jeden, sei es einer ehemaligen Vermieterin oder den neuen Nachbarn behandelt wurde.
Als Lucy 9 Jahre alt war, ist ihr Bruder Teddy bei einem nächtlichen Ausflug verschwunden. Ein Ereignis, von dem sie sich nie erholt hat, welches sie allerdings erfolgreich verdrängen konnte.
Doch jetzt, zurück an dem Ort des Geschehens, lässt die Vergangenheit sie nicht mehr los. Sie versucht, sich ihren Erinnerungen zu stellen um Teddy endlich zu finden.
Gilly Macmillan spielt gekonnt mit dem Leser. Kann man Lucy trauen oder nicht? Sie deutet mehrere Möglichkeiten an und meine Nerven waren gespannt wie Drahtseile. Ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen, musste unbedingt wissen, wie es ausgeht.
Ich war mir sicher, dass ich den Roman mit 5 Sternen bewerten werde. Dann dann – ich habe keine Ahnung was die Autorin geritten hat – lässt sie die Spannung, die sie Seite für Seite immer weiter aufgebaut hat, einfach verpuffen. Zur Vermeidung von Spoilern kann ich mich leider nicht besonders ausführlich zum Manko des Buches äußern außer, dass der Schluss zutiefst unbefriedigend ist und es im Grunde sinnlos macht, „Die Vertraute“ überhaupt zu lesen.
Einfach schade und für mich nicht nachvollziehbar, warum sich Gilly Macmillan zu dieser Fahrt an die Wand entschieden hat.
Trotzdem gebe ich in der Gesamtwertung 4 Sterne, weil ich bis zum fatalen Ende gut unterhalten wurde.

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Veröffentlicht am 29.01.2022

Kein Liebesroman

Sommerträume am Meer
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Von Karen Swan habe ich bereits einige Weihnachtsbücher gelesen. „Sommerträume am Meer“ war mein erster Roman aus ihrer Sommerreihe. Ich hatte mich auf eine leichte, romantische Lektüre eingestellt, so ...

Von Karen Swan habe ich bereits einige Weihnachtsbücher gelesen. „Sommerträume am Meer“ war mein erster Roman aus ihrer Sommerreihe. Ich hatte mich auf eine leichte, romantische Lektüre eingestellt, so wie es Titel und Klappentext versprechen und war überrascht, wie düster die Handlung teilweise war.
Nach dem Tod ihres Verlobten hat Bell ihre Pläne und Ziele aus den Augen verloren. Durch Zufall wird ihr eine Stelle als Kindermädchen angeboten und sie findet endlich wieder einen Platz im Leben. Die drei Kinder sind süß und mit den Eltern Hanna und Max entsteht eine freundschaftliche Beziehung. Die heile Welt gerät aus den Fugen, als Hannas Ex nach 7 Jahren aus dem Koma erwacht.
Bell wird in einen Strudel aus verletzten Gefühlen, Geheimnissen und Problemen hineingezogen und auch ihr eigenes Herz ist in Aufruhr.
Was mir an diesem Roman sehr gefallen hat, waren die atmosphärischen Landschaftsbeschreibungen. Bei mir kam auf jeden Fall ein Sommerfeeling auf und die kleinen schwedischen Inseln wirkten auf mich sehr idyllisch und einladend.
Die Geschichte selbst beginnt stark und die ersten Kapitel lasen sich wie im Flug. Danach ging der Spannungsbogen leider etwas nach unten. Spätestens ab der zweiten Hälfte war ich allerdings wieder gefesselt.
Bell konnte ich von Anfang an sehr gut leiden. Obwohl sie schon einige Verluste erlitten hat, hat sie sich ihren Optimismus bewahrt. Auch Max und die Kinder, allen voran Linus, sind Sympathieträger.
Eine Beschreibung, die für Hanna und Emil weniger passend ist. Hanna fand ich sehr zickig und in vielen Entscheidungen rücksichtslos und selbstbezogen. Mir hat Max oft leid getan.
7 Jahre im Koma zu liegen sind eine furchtbare Vorstellung. Trotzdem macht es einem Emil nicht leicht, ihn zu mögen. Er ist reich und glaubt, dass man mit Geld alles kaufen kann. Er ist wütend, dass ihm Jahre seines Lebens genommen wurden und lässt seinen Ärger an seinen Mitmenschen aus. Auch wenn seine Situation ohne Frage schwierig ist, konnte ich mich einfach nicht dazu durchringen, mich mit der Idee, dass aus ihm und Bell ein Paar werden könnte, anzufreunden. Die Begegnungen der beiden sind entweder von Streit oder gegenseitiger sexueller Anziehung, die von ungefähr zu kommen scheint, geprägt.
Ich war ein wenig enttäuscht, dass „Sommerträume am Meer“ nicht der romantische Liebesroman war, auf den ich gehofft hatte. Trotzdem hat mir das Buch im Großen und Ganzen gut gefallen und die letzten Kapitel haben sogar fast schon Thrillerelemente.
Von mir gibt es 4 Sterne.

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Veröffentlicht am 16.01.2022

Tiefgründiger Wälzer

Unser kostbares Leben
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Schon der Klappentext von „Unser kostbares Leben“ ist perfekt, denn während bei manchen Büchern fast schon zu viel verraten wird, stellte ich hier von Kapitel zu Kapitel fest, dass der Roman wie eine Wundertüte ...

Schon der Klappentext von „Unser kostbares Leben“ ist perfekt, denn während bei manchen Büchern fast schon zu viel verraten wird, stellte ich hier von Kapitel zu Kapitel fest, dass der Roman wie eine Wundertüte ist und mir Themen präsentiert, auf die ich in dieser intensiven Form nicht vorbereitet war.
Die Handlung beginnt 1972. Ich selbst bin 1980 geboren, trotzdem fühlte ich mich an vielen Stellen an meine eigene Kindheit erinnert. Die Erwähnungen von Mundorgel, Gummitwist und Langspielplatten machten direkt ein wenig wehmütig.
Die Beschreibungen von Personen und Umgebungen sind wahnsinnig bildhaft und realistisch. Es ist gerade Winter und doch konnte ich beim Lesen die heißen Sommertage fast schon selber spüren.
Für sein Geld bekommt man hier ordentlich Lesematerial. Über 600 Seiten, bedruckt in kleiner, enger Schrift und eine Handlung, die gleichermaßen tiefgründig als auch vielschichtig ist.
Katharina Fuchs führt eine große Zahl von Charakteren ein, aus deren Sicht abwechselnd berichtet wird.
Trotz schnell wechselnder Perspektiven und einem Zeitraum von einem Jahrzehnt fiel es mir leicht, den Überblick zu behalten. Dennoch muss ich zugeben, dass ich nicht alle Personen gleich interessant fand. Die Kapitel über die Eltern, vor allem die Intrigen der Herrenrunde zogen sich teilweise ziemlich in die Länge.
Ganz anders erging es mir, wenn aus Sicht von Caro, Minka oder Claire erzählt wurde. Dann war ich mitten im Geschehen. Wir begleiten die drei ab dem Alter von 10 Jahren, über die Schulzeit hinweg bis zum Einstieg ins Erwachsenenleben.
Meine Lieblingsperson in diesem Buch war Claire, ein vietnamesisches Flüchtlingskind mit extrem hohen IQ. Ihr Werdegang hat mich auf ganzer Linie beeindruckt und gefesselt.
„Unser kostbares Leben“ ist ein schwermütiges Buch. Trotz glücklicher Momente liegt der Fokus auf Dingen, die auf unserer Welt schieflaufen, insbesondere der Ausbeutung von Umwelt, Mensch und Tier für Geld. Es ist frustrierend, dass obwohl es in einigen Teilbereichen auf jeden Fall Fortschritte gibt, wir in anderen in den letzten 40 Jahren kaum vorwärtsgekommen sind.
Wie ein roter Faden ziehen sich die Bundestagswahlen durch den Roman. Mit Blick auf derzeitige Wahlergebnisse ist es fast schon kurios zu lesen, mit welchen Prozentsätzen die Parteien damals abgeschnitten haben.
„Unser kostbares Leben“ war für mich ein Leseerlebnis. An manchen Stellen für meinen Geschmack zwar ein wenig langatmig und überfrachtet mit Charakteren und Themen, gleichzeitig ist Katharina Fuchs in meinen Augen eine großartige Schriftstellerin, die unglaublich gut mit Worten umgehen kann. Diese Buch geht über reine Unterhaltungsliteratur hinaus, regt den Leser zum Nachdenken an und gibt Informationen mit auf den Weg, an die man sich noch lange nach der letzten Zeile erinnert.

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Veröffentlicht am 18.09.2021

Erinnerungen, die unter die Haut gehen

Ein Garten im Winter
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In der Familie Whitson lebt im Grunde jeder sein eigens Leben. Der Vater scheint das einzige Bindeglied zu sein, der alle zusammen hält. Als er plötzlich stirbt, sind sowohl die Mutter als auch die Schwestern ...

In der Familie Whitson lebt im Grunde jeder sein eigens Leben. Der Vater scheint das einzige Bindeglied zu sein, der alle zusammen hält. Als er plötzlich stirbt, sind sowohl die Mutter als auch die Schwestern Meredith und Nina mit der Situation überfordert. Insbesondere Nina hegt den Wunsch, endlich ein besseres Verhältnis zu ihrer Mutter aufzubauen.
Die Charaktere von „Ein Garten im Winter“ sind teilweise eine echte Herausforderung. Ich hatte schnell die Vermutung, dass Mutter Anja in ihrer Jugend traumatisiert wurde. Trotzdem fand ich ihr Verhalten gegenüber ihren Kindern extrem. Ihren Ehemann konnte sie abgöttisch lieben doch ihre Töchter ignoriert sie von Anfang an und tritt deren Gefühle mit Füßen. Ich habe mich immer wieder gefragt, warum diese Frau überhaupt Mutter geworden ist. Es ist nur verständlich, dass sich Kinder bei so einer emotionalen Vernachlässigung nicht richtig entwickeln können und auch als Erwachsene Probleme haben zu lieben.
Trotzdem hätte ich Meredith manchmal am liebsten geohrfeigt. Sie hat so einen liebevollen Ehemann aber behandelt ihn wie einen Fußabtreter. Es tat beim Lesen teilweise direkt weh, zu beobachten, wie sie mit ihm umspringt.
Eher nachvollziehen konnte ich den Hass auf ihre Mutter, auch wenn es mich genervt hat, dass sie lange nicht verstanden hat, dass die Märchen, die Anja erzählt, eine Parabel für deren Leben sind. Als Leser war mir das quasi von Anfang an klar und auch bei Nina ist der Groschen schneller gefallen. Nina mochte ich übrigens im Großen und Ganzen gerne. Sie hat ebenfalls Bindungsängste aber auf eine sympathischere Art.
Das Highlight des Romans ist das Märchen, das Anja mit Pausen erzählt. Wunderbar atmospährisch spinnt sie eine Geschichte vom verschneiten Russland und den Schrecken während des Krieges, die so furchtbar sind, dass es mich zutiefst erschütterte.
Dieser Teil von „Ein Garten im Winter“ hat mich so gefesselt, dass ich hierfür 5 Sterne geben möchte. Insgesamt bewerte ich das Buch allerdings „nur“ mit vier Sternen, weil ich die Charaktere in der Gegenwart einfach schwierig finde. Letztendlich gibt es zwar für alles eine verständliche Erklärung aber obwohl mich der Schluss sehr berührt hat, war es insgesamt doch ein wenig zu viel Friede-Freude-Eierkuchen und die Protagonisten ändern ihr Verhalten so plötzlich, dass es unrealistisch ist.
Trotz kleiner Schwächen habe ich auch diesen Roman von Kristin Hannah wieder sehr gerne gelesen. Ein Lob auch an die Covergestaltung, die sehr gut zur Handlung passt.

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Veröffentlicht am 07.09.2021

Sehr spannendes Debüt

Nur ein Schritt
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Wow! Was für ein Debüt. „Nur ein Schritt“ ist ein Buch, welches die Beschreibung Thriller wirklich verdient hat. Samatha M. Bailey wirft den Leser mitten ins Geschehen und hält die Spannung von der ersten ...

Wow! Was für ein Debüt. „Nur ein Schritt“ ist ein Buch, welches die Beschreibung Thriller wirklich verdient hat. Samatha M. Bailey wirft den Leser mitten ins Geschehen und hält die Spannung von der ersten bis zur letzten Seite aufrecht.
Erzählt wird abwechselnd aus der Sicht von Nicole und von Morgan. Nicole ist eine erfolgreiche Geschäftsfrau, die ein traumatisches Ereignis aus ihrer Jugend nie verwunden hat. Als sie Mutter wird, kommen alte Erinnerungen in ihr hoch. Außerdem scheint ihr jemand böse Streiche zu spielen – oder verliert sie etwa den Verstand?
Morgans Ehemann hat unschuldige Anleger um ihr Geld betrogen. Nach seinem Selbstmord möchte sie nun ihr Leben neu ordnen, fern von Presse und Polizei. Doch als ihr die völlig fremde Nicole ihr Baby in den Arm drückt und sich ebenfalls das Leben nimmt, ist Morgan ein weiteres Mal im Fokus von polizeilichen Ermittlungen.
Wie auch schon Nicole fühlt sich Morgan plötzlich verfolgt. Seltsame Dinge geschehen in ihrem Leben.
Samantha M. Bailey konnte mich komplett abholen. Die Kapitel sind kurz und enden meistens mit einem Cliffhanger. Oft hatte ich das Gefühl, der Lösung ganz nah zu sein und nur noch ein entscheidendes Puzzlestück zu vermissen. Jeder Charakter erschien mir verdächtig und wie Morgan konnte ich mir nicht vorstellen, was sie mit Nicole zu tun hat.
Die Autorin lädt den Leser dazu ein, mitzurätseln und mir sind die wildesten Theorien in den Sinn gekommen. „Nur ein Schritt“ bleibt bis zum Schluss undurchsichtig. Tatsächlich löst sich alles erst auf den letzten 20 Seiten auf und ich hatte das Ende so nicht kommen sehen. Lange Zeit war ich mir sicher, dass ich dieses Buch mit 5 Sternen bewerten werde. Nach all der rasanten Spannung empfand ich den Schluss als unerwartet lahm und unspektakulär. Ich hätte mit etwas mehr Schockierendem gerechnet.
Während die Geschichte recht realistisch begann, wird sie im letzten Drittel zunehmend abstrus und auch die Dialoge kamen mir teilweise etwas seltsam vor. Völlig unrealistisch ist auch, das Verhalten der Ermittlerin Martinez. Die Polizei spielt allerdings keine übergeordnete Rolle in diesem Thriller. Der Fokus liegt komplett auf Morgan und ihren Nachforschungen.
Trotz leichter Mängel hat mir „Nur ein Schritt“ wirklich gut gefallen, insbesondere, da es sich um ein Debüt handelt. Ich bin auf jeden Fall auf weitere Bücher von Samantha M. Bailey gespannt.

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