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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.11.2017

Weniger seicht als erwartet

Sommer unseres Lebens
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Genau 25 Jahre ist es her, dass Hanne, Miriam und Claude sich zufällig kennen lernten und einen unvergesslichen Sommer in Portugal verbrachten. Damals gaben sie sich das Versprechen, diese Reise in genau ...

Genau 25 Jahre ist es her, dass Hanne, Miriam und Claude sich zufällig kennen lernten und einen unvergesslichen Sommer in Portugal verbrachten. Damals gaben sie sich das Versprechen, diese Reise in genau 25 Jahren zu wiederholen.
Nach einigem Zögern machen sich die mittlerweile 50-jährigen Damen tatsächlich auf den Weg nach Portugal.
Was folgt ist eine Situation zwischen Fremdheit und Vertrautheit. Ein halbes Leben ohne Kontakt ist eine lange Zeit, die jeder auf eine andere Art verbracht hat. Dennoch sind Claude, Hanne und Miriam im Grunde ihres Herzens die selben wie früher und so dauert es nicht lange, bis die Freundschaft von damals wieder auflebt.

Allein vom Klappentext und Cover des Buches hatte ich nicht allzu hohe Erwartungen an „Sommer unseres Lebens“ und habe eine seichte Strandlektüre erwartet. Deswegen war ich positiv überrascht, dass das Buch doch ein wenig mehr Tiefgang bieten konnte. Geplatzte Träume, Existenzangst und gescheiterte Beziehungen sind nur einige Themen, mit denen sich die drei Frauen konfrontiert sehen.
Dazu kam noch eine große Mischung an Pleiten, Pech und Pannen in Form von defekten Handys, gestohlenen Kreditkarten und einem kaputten Auto. In der Häufung ist es zwar nicht wirklich wahrscheinlich, trägt aber dazu bei, das Chaos komplett zu machen sowie mehr als einen Wutausbruch zu provozieren.

Dieser Trip ist für die Freundinnen nicht nur eine Reise in die Vergangenheit sondern auch eine Reise zu sich selbst, an deren Ende jeder mit neuen Erkenntnissen zurück kommt.

Bis auf eine Länge im vorderen Drittel des Romans lies sich „Sommer unseres Lebens“ sehr kurzweilig lesen. Land und Leute sind sehr gut beschrieben, wodurch die Handlung lebendig wurde.

Veröffentlicht am 14.04.2024

Bridgerton meets Gegenwart

Season Sisters – Frühlingsgeheimnisse
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„Season Sisters“ ist eine vierteilige Reihe um die Schwestern der Familie Season. Diese heißen Spring, Summer, Autumn und Winter. Lustig und lächerlich gleichzeitig. Schande über die Eltern, die ihren ...

„Season Sisters“ ist eine vierteilige Reihe um die Schwestern der Familie Season. Diese heißen Spring, Summer, Autumn und Winter. Lustig und lächerlich gleichzeitig. Schande über die Eltern, die ihren Kindern so alberne Namen verpasst haben.
Band 1 „Frühlingsgeheimnisse“ handelt – wie man sich denken kann – um Spring Season.

In der Gegenwart begleiten wir Spring, wie sie sich mit der Seniorin Sophia anfreundet und deren Familiengeheimnisse lüftet. Dabei trifft Spring auf ihre Jugendliebe Ethan. Mit der Gegenwartshandlung habe ich mir schwer getan. Der Schreibstil ist sehr theatralisch, die ganze Handlung kam mir vor wie ein Kammerspiel, dass völlig überzogen ist. Augen werden weit aufgerissen, Tränen rinnen über die Wangen und alle sind übertrieben verständnisvoll und großzügig. Niemand würde sich im richtigen Leben so verhalten und sei die erste Verliebtheit noch so groß. Wer investiert mal eben ein paar Millionen, nur weil er seinen Jugendschwarm wieder getroffen hat.

Deutlich besser gefallen hat mir die Vergangenheitshandlung. Die ist zwar genauso überspannt, aber zu einer Geschichte, die um 1870 spielt, passt der Schreibstil besser. Bridgerton Fans kommen hier auf jeden Fall auf ihre Kosten. Ein herrschaftliches Anwesen, eine große Liebesgeschichte, eine arme Krankenschwester und intrigante, zu allem entschlossene Widersacher. Ich fand die Geschichte um Daphne und Frederic sehr spannend, eigentlich sogar 5 Sterne (und die Gegenwart 3 Sterne) aber gegen Ende wird es wirklich so dermaßen übertrieben, selbst wenn man alle Augen zudrückt, kann man sich so etwas nicht mal annähernd vorstellen.

Ich habe noch nicht abschließend entschieden, ob ich die Reihe weiterlese. Die Klappentexte klingen gut, aber eine Leseprobe am Ende des Buches verrät bereits, dass der Schreibstil wieder genauso unnatürlich ist. Dafür muss ich in der richtigen Stimmung sein.

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Veröffentlicht am 05.04.2024

Merkwürdige Familienphilosophie

Was die Dünen verheißen. Die St.-Peter-Ording-Saga
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„Was die Dünen verheißen“ ist der zweite Band der Sankt-Peter-Ording Reihe von Tanja Janz. Die Bücher sind unabhängig von einander lesbar, da sie in unterschiedlichen Jahrzehnten spielen und andere Familienmitglieder ...

„Was die Dünen verheißen“ ist der zweite Band der Sankt-Peter-Ording Reihe von Tanja Janz. Die Bücher sind unabhängig von einander lesbar, da sie in unterschiedlichen Jahrzehnten spielen und andere Familienmitglieder im Zentrum stehen.Trotzdem trifft man auf bekannte Charaktere. Ich habe Teil eins auch gelesen und fand es deswegen witzig, Sabine und Tom als seriöse Erwachsene mit 17-jährigen Zwillingen zu sehen. Insbesondere Tom, der als Jugendlicher selbst allerhand wilde Träume hatte, ist ein richtiger Spießer geworden. Seine Tochter Julia muss unbedingt Abitur machen und eine Bewerbung bei der Lufthansa kommt schon gleich gar nicht in Frage.

Das Buch wird hauptsächlich aus der Sicht von Julia erzählt. Obwohl sie erst 17 ist, hilft sie pflichtbewusst ihren Eltern im Strandcafé. Wenn es nach ihrem Vater ginge, soll sie schon bald die Leitung übernehmen.
Julia träumt allerdings davon, Sankt-Peter-Ording zu verlassen und die große weite Welt zu bereisen. Eine Ausbildung zur Flugbegleiterin klingt für sie sehr verlockend. Zunächst einmal verschlägt es sie jedoch nach Gelsenkirchen, wo sie ein Praktikum im Reisebüro ihrer Tante macht.

Tanja Janz gelingt auch diesmal gut die Grätsche zwischen Strand und Ruhrgebiet. Sie fängt die jeweilige Stimmung authentisch ein und stellt die Beschaulichkeit der Küste mit dem Gewusel der Stadt gegenüber. Das Buch spielt Ende der 70er Jahre, kurz, bevor ich geboren wurde, und es ist lustig, daran erinnert zu werden, wie umständlich es war, ohne Google Maps einen Weg von A nach B zu finden oder an die Adresse eines Menschen zu kommen. In meiner Kindheit war es auch nicht anders und so fand ich es nostalgisch, über Telefonbücher, Kaufhausnamen und Kirmes zu lesen.

Insgesamt hat mir „Was die Dünen verheißen“ meistens ganz gut gefallen. Ich fühlte mich gut unterhalten, auch wenn es mir negativ aufgefallen ist, dass es öfters in aufeinander folgenden Sätzen Wortwiederholungen gibt und dass die Dialoge oft recht hölzern wirken. Auch hieß der Eurovision Songcontest damals noch nicht so.

Julia ist eine sympathische Protagonistin. Natürlich ist sie aufgrund ihres jungen Alters noch sehr flatterhaft und begeistert sich heute für dies und morgen für das.
Eigentlich wollte ich dem Roman 4 Sterne geben. Gegen Ende entwickelt sich die Geschichte allerdings äußert sonderbar, so dass ich letztendlich doch nur 3 Sterne gebe. Wir haben Julia als modernes Mädchen voller Träume kennengelernt. Sie hat so viele Optionen, was sie mit anfangen könnte und es enttäuscht mich, dass sich die Autorin entschieden hat, Julias Leben vor die Wand zu fahren. Es ist traurig, was mit ihr passiert und das Verrückteste ist, ihre Familie feiert sie dafür total und ist glücklich, dass aus ihrer Tochter nun quasi nichts wird. Die Eltern Tom und Sabine finde ich ohnehin äußerst sonderbar. Tom begegnet Julia mit relativ viel Strenge aber auf der anderen Seite ist es völlig in Ordnung für ihn, dass sein ebenfalls erst 17-jähriger Sohn bereits eine schwangere Verlobte hat. Kinderkriegen scheint in dieser Familie einfach das Größte zu sein. Ob dies Ende der 70er noch so zeitgemäß war, sei dahingestellt.
Es ging mir auch tierisch auf die Nerven, dass sowohl Julias beste Freundin als auch ihre Mutter immer wieder betonen müssen, sie würden sich die Dinge, die Julia macht, nicht trauen. Dabei geht es um Sachen wie einen Brief schreiben oder eine Bewerbung.
Es fiel mir oft schwer, mich in das hier gezeichnete Frauenbild hineinzudenken.

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Veröffentlicht am 01.04.2024

Ohne große Spannung

Ostseefinsternis
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„Ostseefinsternis“ von Eva Almstädt begann sehr vielversprechend.
Im beschaulichen Kaltenbrode kommt es gleich zu zwei schweren Verbrechen. Eine junge Frau wird auf dem Heimweg von der Arbeit brutal überfallen. ...

„Ostseefinsternis“ von Eva Almstädt begann sehr vielversprechend.
Im beschaulichen Kaltenbrode kommt es gleich zu zwei schweren Verbrechen. Eine junge Frau wird auf dem Heimweg von der Arbeit brutal überfallen. Kurz darauf wird die Leiche ihres Exfreunds gefunden, der unter merkwürdigen Umständen ums Leben kam. Hängen diese beiden Fälle zusammen?
Pia Korittki hatte sich eigentlich auf einen gemütlichen Urlaub gefreut, doch da dieser in der Nähe von Kaltenbrode stattfinden sollte, macht ihr Chef ihr einen Strich durch die Rechnung.

Die anfängliche Spannung verpuffte leider ziemlich schnell wieder und ich empfand den Krimi als sehr langatmig. Wie im richtigen Polizeileben gab es eine Menge Verhöre, die meistens ohne große Ergebnisse verliefen. Im Mittelpunkt der Ermittlungen stehen die beiden verfeindeten Familien Böttcher und Hagendorf. Die Anzahl der Charaktere ist enorm und ich war sehr dankbar für den Stammbaum am Anfang des Buches. Ich musste immer wieder dorthin zurückblättern und mir einen Überblick verschaffen, wer nun Tochter, Nichte, Onkel... ist. Eins haben die Mitglieder beider Familien allerdings gemein, sie sind allesamt ausgesprochen unsympathisch und versnobt. Ansonsten wirkten sie recht austauschbar und es fiel mir mehr etwas schwer, mir die Namen und Personenbeschreibungen zu merken.
Die jahrzehntelange Fede ist ein fester Bestandteil der beiden Familien und es wird immer wieder betont, wie sehr man doch die andere Partei hasst, obwohl gerade die jüngeren Generationen eigentlich gar nicht wissen, was die Ursache dieser Feindschaft ist und im Grunde gar nichts damit zu tun haben.

Es gab mehrere Verdächtige und ich hatte nicht wirklich eine Theorie, wer der Täter sein könnte. Die Auflösung konnte mich dann auch überraschen, denn diese Person hatte ich überhaupt nicht auf dem Schirm. Am Ende gab es zu meiner Freude auch einen Show-down, der mich fesseln konnte.
Zusammengefasst fand ich ca. die ersten 30 Seiten und die letzten 50 spannend. Alles was dazwischen kam, empfand ich leider als extrem zäh und es fiel mir auch schwer, mich auf die Geschichte zu konzentrieren. Da so wenig passiert ist, wollten meine Gedanken immer wieder abschweifen.
Meine Highlights waren die Kapitel, wenn es um Pias Privatleben ging. Ihr Sohn Felix ist putzig und es war schön zu sehen, wie sich seine Beziehung zu Marten festigt.

Ich habe mit großer Vorfreude zu „Ostseefinsternis“ gegriffen und deswegen tut es mir auch sehr leid, zu sagen, dass mir der Krimi leider nicht so gut gefallen hat.

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Veröffentlicht am 23.03.2024

Blass und zäh

NATRIUM CHLORID
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„Natrium Chlorid“, der neunte Fall für Jussi Adler Olsens Sonderdezernat Q, beginnt ausgesprochen bizarr und blutig. Tod durch Blitzschlag, Explosionen und dazu noch merkwürdige Salzhaufen hatten meine ...

„Natrium Chlorid“, der neunte Fall für Jussi Adler Olsens Sonderdezernat Q, beginnt ausgesprochen bizarr und blutig. Tod durch Blitzschlag, Explosionen und dazu noch merkwürdige Salzhaufen hatten meine Aufmerksamkeit ab Seite 1. Ich habe alle Fälle dieser Reihe gelesen und immer 4 oder gar 5 Sterne vergeben, von daher war für mich sonnenklar, dass es auch diesmal so sein wird. Leider muss ich feststellen, dass „Natrium Chlorid“ mit Abstand der schlechteste Teil der Reihe ist. Meine anfängliche Begeisterung lies ziemlich schnell nach, als die Handlung immer zäher wurde. Dabei gab es in dieser Geschichte durchaus Charaktere, mit denen ich mich identifizieren konnte.

Mehrere Personen haben sich zusammengeschlossen um für Moral und die Einhaltung von Werten zu kämpfen. Eine prinzipiell gute Sache, die hier allerdings zunehmend aus dem Ruder läuft als die Strafen für die „Stoffel der Gesellschaft“ immer radikaler werden.
Irgendwie kam ich nicht umhin, bei diesem Selbstjustizthema Parallelen zu der Dame vom Sozialamt aus „Selfies“ (Band 7) zu ziehen, wodurch „Natrium Chlorid“ etwas von einem zweiten Aufguss hatte.
Zudem waren es wirklich viele Opfer, verschiedene Täter und Perspektiven, so dass die Geschichte recht verworren wurde, bis dann plötzlich weit vor Schluss der Haupttäter, Motiv und Auslöser für das Ganze präsentiert wurde. Ab da war dann komplett die Luft raus und es ging im Grunde nur noch darum, wann Carl und sein Team alle Puzzleteile zusammengesetzt haben.
Die Mitglieder des Sonderdezernats fand ich diesmal ungewöhnlich blass und nichtssagend. Mir hat auch das komödiantische gefehlt. Carl ist inzwischen Vater geworden, leider wird er in dieser Rolle nie gezeigt. Seine Tochter ist nicht mehr als ein Name, der drei bis viermal fällt.

Parallel zum Hauptfall werden bereits die Weichen für das große Finale gelegt, bei dem Carl plötzlich zum Verdächtigen wird. Ich bin wirklich sehr gespannt, wie diese Reihe enden wird.

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