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Veröffentlicht am 24.08.2018

Verdunkelte Erinnerung

Im dunklen, dunklen Wald
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Vor einiger Zeit habe ich begeistert „The woman in cabin 10“ gelesen und so war mir klar, dass ich „Im dunklen dunklen Wald“ auch unbedingt noch lesen muss. Erwartet habe ich einen weiteren bizarren Thriller. ...

Vor einiger Zeit habe ich begeistert „The woman in cabin 10“ gelesen und so war mir klar, dass ich „Im dunklen dunklen Wald“ auch unbedingt noch lesen muss. Erwartet habe ich einen weiteren bizarren Thriller.

Der Schreibstil an sich hat mir auch hier wieder gut gefallen. Es fiel mir sehr leicht, in die Geschichte hinein zu kommen. Jedoch habe ich mich in der ersten Hälfte mehrmals gewundert, dass dies ein Thriller sein soll. Lange Zeit passiert nichts unheimliches oder ungewöhnliches.

Eine Gruppe von Menschen trifft sich in einem abgelegenen Haus um den Jungeselinnenabschied der gemeinsamen Freundin Claire zu feiern. Die einzelnen Leute kennen sich größtenteils untereinander nicht und haben komplett unterschiedliche Interessen, so dass es permanent zu Spannungen kommt. Zum Zeitvertreib werden allerlei für einen Jungesellenabschied ungewöhnliche Spiele gespielt, wie zum Beispiel Tontaubenschießen oder Befragung eines Ouija Bretts.

Erzählt wird das Ganze aus der Sicht von Nora, die mit 16 Jahren mal mit dem Bräutigam zusammen war und die Trennung selbst 10 Jahre später noch nicht verwunden hat. Auch wenn so etwas seltsam ist, so war sie für mich dennoch der Charakter, der mir am vernünftigsten erschien. Alle anderen Teilnehmer der Veranstaltung waren durch die Bank weg Egozentriker oder wirkten psychisch nicht ganz auf der Höhe.

Und so plänkelt die Geschichte mehr oder weniger ereignislos vor sich hin, bis sich ungefähr in der Mitte ein Schuss löst.
Hier gibt es einen Bruch, die Handlung konzentriert sich nun komplett auf Nora, die sich im Krankenhaus befindet und unter Erinnerungslücken leidet. Die anderen Charaktere rücken in den Hintergrund.

Die Spannung, die ich in der ersten Hälfte vermisst habe, ist im hinteren Teil deutlich zu spüren, auch wenn mir all das doch recht vorhersehbar erschien.

Schauplatz der Ereignisse ist ein Glashaus mitten im Wald. Dieses Haus wurde in seiner Besonderheit genau beschreiben und ist auch auf dem Cover der Taschenbuchausgabe abgebildet. Leider spielt dieses spezielle Haus für die Handlung an sich überhaupt keine Rolle. Diese Geschichte hätte überall statt finden können. Schade, daraus hätte man mehr machen können.

Insgesamt hat mir bei diesem Buch das Besondere gefehlt. Ich bin froh, dass ich „The woman in cabin 10“ zuerst gelesen habe. Dort ist eine deutliche Steigerung der Autorin zu erkennen, so dass ich auf ihr nächstes Buch schon gespannt bin.

Veröffentlicht am 04.08.2018

Witzig aber ohne Höhepunkt

Weit weg von Verona
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„Weit weg von Verona“ wird in der Ich-Form aus der Sicht der 13-jährigen Jessica Vye erzählt. Das junge Mädchen wickelt den Leser mit ihrem Charme und ihrem trockenen Humor schnell um den Finger. Bereits ...

„Weit weg von Verona“ wird in der Ich-Form aus der Sicht der 13-jährigen Jessica Vye erzählt. Das junge Mädchen wickelt den Leser mit ihrem Charme und ihrem trockenen Humor schnell um den Finger. Bereits auf den ersten Seiten musste ich über ihre Anekdoten mehrmals lachen, so dass ich mir sicher war, mit diesem Roman eine gute Wahl getroffen zu haben.
Leider war ich nach den ersten 50 Seiten dann doch nicht mehr so überzeugt.
Sicherlich, Jessica bleibt absolut liebenswert aber die Geschichte selbst ist so ruhig, dass sie mir phasenweise langatmig erschien (falls man bei einem 240 Seiten Buch von langatmig sprechen kann).
Wenn mir beim Lesen die Augen zufallen und meine Konzentration immer wieder nachlässt, dann sind das Zeichen für sinkendes Interesse.

Es war schon amüsant zu sehen, in welche kuriosen Situationen Jessica sich immer wieder manövriert. Die Erwachsenen in ihrem Umfeld werden so beschrieben, wie sie wohl nur eine 13-jährige wahrnehmen kann. Ich denke, vielen Teenagern erscheinen Eltern, Lehrer etc. wie eine andere Spezies, deren Verhalten und Äußerungen nur schwer zu durchschauen sind.

Die Handlung selbst ist ohne große Besonderheiten, wenn man von einem Luftangriff einmal absieht.
Ansonsten handelt die Geschichte von Ärger in der Schule, einer Einladung zu einem Hausfest und einem Gedichtwettbewerb – eben die alltäglichen Dinge in Jessicas Leben.

Dies alles wurde so erzählt, dass kein wirklicher Höhepunkt zu erkennen ist. Das Buch beginnt wahllos an einem beliebigen Tag und endet genauso zufällig.

„Weit weg von Verona“ kann man sich schon einmal durchlesen, in Erinnerung bleiben wird es mir jedoch nicht.

Veröffentlicht am 07.07.2018

Die Sommerfrische der Familie Cazalet

Die Jahre der Leichtigkeit
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„Die Leichtigkeit der Jahre“ ist die Neuauflage eines Romans von Elisabeth Jane Howard, der erstmalig 1994 in Deutschland auf den Markt kam. Da die Geschichte in den Jahren 1937 und 1938 spielt, und die ...

„Die Leichtigkeit der Jahre“ ist die Neuauflage eines Romans von Elisabeth Jane Howard, der erstmalig 1994 in Deutschland auf den Markt kam. Da die Geschichte in den Jahren 1937 und 1938 spielt, und die Ausdrucksweise an die damalige Zeit angepasst ist, fällt es jedoch nicht auf, dass der Roman bereits vor ca. 25 Jahren verfasst wurde.

Die Cazalets sind eine große Familie, die neben dem Familienoberhaupt aus einer Tochter, drei Söhnen und deren Partnern und Kindern besteht. Im zweiten Sommer kommt sogar noch eine Schwägerin samt Familie hinzu.

Die Cazalets verbringen sehr viel Zeit zusammen. Teilweise arbeiten sie in der selben Firma und auch die Freizeit, inklusive Urlaub wird gemeinsam gestaltet. Höhepunkt sind die Sommerferien, die traditionell auf dem Land verbracht werden.
Innerhalb der einzelne Kapitel wechselt die Perspektive in kurzen Abschnitten zwischen den jeweiligen Charakteren hin und her, so dass der Leser die Chance bekommt, jeden kennenzulernen. Der Fokus liegt hier häufig auf der jüngsten Generation, den Kindern.

Elisabeth Jane Howards beschreibt die Landschaften und Personen detailreich und bildgewaltig, so dass man sich alles sehr gut vorstellen kann.
Ihre Vorliebe für Einzelheiten ist meiner Meinung nach gleichzeitig das größte Manko des Romans. Elisabeth Jane Howards erzählt wirklich jeden Gedankengang, den die Protagonisten haben, sei er noch so nichtig. Jeder Tag wird bis aufs Kleinste ausgeschmückt, selbst wenn diese Sommertage oftmals von Strandgängen, Handarbeiten und der Einnahme von Mahlzeiten geprägt sind.

Ich lese sehr gerne über frühere Zeiten und allein vom Plot her ist „Die Jahre der Leichtigkeit“ genau mein Geschmack.
Durch den soeben beschriebenen Schreibstil empfand ich dieses Buch allerdings oftmals als zäh. Die Handlung ist über lange Strecken einfach so ruhig, dass keine Spannung aufkommen wollte.
Ich fand es zudem ein wenig schade, dass der Fokus überwiegend auf der Sommerfrische lag und ernstere Themen nur am Rande Platz fanden.
Auch hätte ich gerne etwas mehr über die Dienstboten gelesen. Bis auf am Anfang spielten diese eine nahezu unsichtbare Rolle.

Dies ist der erste Band einer fünfteiligen Serie. Auch wenn ich den Roman so weit ganz in Ordnung fand, bin ich dennoch skeptisch, ob die Serie weiter verfolgen werde. An vielen Stellen empfand ich die Handlung einfach als so nebensächlich, dass ich mich zwischendurch schon fragte, ob ich mit dieser Lektüre nicht vielleicht meine Zeit verschwende. Auch konnte ich mich für keinen der Charaktere wirklich erwärmen.

Denkbar ist natürlich, dass die Handlung im zweiten Teil an Fahrt aufnimmt, da aufgrund des Umfangs der Serie die Autorin die Möglichkeit hatte, langsam in die Geschichte einzusteigen.

Veröffentlicht am 05.07.2018

Hätte romantischer sein können

Der englische Liebhaber
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„Der englische Liebhaber“ ist mir ins Auge gestochen, da das Cover auf eine romantische Geschichte hindeutet. Zudem ist mir die Autorin Frederica de Cesco durch ihre Jugendbücher bekannt.

Die Handlung ...

„Der englische Liebhaber“ ist mir ins Auge gestochen, da das Cover auf eine romantische Geschichte hindeutet. Zudem ist mir die Autorin Frederica de Cesco durch ihre Jugendbücher bekannt.

Die Handlung basiert auf einer wahren Begebenheit, was dem Ganzen einen besonderen Reiz gibt. Das Buch beginnt mit Charlotte, die ein schwieriges Verhältnis zu ihrer Mutter hat. Als diese verstirbt, findet sie im Nachlass Tagebücher, Tonbandaufzeichnungen und andere Erinnerungsstücke.
An dieser Stelle beginnt die eigentliche Handlung. Die Geschichte springt zurück, in die Zeit kurz nach dem zweiten Weltkrieg. Charlottes Mutter Anna arbeitet als Sekretärin und lernt so den englischen Soldaten Jeremy kennen. Die beiden beginnen eine Affäre, aus der Charlotte hervor geht. Durch verschiedene Umstände kam es, dass Anna und Jeremy getrennt wurden und er erst Jahre später von der gemeinsamen Tochter erfuhr.

Die gealterete Anna war mir nicht sympathisch. Sie wirkte unnahbar und verbittert, so dass es einige Zeit gedauert hat, bis ich mit ihrer jüngeren Version warm geworden bin.
Jedoch konnte ich mit ihr noch mehr anfangen als mit Charlotte. Selbst als Erwachsene ist diese ein Rotzlöffel, wie er im Buche steht, ohne Respekt oder Empathie für die Gefühle ihrer Eltern. Mich hat sich auch bis zum Ende nicht erschlossen, wo die extreme Ablehnung gegenüber ihrer Mutter ihren Ursprung hatte. Sicherlich, sie hatte es als Kind nicht einfach, da Beziehungen zwischen Deutschen und Engländern nicht gerne gesehen wurden und sie mit zahlreichen Anfeindungen leben musste. Auch war ihre Mutter als Alleinerziehende gezwungen, viel zu arbeiten und Anna war früh auf sich allein gestellt. Aber all diese Dinge sind kein Grund, einen Zorn in diesem Ausmaß auf die eigene Mutter zu entwickeln.

Wie bereits erwähnt, wird die Handlung anhand von Annas Tagebüchern und Jeremys Tonbändern erzählt. Die Autorin bedient sich einer Sprache, die teilweise fast an Lyrik erinnert. Frederica de Cesco ist sehr wortgewandt und von dieser Warte betrachtet, hat mich der Roman sehr beeindruckt.
Gleichzeitig hatte ich Probleme mit der Erzählperspektive. Dadurch, dass die Geschichte überwiegend durch Tagebücher von Anna aufgerollt wird, ist der Roman im Grunde wie ein langer Monolog. Die Geschichte blieb konstant eindimensional für mich. Ich hatte mehr das Gefühl, jemanden zuzuhören, als mittendrin dabei zu sein.

„Der englische Liebhaber“ wird als deutsches „Vom Winde verweht“ beworben. Wer immer sich diese Marketingstrategie ausgedacht hat, kann keins dieser Bücher gelesen haben. Hier werden völlig falsche Erwartungen geweckt.

Alles in allem fand ich den Roman okay, würde ihn jedoch nicht weiterempfehlen.

Veröffentlicht am 09.06.2018

Strandlektüre

Nichts ist gut. Ohne dich.
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Nimmt man Lea Coplins Roman „Nichts ist gut. Ohne dich“ in die Hand, so liest man zuerst einmal die einhellige Meinung von mehreren Personen, dass dies die deutsche Antwort auf Colleen Hoover sei. So etwas ...

Nimmt man Lea Coplins Roman „Nichts ist gut. Ohne dich“ in die Hand, so liest man zuerst einmal die einhellige Meinung von mehreren Personen, dass dies die deutsche Antwort auf Colleen Hoover sei. So etwas finde ich immer ein wenig schade, denn ich denke, jeder Autor ist bestrebt, seinen eigenen Stil zu finden und möchte nicht als „Kopie“ abgestempelt werden.

Die Geschichte selbst wird jeweils in der Ich-Form aus der Sicht der Protagonisten Jana und Leander erzählt. Die Kapitel sind kurz, teilweise nur einen Seite „lang“. Trotz der häufigen Perspektivenwechsel war es kein Problem, die Orientierung zu behalten.

Der Schreibstil von Lea Coplin lässt sich sehr leicht lesen und ich bin mühelos in die Geschichte hinein gekommen. Auch gelang es ihr sehr gut, den Leser bei der Stange zu halten, obwohl die Handlung selbst doch ein wenig eigenartig ist.

Vor 6 Jahre ist Janas Bruder Tim bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Am Steuer saß sein bester Freund Leander. Nach dem Unfall zieht dieser in einen andere Stadt und der Kontakt bricht komplett ab. Doch plötzlich – nach Jahren des Schweigens – ist Leander wieder zurück. Beide fühlen sich magisch von einander angezogen und kommen trotz ihrer schwierigen Vergangenheit nicht voneinander los.

Ich muss sagen, der Ursprung dieser Romanze erschließt sich mir nicht. Woher kommen diese angeblich so große Liebe? Als Leander und Jana sich damals kannten, waren sie 12 und 16 Jahre alt. Es wäre gruselig, wenn sie bereits Gefühle für einander gehegt hätten. Als sie sich 6 Jahre später wieder treffen, sind sie quasi Fremde. Es dauert lange, bis Gespräche stattfinden, die über Small-talk hinaus gehen. Zudem weigert sich Jana vehement über den Unfall und das was passiert ist zu sprechen.

Die „Enthüllung“ des Vorfalls von damals wird sehr lange aufgebaut. Quasi das ganze Buch über. Als dann endlich etwas mehr Licht in die Dunkelheit gebracht wird, bleibt der vermutete Plot-twist aus. Nach all den Andeutungen hätte ich mir mehr erwartet.

Insgesamt gebe ich „Nichts ist gut. Ohne dich“ 3 Sterne, da mir der Schreibstil von Lea Coplin gut gefallen hat und man dieses Buch sehr gut im Urlaub am Strand lesen kann.
Für eine bessere Bewertung war mir die Geschichte einfach zu wenig nachvollziehbar. Insbesondere Jana benimmt sich oft völlig irrational, so dass ich sie mehr nervig als sympathisch empfand.