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Veröffentlicht am 07.07.2018

Die Sommerfrische der Familie Cazalet

Die Jahre der Leichtigkeit
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„Die Leichtigkeit der Jahre“ ist die Neuauflage eines Romans von Elisabeth Jane Howard, der erstmalig 1994 in Deutschland auf den Markt kam. Da die Geschichte in den Jahren 1937 und 1938 spielt, und die ...

„Die Leichtigkeit der Jahre“ ist die Neuauflage eines Romans von Elisabeth Jane Howard, der erstmalig 1994 in Deutschland auf den Markt kam. Da die Geschichte in den Jahren 1937 und 1938 spielt, und die Ausdrucksweise an die damalige Zeit angepasst ist, fällt es jedoch nicht auf, dass der Roman bereits vor ca. 25 Jahren verfasst wurde.

Die Cazalets sind eine große Familie, die neben dem Familienoberhaupt aus einer Tochter, drei Söhnen und deren Partnern und Kindern besteht. Im zweiten Sommer kommt sogar noch eine Schwägerin samt Familie hinzu.

Die Cazalets verbringen sehr viel Zeit zusammen. Teilweise arbeiten sie in der selben Firma und auch die Freizeit, inklusive Urlaub wird gemeinsam gestaltet. Höhepunkt sind die Sommerferien, die traditionell auf dem Land verbracht werden.
Innerhalb der einzelne Kapitel wechselt die Perspektive in kurzen Abschnitten zwischen den jeweiligen Charakteren hin und her, so dass der Leser die Chance bekommt, jeden kennenzulernen. Der Fokus liegt hier häufig auf der jüngsten Generation, den Kindern.

Elisabeth Jane Howards beschreibt die Landschaften und Personen detailreich und bildgewaltig, so dass man sich alles sehr gut vorstellen kann.
Ihre Vorliebe für Einzelheiten ist meiner Meinung nach gleichzeitig das größte Manko des Romans. Elisabeth Jane Howards erzählt wirklich jeden Gedankengang, den die Protagonisten haben, sei er noch so nichtig. Jeder Tag wird bis aufs Kleinste ausgeschmückt, selbst wenn diese Sommertage oftmals von Strandgängen, Handarbeiten und der Einnahme von Mahlzeiten geprägt sind.

Ich lese sehr gerne über frühere Zeiten und allein vom Plot her ist „Die Jahre der Leichtigkeit“ genau mein Geschmack.
Durch den soeben beschriebenen Schreibstil empfand ich dieses Buch allerdings oftmals als zäh. Die Handlung ist über lange Strecken einfach so ruhig, dass keine Spannung aufkommen wollte.
Ich fand es zudem ein wenig schade, dass der Fokus überwiegend auf der Sommerfrische lag und ernstere Themen nur am Rande Platz fanden.
Auch hätte ich gerne etwas mehr über die Dienstboten gelesen. Bis auf am Anfang spielten diese eine nahezu unsichtbare Rolle.

Dies ist der erste Band einer fünfteiligen Serie. Auch wenn ich den Roman so weit ganz in Ordnung fand, bin ich dennoch skeptisch, ob die Serie weiter verfolgen werde. An vielen Stellen empfand ich die Handlung einfach als so nebensächlich, dass ich mich zwischendurch schon fragte, ob ich mit dieser Lektüre nicht vielleicht meine Zeit verschwende. Auch konnte ich mich für keinen der Charaktere wirklich erwärmen.

Denkbar ist natürlich, dass die Handlung im zweiten Teil an Fahrt aufnimmt, da aufgrund des Umfangs der Serie die Autorin die Möglichkeit hatte, langsam in die Geschichte einzusteigen.

Veröffentlicht am 05.07.2018

Hätte romantischer sein können

Der englische Liebhaber
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„Der englische Liebhaber“ ist mir ins Auge gestochen, da das Cover auf eine romantische Geschichte hindeutet. Zudem ist mir die Autorin Frederica de Cesco durch ihre Jugendbücher bekannt.

Die Handlung ...

„Der englische Liebhaber“ ist mir ins Auge gestochen, da das Cover auf eine romantische Geschichte hindeutet. Zudem ist mir die Autorin Frederica de Cesco durch ihre Jugendbücher bekannt.

Die Handlung basiert auf einer wahren Begebenheit, was dem Ganzen einen besonderen Reiz gibt. Das Buch beginnt mit Charlotte, die ein schwieriges Verhältnis zu ihrer Mutter hat. Als diese verstirbt, findet sie im Nachlass Tagebücher, Tonbandaufzeichnungen und andere Erinnerungsstücke.
An dieser Stelle beginnt die eigentliche Handlung. Die Geschichte springt zurück, in die Zeit kurz nach dem zweiten Weltkrieg. Charlottes Mutter Anna arbeitet als Sekretärin und lernt so den englischen Soldaten Jeremy kennen. Die beiden beginnen eine Affäre, aus der Charlotte hervor geht. Durch verschiedene Umstände kam es, dass Anna und Jeremy getrennt wurden und er erst Jahre später von der gemeinsamen Tochter erfuhr.

Die gealterete Anna war mir nicht sympathisch. Sie wirkte unnahbar und verbittert, so dass es einige Zeit gedauert hat, bis ich mit ihrer jüngeren Version warm geworden bin.
Jedoch konnte ich mit ihr noch mehr anfangen als mit Charlotte. Selbst als Erwachsene ist diese ein Rotzlöffel, wie er im Buche steht, ohne Respekt oder Empathie für die Gefühle ihrer Eltern. Mich hat sich auch bis zum Ende nicht erschlossen, wo die extreme Ablehnung gegenüber ihrer Mutter ihren Ursprung hatte. Sicherlich, sie hatte es als Kind nicht einfach, da Beziehungen zwischen Deutschen und Engländern nicht gerne gesehen wurden und sie mit zahlreichen Anfeindungen leben musste. Auch war ihre Mutter als Alleinerziehende gezwungen, viel zu arbeiten und Anna war früh auf sich allein gestellt. Aber all diese Dinge sind kein Grund, einen Zorn in diesem Ausmaß auf die eigene Mutter zu entwickeln.

Wie bereits erwähnt, wird die Handlung anhand von Annas Tagebüchern und Jeremys Tonbändern erzählt. Die Autorin bedient sich einer Sprache, die teilweise fast an Lyrik erinnert. Frederica de Cesco ist sehr wortgewandt und von dieser Warte betrachtet, hat mich der Roman sehr beeindruckt.
Gleichzeitig hatte ich Probleme mit der Erzählperspektive. Dadurch, dass die Geschichte überwiegend durch Tagebücher von Anna aufgerollt wird, ist der Roman im Grunde wie ein langer Monolog. Die Geschichte blieb konstant eindimensional für mich. Ich hatte mehr das Gefühl, jemanden zuzuhören, als mittendrin dabei zu sein.

„Der englische Liebhaber“ wird als deutsches „Vom Winde verweht“ beworben. Wer immer sich diese Marketingstrategie ausgedacht hat, kann keins dieser Bücher gelesen haben. Hier werden völlig falsche Erwartungen geweckt.

Alles in allem fand ich den Roman okay, würde ihn jedoch nicht weiterempfehlen.

Veröffentlicht am 09.06.2018

Strandlektüre

Nichts ist gut. Ohne dich.
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Nimmt man Lea Coplins Roman „Nichts ist gut. Ohne dich“ in die Hand, so liest man zuerst einmal die einhellige Meinung von mehreren Personen, dass dies die deutsche Antwort auf Colleen Hoover sei. So etwas ...

Nimmt man Lea Coplins Roman „Nichts ist gut. Ohne dich“ in die Hand, so liest man zuerst einmal die einhellige Meinung von mehreren Personen, dass dies die deutsche Antwort auf Colleen Hoover sei. So etwas finde ich immer ein wenig schade, denn ich denke, jeder Autor ist bestrebt, seinen eigenen Stil zu finden und möchte nicht als „Kopie“ abgestempelt werden.

Die Geschichte selbst wird jeweils in der Ich-Form aus der Sicht der Protagonisten Jana und Leander erzählt. Die Kapitel sind kurz, teilweise nur einen Seite „lang“. Trotz der häufigen Perspektivenwechsel war es kein Problem, die Orientierung zu behalten.

Der Schreibstil von Lea Coplin lässt sich sehr leicht lesen und ich bin mühelos in die Geschichte hinein gekommen. Auch gelang es ihr sehr gut, den Leser bei der Stange zu halten, obwohl die Handlung selbst doch ein wenig eigenartig ist.

Vor 6 Jahre ist Janas Bruder Tim bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Am Steuer saß sein bester Freund Leander. Nach dem Unfall zieht dieser in einen andere Stadt und der Kontakt bricht komplett ab. Doch plötzlich – nach Jahren des Schweigens – ist Leander wieder zurück. Beide fühlen sich magisch von einander angezogen und kommen trotz ihrer schwierigen Vergangenheit nicht voneinander los.

Ich muss sagen, der Ursprung dieser Romanze erschließt sich mir nicht. Woher kommen diese angeblich so große Liebe? Als Leander und Jana sich damals kannten, waren sie 12 und 16 Jahre alt. Es wäre gruselig, wenn sie bereits Gefühle für einander gehegt hätten. Als sie sich 6 Jahre später wieder treffen, sind sie quasi Fremde. Es dauert lange, bis Gespräche stattfinden, die über Small-talk hinaus gehen. Zudem weigert sich Jana vehement über den Unfall und das was passiert ist zu sprechen.

Die „Enthüllung“ des Vorfalls von damals wird sehr lange aufgebaut. Quasi das ganze Buch über. Als dann endlich etwas mehr Licht in die Dunkelheit gebracht wird, bleibt der vermutete Plot-twist aus. Nach all den Andeutungen hätte ich mir mehr erwartet.

Insgesamt gebe ich „Nichts ist gut. Ohne dich“ 3 Sterne, da mir der Schreibstil von Lea Coplin gut gefallen hat und man dieses Buch sehr gut im Urlaub am Strand lesen kann.
Für eine bessere Bewertung war mir die Geschichte einfach zu wenig nachvollziehbar. Insbesondere Jana benimmt sich oft völlig irrational, so dass ich sie mehr nervig als sympathisch empfand.

Veröffentlicht am 01.06.2018

Banaler als erwartet

Häuser aus Sand
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„Häuser aus Sand“ befasst sich mit der Geschichte der Familie Yacoub. Über 4 Generationen begleitet der Leser die einzelnen Mitglieder.
Bedingt durch Kriege und Unruhen muss die Familie immer wieder alle ...

„Häuser aus Sand“ befasst sich mit der Geschichte der Familie Yacoub. Über 4 Generationen begleitet der Leser die einzelnen Mitglieder.
Bedingt durch Kriege und Unruhen muss die Familie immer wieder alle Zelte abbrechen und in einem anderen Land neu anfangen. Palästina, Kuweit, Amman, Frankreich und Amerika sind nur einige Stationen.
Die Geschichte handelt von Entwurzelung und davon wie es ist, wenn man zu keiner Nation dazu gehört, ewig die Rolle des Ausländers, des Vertriebenen inne hält.

Vom Klappentext her hatte ich mir einen eher tiefgründigen Roman vorgestellt. Ich erwartete Einblicke übe das Leben in Kriegsgebieten. Tatsächlich ist „Häuser aus Sand“ jedoch sehr viel banaler.
Sicherlich, die Familie musste immer wieder umziehen, aber die Yacoubs sind wohlhabende Leute. In einem neuen Land kauften sie sich einfach neue Teppiche und Einrichtungen und alles ging weiter. Über Jahrzehnte konnten sie es sich leisten, Hausangestellte zu beschäftigen, meist arme Leute aus Indien, die ihre eigenen Familien kaum zu Gesicht bekommen, aber darüber machten sie sich nicht allzu viele Gedanken.
Die Protagonisten befassen sich mehr mit Kleidung und Seifenopern als mit politischen Themen.
Leute, denen der Krieg wirklich Haus und Hof genommen hat, die in Flüchtlingslagern leben, begegnen wir nicht.

Die einzelnen Kapitel sind etwas 20 Seiten lang und jeweils aus der Sicht eines anderen Familienmitglieds geschrieben. Zwischen den Kapiteln sind Zeitsprünge von mehren Jahren. Dadurch wurde mein Lesefluss immer wieder unterbrochen und die Geschichte erschien mir bruchstückhaft.

Obwohl wir die Familie über so einen langen Zeitraum begleiten, ist mir fast niemand sonderlich sympathisch geworden. Die meisten Personen blieben eindimensional und blass.
Erst ganz zum Schluss, fand ich in Manar einen Mensch, über den ich gerne mehr erfahren hätte.

Für mich war dies kein Buch, in das ich stundenlang abtauchen kann, da die Handlung einfach zu banal ist, dass es teilweise schon an langweilig grenzte.
Ich hätte mir einfach erhofft, dass dem Leser die andauernden Krisensituationen im nahen Osten näher gebracht werden und dass man einen Eindruck gewinnt, mit welchen Verlusten die Menschen fertig werden müssen. Schade.

Was ich jedoch mochte war, dass die Geschichte mit Alia beginnt und auch mit ihr endet und somit ein kompletter Kreislauf entstanden ist.

Veröffentlicht am 28.08.2017

Unterirdisches Gruselkabinett

Palast der Finsternis
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Schon das Cover von Stefan Bachmanns Roman „Palast der Finsternis“ macht neugierig. Eine Frau im Nachthemd wandelt einen Gang entlang, umgeben von goldenen Schmetterlingen. Eine Szene wie aus einer Gespenstergeschichte. ...

Schon das Cover von Stefan Bachmanns Roman „Palast der Finsternis“ macht neugierig. Eine Frau im Nachthemd wandelt einen Gang entlang, umgeben von goldenen Schmetterlingen. Eine Szene wie aus einer Gespenstergeschichte.

Allein vom Klappentext war mir nicht ganz klar, in welches Genre dieser Roman gehört. Erwartet hatte ich, dass die Jugendlichen in der Geschichte an einer Art Reality Show teilnehmen. Entsprechend überrascht war ich, als sich „Palast der Finsternis“ zu einem Fantasyroman entpuppte, der mit allerhand merkwürdigen Untoten aufwartet.

Dies war mein erstes Buch von Stefan Bachmann. Sein Schreibstil machte es mir sehr leicht, mich in die Geschichte einzufinden. Erzählt wird aus zwei Perspektiven. Zum einen begleiten wir Aurelie im Jahr 1789, deren Leben eine schreckliche Wendung nimmt. Der Hauptteil des Romans spielt in der heutigen Zeit, aus der Sicht der 17-jährigen Anouk, die mit einigen anderen Jugendlichen im Palast eingeschlossen ist.

Der Spannungsbogen ist konstant hoch, auch wenn ich die übertriebenen Cliffhanger vor jedem Perspektivenwechsel fast ein wenig lächerlich empfand.
Ich denke, dass „Palast der Finsternis“ für eine jüngere Zielgruppe als die meine gedacht ist. Ich halte es für Leser ab 14 Jahre geeignet, da die Sprache doch recht einfach gewählt ist.

Oftmals tue ich mir mit Büchern ein wenig schwer, in denen der Leser den Protagonisten weit voraus ist. Wenn auch nicht im Detail, so hat sich für mich dennoch schon abgezeichnet, welches Schicksal Hayden ereilt hat und welche Art von Experimenten die Bessancourts praktizieren, während Anouk und der Rest der Gruppe noch im Dunklen tappten.

Im Verlauf der Handlung geht der Autor auch näher auf die Charaktere und deren Hintergründe ein, so dass der Leser diese ein wenig besser kennen lernen kann, richtig warm geworden bin ich dennoch mit keinem.

Alles in allem ist „Palast der Finsternis“ ein spannendes Märchen für Jugendliche – die richtige Lektüre für die nächsten Schulferien.