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Veröffentlicht am 21.03.2023

Sturm ohne Entladung

In blaukalter Tiefe
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Der neue Roman von Kristina Hauff begann so spannend: 2 Paare und der gebuchte Skipper Eric machen zusammen einen Segeltörn zu den Schären in Schweden. Ein lang ersehnter Traum des Ehepaars Caroline und ...

Der neue Roman von Kristina Hauff begann so spannend: 2 Paare und der gebuchte Skipper Eric machen zusammen einen Segeltörn zu den Schären in Schweden. Ein lang ersehnter Traum des Ehepaars Caroline und Andreas. Dieser versucht verzweifelt, seine Ehe zu retten. Als Stoßdämpfer sind daher sein junger Arbeitskollege und dessen Partnerin mit von der Partie. Doch was zunächst idyllisch anmutet, wird schnell zum Albtraum. Denn nach und nach kippt die Stimmung unter den Pärchen und auch der Skipper Eric wird Teil des Konflikts.

Dank fesselndem Sprachstil, kurzen Kapiteln und ständigem Perspektivwechsel bin ich durch das Buch geflogen. Die Autorin hat es geschafft, die zwischenmenschlichen Verhältnisse der ungleichen Paare und des Skippers genauestens einzufangen. Insbesondere die Schilderungen des sich immer weiter aufbauenden Konflikts und der unterschwelligen Spannungen waren nahezu greifbar. Ein Locked-room Szenario, in dem die Unbehaglichkeit spürbar wird: Das umeinander Herumtänzeln auf engstem Raum, das "nicht unangenehm auffallen wollen" und sich wegen der baulichen Gegebenheiten der Yacht kaum abgrenzen zu können. Szenarien, die in ähnlicher Form jeder schon mal erlebt hat: Gestelzte Dialoge mit dem Chef, sich dabei möglichst gut zu präsentieren, um die Karriereleiter raufzuklettern. Sich mit dem Partner auszutauschen, ohne dass andere es mitbekommen.

Hierbei hilfreich waren auch die Figuren, die gut ausgearbeitet und grundverschieden anmuteten, was den Roman gleich noch facettenreicher werden lies. Erst nach und nach erhielt der Leser/die Leserin wertvolle Informationen. Die Spannung baute sich daher immer weiter auf. Doch der große Krach zwischen den Figuren blieb enttäuschenderweise aus. Das Finale des Romans ging nach dem sich aufbauenden Sturm ohne Gewitter direkt in ein laues Lüftchen über und wirkte halbgar auf mich. Schade! Hier habe ich nach dem Senkrechtstart ins Buch deutlich mehr erwartet.

Fazit: Toller Spannungsaufbau, leider ohne Entladung und mit schwachem Ende.

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Veröffentlicht am 13.02.2023

Kurzweiliger Klamauk

Die Unverbesserlichen – Der große Coup des Monsieur Lipaire (Die Unverbesserlichen 1)
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Inhalt: Ein Rätsel, das zum Familienschatz einer südfranzösischen Adelsdynastie führt, versteckt im Kanallabyrinth der malerischen Küstenstadt Port Grimaud? Das klingt zu formidable, um wahr zu sein. Gelegenheitsgauner ...

Inhalt: Ein Rätsel, das zum Familienschatz einer südfranzösischen Adelsdynastie führt, versteckt im Kanallabyrinth der malerischen Küstenstadt Port Grimaud? Das klingt zu formidable, um wahr zu sein. Gelegenheitsgauner Guillaume Lipaire sieht endlich seine Chance, schnell an viel Geld zu kommen. Er versammelt ein ungewöhnliches Team um sich, das ihm dabei helfen soll, das Rätsel zu lösen: Wassertaxifahrer Karim, Eisverkäuferin Jacqueline, Ex-Fremdenlegionär Paul, Delphine, die den örtlichen Handyladen betreibt, und die 84-jährige Lebedame Lizzy. Zusammen sind sie die Unverbesserlichen von der Côte d’Azur. Dumm nur, dass keiner von ihnen weiß, wie man einen großen Coup aufzieht und ihnen die Adeligen langsam, aber sicher auf die Schliche kommen. Ein turbulentes Katz-und-Maus-Spiel durch den pittoresken Urlaubsort beginnt, bei dem eine Katastrophe die nächste jagt.

Als Fan der Kluftinger-Reihe kam ich am neuesten Erzeugnis des Autorenduos Klüpfl/Kobr nicht vorbei. „Die Unverbesserlichen“ bedient mit seinem Gauner-Clan dabei eine andere Sparte, als man es von den Kluftinger-Krimis gewöhnt ist. Im Vordergrund steht hierbei der Humor, der mir fast zu sehr in Richtung Klamauk á la Louis de Funés ging. Insbesondere im ersten Drittel des Romans driftete die Komödie für meinen Geschmack zu oft ins Dödelige und Slapstick-Momente ab. Als sich aber die Verbrecherbande zusammenfindet und gemeinsam „arbeitet“ (oder eher Chaos verbreitend rumstümpert) wirkte die Geschichte auf mich runder und deutlich amüsanter. Die verschiedenen Protagonisten bieten dabei viel Abwechslung und sind herrlich schräg. Auch, wenn ich weiterhin Kluftinger favorisiere, werde ich Band 2 sicherlich ebenfalls lesen.

Insgesamt bietet der Krimi kurzweilige Unterhaltung und Wiederaufleben des Humors von Louis de Funés.

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Veröffentlicht am 12.02.2023

Schräg, aber herzallerliebst

Das Schloss der Smartphone-Waisen
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Um zu verhindern, dass sie nach Abriss ihres Waisenhauses in verschiedene Pflegefamilien gesteckt werden, suchen die Waisen Kalli, Leo, Tara, Bodhi und Bhavani nach einer geeigneten Unterkunft. Ihre neu ...

Um zu verhindern, dass sie nach Abriss ihres Waisenhauses in verschiedene Pflegefamilien gesteckt werden, suchen die Waisen Kalli, Leo, Tara, Bodhi und Bhavani nach einer geeigneten Unterkunft. Ihre neu gewonnene Freundin kommt ihnen da sehr gelegen, denn die alte Hermine wohnt in einem Schloss und hätte viel Platz. Leider aber liegt sie im Klinsch mit ihrem Sohn Henry, der das Schloss für seine eigenen Zwecke nutzen möchte und seine Mutter mit richterlichem Beschluss auf die Straße setzen will. Da haben die Kinder eine spontane Lösung: Was wäre, wenn sie Hermines Enkel Archie, der nebenbei bemerkt ein ziemlich nerviger Kotzbrocken ist, entführen würden, um Henry erpressen zu können?

Ich habe bereits mehrere Kindergeschichten des Autors Salah Naoura gelesen bzw. gehört und auch sein neuestes Abenteuer rund um die Smartphone-Waisen zeichnet sich durch eine eigenwillige Geschichte mit liebenswerten Figuren und ideenreichen Skurrilitäten aus. Das Kinderbuch startet mit kurzem Fingerzeig auf die Elterngeneration, die durch besessenes Smartphone-Bedienen ums Leben kommt und 5 Smartphone-Waisen zurücklässt. Nach und nach entpuppt sich die Geschichte als kunterbunter und gewohnt schräger Krimi, der nicht nur unterhaltsam und lustig ist, sondern auch nachdenklich stimmen soll. Im Vordergrund stehen dabei die Themen Familie, Freundschaft und Zusammenhalt. Auch, wenn es zwischenzeitlich nicht so aussieht, wartet zuletzt doch ein Happy End auf die vielseitig begabten Kinder, die um keine Antwort verlegen sind. Der Sprachstil ist dabei dem Lesealter (8 Jahre) angepasst und flüssig.

Ich selbst empfand die Geschichte teilweise fast schon zu schräg und durchgedreht. Ob sie sich bereits einem 8-Jährigen gut vermitteln lässt, stelle ich daher leicht in Frage. Nichtsdestotrotz gefiel mir auch hier wieder der Ideenreichtum und die Vielfalt, die der Autor in seinen Kinderbüchern zeigt. Zuletzt sind die Figuren stets herzallerliebst und wachsen auch dem erwachsenen Leser schnell ans Herz.

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Veröffentlicht am 05.12.2022

Friedlicher Protest

Unsre verschwundenen Herzen
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„Von einem Durchschnittsamerikaner kann nicht erwartet werden, dass er visuell zwischen den verschiedenen Arten von Personen asiatische Herkunft unterscheiden kann.“

Celeste Ngs neuester Roman ist eine ...

„Von einem Durchschnittsamerikaner kann nicht erwartet werden, dass er visuell zwischen den verschiedenen Arten von Personen asiatische Herkunft unterscheiden kann.“

Celeste Ngs neuester Roman ist eine erschreckende Dystopie, die nicht so weit entfernt von der Realität liegt, wie man es sich wünschen würde:

Nachdem die US-Amerikaner sich in einer fiktiven Zukunft in einer wirtschaftlichen Krise, die bürgerkriegsähnliche Zustände auslöste, befunden haben, wurde PACT gegründet. PACT steht für „Preserving American Culture and Traditions Act“ und hat das Land von der Krise befreit, indem es für wirtschaftliche Stabilität sorgte und die amerikanische Kultur – auch unter Anwendung von Gewalt - bewahrte. Im Zuge dessen wurde China zum Staatsfeind erklärt, was zu offener Diskriminierung asiatisch aussehender Menschen im Land führte, deren Kinder nicht selten zur Adoption freigegeben werden.

Im Roman steht der 12-jährige Bird im Vordergrund. Durch seine zunächst naiv-kindlichen, später sehr wachsamen Augen erlebt der Leser die grausame Realität einer totalitären Regierung. Bird lebt bei seinem Vater in Harvard und ist als Sohn einer asiatischen Mutter, die vor Jahren als Rebellin spurlos verschwand, ein Einzelgänger, der versucht, sich nichts zu Schulden kommen zu lassen. Nachdem ihm seine untergetauchte Mutter nach Jahren der Kontaktlosigkeit eine Botschaft schickt, macht er sich jedoch auf den Weg, sie zu finden. Im Laufe der Geschichte begegnet Bird diversen Ungerechtigkeiten und tiefen Abgründen. Der Roman ist dabei stets eine Mahnung - nicht nur an die amerikanische Bevölkerung -, wohin Fremdenhass auf dem Boden einer prekären wirtschaftlichen Lage führen kann. Die Geschichte ist dabei stets sehr intensiv und geprägt von einem sehr bildgewaltigen und eloquenten Sprachstil. Dieser erschwert jedoch auch das Vorankommen im Roman – kurze Szenen oder Eindrücke werden sehr detailliert und beschrieben, was mich zunächst in den Bann zog, im Verlauf des Romans leider zunehmend störte. Die Opulenz hielt den Lesefluss für meinen Geschmack zu sehr auf. Auch inhaltlich zog sich vor allem der Mittelteil des Romans für mich sehr in die Länge, wenn er auch viele Erklärungen bot. Das Ende empfand ich allerdings als sehr passend und hat mich sehr bewegt.

Fazit: Ein politisch gesehen sehr aktueller, dystopischer Roman, der trotz seiner Fiktion zur bitteren Realität werden könnte und damit seine Relevanz unterstreicht. Trotz zäher Detailverliebtheit stimmte er mich nachdenklich und hallte noch lange nach.

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Veröffentlicht am 01.04.2022

Wo ist Agatha?

Mrs Agatha Christie
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Inhalt: Im Dezember 1926 wird Agatha Christie vermisst. Ermittler finden ihr leeres Auto am Rande eines tiefen, düsteren Teichs, darin ihr Pelzmantel – ungewöhnlich für eine eisige Nacht. Ihr Ehemann, ...

Inhalt: Im Dezember 1926 wird Agatha Christie vermisst. Ermittler finden ihr leeres Auto am Rande eines tiefen, düsteren Teichs, darin ihr Pelzmantel – ungewöhnlich für eine eisige Nacht. Ihr Ehemann, ein Veteran des Ersten Weltkriegs, und ihre Tochter wissen nicht, wo sie sich aufhält, und England löst eine beispiellose Fahndung nach der Krimiautorin aus. Elf Tage später taucht sie wieder auf, genauso mysteriös, wie sie verschwunden war. Sie behauptet, an Amnesie gelitten zu haben und gibt keine Erklärung für ihre Abwesenheit ab. Bis heute weiß niemand, was damals geschah. Marie Benedict erzählt die Geschichte einer zunächst glücklichen Ehe, die jedoch mehr und mehr zerbricht, je erfolgreicher Agatha wird. Welche Rolle spielte ihr untreuer Ehemann, und was hat er den Ermittlern verschwiegen? Agatha Christies Verschwinden ist vielleicht ihr spannendster Fall. Marie Benedict liefert eine erschreckend plausible Lösung.

„Mrs. Agatha Christie“ ist der erste Roman, den ich von Marie Benedict gelesen habe. Als großer Fan der Autorin Agatha Christie kam ich an diesem Buch einfach nicht vorbei. Das ominöse Verschwinden der Autorin im Jahr 1926 ist bis heute rätselhaft. Trotz diverser Interviews und Biographien hat sich Agatha Christie nie zu ihrer Abwesenheit geäußert. Umso gespannter war ich auf den Erklärungsansatz von Marie Benedict, die eine fiktive Romanbiographie verfasst hat. In wechselnden Abschnitten erfährt der Leser hierbei einerseits die Vergangenheit und das Kennenlernen bis zum Dezember 1926 aus Agatha Christies Sicht mit ihrem Mann Archie, andererseits das Verschwinden von Agatha Christie aus Archies Sicht im Dezember 1926. Durch die diversen Cliffhanger wurde die Geschichte schnell spannend, obwohl man weiß, wie es ausgeht. Denn Agatha Christie hat sich damals wie auch in Marie Benedicts Roman in einem Hotel bemerkbar gemacht und ist zu ihrer Familie zurückgekehrt. Der Roman bietet interessante Einblicke in die mögliche Entwicklung der Ehe der Christies und insbesondere in die potentiellen Denkweisen von Agatha Christie. Den Erklärungsansatz von Marie Benedict halte ich grundsätzlich für möglich, dennoch wurden mir nicht alle Fragen zufriedenstellend beantwortet und insbesondere Arthur Christie zu eindimensional dargestellt. Gerne hätte ich ferner seine Sicht über das Kennenlernen und die nachfolgenden Ehejahre erfahren. Der Sprachstil ist flüssig und der damaligen Zeit angepasst.

Fazit: Ein interessanter und zeitweilig spannender, aber nicht alles durchdringender Ansatz der Autorin, das ominöse Verschwinden von Agatha Christie im Jahr 1926 aufzuklären.

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