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Veröffentlicht am 18.02.2023

Bewegend, ehrlich, hoffnungsvoll. Ein wichtiges und mutmachendes Buch!

Silberregen glitzert nicht
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Da mir Christine Werners Jugendbuchdebüt „Blitzeinschlag im TerriTorium“ so gut gefallen hat, war ich sofort Feuer und Flamme, als ich von ihrem neuen Werk „Silberregen glitzert nicht“ hörte. Cover, Titel ...

Da mir Christine Werners Jugendbuchdebüt „Blitzeinschlag im TerriTorium“ so gut gefallen hat, war ich sofort Feuer und Flamme, als ich von ihrem neuen Werk „Silberregen glitzert nicht“ hörte. Cover, Titel und Klappentext sprachen mich direkt an – für mich stand daher sehr schnell fest, dass ich das Buch lesen möchte.

Emely ist die Älteste von drei Geschwistern und ein ganz normales Mädchen. Mit ihrem besten Freund Mathis fährt sie oft Skateboard und isst beim Zandonella ein Eis und zusammen mit ihrer Mutter schaut sie sich gerne Quizsendungen im Fernsehen an. Für sie ist ihre Mutter die unschlagbare Königin des Silberregens! Oder zumindest war sie das einmal. In der letzten Zeit ist irgendwie alles anders. Ihre Mutter kommt morgens kaum noch aus dem Bett und schläft fast den ganzen Tag und überall in der Wohnung liegen dieses kleinen Silberpapierchen herum. Da der Vater viel auf der Autobahn unterwegs ist und wegen des dichten Verkehrs oft erst spät nach Hause kommt, muss Emely sich meist um alles kümmern. Mittlerweile ist es ihre Aufgabe, ihre Geschwister in den Kindergarten und in die Krippe zu bringen und einkaufen zu gehen. Emily gibt jeden Tag alles, damit ihre Familie weiter funktioniert und niemandem etwas auffällt. Doch irgendwann wird einfach alles zu viel und Emely beginnt sich zu fragen, ob man manche Geheimnisse nicht vielleicht besser mit anderen teilen sollte.

Wie oben bereits erwähnt, hat mich Christine Werner mit ihrem Jugendbuchdebüt absolut begeistern können. An ihr neues Buch bin ich dementsprechend natürlich mit hohen Erwartungen herangegangen und um euch nicht unnötig auf die Folter zu spannen: Ich wurde abermals nicht enttäuscht! Für mich hat sich auch mein zweites Werk von Christine Werner als ein echtes Lesehighlight entpuppt. Der deutschen Autorin ist es in meinen Augen einfach erstklassig gelungen, ein aktuelles, aber leider viel zu tabuisiertes Thema kindgerecht zu verpacken. Auf eine schonungslos realistische und gleichermaßen verständnisvolle und altersgerechte Weise erzählt Christine Werner in „Silberregen glitzert nicht“ davon, wie es sich auf die Familie auswirkt, wenn ein Elternteil an Tablettensucht leidet. Als Leserin taucht man tief ein in die Gefühls- und Gedankenwelt der ältesten Tochter Emely ein und erlebt hautnah mit, was für Folgen das Suchtverhalten ihrer Mutter insbesondere für sie hat.

Emely, aus deren Sicht alles in der Ich-Perspektive geschildert wird, war mir auf Anhieb sympathisch und obwohl ich einige Jährchen älter bin als sie, habe ich mich jederzeit mühelos in sie hineinversetzen können. Ich habe richtig mit unserer Protagonistin mitgefühlt und ihr inneres Chaos und ihre stetig wachsende Verzweiflung nur zu gut nachvollziehen können.
Emely schwankt ständig zwischen dem Pflichtgefühl, für ihre jüngeren Geschwister da zu sein, der Sorge, sich nicht gut genug um sie zu kümmern und dem Wunsch, Zeit mit ihrem besten Freund zu verbringen und mit ihm zusammen im Skaterpark neue Tricks zu üben. Auf ihren Schultern wiegt eine wirklich schwere Last, die zunehmend größer wird. Die Mutter hat deutlich mehr schlechte Tage als gute und verlässt nur selten das Bett, der Vater ist wegen seiner Arbeit kaum zu Hause und die Geschwister sind viel zu klein um für sich selbst zu sorgen. Das meiste bleibt somit an Emely hängen, was diese aber zu verheimlichen versucht. Emely ist sich natürlich durchaus im Klaren darüber, dass bei ihr zu Hause gerade mächtig etwas schiefläuft, doch anstatt sich jemanden anzuvertrauen, bemüht sie sich darum, alles nach außen hin normal wirken zu lassen, damit niemand Verdacht schöpft. Den daraus resultierenden Druck für sie kann man als Leser
in nur zu deutlich spüren. Zum einen dank der anschaulichen Darstellung ihres Innenlebens, aber auch der manchmal etwas hastig wirkende Erzählstil mit seinen vielen kurzen Sätzen spiegelt Emelys stressigen Alltag perfekt wider.
Sehr gut gefallen hat mir auch, dass das Problem der Mutter nie so wirklich beim Namen genannt wird. Es gibt nur Hinweise darauf, dass sie an einer Tablettensucht leidet, wie die vielen Silberpapierchen, die überall in der Wohnung herumliegen. Ich persönlich finde, dass dieser Aspekt äußerst gut unterstreicht, wie wenig Emely zunächst wahrhaben möchte, dass ihre Familie Hilfe braucht und wie verloren und überfordert sie sich mit der Situation fühlt.

Ich habe an vielen Stellen zutiefst mit Emely mitgelitten, gleichzeitig habe ich sie aber auch sehr für ihre Stärke bewundert. Ich fand es beeindruckend zu sehen, was sie in ihrem Alter alles schafft und meistert. Sofern ich nichts überlesen habe, wird nicht gesagt, wie alt sie ist, ich jedenfalls habe sie auf etwa 12 Jahre geschätzt. Viel zu jung also, um in die Rolle eines Erwachsenen zu schlüpfen und all das zu tun, was eigentlich die Aufgabe der Eltern ist.

Die Grundstimmung ist aufgrund der ernsten Thematik eine recht traurige, aber da Christine Werner alles mit einer genau richtigen Portion Witz, Gefühl und Leichtigkeit behandelt, wird sie niemals zu bedrückend. So lockern vor allem Emelys Quizfragen, die immer wieder auftauchen, die Handlung gekonnt auf und nehmen dem Ganzen etwas von der Schwere. Und dann wäre da doch noch Mathis, Emelys weltbester Freund, der ebenfalls dazu beiträgt, dass die Geschichte an keiner Stelle zu schmerzlich wird.

So jemanden wie Mathis sollte jeder Mensch in seinem Leben haben. Mathis merkt natürlich irgendwann, dass mit seiner Freundin etwas nicht stimmt und sie etwas vor ihm verbirgt. Mich hat es berührt zu sehen, wie er vorsichtig auf Emely zugeht, wie er zu ihr hält und versucht ihr zu helfen.
Ob Mathis etwas erreichen kann und wie die Erzählung ausgehen wird, werde ich euch hier nicht verraten, das müsst ihr schon selbst herausfinden. Ich, für mich, kann jedenfalls nur sagen, dass ich echt begeistert davon bin, wie Christine Werner dieses große Tabuthema in einem Kinderroman ab 11 Jahren verpackt hat. Emelys Geschichte geht unter die Haut und zu Herzen und sie enthält eine ganz wichtige Botschaft, die betroffenen Kindern Mut machen und Kraft spenden wird: Du bist nicht allein! Es ist okay, wenn etwas nicht okay ist, es ist okay, dir helfen zu lassen. Vertraue dich anderen an, es gibt Menschen, an die du dich wenden kannst und die für dich da sind.

Fazit: „Silberregen glitzert nicht“ von Christine Werner ist so ein Buch, bei welchem ich sehr hoffe, dass es die Aufmerksamkeit erhalten wird, die es verdient. Es erzählt einfach eine so tolle und einfühlsame Geschichte über ein sehr wichtiges Thema, es ist ehrlich und authentisch und wühlt auf, gleichzeitig ist es aber auch sehr bewegend und schenkt Hoffnung und macht Mut. „Silberregen glitzert nicht“ ist ein starkes Buch, welches ich wirklich jedem, sowohl Jugendlichen als auch Erwachsen, nur ans Herz legen kann. Von mir gibt es 5 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 15.02.2023

Einfach zauberhaft und so herrlich kreativ und witzig!

Papa kann nicht einschlafen
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Ich bin eine große Buchbilderliebhaberin und stets auf der Suche nach neuen Schätzchen für meine Sammlung. Als ich beim Stöbern auf „Papa kann nicht einschlafen“ stieß, konnten der ulkige Titel und das ...

Ich bin eine große Buchbilderliebhaberin und stets auf der Suche nach neuen Schätzchen für meine Sammlung. Als ich beim Stöbern auf „Papa kann nicht einschlafen“ stieß, konnten der ulkige Titel und das reizende Cover meine Neugierde sofort wecken. Für mich stand eigentlich schon zu dem Zeitpunkt fest, dass ich das Buch haben muss. Nachdem ich bin mir dann aber noch den Klappentext durchgelesen hatte, war ich nur noch mehr Feuer und Flamme. Ich ließ das gemeinsame Werk des Ehepaars Anna Lena und René Amthor daher sehr gerne bei mir einziehen.

Hannes und sein Kuschelotter Herr Walter liegen im Bett und schlafen tief und fest, als sie plötzlich durch ein seltsames Geräusch geweckt werden. Durch den Türspalt sieht Hannes, dass das Licht im Wohnzimmer brennt und da, war da nicht ein Schatten? Wer oder was kann das nur sein? Ein Gespenst vielleicht? Oder die schlafwandelnde Nachbarin von gegenüber? Doch dann schaut Hannes genauer hin und erkennt, wer ihn da ihn aus dem Schlaf gerissen hat: Es ist sein Papa, der nicht einschlafen kann, weil Mama so laut schnarcht. Was für ein Glück, dass er einen so schlauen Sohn hat, der die weltbesten Einschlafhilfen kennt. Eine warme Tasse Kakao ist der ideale Begleiter ins Land der Träume. Danach erlaubt Hannes seinem Papa sogar noch großzügig, bei ihm und Herrn Walter in seinem Bett zu übernachten. Als Papa fast eingeschlummert, schreckt er plötzlich wieder auf. Er hat ganz vergessen sich nach dem Kakaotrinken die Zähne zu putzen! Das geht natürlich gar nicht. Um ihn danach wieder müde zu machen, schlägt Hannes vor, Ziegen zu zählen. Das klappt zunächst auch sehr gut, doch dann verzählt sich Papa. Und ist wieder ein bisschen wacher. Aber Hannes gibt nicht auf und versorgt seinen Vater mit weiteren Ratschlägen, die ihm dabei helfen sollen, endlich einzuschlafen. Aber nichts hilft. Hannes bietet ihm schließlich eines seiner Stofftiere an. Seine Wahl fällt auf seine Kuschelspinne, doch nanu, warum wird Papa denn auf einmal so blass? Hat Papa etwa Angst vor Spinnen? Als sich herausstellt, dass im Elternschlafzimmer eine kleine Spinne an der Wand sitzt, ist sich Hannes ziemlich sicher, dass Mamas Geschnarche nicht der wirkliche Grund dafür ist, wieso Papa kein Auge zutut.

Ich habe inzwischen schon so einige Bilderbücher gelesen, die davon handeln, dass Kinder nicht einschlafen können. Aber eine Geschichte, in der es mal andersherum ist und sich ein Elternteil bei seinem Kind hilfreiche Einschlaftricks holt, kannte ich bislang noch nicht. Ich war von dieser originellen Idee sofort ganz angetan und sehr auf die Umsetzung gespannt. Erwartungsvoll bin ich also in das Buch eingetaucht – und wie ich es mir schon gedacht habe, hat es mich vollkommen verzaubern können.
In meinen Augen haben Anna Lena und René Amthor mit „Papa kann nicht einschlafen“ ein überaus entzückendes Bilderbuch herausgebracht, bei dem ich mir ziemlich sicher bin, dass es bei vielen ein neuer Liebling im Kinderbuchregal werden wird. Es macht einfach nur unheimlich viel Spaß, Hannes und seinen Papa auf ihren nächtlichen Eskapaden zu begleiten und mitzuverfolgen, wie der Sohnemann alles gibt, damit der Vater endlich seine Nachtruhe findet. Man kommt aus dem Schmunzeln dabei gar nicht mehr heraus, weil das Ganze einfach so herzallerliebst und lustig ist.

Ich habe das Buch quasi mit einem Dauerlächeln auf den Lippen gelesen, da mich das Zusammenspiel zwischen Vater und Sohn so gerührt hat. Hannes ist einfach ein bezaubernder Junge, mein Herz hat er im Sturm erobert. Er umsorgt seinen Papa genauso liebevoll wie sich sonst die Eltern um ihre Kindern kümmern. Und wie diese, so ist es auch für unseren jungen pfiffigen Helden gar nicht so leicht, dem Vater erfolgreich zur Nachtruhe zu verhelfen. Dem Papa fallen einfach ständig neue Dinge ein, die er noch tun muss, damit er schlafen kann, oder es passiert irgendetwas, was ihn wieder hochfahren lässt. Und leider wird er dadurch immer wieder ein kleines bisschen wacher.
Die beschriebene Situation wird den meisten Vorleserinnen und Zuhörerinnen bestimmt mehr als bekannt vorkommen, schließlich finden junge Kinder Schlafen oft ziemlich langweilig und wollen viel lieber andere, deutlich spannendere Sachen tun. Oder es gibt etwas, was sie verängstigst und daran hindert einzuschlafen. Auch dieser Umstand kommt hier zur Sprache, sodass sich garantiert viele Erwachsene und ihre Kinder in der Geschichte wiederfinden werden.

Die Erzählung enthält ein paar wirklich schöne Botschaften, die uns auf eine kindgerechte und charmante Art und Weise nähergebracht werden. So zeigt sie uns, dass auch Erwachsene Angst haben dürfen und sich ihren Ängsten stellen müssen. Zudem wird verdeutlicht, dass man gemeinsam viel stärker ist als alleine und eine Menge schaffen und erreichen kann. Die Geschichte ist somit auch lehrreich und pädagogisch wertvoll, was ich einfach wunderbar finde. Sehr gut gefallen hat mir auch, dass es kleine Wiederholungen wird, die zum Mitmachen einladen und die bei den jungen Zuhörer*innen sicherlich richtig gut ankommen werden.

Absolut hinreißend sind dann natürlich auch die farbenfrohen Illustrationen von René Amthor, die das Geschehen im Text, allen voran die warmherzige Interaktion zwischen Papa und Sohn, perfekt wiedergeben. Die Gesichtsausdrücke, insbesondere das Mienenspiel des Vaters, sind einfach zu schön, aber auch die Mimik der anderen Figuren, wie die der Kuscheltiere, sorgen für so einige breite Schmunzler. Es ist einfach die reinste Freude, die witzigen Zeichnungen zu betrachten und da das Zuhause der Familie so etwas Heimeliges und Gemütliches ausstrahlt, fühlt man sich vom ersten Moment an rundum wohl zwischen den Seiten.

Fazit: Eine zauberhafte Gute-Laune-Gute-Nacht-Geschichte über das Nicht-Einschlafen-können und Angsthaben.
Das Ehepaar Anna Lena und René Amthor hat mit „Papa kann nicht einschlafen“ ein zuckersüßes kreatives Bilderbuch ab 4 Jahren erschaffen, mit welchem sie uns ein gelungenes Gesamtpaket aus lauter wundervollen Zutaten bescheren. Ein herrlich amüsanter Rollentausch, eine ordentliche Portion Witz und Situationskomik, viele tolle Einschlaftipps und herzerwärmende Papa-Sohn-Momente, großartige Illustrationen und ein paar wichtige Botschaften – all das erwartet euch hier. Also ich bin total begeistert, ich kann „Papa kann nicht einschlafen“ nur empfehlen. Von mir gibt es 5 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 13.02.2023

Herzergreifend, wortgewaltig, traurig und wunderschön.

Toffee
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Von Sarah Crossan habe ich vor einigen Jahren „Wer ist Edward Moon?“ gelesen – ein großartiger Roman, der definitiv zurecht mit dem deutschen Jugendliteraturpreis 2020 ausgezeichnet wurde. Als ich nun ...

Von Sarah Crossan habe ich vor einigen Jahren „Wer ist Edward Moon?“ gelesen – ein großartiger Roman, der definitiv zurecht mit dem deutschen Jugendliteraturpreis 2020 ausgezeichnet wurde. Als ich nun von ihrem neuen Werk „Toffee“ hörte, war meine Neugierde sofort geweckt. Cover und Klappentext sprachen mich direkt an – für mich stand daher sehr schnell fest, dass ich das Buch lesen möchte.

Die 15-jährige Allison ist von zu Hause ausgerissen. Sie hat einfach keinen anderen Ausweg mehr gesehen als abzuhauen und vor ihrem gewalttätigen Vater zu flüchten, der sie so viele Jahre lang misshandelt hat. Ihr Weg führt sie schließlich in ein kleines Dorf am Meer, meilenweit weg von ihrem Heimatort. Hier findet sie Unterschlupf bei einer alten Frau namens Marla, die – anders als Allison, die versucht zu vergessen – versucht sich zu erinnern. Marla ist dement und lebt meist komplett in ihrer eigenen Welt. Sie hält ihre Besucherin für ihre Jugendfreundin Toffee – was diese nicht abstreitet. Allison schlüpft kurzerhand in diese neue Rolle und wird zu Toffee. Eine wunderbare, tiefgehende Freundschaft entsteht zwischen den beiden unterschiedlichen Frauen. Die Zwei kommen sich immer näher, sie kümmern sich umeinander und profitieren voneinander. Marla erhält endlich die Zuwendung und Hilfe, die sie von ihrem Sohn nie bekommt und Allison erkennt, was es bedeutet eine richtige Familie zu haben und einen Ort, den man wirklich Zuhause nennen kann.

Dies war also mein zweites Buch von Sarah Crossan und wie bereits mein erstes, so hat sich auch „Toffee“ als ein absolutes Lesehighlight für mich entpuppt. In meinen Augen hat es die irische Autorin erneut mit Bravour geschafft, in nur wenigen poetischen Worten eine überaus tiefgründige, ergreifende und fesselnde Story zu erzählen, die unter die Haut und zu Herzen geht und einen einfach nicht mehr loslässt. Man kann eigentlich gar nicht anders, als die Geschichte in einem Zug zu lesen und das, wo sie noch nicht einmal groß spannungsgeladen ist. „Toffee“ ist ein sehr ruhiges Buch, in dem es nicht darum geht, uns Leser*innen mit krassen Wendungen oder actionreichen Szenen in Atem zu halten. Es geht um die Charaktere und ihre Entwicklungen. Es geht um Allison und Marla – und um die essentiellen Fragen, die uns alle irgendwann einmal beschäftigen: Wer bin ich eigentlich? Was bedeutet Freundschaft und Familie? Wie fühlt es sich an, ein richtiges Zuhause zu haben?
Das Buch regt sehr zum Nachdenken an und da es sich mit teils ziemlich ernsten Themen auseinandersetzt, ist es keine leichte Kost. Unsere 15-jährige Hauptprotagonistin Allison, aus deren Sicht alles in der Ich-Perspektive geschildert wird, hat kein einfaches Leben und blickt auf eine dunkle Vergangenheit zurück, was in erster Linie dem Vater zuzuschreiben ist. Durch Rückblenden erfahren wir, was Allison als Kind alles Schlimmes durchmachen musste, wie sie daheim von ihrem Vater physisch und psychisch misshandelt wurde und jahrelang diesen körperlichen und seelischen Schmerz aushalten musste. Es ist daher nur zu verständlich, dass sie einfach nur noch weg möchte und sich nichts mehr wünscht als ihr altes Leben zu vergessen.
Marla wiederum kämpft gegen das Vergessen. Sie leidet an einer Krankheit, die ihr nach und nach alle Erinnerungen nimmt und gegen die sie keine Chance hat. Marla ist dement und lebt meist Erlebnisse aus ihrer Kindheit nach. Manchmal hat sie aber auch klare Momente und erkennt, in was für einer unglücklichen Lage sie sich befindet.

Sowohl Marlas Demenz als auch der Missbrauch an Allison werden auf eine schonungslos ehrliche Art und Weise behandelt, sodass einen das Gelesene alles andere als kalt lässt und die Grundstimmung eine sehr melancholische ist. Da sich das Buch aber auch noch mit anderen, deutlich angenehmeren und schöneren Dingen befasst, verströmt die Geschichte trotz all der Schwere auch eine gewisse Leichtigkeit und gibt Kraft und Zuversicht.

Allison und Marla mögen auf den ersten Blick sehr verschieden sein – schon allein aufgrund ihres Alters. Sie haben aber mehr gemeinsam als zunächst gedacht und werden sich immer näherkommen. Mich hat es tief berührt zu sehen, wie sich zwischen den beiden ungleichen Frauen eine wundervolle Freundschaft entwickelt, wie sie sich gegenseitig Trost spenden, voneinander lernen und immer vertrauter miteinander werden. Besonders bewegt hat mich Allisons liebevoller Umgang mit Marlas Demenz. Sie geht bemerkenswert gut damit um und obwohl sie sich mit dieser Krankheit nicht auskennt, tut sie meist genau das Richtige. Das Zusammenspiel zwischen den beiden, ihre Dialoge und ihre freundschaftliche Liebe werden einfach so toll und herzerwärmend beschrieben und zeigen uns, dass Freundschaft keine Altersgrenze kennt.

Mir sind Allison und Marla richtig ans Herz gewachsen und auch die weiteren Figuren, auf die wir im Verlauf der Erzählung treffen, mochte ich sehr. Als sympathisch kann man sie zwar nicht alle bezeichnen, aber sie wurden allesamt hervorragend ausgearbeitet und machen das Lesen mit ihren unterschiedlichen Eigenschaften zu einem einzigartigen Erlebnis.

Auch sprachlich ist dieser Roman eine echte Besonderheit. Wie die meisten Bücher von Sarah Crossan, so ist auch „Toffee“ in freien Versen geschrieben. Die kurzen Sätzen mögen auf den ersten Blick vielleicht etwas unscheinbar wirken, sie sagen aber enorm viel aus und treffen einen mit voller Wucht. Hier auch mal ein großes Lob an die Übersetzerin Beate Schäfer, die den Text so gekonnt ins Deutsche übertragen wird. Die Verse lesen sich einfach nur unheimlich schön und entfalten von den ersten Seiten an eine immense Sogwirkung, der man sich kaum mehr entziehen kann.

Fazit: Emotional, intensiv, sprachgewaltig. Ein kraftvoller Roman, den man schnell liest, aber so schnell nicht mehr vergisst.
Nachdem mich Sarah Crossan bereits mit „Wer ist Edward Moon?“ restlos begeistert hat, hat sie es nun erneut geschafft, mich zutiefst zu beeindrucken. Der irischen Autorin ist es abermals einfach meisterhaft gelungen, mit nur wenigen Worten unglaublich viel auszusagen. „Toffee“ erzählt eine wunderschöne Geschichte über eine außergewöhnliche generationsübergreifende Freundschaft, es enthält viel Schmerz und Düsterkeit und wühlt auf, gleichzeitig steckt es aber auch voller Gefühl und Wärme und schenkt Hoffnung und macht Mut. „Toffee“ ist ein ganz besonderes Buch und definitiv nicht nur für Jugendliche ab 14 Jahren vollkommen lesenswert, sondern auch für Erwachsene. Von mir gibt es 5 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 07.02.2023

Ein weiteres tolles Woodwalkers-Abenteuer!

Woodwalkers – Die Rückkehr (Staffel 2, Band 2). Herr der Gestalten
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Da ich ein großer Wood- und Seawalkers-Fan bin und bisher jeden Band mit Begeisterung verschlungen habe, habe ich mich auf den zweiten Teil der neuen Woodwalkers-Staffel tierisch gefreut. Ich war so gespannt ...

Da ich ein großer Wood- und Seawalkers-Fan bin und bisher jeden Band mit Begeisterung verschlungen habe, habe ich mich auf den zweiten Teil der neuen Woodwalkers-Staffel tierisch gefreut. Ich war so gespannt wie es wohl mit Carag und Co. weitergehen wird!

Die Zwischenprüfungen sind bestanden und Weihnachten steht vor der Tür, aber so richtig entspannen und auf die Festtage freuen, können sich Carag und seine Freunde irgendwie nicht. Ihr Lehrer James Bridger befindet sich schließlich immer noch in den Fängen der Löwenwandlerin Rebecca Youngblood. Carag und seine Mitschülerinnen wissen aber, wo in den Rocky Mountains ihr Lehrer gefangen gehalten wird und starten eine gefährliche Rettungsaktion. Ob die Schulleiterin der Clearwater High den geplanten Schüleraustausch mit der afrikanischen Wandler-Schule wohl trotzdem durchziehen wird? Dorthin, nach Namibia, hat James Bridger das geheime Buch der Gestaltwandler in letzter Sekunde schicken können, hinter dem seine Entführer nach wie vor her sind. Zum Glück findet die Klassenfahrt nach Afrika statt und auch Carag darf mit, obwohl er kurz vor der Abreise ständig so merkwürdige Ohnmachtsanfälle hatte. Während des Austauschs mit der Narawandu School versucht er an das kostbare Buch zu gelangen und zwar unbemerkt von Rebecca Youngblood und ihren Handlangern. Als wäre ihre Zeit in Afrika nicht schon aufregend genug: Kämpfe mit wilden Pavianen, abenteuerliche Lernexpeditionen in der Wüste, die Begegnungen mit den afrikanischen Gestaltwandlern – all das erwartet Carag und seine Freunde. Zudem merkt er sehr bald, dass einige der Schülerinnen an der Narawandu School etwas zu verbergen haben. So deutet vieles darauf hin, dass sich der sagenumwobene Herr der Gestalten unter ihnen befindet...

Wie oben bereits erwähnt, handelt es sich hierbei um den zweiten Band der neuen Woodwalkers-Staffel. Die Ereignisse aus dem ersten Teil sollten auf jeden Fall bekannt sein und es empfiehlt sich zudem auch sehr, sowohl die erste Woodwalkers-Reihe als auch die Seawalkers-Serie vorher gelesen zu haben. Man kann in meinen Augen zwar durchaus mit der zweiten Staffel in Katja Brandis' Gestaltwandler-Welt einsteigen, allerdings ist die Lesefreude meinem Empfinden nach um einiges höher, wenn man mit dem Vorwissen aus den davor erschienenen Bänden zu „Woodwalkers – Die Rückkehr“ greift.

Für mich, als Fan der ersten Stunde, war das Eintauchen in die Geschichte wie nach Hause kommen. In der Clearwater High fühle ich mich inzwischen richtig heimisch und die vielen einzigartigen Charaktere, mit denen diese Reihe bestückt ist, habe ich schon längst fest in mein Herz geschlossen. Ich fand es daher total schön auf lauter vertraute Gesichter wiederzutreffen wie Carag und seine Freunde, seine Schwester Mia und die Lehrerinnen an der Clearwater High. Auch die Schülerinnen aus der ersten Klasse, deren Bekanntschaft wir im Vorgänger machen durften, sowie die altbekannten Gegenspielerinnen sind erneut mit von der Partie und zu Beginn der Geschichte gibt es sogar noch ein Wiedersehen mit Tiago und Co. aus Seawalkers.
Über mein Kennenlernen mit den neu eingeführten Figuren habe ich mich aber natürlich ebenfalls sehr gefreut. Da es uns gemeinsam mit Carag und seiner Klasse für einige Tage nach Namibia an die Narawandu School verschlagen wird, dürfen wir im Verlauf der Erzählung viele afrikanische Gestaltwandler
innen kennenlernen. Insgesamt bekommen wir es mit einer ordentlichen Menge an Personen zu tun, aber mir ist es problemlos geglückt, stets den Überblick zu behalten. Das ausführliche Namensglossar hinten im Buch habe ich tatsächlich gar nicht gebraucht, die Charaktere wurden einfach so gut ausgearbeitet, dass ich sie jederzeit auseinanderhalten konnte.

Mein persönlicher Liebling war erneut Pumajunge Carag, unser 14-jähriger Hauptprotagonist. Aus seinem Blickwinkel wird auch diesmal der größte Teil der Handlung in der Ich-Perspektive geschildert, es gibt aber auch immer wieder kurze Passagen, in denen andere Figuren als personale Erzählerinnen zu Wort kommen wie beispielsweise Wolfsmädchen Tikaani und die Erstklässlerin Kimberley.
Mir haben die ständigen Sicht- und Kulissenwechsel abermals richtig gut gefallen. Sie sorgen für eine tolle Abwechslung und gestalten das Ganze nur noch mitreißender und spannender.

Auch sonst kann ich mich zur Handlung nur positiv äußern. Wie ich es von Katja Brandis gewohnt bin, hat sie mal wieder eine Story aufs Papier gebracht, die vor Action und unvorhersehbaren Wendungen nur so strotzt und uns Leser
innen durchweg in Atem hält. Ohne Ende mitfiebern ist hier definitiv angesagt und da der Humor ebenfalls nicht zu kurz kommt, gibt es auch so einige Momente zum Schmunzeln. Mir hat es einfach nur unheimlich viel Vergnügen bereitet, Carag und seine Freunde auf ihrer neuen großen Mission zu begleiten, mich gemeinsam mit ihnen lauter Herausforderungen und Gefahren zu stellen, den aufregenden Schulalltag an der Narawandu School kennenzulernen und mitzuerleben, wie neue wundervolle Freundschaften entstehen. Super fand ich auch, dass wir ein paar interessante Einblicke in Namibias Kultur erhalten und dass viele wichtige und aktuelle Themen angesprochen werden wie Zusammenhalt, Mut, Hilfsbreitschaft, Liebe, Eifersucht, Diversität, Panikattacken und Verrat. Die Geschichte ist stellenweise schon ein bisschen ernster, aber da alles altersgerecht behandelt wird, ist das Buch auf jeden Fall für die empfohlene Zielgruppe geeignet, sprich für Mädchen und Jungen ab 10 Jahren.

Neben Katja Brandis hat auch die Claudia Carls erneut einen fabelhaften Job gemacht. Sie hat auch diesen Band mit zahlreichen stimmungsvollen schwarz-weiß Zeichnungen versehen, die die Geschehnisse einfach perfekt in Szene setzen und das Leseerlebnis nur noch schöner machen.

Fazit: Katja Brandis ist mit „Woodwalkers – Die Rückkehr. Herr der Gestalten“ ein weiteres großartiges Tierfantasy-Abenteuer gelungen, das voller Spannung, Spaß und Überraschungen steckt und an keiner Stelle Langeweile aufkommen lässt. Mich hat die deutsche Autorin mal wieder auf ganzer Linie überzeugen können. Die Story, der Schreibstil, die Charaktere, das Setting, nicht zu vergessen die zauberhaften Illustrationen von Claudia Carls – ich bin einfach von allem vollkommen begeistert. Ich habe erneut eine wunderbare Zeit mit Carag und Co. verbracht und freue mich schon sehr auf mein nächstes Wiedersehen mit ihnen. Von mir gibt es 5 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 05.02.2023

Eine herrlich turbulente, charmante & witzige Detektiv- und Freundschaftsgeschichte!

Ist Oma noch zu retten?
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Als ich zum ersten Mal von „Ist Oma noch zu retten?“ hörte, war ich augenblicklich Feuer und Flamme. Sowohl das Cover (illustriert von Regina Kehn, eine meiner liebsten Illustratorinnen) als auch der ...

Als ich zum ersten Mal von „Ist Oma noch zu retten?“ hörte, war ich augenblicklich Feuer und Flamme. Sowohl das Cover (illustriert von Regina Kehn, eine meiner liebsten Illustratorinnen) als auch der Klappentext haben mich sofort überzeugen können. Das Buch klang einfach nur richtig gut und nach Story ganz nach meinem Geschmack. Ich ließ es daher nur zu gerne bei mir einziehen.

Die 11-jährige Pia freut sich riesig auf den Sommer, denn für sie heißt es: Auf zu Oma Lore! Das werden bestimmt herrliche Ferien werden, mit Oma Lore erlebt man einfach immer die tollsten Dinge und hat ohne Ende Spaß. Ungeduldig wartet Pia am Bahnhof auf ihre Großmutter, aber komisch, irgendwie taucht diese gar nicht auf. Hat sie sie etwa vergessen? Oder ist ihr etwas dazwischen gekommen? Aber auch bei ihr Zuhause fehlt jede Spur von ihr. Pia ist sich sicher: Hier stimmt etwas ganz und gar nicht! Sie beginnt umgehend zu ermitteln und stößt schon sehr bald auf den ersten Hinweis. Alles scheint darauf hinzudeuten, dass Lore kriminell geworden ist. Pia aber kann das nicht glauben. Sie ist felsenfest davon überzeugt, dass ihre Oma unschuldig ist, anders als der Nachbarsjunge Pepe, von dem sie bei ihren Recherchen Unterstützung erhält. Anfangs geht ihr Pepe ziemlich auf die Nerven mit seinem neunmalklugen Getue, doch es stellt sich noch heraus, dass er eigentlich doch gar nicht so übel ist. Gemeinsam werden die beiden zu echten Detektiven und Oma-Rettern und erleben ein unvergessliches Abenteuer, bei welchem unter anderem eine Lösegeldforderung, Falschgeld und jede Menge Notlügen wichtige Rollen spielen werden...

Als ich mit dem Lesen begann, wurde mir bereits nach wenigen Seiten klar, dass ich bei meiner Bücherauswahl mal wieder einen echten Glückstreffer gelandet habe und ein Buch in Händen halte, das vollkommen meinen Nerv treffen wird. Und tja, was soll ich sagen, mein erster Eindruck hat mich nicht getäuscht – ich bin richtig begeistert von Marie Hüttners ersten Kinderbuch, mir hat es sogar noch ein bisschen besser gefallen als erhofft.
In meinen Augen hat Marie Hüttner mit „Ist Oma noch zu retten?“ ein zauberhaftes Debüt aufs Papier gebracht, mit welchem sie uns eine gekonnte Mischung aus lauter wundervollen Zutaten beschert: Ein fesselndes Detektivabenteuer, das einen durchweg mitraten lässt; eine warmherzige Ferien- und Freundschaftsgeschichte, die Lust auf Sommer und prickelndes Kaktus-Eis macht; eine pfiffige Heldin, die man sofort ins Herz schließt und zahlreiche weitere unvergleichliche Charaktere, die man ebenfalls einfach lieben muss. Dazu dann noch eine gehörige Portion Humor und Situationskomik sowie viele wertvolle Weisheiten machen dieses Buch für mich zu einem rundum gelungenen Kinderschmöker ab 10 Jahren, der auch für Erwachsene ein wahrer Lesegenuss ist.

Der Einstieg in das Buch ist mir mühelos geglückt. Der lebendige Schreibstil und die kurzen Kapiteln konnten auf Anhieb bei mir punkten und unsere 11-jährige Hauptprotagonistin Pia mochte ich vom ersten Moment an. Ihre aufgeweckte, ehrliche und mutige Art machen sie zu einer absoluten Sympathieträgerin und da die gesamte Handlung sehr authentisch aus ihrer Sicht in der Ich-Perspektive geschildert wird, gelingt es einem als Leser*in spielend leicht, in ihre Gefühls- und Gedankenwelt einzutauchen. Auch ich, als Erwachsene, habe ich mich jederzeit in Pia hineinversetzen können. Ich habe mit ihr mitgefühlt und mitgefiebert und für ihre Entschlossenheit und Findigkeit habe ich sie richtig bewundert.

Pia ist zweifellos ein ziemlich helles Köpfchen und lässt sich so leicht nicht unterkriegen. Sie setzt alles daran, um ihre verschwundene Oma Lore zu retten und wird dabei über sich selbst hinauswachsen, allerdings ist sie bei dem Ganzen dann doch auf Hilfe angewiesen. Bereits kurz nach ihrer Ankunft trifft sie auf den Nachbarsjungen Pepe und was mit einem etwas holprigen Start beginnt, endet schließlich in einer innigen Freundschaft.
Pepe habe ich ebenfalls unheimlich liebgewonnen. Er mag zunächst ein wenig besserwisserisch wirken, allerdings zeigt sich noch, was für ein lieber und hilfsbereiter Kerl er ist. Ich fand es total schön mitzuerleben, wie er und Pia während ihrer Oma-Lore-Rettungsmission immer mehr zu guten Freunden zusammenwachsen und gemeinsam ein unschlagbares Team ergeben.

Die weiteren Figuren haben mir gleichermaßen gut gefallen. Wir dürfen im Verlauf des Buches auf eine Menge verschiedene und größtenteils recht schräge Persönlichkeiten treffen, die alle ihre Besonderheiten besitzen und auf ihre Art und Weise einzigartig sind. Eine meiner persönlichen Lieblinge – neben unserem ungleichen Duo – war Oma Lore. Wir lernen sie zwar hauptsächlich durch Pias Erzählungen kennen, aber schon in diesen wird mehr als deutlich, was für eine sympathische, gewitzte und verdammt coole alte Dame Lore ist.

Für mich kam beim Lesen an keiner Stelle auf. Dank der vielen amüsanten Szenen saß ich öfters mit einem breiten Schmunzeln im Gesicht da und die Ermittlungen von Pia und Pepe, inklusive Pias unterhaltsamer Listen, habe ich ganz gebannt und mit großem Vergnügen verfolgt. Der Kriminalfall ist echt klasse und äußerst geschickt aufgebaut, sogar ich, als Erwachsene, wurde immerzu auf eine falsche Fährte gelockt und von so manchen Wendungen sehr überrascht.
Die Geschichte lässt einen aber nicht nur ordentlich mitfiebern und miträtseln und macht Spaß – sie ist auch lehrreich und regt zum Nachdenken an. So zeigt sie uns zum Beispiel, dass wir uns oft wie viel zu früh eine Meinung über etwas bilden oder andere zu schnell verurteilen. Zudem werden uns so einige wichtige Werte nähergebracht wie Mut, Zusammenhalt, Hilfsbereitschaft und Vertrauen. All dies steckt unter anderem zwischen diesen Seiten und ergibt zusammen mit dem Rest der Handlung und den tollen schwarz-weiß Vignetten an den Kapitelanfängen ein großartiges Gesamtpaket.

Die Geschichte endet abgeschlossen, aber Potenzial für eine Fortsetzung ist durchaus vorhanden. Also ich hoffe sehr, dass es sich hierbei um einen Reihenauftakt handelt und wir uns auch noch ein zweites Mal zusammen mit Pia und Pepe in ein spannendes Abenteuer stürzen dürfen.

Fazit: „Ist Oma noch zu retten?“ erzählt eine herrlich turbulente und lustige Detektiv- und Freundschaftsgeschichte für Jung und Alt, die vor Witz, Charme und ausgefallenen Ideen nur so sprüht und die Herzen aller Spürnasen und Krimifans höher schlagen lässt. Ich kann Marie Hüttners Kinderbuchdebüt nur wärmstens empfehlen, mir hat es wunderbare Lesestunden bereitet. Ich habe Pia und Pepe nur zu gerne auf ihrer Rettungsmission begleitet und hoffe sehr auf ein baldiges Wiedersehen mit den beiden Nachwuchsermittlern und den weiteren liebenswert-skurrilen Charakteren. Von mir gibt es 5 von 5 Sternen!

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