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Veröffentlicht am 28.04.2020

Schicksale in der Nazizeit

Zeus und Goldenberg
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"Zeus und Goldenberg" ist ein Roman von Franz Josef Brüseke, der die Geschichte von Zeus und Goldenberg während der Zeit des Nationalsozialismus, des zweiten Weltkriegs und der ersten Jahre danach wiedergibt. ...

"Zeus und Goldenberg" ist ein Roman von Franz Josef Brüseke, der die Geschichte von Zeus und Goldenberg während der Zeit des Nationalsozialismus, des zweiten Weltkriegs und der ersten Jahre danach wiedergibt. Beide gehören zu dem verfolgten Personenkreis, der eine als Kommunist, der andere als "ungläubiger" Jude. Das Schicksal bringt sie zusammen unter dem Schutz des Pfarrers, bei dem sie unterkommen. Aber auch dort sind sie nicht sicher, da die Gestapo diesen bereits beobachtet. So sind beide zur Flucht gezwungen und müssen das Land nacheinander verlassen. Zuerst Goldenberg, der als Jude in höchster Gefahr schwebt, dann auch Zeus.

Franz Josef Brüseke wählt für die Erzählung einen sehr ruhigen, in meinen Augen sogar gelassenen Schreibstil. Die Situation wird nicht dramatisiert, die Bedrohung für die beiden ist eher unterschwelig - man weiß als vorgebildeter Leser auch, wie die Situation war. Dadurch gewinnt das Werk in meinen Augen aber auch an Realismus und die Personen haben eine extrem hohe Glaubwürdigkeit. Gerade, weil es nicht zu diversen hochdramatischen Szenen kommt, in denen sie um ein Haar erwischt werden.

Nebenjer wird dadurch auch klar, dass beide, sowohl Goldenberg als auch Zeus ganz normale Personen sind, die hier ins Fadenkreuz der Nazis geraten sind. Allein dieser Punkt macht es bereits wieder bedrückend. Eine gute alternative Lektüre zum Thema "Verfolgung im Dritten Reich"

Veröffentlicht am 26.07.2020

Spurensuche

Letzte Spur Berlin
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Mehdi Karbassion verschwand 1988 am Grenzübergang Bornholmer Straße für immer. Er war Autodieb, Autoschieber, Fluchthelfer und Stasimitarbeiter aber auch Familienvater, Flüchtling und vor allem: Mensch. ...

Mehdi Karbassion verschwand 1988 am Grenzübergang Bornholmer Straße für immer. Er war Autodieb, Autoschieber, Fluchthelfer und Stasimitarbeiter aber auch Familienvater, Flüchtling und vor allem: Mensch. Er hatte Wünsche, Ziele, Träume und Ängste, die ihm zu dem machten, was er war.

Er wuchs auf im Iran und verlor früh seinen Vater. Danach musste die Familie ums überleben kämpfen und er erlebte schon als Jugendlicher wie die Regierung die Aktivitäten der Tudeh-Partei grausam unterdrückte und diese Taten verwischt. Dabei kommt auch sein bester Freund ums Leben und Mehdi gerät immer mehr ins Visier der Unterdrücker so dass eine Flucht die einzige Möglichkeit ist, sein Leben zu retten. Diese gelingt - und Mehdi gelangt nach Deutschland. Aber auch hier ist sein Leben alles andere als einfach und am Ende verschwindet er spurlos.

Marty Karbassion, der Sohn von Mehdi, zeichnet hier das Leben seines Vaters nach, so wie es sich nach Tagebüchern und den Erinnerungen seiner "Geschäftspartner" , die er im Rahmen seiner Suche nach ihm recherchierte, darstellte. Er zeigt einen eher grüblerischen und vorsichtigen Mann, der mit seinen Freunden in widrige Umstände gerät und sich in komplizierten Situationen behaupten muss. Er zeigt die menschlichen Seiten und stellt sie mit einer sehr bildhaften Sprache dar, so dass man am Ende das Gefühl hat, diesen Menschen ein wenig zu kennen.

Veröffentlicht am 05.12.2021

Wann darf man wieder lieben?

Das Geschenk
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Das erste Weihnachten ohne Kinder. Einfach zu zweit die Koffer packen und verreisen...so stellen Kathrin und Peter sich das vor. Aber im Leben kommt es meist anders: Klaus ruft an, ein alter, mittlerweile ...

Das erste Weihnachten ohne Kinder. Einfach zu zweit die Koffer packen und verreisen...so stellen Kathrin und Peter sich das vor. Aber im Leben kommt es meist anders: Klaus ruft an, ein alter, mittlerweile verwitweter Freund, und bittet sie, gemeinsam mit ihm Weihnachten zu verbringen. Mehr aus alter Verbundenheit zu der verstorbenen Frau und aus Mitleid als aus echter Freundschaft zu Klaus sagt man zu und erlebt direkt beim Eintreffen bereits die erste Überraschung: Klaus hat eine neue, wesentlich jüngere Lebensgefährtin, die er - noch dazu - offensichtlich kennengelernt hatte, als seine Frau auf dem Sterbebett lag.

Vorveruteilung und Erwartungen, wie sich ein Mensch in bestimmten Situationen zu verhalten hat, sind der Hintergrund dieser interessanten Geschichte. Man liest als Leser die Gedanken und Gespräche zwischen Kathrin und Peter. Da man zunächt nur vage Erinnerungen an die bereits vor längerer Zeit gemeinsam verbrachten Weihnachten hat, werden immer neue Details aus der Geschichte beider Paare enthüllt. Dabei entstehen durchaus spannende Verwicklungen - aber für mich zündet das angekündigte "Feuerwerk voller Wortwitz" leider nicht so richtig.

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Veröffentlicht am 29.05.2022

Erinnerungen an ein ganzes Leben

Herz schlägt Krieg
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Hilde Niggetiet, geboren 1910, gestorben 2001 erzählt ihre Lebengeschichte und ihr Enkelsohn Jörg Krämer schreibt diese in "Herz schlägt Krieg" nieder. Eine Tolle Ehrung des Andenkens an einen geliebten ...

Hilde Niggetiet, geboren 1910, gestorben 2001 erzählt ihre Lebengeschichte und ihr Enkelsohn Jörg Krämer schreibt diese in "Herz schlägt Krieg" nieder. Eine Tolle Ehrung des Andenkens an einen geliebten Menschen. Wenn man sich die Lebensdaten so anschaut, ahnt man, was in dieser Geschichte alles so drin steckt. 2 Weltkriege, Wiederaufbau - es ist viel passiert.

Allerdings bekommt man doch relativ wenig davon mit. Man erfährt konsequent nur die Erinnerung von Hilde - dadurch bekommt man ein sehr authentisches, aber eben auch sehr begrenztes Bild. Vor allem in der Zeit nach dem 2. Weltkrieg hangelt man sich mehr oder weniger nur noch von Familienfeier zu Familienfeier, was es für den nicht zur Familie gehörenden Leser dann doch eher etwas langweilig macht, da man die Beteiligten nicht kennt.

Insgesamt spürt man bei diesem Buch aufgrund der einfachen Sprache doch recht deutlich, dass es von einem Diktiergerät abgetippt ist. Für mich ist es eher ein - wunderbares aber privates Andenken an einen geliebten Menschen, als eine Buch, welches für die Öffentlichkeit bestimmt ist.

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