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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.12.2018

Eine wunderschöne Weihnachtsgeschichte

Ferdinand der letzte Weihnachtsdrache
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Audrey Harings – Ferdinand und der letzte Weihnachtsdrache
Eine wunderbare Weihnachtsgeschichte für Kinder über Freundschaft und Magie. Und über die Kraft des Glaubens.
Ferdinand ist ein Drache und zwar ...

Audrey Harings – Ferdinand und der letzte Weihnachtsdrache
Eine wunderbare Weihnachtsgeschichte für Kinder über Freundschaft und Magie. Und über die Kraft des Glaubens.
Ferdinand ist ein Drache und zwar der letzte seiner Art. Seit Jahrhunderten lebt er allein mit drei Eiern verborgen und einsam in einer Höhle. Seine Geschwister in den Eiern kann er alleine nicht ausbrüten, dazu braucht es Magie. Die Kinder müssen wieder an die Weihnachtsdrachen glauben.
Da kommt eines Tages eine freche Fledermaus namens Hugo in die Höhle gepurzelt. Und zusammen sind die beiden mutig genug, die Höhle zu verlassen und sich auf die Suche zu machen.
Ferdinand, Hugo und später noch die Henne Hilde sind ganz süße Charaktere, die man sofort ins Herz schließen muss.
Mit den vielen wunderbaren Illustrationen und der großen, leicht lesbaren Schrift, ist diese Geschichte auch für Leseanfänger bestens geeignet.
Diese Weihnachtsgeschichte werden wir ganz bestimmt auch nächstes Jahr wieder zur Hand nehmen! Große Empfehlung!

Veröffentlicht am 03.11.2018

Der Text eines Lebens

TEXT
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Dmitry Glukhovsky - Text

Ein russischer Autor der modernen Generation, der in seinem neuen Roman auf außergewöhnliche Art und Weise das moderne Russland thematisiert, auch soziale Missstände benennt, ...

Dmitry Glukhovsky - Text

Ein russischer Autor der modernen Generation, der in seinem neuen Roman auf außergewöhnliche Art und Weise das moderne Russland thematisiert, auch soziale Missstände benennt, doch gleichermaßen die Abgründe menschlicher Existenzen berührt. Ja, das Regime (gemeint ist Putins Russland) trägt eine Mitschuld, indem es durch Korruption die kleinen Leute im Stich lässt. Trotz alldem ist jeder seines Glückes Schmied und muss zusehen, wie er selbst wieder auf die Beine kommt. Damit erinnert dieses Werk durchaus an bekannte russische Schriftsteller, wie Tolstoi und Dostojewski, mit den klassischen Themen der Schuld und Sühne, nur in moderner Ausführung.

Nach sieben endlosen Jahren wird Ilja aus dem Straflager entlassen, in ein Leben, das ihm nicht mehr gehört. Er muss feststellen, dass seine Mutter nur wenige Tage vor seiner Rückkehr verstorben ist, seine Freundin hat ihn längst verlassen. Völlig überfordert kommt er mit seiner lang ersehnten Freiheit nicht zurecht und ertränkt seinen Kummer, nach russischer Art, mit Wodka.
"Außen war seine Haut rein geblieben, aber die Innenhaut war voller Tätowierungen. Niemand kann im Gefängnis sein Inneres schützen." Seite 58

In seiner Verzweiflung beginnt er zu suchen und trifft schließlich tatsächlich auf den Mann, der ihn damals aus reiner Willkür und Bosheit ins Straflager gebracht hatte, Petja, von Ilja auch genannt, das Schwein. Überwältigt vom Alkohol und Rachegelüsten ersticht er ihn und nimmt sein Handy an sich. Um die Entdeckung seiner Tat hinauszuzögern, beginnt er, auf Nachrichten, die an das Opfer gerichtet sind, zu antworten. Nach und nach setzt er aus älteren Chats und Aufzeichnungen wie aus Puzzleteilen das Leben dieses Mannes zusammen.
Ilja hat den Text seines Lebens gefunden und hat sich unversehens viel zu sehr darin verfangen. Nachdem er in sein eigenes Leben nicht mehr zurückfindet, schlüpft er in die Rolle des Anderen und nimmt ein Stück weit dessen Identität an, denn dies ist alles, was ihm geblieben ist.

Ilja hat im Eifer des Gefechts Gott gespielt. Indem er den Täter ermordet hat, hat er ihn zu seinem Opfer und sich selbst wiederum zum Täter gemacht. Doch Ilja hat das Herz eigentlich am rechten Fleck und fühlt sich nun für die Angehörigen Petjas verantwortlich. (Schuld und Sühne)

Glukhovsky hat einen besonderen, sehr kraftvollen Erzählstil. In diesem Roman beschäftigt sich Ilja über weite Teile hauptsächlich mit dem Handy seines Opfers. Hauptsächlich auf der Grundlage von WhatsApp-Nachrichten und Mails erfährt man zeitgleich mit Ilja Hintergründe aus dem Leben seines Opfers. Das ist schon sehr gut gemacht und erfrischend anders. So etwas habe ich in der Art noch nicht gelesen.
Zwangsläufig spielt so der Einfluss der sozialen Medien eine große Rolle. In diesem Fall machen sie ein ganzes Leben nachvollziehbar, alles ist gespeichert. Offensichtlich leidet jedoch der persönliche Kontakt zueinander. Ein Handy kann man einfach wegdrücken oder ignorieren. Eine knappe Nachricht ist schnell geschrieben. Verstörend, wenn die Angehörigen tagelang nicht bemerken, dass es nicht Petja ist, der ihnen schreibt.

Mir hat der Schreibstil sehr gut gefallen und neugierig gemacht auf die früheren Werke des Autors. Mit der dystopischen Metro-Trilogie hat er einen Weltbestseller gelandet.

Auf jeden Fall, absolut empfehlenswert!

Veröffentlicht am 19.10.2018

Die gezielte Selbstzerstörung eines vernachlässigten Kindes

Loyalitäten
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In letzter Zeit habe ich einige recht schmale Bücher gelesen, die trotzdem (oder auch gerade deshalb?) mit einem sehr starken Inhalt punkten konnten. Dies hier ist eines davon. Vielleicht liegt es daran, ...


In letzter Zeit habe ich einige recht schmale Bücher gelesen, die trotzdem (oder auch gerade deshalb?) mit einem sehr starken Inhalt punkten konnten. Dies hier ist eines davon. Vielleicht liegt es daran, dass bei einem geringeren Umfang die Sprache sehr prägnant und auf den Punkt sein muss. Möglicherweise auch daran, dass den Leser viele Emotionen zwischen den Zeilen erreichen, dass nicht alles deutlich ausgesprochen werden kann und der Leser stärker gefordert ist, sich seine eigenen Gedanken zu machen und Schlüsse zu ziehen.

Das Thema, um welches es hier geht, ist sicherlich kein Einfaches. Theo ist ein guter, wenn auch stiller Schüler, trotzdem findet seine Lehrerin Helene etwas an seinem Verhalten auffällig. Sie hat keine Beweise, kann ihren Verdacht nicht einmal benennen. Und wird damit im Lehrerkollegium auch nicht ernst genommen. Nur Theos Freund Mathis weiß von seinen Problemen, zögert jedoch, sich jemandem anzuvertrauen.

Theo ist ein Kind, das wöchentlich zwischen seinen seit vielen Jahren getrennten Eltern pendelt. Eine Kommunikation zwischen diesen findet in keiner Weise mehr statt, vielmehr kommt es zu Anfeindungen über Theo als Mittler. Als wäre es damit nicht genug, bürden sie ihrem Kind (unbewusst?) viel zu viel Verantwortung auf. Misstrauen und Distanz dominieren Theos Verhältnis zu beiden Elternteilen.
"Vielleicht wird er sich einfach nur im Dunkeln hinsetzen und die Füße zwischen den Stuhlbeinen baumeln lassen, weil er nicht mehr weiß, was er sagen oder tun soll, weil er weiß, dass das alles für ihn zu viel ist, dass es seine Kräfte übersteigt. " Seite 63

Doch Theo hat längst einen Weg gefunden, dem Druck zumindest für einige Zeit zu entfliehen. Er trinkt hochprozentigen Alkohol, um sich besser zu fühlen. Tatsächlich steigert er die tägliche Menge sogar, denn sein Ziel ist es, das Bewusstsein zu verlieren, um zu vergessen.

Die Autorin beschreibt ihre Figuren detailliert und nachvollziehbar. Die Lehrerin Helene, die mit ihrem eigenem Trauma kämpft und nur deshalb so beharrlich der Sache nachgeht. Andernfalls wäre Theo wohl durchs Raster gefallen und nicht zu retten. Immer wieder klingt hier auch eine sehr deutliche Kritik an unserer Gesellschaft an.
Theos Eltern, die traurig und desillusioniert, mit der Situation vollkommen überfordert sind. Sie sind nicht einmal in der Lage das Problem überhaupt zu sehen.
Und auch Mathis, Theos Freund, dessen Familie auf den ersten Blick intakt und glücklich erscheint, wo es unter der Oberfläche aber ebenfalls gewaltig brodelt.

Das Lesen selbst fällt leicht, ich hatte den Roman an zwei Abenden beendet. Kurze Kapitel, aus den Sichtweisen der einzelnen Protagonisten erzählt, machen es dem Leser leicht, sich voll und ganz auf den durchaus anspruchsvollen Inhalt zu konzentrieren.
Eine volle Leseempfehlung von mir. Vielleicht sollte man diese Geschichte zum Anlass nehmen, öfter mal genauer hinzusehen.




Veröffentlicht am 31.05.2024

Ida

Windstärke 17
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Windstärke 17 – Caroline Wahl
Dies ist die Fortsetzung von Wahls Bestseller „22 Bahnen“, in dem Tilda die Hauptrolle gespielt hatte. Nun sind einige Jahre vergangen, die Mutter ist gerade verstorben und ...

Windstärke 17 – Caroline Wahl
Dies ist die Fortsetzung von Wahls Bestseller „22 Bahnen“, in dem Tilda die Hauptrolle gespielt hatte. Nun sind einige Jahre vergangen, die Mutter ist gerade verstorben und die kleine Schwester Ida ist die Protagonistin.
Wütend und voller Schuldgefühle weiß Ida nicht wohin mit sich selbst und all ihren Gefühlen. Zu Tilda nach Hamburg will sie nicht. Und so verschlägt es sie mehr oder weniger zufällig auf die Insel Rügen, wo sie von dem älteren Ehepaar Marianne und Knut herzlich aufgenommen wird. Gerade als es bergauf zu gehen scheint, wird Marianne krank. Und dann ist da auch noch Leif…
Caroline Wahl hat einfach einen tollen Erzählton. Absolut authentisch und schnörkellos erweckt sie ihre jugendliche Protagonistin zum Leben. Es sind einfache, dennoch wunderschöne lockere Sätze, die von so banalen wie tiefgreifenden Lebenswahrheiten berichten. Man hat das Gefühl als ginge Tildas Geschichte beinahe nahtlos in Idas Erzählung über. Obwohl es etliche neue Figuren gibt, ist man sofort wieder in der Geschichte angekommen. Denn das Grundthema bleibt im Wesentlichen das Gleiche: eine schwierige Kindheit und Mutter-Tochter-Beziehung, ein zu frühes Ende der Kindheit, der holprige Wechsel vom Mädchen zur Frau, mit viel zu vielen Sorgen. Ziemlich schwere Themen, die durch den lockeren, unkomplizierten Schreibstil etwas aufgelockert werden.
Auch dies ist wieder eine gelungene, bitter-süße Geschichte von Caroline Wahl.
4 Sterne

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Veröffentlicht am 24.05.2024

Oda

Wie Inseln im Licht
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Wie Inseln im Licht – Franziska Gänsler
Die fünfjährige Oda verschwindet an der französischen Atlantikküste spurlos. Nach zwanzig Jahren, nach dem Tod der Mutter, sucht ihre große Schwester Zoey ihren ...

Wie Inseln im Licht – Franziska Gänsler
Die fünfjährige Oda verschwindet an der französischen Atlantikküste spurlos. Nach zwanzig Jahren, nach dem Tod der Mutter, sucht ihre große Schwester Zoey ihren damaligen Wohnort wieder auf – auf der Suche nach Antworten. Was ist damals eigentlich passiert?
Ein wirklich hochinteressanter Roman. Literarisch hochwertig und tiefgründig liest er sich fesselnd wie ein Thriller. Eine fantastische Mischung. Obwohl die Sätze oft eher knapp und einfach gehalten sind, steckt eine tiefe Poesie in diesem Text. Der atmosphärische Erzählstil beschreibt detailliert Erinnerungen, Gefühle und (Natur-) Empfindungen. Dennoch bleibt da immer eine gewisse Distanz zu den Figuren.
Was erst wirkt, wie der Versuch einer Aufarbeitung des Verlusts der Schwester, gewinnt immer mehr an Komplexität. Zoeys Erinnerungen an jenen Sommer vor 20 Jahren sind nur bruchstückhaft und widersprüchlich. Anschließend zieht die Mutter sich komplett zurück – über Oda wird nie wieder gesprochen.
Es stecken viele Themen in diesem Roman, mir hat sich vor allen Dingen die ungewöhnlich enge toxische Mutter-Tochter-Beziehung eingeprägt.
Wie in einem Cold-Case gibt es viele Puzzleteile, die sich erst nach und nach ineinander fügen. Die Auflösung scheint am Ende absolut klar, trotzdem wäre ich niemals von selbst darauf gekommen.
Sehr lesenswert – 4 Sterne

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