Eine gläserne Welt
Die HochhausspringerinDie Hochhausspringerin - Julia von Lucadou
"Was macht den Menschen menschlich, wenn er perfekt funktioniert?" Klappentext
Riva und Hitomi, zwei junge Frauen, die es geschafft zu haben scheinen. Sie ...
Die Hochhausspringerin - Julia von Lucadou
"Was macht den Menschen menschlich, wenn er perfekt funktioniert?" Klappentext
Riva und Hitomi, zwei junge Frauen, die es geschafft zu haben scheinen. Sie leben in der Stadt ein perfektes und erfolgreiches Leben. Doch wie lange kann man perfekt sein, ohne daran zu zerbrechen? Denn glücklich sind sie beide nicht in dieser gläsernen Welt; das Damoklesschwert schwebt immer über ihnen. Bei Fehlern oder Nichtfunktionieren können die privilegierten Stadtbewohner jederzeit in die heißen, schmutzigen und stinkenden Peripherien ausgewiesen werden und sich selbst überlassen werden.
Riva, die berühmte Hochhausspringerin, weigert sich von einem Tag auf den anderen zu springen, auch nur zu trainieren. Hitomi soll sie dazu bringen, ihre Arbeit wiederaufzunehmen. Ein Scheitern Hitomis kann für beide die Ausweisung bedeuten. Aus einer effizienten Gesellschaft, die keinerlei Rücksicht auf Individuen nimmt.
In der Stadt ist es ungewöhnlich, seine Bioeltern zu kennen. Anpassung ist das oberste Gebot. Soziale Bindungen sind nicht erwünscht. Diese könnten schließlich das Leistungsvermögen mindern. Eine Horrorvorstellung.
Ein sehr gelungenes Debüt, die spannende Darstellung einer realistischen Dystopie. Wobei die Autorin nur einen kleinen Ausschnitt einer beklemmenden Zukunftsvision zeigt. Denn es geht nur um diese eine Stadt und ihre Peripherien. Auch darüber, wie es zu diesem Ist-Zustand kommen konnte, erfährt der Leser nichts. Doch es fehlte mir auch nichts. Denn die Charaktere sind gut ausgearbeitet und führen uns ganz aktuelle Fragen vor Augen. Was ist Glück? Kann man die Familie wirklich abschaffen? Wie weit darf eine Leistungsgesellschaft gehen? Welche Werte zählen? Sind wir überhaupt überlebensfähig ohne soziale Bindungen?
Dazu hat die Autorin das Ideal einer Hochhausspringerin erfunden. So spannend wie einfach. Und sie kommt ganz ohne Roboter oder KI aus. Gerade das macht diese Geschichte so beängstigend realitätsnah.
So schlicht so gut. Sprachlich und stilistisch recht einfach gehalten und trotzdem sehr berührend.
Ausnahmsweise möchte ich hier auch das Cover erwähnen. Denn es passt perfekt zur Geschichte. Silbern glänzender Hintergrund, eine Frau befindet sich im freien Fall. Es strahl Perfektion und Kälte aus.
Ich fand diesen Roman sehr beeindruckend und beklemmend. Von mir eine absolute Leseempfehlung.