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Veröffentlicht am 06.08.2019

Interessante Lebensgeschichte aus einer dunklen Zeit

Ein Lied von Liebe und Verrat
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„Die Vernunft hatte die Welt verlassen, wie es schien, und all die Tausende von verlorenen Seelen mit sich genommen.“, dieses Zitat zeigt deutlich die Situation in einem vom Krieg gebeutelten Land. Wohl ...

„Die Vernunft hatte die Welt verlassen, wie es schien, und all die Tausende von verlorenen Seelen mit sich genommen.“, dieses Zitat zeigt deutlich die Situation in einem vom Krieg gebeutelten Land. Wohl egal in welchem.

Hier bewegen wir uns am Ende des Zeiten Weltkriegs und den Jahren danach in Griechenland. Die drei Jugendlichen Aliki, Takis und Stelios werden durch die Umstände und ihre Schicksale verbunden. Doch mehr bleibt ihnen nicht. Keine Heimat, keine Familien, keine Geborgenheit, keine Zukunft wie es scheint.

Das Grauen der Kriegstage hat sich in jedem der drei anders verankert und die jeweilige Persönlichkeit daraus entwickelt. Können sich die drei aufeinander verlassen? Wird eine Kleinigkeit genügen um sie ihrer Freundschaft, Zuneigung zu berauben?

Ihr Schattentheater hilft ihnen über die schwersten Tage, zumindest etwas Freude in den Gesichtern der Zuhörer zu verbreiten, und für sich selbst Kost und Logis zu finden, immer wieder auch eine kleine bezahlte Anstellung. Doch reicht dies um allen kommenden Problemen zu trotzen?

Aliki spricht in „Ein Lied von Liebe und Verrat“ ihre Lebensgeschichte auf mehrere Kassetten. Diese Kassetten stellen die Kapitel dar. Sie ist das letzte „Klageweib“ in ihrem Dorf und ihr Wissen soll so aufgezeichnet werden. Doch irgendwie scheint es hier weniger um die Klagelieder an und für sich zu gehen, als um die Erzählung ihres Lebens. Mitnichten interessant, auch wenn die Klagelieder dadurch in den Hintergrund rutschen.

James William Brown bedient sich in seinem ersten deutschsprachigen Roman einer interessanten Sprache. Einerseits werden die unvorstellbar grausamen Erlebnisse der Jugendlichen sehr detailliert beschrieben. Dies weckt beim Leser Emotionen der unterschiedlichsten Art. Andererseits erzählt Aliki ihre Geschichte so überaus emotionslos, dass es beinahe erschrickt. Auch wenn man es als Schutzmechanismus sehen will und kann, so kommt in meinen Augen wenig Gefühl an. Einem einzigen Genre könnte ich das Buch ebenfalls nicht zuordnen, da es sich um eine Art Lebensbericht verknüpft mit einer Liebesgeschichte und dem Element Verrat handelt.

Als Fazit würde ich sagen, ein interessanter Lebensbericht über Alikis Leben in dieser oft unmenschlichen Zeit.

  • Einzelne Kategorien
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  • Erzählstil
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Veröffentlicht am 04.08.2019

Ungeschöntes Bild vom Wandel eines Familienglücks

Überflieger
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Am Cover sehen wir einen Luftballon dem die Luft ausgegangen zu sein scheint. Dieses Bild ist wunderschön auf die Familie der von Koppensteins zu übertragen. Realistische, ungeschönte, an wenigen Stellen ...

Am Cover sehen wir einen Luftballon dem die Luft ausgegangen zu sein scheint. Dieses Bild ist wunderschön auf die Familie der von Koppensteins zu übertragen. Realistische, ungeschönte, an wenigen Stellen etwas überzeichnete Familiengeschichte.

Claire und Niko sind die Eltern von Raffi und Cordelia. Besonders Claire ist davon überzeugt, dass das Leben ihrer Familie nur Gutes zu bieten hat, da sie in ihren Augen intelligenter als andere Familien sind und somit nur richtige Entscheidungen treffen. Sie selbst sieht sich als Nabel der Welt und blickt leicht lächelnd nicht nur auf ihre Freunde, „die Hullis“, sondern auch auf Lehrer, Rektoren und die Welt im Allgemeinen.

Niko lässt sich von Claire gerne in eine Richtung bewegen. Er beginnt allerdings im Laufe der Geschichte ein eigenes Denkverhalten. Cordelia fühlt sich gegenüber ihrem Bruder benachteiligt in der Aufmerksamkeit ihrer Eltern. Entfremdung und schulischer Leistungsabfall sind ihr stummer Hilfeschrei. Doch kann er von den überforderten Eltern als solcher Wahrgenommen werden?

Gemeinsam mit Claire ist eindeutig Raffi der Hauptprotagonist. Als hochbegabtes Kind, oder zumindest von Claire als solches wahrgenommen, hat er im sozialen Umgang doch einigen Nachholbedarf. Jahrelang sahen Claire und Niko ihren Kindern jegliche Unart liebevoll nach, da sie doch so intelligent sind. Der Mangel an einer Erziehungsline sollte sich am deutlichsten ab Raffis erstem Schuljahr zeigen. Langsam beginnt der Familie der Boden unter den Füßen zu entgleiten.

Karin Ernst zeichnet in „Überflieger“ ein ungeschöntes, meist realistisches Bild der begünstigten, finanziell und gesellschaftlich gut gestellten Familie der von Koppensteins, ihrer eigenen Selbstüberschätzung, Sprachlosigkeit, Überforderung und Hilflosigkeit beim späten Erkennen der tatsächlichen Sachlage.

Das Buch regt zum Nachdenken und eigenem Überprüfen der Vorstellungen an. So manche Leser werden sich selbst in den verschiedenen Abschnitten wiederfinden können. Wer will nicht das Allerbest für sein Kind und versucht dies mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mittel zu erreichen? Leider ist manchmal, so wie bei Claire, der Blick nicht unvoreingenommen wenn es sich um die eigene Familie handelt.

Für all jene Leser, die Bücher zum Nachdenken, Hinterfragen und mit einem offenen Ende bevorzugen, kann ich diese Geschichte empfehlen.

Veröffentlicht am 19.06.2019

Ermittlerin als Domina

Mord im SM-Milieu! Erotischer SM-Roman
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Doreen Salomon ist die Ermittlerin im Mordfall des Bürgermeistersohnes, der in einer strengen Kammer aufgefunden wird. Anscheinend erstmals wirklich mit der Szene in Berührung kommend, taucht sie sofort ...

Doreen Salomon ist die Ermittlerin im Mordfall des Bürgermeistersohnes, der in einer strengen Kammer aufgefunden wird. Anscheinend erstmals wirklich mit der Szene in Berührung kommend, taucht sie sofort in diese ein.

„Mord im SM-Milieu“ beinhaltet einen Mordfall und gleichzeitig die ersten Schritte von Doreen als Domina. Wobei genau diese ersten Schritte für mich für den Punkteabzug ausschlaggebend waren.

Doreen merkt im Rahmen der Ermittlungen im SM-Milieu, dass in ihr ein dominantes Herz schlägt. Ohne wirkliche Vorbereitung bzw. Anleitung stürzt sie sich in Praktiken die nicht ungefährlich sind. Ob es sich hier um Nadelspiele handelt, einen Sklaven an seine Grenzen zu bringen, ohne dieselben überhaupt zu kennen, kein einziges Wort über Tabuthemen oder gar ein Safeword zu verlieren, oder aber auch die psychische Demütigung des Sklaven ging mir zu schnell. Kein Herantasten, kein Einfühlen. Ihr Verhalten grenzt schwer an Egoismus und Verantwortungslosigkeit. Genau diese Verantwortung hat aber jeder vernünftig handelnde Dom für seinen Sub an erste Stelle zu stellen. Für Neulinge im BDSM Bereich könnte dieses Buch falsche Werte vermitteln und die BDSM-Szene negativ belasten.

Die Idee der Geschichte finde ich originell, der Schreibstil ermöglicht einen leichten Lesefluss. Natürlich stehen die erotischen Szenen im Vordergrund, die Mordaufklärung wird etwas in den Hintergrund gedrängt. Das finde ich aber ganz in Ordnung, da es sich ja um einen erotischen Roman handelt.

Die SM-Szenen sind anregend und auch nachvollziehbar geschildert, sofern man die Unerfahrenheit der Domina ausblendet und ihr gedanklich einen längeren Umgang mit Sklaven zukommen lässt.

Grundsätzlich hat mir das Lesen und eintauchen in das SM-Milieu gut gefallen. Um den Punkteabzug komme ich wie oben beschrieben leider nicht umhin.

Veröffentlicht am 12.06.2019

Ein spannender, historischer Liebesgeschichtenkrimi

Das bretonische Mädchen
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Ein guter historischer Roman beinhaltet eine Liebesgeschichte und historische Hintergründe. Beides finden wir hier in „Das bretonische Mädchen“ von Birgit Constant, sogar noch mehr, da das Buch neben dem ...

Ein guter historischer Roman beinhaltet eine Liebesgeschichte und historische Hintergründe. Beides finden wir hier in „Das bretonische Mädchen“ von Birgit Constant, sogar noch mehr, da das Buch neben dem Strang der Liebesgeschichte auch einen Strang Krimi beinhaltet. Gekonnt werden historische Elemente mit Romantik und Mord vereinbart.

Roger leidet darunter, dass sein Vater ihm die gebührende Anerkennung verweigert. Ständig steht er im Schatten seines älteren Bruders William. Sogar als dieser durch einen tragischen Unfall ums Leben kommt, und eigentlich Roger in der Erbfolge an der Reihe ist, demütigt ihn sein Vater weiter.

Als er Gwennaol, dem bretonischen Mädchen begegnet, findet er Hoffnung auf Anerkennung und Liebe. Doch stattdessen beginnen sich in Wilburgfos, dem Lehnen seines Vaters, die Dinge zu überschlagen. Menschen sterben, werden ermordet. Wer steckt dahinter? Geht es um Rogers Erbfolge, die ihm jemand missgönnt? Sind größere Mächte hier im Spiel? Hat das Auftauchen von Gwennaol etwas damit zu tun? Wem kann Roger noch vertrauen?

Wie bei jedem historischen Roman muss sich der Leser zu Beginn mit den Figuren vertraut machen. Hier hilft das Personenverzeichnis am Ende des Buches. Gerade auf den ersten Seiten scheinen die vielen Figuren den Leser zu überforden. Doch nach einigen Seiten wird diese Fülle an Haupt- und Nebenprotagonisten überschaubar. Grundsätzlich liest sich der Roman leicht und flüssig, unterbrochen von fremdsprachigen Ausdrücken oder Sätzen, die ebenfalls am Ende übersetzt werden.

Von den komplizierten historischen Hintergründen der damaligen Zeit erfährt der Leser das Wichtigste, etwas vereinfacht dargestellt und nur mit den nötigsten Jahreszahlen versehen. Mir gefällt diese Herangehensweise sehr, da ich mich nicht im Geschichtsunterricht wiederfinden möchte, aber trotzdem neues auf interessante Weise erfahre.

Die damalige Zeit war nicht nur in der gut beschriebenen Lebensweise und Struktur der Bevölkerungsschichten, sondern auch in der Rechtssprechung eine völlig andere Welt als heute. Hier darf der Leser an manchen, wenigen Stellen nicht zart besaitet sein, doch diese Stellen halten sich sehr in Grenzen.

Am Ende werden die Stränge anschaulich und nachvollziehbar zusammengeführt. Zu dem einen oder anderen Protagonisten hätte ich mir persönlich noch ein oder zwei Worte gewünscht, dies stört aber nicht wirklich.

Ein wirklich empfehlenswerter „historischer Liebesgeschichtenkrimi“.

Veröffentlicht am 30.05.2019

Resümee der Weltsituation

Aufwachen!
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„Aufwachen!“ so scheint uns nicht nur der Autor Friedrich Orter entgegenzurufen.

Das eher kleine, handliche Büchlein im Umfang von 108 Seiten ist eine gute Zusammenfassung der Kriegsschauplätze mit Stand ...

„Aufwachen!“ so scheint uns nicht nur der Autor Friedrich Orter entgegenzurufen.

Das eher kleine, handliche Büchlein im Umfang von 108 Seiten ist eine gute Zusammenfassung der Kriegsschauplätze mit Stand 2016. Der Autor listet diese nicht etwa auf, er bringt sie in Zusammenhang, erläutert seine Gedanken dazu.

Der Schreibstil ist flüssig und der Leser kann den Ausführungen sehr gut folgen. Einzig eine Lösung des oder der Probleme finden wir auch hier nicht. Trotzdem ist es interessant einmal so direkt vor Augen geführt zu bekommen, wo wir eigentlich stehen. „Aufwachen!“ einen besseren Titel könnte dieses Büchlein nicht tragen. Hoffen wir, dass wenigstens ein paar Leser, oder noch besser Politiker, aufwachen.