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Veröffentlicht am 28.07.2022

Nicht ohne Augenzwinkern

Schottenkomplott
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Dieser Krimi von Gordon Tyrie ist ein weiterer Hebriden-Krimi unter einem Pseudonym, der aus der Feder des Glauser-Preisträgers Thomas Kastura stammt. Wieder übernimmt das Hochlandrind This Lizzy eine ...

Dieser Krimi von Gordon Tyrie ist ein weiterer Hebriden-Krimi unter einem Pseudonym, der aus der Feder des Glauser-Preisträgers Thomas Kastura stammt. Wieder übernimmt das Hochlandrind This Lizzy eine führende Hauptrolle in diesem Roman.

Wir erleben ein munteres Völkchen auf der Hebrideninsel Colonsay, garniert mit einigen gut gelaunten (manchmal auch eher nicht) Hochlandrindern und anderem Getier.

Der Ex-Killer Hynch hat sich hierher verkrochen, um seinen Ruhestand zu genießen. Gerade ist er im Begriff, sich der örtlichen Theatergruppe Pure Dead Brilliant Drama Club, kurz PDBDC, anzuschließen. Doch seine Vergangenheit holt ihn ein. Nach einer Kontaktanzeige in der regionalen Tageszeitung fliegt seine Tarnung offenbar auf. Gegen Bezahlung von viel Geld wird er darüber informiert, dass ihn eine Killerin jagt.

Die Geschichte ist stets mit einem Augenzwinkern zu lesen. Ob das die Menschen sind, die jeder für sich einen schrägen Typen, egal ob Männlein oder Weiblein, darstellen, oder ob es die Tiere sind, die aus ihrer Sicht die Menschen als eigenartige Geschöpfe betrachten. Allen voran Thin Lizzy, die in diesem Roman nicht ihren ersten Auftritt hat und nach der irischen Band benannt ist.

Gordon Tyrie zeichnet ein Bild von Menschen eines bestimmten Schlages , wie es in vielen britischen Filmen und TV-Serien für die Briten im Allgemeinen und die Schotten im Besonderen gegeben wird. Der Humor, mit dem der Autor dies macht, kann kaum britischer sein. Spontane Lacher stellen sich selten ein. Es muss erst mal sacken und braucht manchmal auch drei Seiten.

Sehr gut gefallen haben mir die Karte von der Hebriden-Insel und die Liste der Figuren zu Beginn des Buches. Hier kann man schnell einen Blick darauf werfen, wenn man bei dem ganzen Umherirren auf der Insel die Orientierung verloren hat. Gut gemacht.

Alles in allem macht der Roman Spaß, auch wenn man den Kriminalfall manchmal aus dem Auge verliert. Aber Landschaft, Leute, Rinder und Whisky zu genießen, klappt bestens. Ich mag Thin Lizzy.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2022

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Veröffentlicht am 23.07.2022

Faktenreiche und interessante Geschichten

Singende Barsche
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Mit Buch ist mir doch tatsächlich ein kleines Büchlein mit mehr als sechzig Kriminalgeschichten aus meiner Heimat Mecklenburg-Vorpommern in die Hände gekommen.

Der Autor Bert Lingnau veröffentlich seit ...

Mit Buch ist mir doch tatsächlich ein kleines Büchlein mit mehr als sechzig Kriminalgeschichten aus meiner Heimat Mecklenburg-Vorpommern in die Hände gekommen.

Der Autor Bert Lingnau veröffentlich seit vielen Jahren im kultur kalender von MV jeden Monat einen authentischen Kriminalfall aus den Regionen. Bereits 2016 erschien mit nicht ganz fünfzig dieser Fälle das Büchlein »Rübe ab!«. Mit »Singende Barsche« folgte nun der zweite Teil mit weit über fünfzig Fällen.

Die einzelnen Kriminalfälle sind Geschichten und Anekdoten sind sorgfältig recherchiert, sofern noch Informationen zu den authentischen Fällen existieren. Sie wurden vom Autor aufbereitet und bestens präsentiert. Es sind teils lustige, teils aber auch bewegende Geschichten aus vielen Jahrzehnten, die von Armut, Not und Elend aus diesen nördlichen Teilen Deutschlands erzählen.

Ein Inhaltsverzeichnis gliedert die Geschichten in die verschiedenen Tatorte. Jede Geschichte ist drei Seiten lang und enthält eine Abbildung. Das ist oft ein Bild aus dem jeweiligen Ort, entweder aktuell oder historisch. Jedes Kapitel wird mit der Karikatur eines Barsches begleitet, der darauf hinweist, ob es sich um eine lustige oder ernstzunehmende Geschichte handelt. Am Ende des Taschenbuches gibt es ein seitenlanges Quellenverzeichnis.

Da das Buch auch als Reiseführer zu den Tatorten für Meck-Pomm-Touristen oder Hobbykriminalisten genutzt werden kann, fehlt auch keine Klappkarte. In dieser Karte sind wieder die Symbole der Barsche enthalten und geben einen Überblick, an welchen Orten ein Verbrechen stattgefunden hat. Das ist toll gemacht.

Die faktenreichen Geschichten stammen aus mehreren hundert Jahren und bieten einen Blick auf die Zeitgeschichte der Regionen im Nordosten Deutschlands. Die Anlässe für die Verbrechen sind recht unterschiedlich. Sind es einmal Weihnachtsbaumdiebe, so können es beim nächsten Mal schlitzohrige Fischer oder aber auch Kindsmörder sein. Und so ist auch der Mörder seiner Familie dabei, der keinen Ausweg aus der Not sieht, letztendlich aber nicht den Mut aufbringt, wie gedacht, auch sich selbst zu richten. In einer anderen Geschichte wird über das „Sündenhaus“ in der Stralsunder Schillstraße berichtet, welches um 1913 gerum zu einem Stralsunder Skandal wurde. Und der Leser erfährt von der letzten Schlacht, in der die dänische Krone im Jahre 1227 versucht hat, Norddeutschland an sich zu reißen.

Stets als Begleiter für eine Reise in Mecklenburg-Vorpommern zu empfehlen. Aber auch jeder Mecklenburger wird sich über diese Fakten aus seiner Heimat wundern und freuen können.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2022

Veröffentlicht am 04.05.2022

Zeitgeschehen unterhaltsam und faktenreich

Der blonde Hund
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Mit dem historischen Kriminalroman entführt Kertin Ehmer zum dritten Mal in die goldenen zwanziger Jahre nach Berlin. Der außergewöhnliche Kommissar jüdischer Herkunft darf noch im preußischen Staatsdienst ...

Mit dem historischen Kriminalroman entführt Kertin Ehmer zum dritten Mal in die goldenen zwanziger Jahre nach Berlin. Der außergewöhnliche Kommissar jüdischer Herkunft darf noch im preußischen Staatsdienst tätig sein und die aufkommenden Nazis wurden 1925 noch als Verwirrte bezeichnet, die schon bald wieder von der Oberfläche verschwinden werden.

Im November 1925 wird eine männliche Leiche aus dem Berliner Kanal gefischt. Wie sich herausstellt, handelt es sich um einen Journalisten eines nationalsozialistischen Blattes „Völkischer Beobachter“ in München. Bei der Suche nach einem Motiv und einer Spur kommt der Jude Spiro eng an Leute der aufkeimenden NSDAP heran, ohne schon jetzt ihre Gefährlichkeit zu erkennen. Im Zusammenhang mit dem Mordopfer taucht ein junger Mann auf, der in den Kreisen als „blonder Hund“ bekannt und nach der Tat abgetaucht ist.

Kerstin Ehmer beschreibt die Abläufe chronologisch mit dem Datum als Kapitelüberschrift. Das gibt dem Leser einen überschaulichen Fahrplan. Dennoch gefallen mir persönlich Kapitel von fünfzig Seiten Länge nicht besonders. Sie behindern das schnelle Lesen und wenn man das Gefühl hat, dass man das nächste nicht in einer bestimmten Zeit schaffen würde, fängt man es erst gar nicht an zu lesen. Ebenso nachteilig empfinde ich Absätze, die sich über drei Seiten erstrecken. Sie geben dem Leserauge keine Möglichkeit einer Blickpause.

Diese Hinweise sollen aber nicht den Genuss an interessanten und umfangreichen Informationen trüben. Denn sehr unterhaltsam wird das Zeitgeschehen von damals detailreich und mit vielen Fakten wiedergegeben. Bildreiche Sprache lässt das Berlin (und auch das München) in den Köpfen der Leser entstehen.

Dabei ist der Spannungsbogen um die Ermittlungen genauso angetan, an dem Roman zu kleben, wie auch der der Figur des Ariel Spiro, der sich gegen seine oberen Chefs durchzusetzen versucht oder der seiner Freundin Niki, die sich in die Gefilde der Esoterik begibt und schließlich einen Teil zu Ariels Ermittlungen beiträgt.

Besonders schön finde ich die Covergestaltung, die mit einem ähnlichen Motiv wie die anderen Romane »Der weiße Affe« und »Die schwarze Fee« dieser Reihe aufwartet, aber einen Teil der Handlung auf den Punkt bringt.

»Der blonde Hund« ist eine erneute Milieustudie der Goldenen Zwanziger und des aufkommenden Nationalsozialismus, die mit einer spannenden Verbrecherjagd präsentiert und von mir gerne empfohlen wird.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2022

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Veröffentlicht am 29.04.2022

Morgens am Strand von Maui - Paradies sieht anders aus

Aloha. Tod im Paradies
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Mit diesem Debütroman von Debra Bokur begeben sich die Leser in die sonnigen Regionen von Magnum und Hawaii-5-0, in den sonnigstens Bunndesstaat der USA. Es ist ein Krimi, der neue Landschaften in den ...

Mit diesem Debütroman von Debra Bokur begeben sich die Leser in die sonnigen Regionen von Magnum und Hawaii-5-0, in den sonnigstens Bunndesstaat der USA. Es ist ein Krimi, der neue Landschaften in den deutschen Krimialltag bringt.

Hauptschauplatz ist die Insel Maui. An ihrem paradiesischen Strand wird eine männliche Leiche gefunden. Es ist der 17jährige Surfer Kekipi Smith. Alle denken im ersten Moment, dass es sich um einen tragischen Surfunfall handelt. Doch ein abgebrochener Haifischzahn in einer tiefen Kopfwunde scheint auf etwas anderes hinzudeuten.

Der Police Captain Walter ruft seine Nichte Kali Mahoe hinzu. Sie ist als Detective Kriminalpolizistin auf dem Revier. Außerdem ist sie Ureinwohnerin und Stammesheilerin. Sie kennt sich also bestens mit den hawaiianischen Mythen und Legenden aus. Das ist für die Ermittlungen von Vorteil, besonders, da erste Gerüchte um einen gesichtslosen Geist im Zusammenhang mit dem toten Surfer und den gestohlenen Sonnenpanels machen.

Debra Bokur hat das Lokalkolorit umfassend aufgegriffen und sehr schön präsentiert. Leser kommen bei der Lektüre an Informationen, die in unterhaltsamer Weise viel von Hawaii, dem Leben dort und den Mythen und Sagen der Urbevölkerung berichten. Exotisch anmutend sind die Ermittlungen selbst für mich, obwohl ich schon hunderte Krimis mit diesem Handlungsort gesehen haben. Dies war der erste Roman, auf den ich mich deshalb besonders gefreut hatte.

Das Cover des Buches finde ich ansprechend. Offenbar ist der Betrachter selbst im Wasser und blickt auf eine Insel.

Die Kriminalhandlung, die Debra Bokur für »Aloah. Tod im Paradies« geschaffen hat, tritt in weiten Teilen in den Hintergrund. Mehrere Stränge, die in unterschiedliche Richtungen weisen, werden am Ende befriedigend zusammengeführt. Aber manchmal hat man das Gefühl, als wären sie nur Mittel zum Zweck, um Hawaii mit allem Drum und Dran vorzustellen. Aber ich fand es nicht grundsätzlich verkehrt.

Schließlich hält das Ende noch eine große Überraschung bereit, mit der man zuvor nicht unbedingt gerechnet hatte.

Leser, die mit krimineller Unterhaltung neue Regionen kennenlernen wollen, sind bei diesem Roman genau richtig. Surfen an den Stränden von Maui oder O’hau, ohne dabei selbst nass zu werden. Menschen kennenzulernen, deren Namen anfangs unaussprechlich scheinen, dann aber doch immer selbstverständlicher werden. Hinter die Fassade der Inseln mit der ewigen Sonne zu blicken und deren dunkle Seiten zu erkunden.

Gerne empfehle ich diesen interessanten Hawaii-Krimi.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2022

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Veröffentlicht am 22.04.2022

Morgens bei Sonnenaufgang

Dein ist der Schmerz
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Der Thriller von Leslie Wolfe führt die Leser in Floridas Gefilde an den Sandstrand von Palm Beach.

An einem frühen Morgen bei Sonnenaufgang findet ein junges Pärchen eine Frauenleiche am Strand, die ...

Der Thriller von Leslie Wolfe führt die Leser in Floridas Gefilde an den Sandstrand von Palm Beach.

An einem frühen Morgen bei Sonnenaufgang findet ein junges Pärchen eine Frauenleiche am Strand, die in Richtung Sonnenaufgang ausgerichtet ist. Die Eltern der jungen Leute dürfen eigentlich nicht wissen, dass sie am Strand sind. Sie hatten sich heimlich davongeschlichen. Als sie an den Strand kamen, war die Leiche noch nicht dort. Kurze Zeit darauf aber schon. Beide haben nicht mitbekommen, dass jemand die Leiche mit Angelschnüren dort so drapiert hat, dass sie wie in betender Haltung aussieht.

Das FBI wird hinzugezogen und Agenten Tess Winnett ist sich mit ihren Kollegen vom Police Department schnell einig, dass sie es hier mit einem Serienkiller zu tun haben, obwohl es noch beim keine weiteren Leichen gibt.

Und sie werden fündig. Nach der Analyse der Abläufe und Vorgehensweise des Täters beginnt ein Wettrennen mit der Zeit, denn der nächste Mord kann jeden Moment passieren.

Leslie Wolfe hat den Thriller mit kleinen Häppchen aus der Sicht der Opfer und des Täters gesprenkelt. Der Leser ist der Polizei scheinbar etwas voraus.

Über die Figur der FBI-Agentin, die sich mit jedem ihrer Kollegen gerne anlegt und nicht sympathisch ist, erfährt man im Laufe des Romans immer mehr aus ihrer Biografie. Somit wird auch ihre stets gezeigte Schroffheit am Ende plausibel. Das ist gut gemacht.

Obwohl es sich in dem Thriller nicht um ein gewachsenes und lange bestehendes Ermittlerteam handelt, ist er aufgrund seiner Entwicklung stark mit der TV-Serie Criminal Minds vergleichbar. Die Informationen über die Arbeit der Polizei und des FBI sind plausibel und spannend erklärt. Die Figuren sind anfangs spröde, wachsen einem am Ende doch ans Herz (bis auf die oder den Täter natürlich).

Es macht Spaß, den Thriller zu lesen und zu empfehlen.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2022

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