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Veröffentlicht am 22.04.2019

Bedrohliche Geheimnisse

Das bedrohte Glück
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1894. Luise sich dem Willen des Vaters gefügt und Hans Petersen geheiratet, doch diese Ehe macht sie nicht glücklich, denn sie ist in Gedanken noch immer bei ihrer großen Liebe Hamza. So versucht sie, ...

1894. Luise sich dem Willen des Vaters gefügt und Hans Petersen geheiratet, doch diese Ehe macht sie nicht glücklich, denn sie ist in Gedanken noch immer bei ihrer großen Liebe Hamza. So versucht sie, sich mit der Arbeit im Hamburger Familienkontor abzulenken, denn dort ist genug zu tun. Allerdings macht ihre Schwangerschaft Luise zu schaffen, denn sowohl für ihre Karriere als auch ihre Ehe sowie ihr gesamtes Leben ist diese nicht nur eine große Umstellung. Luise hütet ein Geheimnis, dass alles zunichte machen und die Familie zudem in große Bedrängnis bringen könnte. Währenddessen versucht Onkel Karl in Wien, sein eigenes Geheimnis zu schützen, doch leider ist es gar nicht mehr so geheim, Karl droht die Bloßstellung vor seiner Familie und allen, die ihm wichtig sind…

Ellin Carsta hat mit ihrem Buch “Das bedrohte Glück” den dritten Band ihrer Hansen-Saga vorgelegt, das nahtlos an die Vorgängerbände anschließt und Einblick in den weiteren Verlauf der Familiendynastie Hansen gibt. Der Schreibstil ist flüssig und unterhaltsam zugleich, der Leser findet sich schnell sowohl in Hamburg als auch in Wien in den beiden Familienzweigen zurecht und darf sich auf weitere Abschnitte in deren Leben freuen, wobei die Gefühle und Gedanken der einzelnen Protagonisten immer wie ein offenes Buch vor ihm liegen. Die wechselnden Standorte und Perspektiven lassen die Spannung der Handlung immer wieder in die Höhe schnellen. Durch die wunderbar bildhaften Beschreibungen und die gute historische Recherchearbeit lässt die Autorin den Leser zudem mühelos in das vergangene 19. Jahrhundert reisen und erweckt diese Zeit nochmals zum Leben. Allerdings werden in diesem Band die Ereignisse in Kamerun nur sporadisch erwähnt, die Konzentration liegt vielmehr auf den Geschehnissen in Hamburg und Wien bzw. bei Luise und Karl, deren Geheimniskrämerei einiges an Spannung bietet, was sich aber leider erst zum Ende dieses Buches zeigt. Dieses Buch ist ein typischer Zwischenband, der zwar die Vorgänge zu den vorherigen Büchern logisch verknüpft, doch nicht so überraschen kann, wie die ersten beiden Bände.

Die Charaktere haben sich nicht viel weiter entwickelt, sind aber weiterhin lebendig gestaltet und vermitteln Authentizität. Man fühlt sich ihnen als Leser gleich wieder verbunden und fiebert mit ihnen mit. Luise ist eine Geschäftsfrau durch und durch. Sie hat sich dem Wunsch des Vaters gebeugt und auf ihr eigenes persönliches Glück verzichtet. Aber Luise hat sich noch immer einen kleinen Teil ihrer Träume bewahrt und hält an ihnen fest in der Hoffnung, dass sie sich vielleicht doch noch erfüllen lassen. Frederike ist in diesem Band eher eine Randfigur, ihr wird nicht viel Raum eingeräumt. Dafür ist Karl sehr präsent, er ist ein wahrer Sympathieträger. Sein Geheimnis bringt ihn an den Rand des Wahnsinns, die Situation ist fast aussichtslos und seine Schuldgefühle vergällen ihm das Leben. Auch Therese, Georg, Richard und Robert treten wieder in Erscheinung und lassen den Leser sich auf den letzten Teil dieser Familiengeschichte freuen, in der hoffentlich alle offenen Fäden verknüpft werden.

“Das bedrohte Glück” führt das Leben der einzelnen Hansen-Familienmitglieder weiter aus und lässt den Leser weiterhin an Intrigen, Geheimnissen und Familientragödien teilhaben. Nicht so spannend wie die Vorgänger, aber durchaus lesenswert, was durchaus zu einer Leseempfehlung berechtigt.

Veröffentlicht am 20.04.2019

Schottische Einsichten

Weil du da bist
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Pia Wegeners junges Leben könnte gerade nicht besser laufen, denn ihre Karriere lässt sich gut an in der Agentur, in der sie arbeitet. Auch ihre Beziehung mit Freund Fabian ist glücklich und harmonisch. ...

Pia Wegeners junges Leben könnte gerade nicht besser laufen, denn ihre Karriere lässt sich gut an in der Agentur, in der sie arbeitet. Auch ihre Beziehung mit Freund Fabian ist glücklich und harmonisch. Doch dann stellt ein schlimmes Ereignis alles in Frage. Völlig kopflos kündigt Pia ihren geliebten Job, bricht mit ihren Freunden und auch mit Fabian, igelt sich ein und weiß nicht mehr weiter. In ihrer scheinbar ausweglosen Situation lernt sie ihre blinde Nachbarin Regina Schumacher, eine 65-jährige pensionierte Richterin, und deren Hündin Luna kennen. Nach einem Einbruch bei Regina stellt Pia der älteren Dame einen Schlafplatz in ihrer kleinen Wohnung zur Verfügung und während ihrer gemeinsamen Zeit werden die beiden nach und nach enge Freundinnen. Pia erfährt einiges aus Reginas recht bewegter Vergangenheit, die die beiden samt Luna auf eine Reise nach Schottland und dort auf die Insel Iona führt. Dort möchte Regina sich ihrer Vergangenheit versöhnen, aber auch Pia zieht für sich Bilanz…

Heike Fröhling hat mit ihrem Buch “Weil du da bist” einen gefühlvollen und ebenso unterhaltsamen Roman vorgelegt. Der Erzählstil ist flüssig und anrührend, der Leser wird mit den ersten Zeilen an die Seite von Pia gestellt, um sie die nächsten Wochen zu begleiten, ihre Gedanken- und Gefühlswelt kennenzulernen und eine aufregende Reise zu erleben, die ihrem Leben wieder einen Sinn gibt. Mit geschickt platzierten Rückblenden in die Vergangenheit von Regina werden die Anfänge der 70er Jahre wieder lebendig und berichten von Reginas Erkrankung. Sehr lebendig und farbenfroh lässt die Autorin den Leser mit den beiden so unterschiedlichen Frauen nebst Hund auf Reisen gehen und die malerische schottische Landschaft vor dem inneren Auge Revue passieren. Gleichzeitig gelingt es der Autorin, mit geschickt platzierten Wendungen, den Leser immer wieder zu überraschen und zum Nachdenken anzuregen.

Die Protagonisten sind sehr liebevoll und lebendig in Szene gesetzt, durch individuelle Eigenschaften wirken sie authentisch und sehr real. Der Leser kann sich gut in sie hineinversetzen, ihren Gedankengängen folgen und mit ihnen fühlen. Regina ist eine starke Persönlichkeit. Ihr Handicap scheint sie nur noch stärker gemacht zu haben, auch für ihren Beruf. Sie wirkt herzlich, offen und ehrlich, und besitzt einen reichen Erfahrungsschatz. Ihre Hündin Luna ist ihre engste Vertraute und gleichzeitig Familienersatz. Pia ist noch eine junge Frau, die durch einen Schicksalsschlag völlig aus der Bahn geworfen wird und sich erst einmal total hängen lässt. Ihr fehlt noch die Reife und die Erfahrung, die Regina in ihrem Leben schon gewonnen hat. Pia ist eine offene und ehrliche Frau, die man sofort ins Herz schließen kann. Besonders sei auch die Hündin Luna erwähnt, die ein wahrer Schatz und eine tolle Reisebegleitung für die beiden Frauen darstellt.

“Weil du da bist” ist ein sehr anrührender Roman über eine ungewöhnliche Frauenfreundschaft, über unterschiedliche Schicksale und wie das Leben so spielen kann. Dazu gibt es mit einer bildgewaltigen Schottlandreise ein wunderbares Kopfkino. Sehr lesenswert und mit einer verdienten Empfehlung!

Veröffentlicht am 20.04.2019

Inselfarben

Die Bücherinsel
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Seit 5 Jahren schon lebt die 35-jährige Sandra Malien als Mieterin eines Verlegers direkt am Strand und verdient sich ihren Lebensunterhalt mit Putzen auf einer Fähre. Sie gehört bereits zur Inselgemeinschaft ...

Seit 5 Jahren schon lebt die 35-jährige Sandra Malien als Mieterin eines Verlegers direkt am Strand und verdient sich ihren Lebensunterhalt mit Putzen auf einer Fähre. Sie gehört bereits zur Inselgemeinschaft fest dazu, dabei weiß niemand, dass sie bis zu ihrem Auftauchen auf der Insel ein Schaustellerkind war und sie nie richtig lesen und schreiben gelernt hat. Doch sie besitzt ein ausgezeichnetes Gedächtnis, dass ihr bisher dabei geholfen hat, sich durchzumogeln. Doch dann landet sie eines Tages in Gretas Inselbuchladen bei einem dort stattfindenden Treffen des örtlichen Lesekreises, der nicht nur aus Krabbenfischer Jan und seiner besten Hälfte, der Polizistin Ellen besteht, sondern auch Arzthelferin Andrea ist Mitglied sowie der neue Grundschullehrer Björn und die zugfreiste Werbetexterin Franziska aus Hamburg. Gerade Björn hat es Sandra schnell angetan, so ist sie schnell Teil des Lesekreises, denn ihre Beiträge über die Landschaft und das Wattenmeer werden allseits geschätzt, vor allem von Björn. Doch sie muss die gemeinsam ausgesuchten und geplanten Texte auswendig lernen, damit sie den anderen weiterhin was vormachen kann und niemand von ihrem Handicap erfährt. Nebenbei arbeitet sie per Diktiergerät an einer Geschichte über die “Farben der Insel”. Als sie daraus unter falschem Namen zitiert, sind alle ganz hin und weg und wollen mehr von der unbekannten Autorin hören. Wird Sandra ihr Geheimnis weiterhin wahren können? Und was wird Björn dazu sagen?

Janne Mommsen hat mit seinem Buch “Die Bücherinsel” seinen neuen Roman vorgelegt, der mit vielen altbekannten Protagonisten irgendwie als Fortsetzung für “Die Inselbuchhandlung” gelten könnte, die nämlich auch eine größere Rolle in dieser Geschichte spielt. Der Schreibstil ist herrlich flüssig und leicht, immer mit einem kleinen Zwinkern im Augenwinkel, der Leser wird mit den ersten Zeilen bereits an die Seite von Sandra gebeamt und darf sie auf ihren Inseltouren begleiten und gleichzeitig Einblick in ihr Herz und ihre Seele nehmen. Dem Autor gelingt es mit einer wunderbaren Leichtigkeit, die Inselstimmung mit wenigen Worten einzufangen. Gleichzeitig ist es toll zu beobachten, dass die jeweilige Landschafts- und Wetterszenerie immer irgendwie auch zur Stimmung der Hauptprotagonistin passt. Der Leser fühlt sich schnell als Teil der engen Inselgemeinschaft, streift per Kopfkino durch die Dünen und lässt sich ein Bad in der kalten See am frühen Morgen gefallen. Der Autor hat sich diesmal als Hauptthema Legasthenie und Analphabetismus vorgenommen und zeigt sehr schön auf, mit welchen Tricks und Eselsbrücken die Menschen durchs Leben gehen, um niemandem aufzufallen und nicht für dumm gehalten oder sogar ausgegrenzt zu werden. Solch ein Leben muss unwahrscheinlich anstrengend sein, die Scham ist verständlich, aber gleichzeitig fehl am Platz, da man gegen diese Schwäche ja etwas unternehmen kann.

Die Charaktere sind ein liebevoller Haufen unterschiedlichster Typen, die alle sehr detailliert gestaltet und mit Leben versehen wurden. Mit individuellen Eigenschaften schleichen sie sich in das Herz des Lesers und geben ihm so die Chance, mit ihnen zu fiebern und zu fühlen. Sandra ist eine fleißige Frau, die eine tolle Beobachtungsgabe sowie eine Händchen für Ausdrucksstärke besitzt. Sie liebt das Inselleben und kann mit Worten so wunderbar umgehen, dass man beim Zuhören regelrecht in Trance gerät. Sie hat sich mühsam von ihrer Familie abgenabelt und endlich ihr Leben so eingerichtet, wie es ihr gefällt. Franziska ist eine Frau, die unbedingt ihren ersten Roman veröffentlichen will, dabei kann sie besser organisieren oder Marketingstrategien umsetzen. Björn ist Lehrer und gibt den kleinsten Schülern Leseunterricht. Auch Greta, Eike, Jan oder Ellen tragen mit ihren Auftritten zum Wohlgefühl der Handlung bei.

“Die Bücherinsel” ist einmal mehr ein Buch, dass dem Leser während der Lektüre auf wundersame Weise einen wohligen Kurzurlaub beschert, während die Gedanken auf Inselreise gehen. Verdiente Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 13.04.2019

Familie ist das Wichtigste

Vielleicht ein Wunder
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Sarah arbeitet als Sozialarbeiterin in einer Schule für behinderte Kinder und lebt mit ihrem Verlobten Rain in einem teuren Apartment in London, wo sie gerade mithilfe ihrer besten Freundin Lisa ihre Hochzeit ...

Sarah arbeitet als Sozialarbeiterin in einer Schule für behinderte Kinder und lebt mit ihrem Verlobten Rain in einem teuren Apartment in London, wo sie gerade mithilfe ihrer besten Freundin Lisa ihre Hochzeit plant. Rain möchte die Hochzeit allerdings lieber einer professionellen Planerin überlassen, da ihm als erfolgreicher Geschäftsmann Status sehr wichtig ist. Als Sarah einen Brief von ihrem Vater bekommt, fällt sie aus allen Wolken, schließlich hat sie ihn seit Ewigkeiten weder gesehen noch gesprochen, nachdem er von einem Tag auf den anderen sie und ihre Mutter im Stich gelassen hat. Nun erfährt sie, dass er bald sterben wird und sie gern noch einmal sehen möchte. Gegen Rains Willen macht sich Sarah auf den Weg, um ihren Vater im Krankenhaus in der Nähe von Nottingham zu besuchen und lernt bei ihrer Ankunft ihren Bruder Luke kennen, der sie abholt. Während der Aussprache mit ihrem Vater und ihrem dortigen Aufenthalt erfährt Sarah auch, dass sie eine behinderte Schwester namens Clara hat. Sarah fühlt sich pudelwohl in der Gesellschaft von Luke und Clara, möchte am liebsten dort bleiben, zumal sie sich sehr zu Luke hingezogen fühlt. Kaum zurück in London erlebt Sarah eine böse Überraschung, die die Hochzeit platzen lässt und sie zurück nach Nottingham führt. Dort entdeckt Sarah anhand eines von ihrem Vater hinterlassenem Kästchen die Wahrheit über ihre Vergangenheit. Wird Sarah bereit sein für ein neues Leben?
Teresa Wagenknecht hat mit ihrem Buch „Vielleicht ein Wunder“ einen gefühlvollen und recht kurzweiligen Liebesroman vorgelegt, der zudem ein Familiengeheimnis beinhaltet. Der Schreibstil ist locker-flüssig und zeitweise recht emotional. Der Leser steht von Beginn an Sarah zur Seite und schaut ihr bei ihrem täglichen Leben über die Schulter. Schnell bekommt er Einblick in ihre Gedanken- und Gefühlswelt und versteht dadurch auch einige ihrer Handlungsweisen viel besser. Es werden einige Themen in der Handlung angesprochen, da geht es um den Umgang mit behinderten Menschen, fehlendes Selbstbewusstsein, Trauer, vergessene Träume und alte Wunden, die nach Jahren immer noch schmerzen. Die zwischenmenschlichen Töne werden von der Autorin schön eingefangen, auch die kleine Schnitzeljagd ist einfallsreich und gut in die Geschichte integriert, so dass der Leser ebenfalls zum Miträtseln animiert wird.
Die Charaktere sind gut ausgestaltet und bieten dem Leser ein buntes Spektrum an unterschiedlichen Typen. Sie alle besitzen Ecken und Kanten, wirken lebendig und realistisch, so dass man sich mit ihnen identifizieren und mit ihnen fühlen kann. Sarah ist eine sympathische Frau, die man oftmals am liebsten schütteln möchte. Sie besitzt ein gutes Herz, ist freundlich und empathisch, jedoch fehlt es ihr an gesundem Selbstvertrauen. Sarah leidet noch immer darunter, dass sie von ihrem Vater verlassen wurde, das Verhältnis zur Mutter ist ebenfalls kaum existent. Sie möchte es allen recht machen und verbiegt sich dabei, anstatt sie selbst zu sein. Lisa ist Sarahs beste Freundin und die gute Seele in diesem Buch. Sie und ihr Mann Andy sind herzliche und humorvolle Menschen, die Sarah regelrecht adoptiert haben. Rain ist ein gefühlskalter Egoist, der nur sich selbst wichtig ist und alles, was mit seinem Ansehen nach außen zu tun hat. Luke dagegen ist ein netter Mann, für den seine kleine Schwester an erster Stelle steht und der sich liebevoll um diese kümmert. Auch die weiteren Protagonisten haben ihren berechtigten Auftritt in dieser Handlung, um Licht ins Dunkel zu bringen.
„Vielleicht ein Wunder“ ist ein kurzweiliges und unterhaltsames Lesevergnügen, dass sowohl mit einer verwickelten Familiengeschichte als auch mit einer Romanze punkten kann. Es gibt keine großen Überraschungen, dafür aber eine warmherzige Handlung. Verdiente Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 07.04.2019

Zurück zum Ich

Herzklopfen zum Dessert
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Ein Überfall hat der geschiedenen Avery Grand von einem Moment auf den anderen ihre Selbstsicherheit und ihr Selbstvertrauen genommen. War sie vorher gern unterwegs und gern gesehener Gast bei Partys, ...

Ein Überfall hat der geschiedenen Avery Grand von einem Moment auf den anderen ihre Selbstsicherheit und ihr Selbstvertrauen genommen. War sie vorher gern unterwegs und gern gesehener Gast bei Partys, igelt sie sich nun ein. Die körperlichen Verletzungen sind zwar verheilt, aber ihr Innerstes hat Schaden erlitten. Um aus diesem Gefängnis wieder herauszukommen und ihr altes Ich wiederzugewinnen, wendet sich Avery dem Kampfsport zu und merkt durch das harte Training, dass sie langsam ihr Selbstbewusstsein wiedererlangt. Als sie Liam begegnet, ist dieser von ihrer Ausstrahlung völlig hin und weg, er verliebt sich sofort in sie. Aber Avery trägt ein unsichtbares Stoppschild vor sich her, dass Liam erst einmal überwinden muss. Dabei gefällt ihr Liam ebenfalls, doch Vertrauen muss man sich verdienen. Dann kommt der Tag, an dem Avery sich alten Ängsten stellen muss…
Catherine Bybee hat mit ihrem Buch „Herzklopfen zum Dessert“ ihrer „Diesmal für immer“-Reihe einen weiteren Band hinzugefügt, der ebenfalls durch einen flüssigen und gefühlvollen Schreibstil überzeugen kann. Der Leser wird durch wechselnde Erzählperspektiven mal an die Seite von Avery, mal an die von Liam gestellt und darf beiden Protagonisten in Herz und Seele schauen sowie Teile ihrer Vergangenheit kennenlernen. Der Autorin gelingt es sehr gut, die Ängste und die Verletzlichkeit von Avery aufgrund des Überfalls zu transportieren und aufzuzeigen, wie sehr solch ein Ereignis das Leben eines Menschen auf drastische Weise verändern kann. Solch ein Angriff und dazu die körperlichen Verletzungen lassen einen nie mehr los und das Gefühl nach Sicherheit und Geborgenheit wird nie mehr so erreicht, wie vor solch einem Ereignis. Mut und Stärke sind erforderlich, um sich dem zu stellen und gegen die Angst vorzugehen.
Die Charaktere wurden schön ausgestaltet und mit Leben versehen. Ihre individuellen Eigenschaften wirken glaubhaft und authentisch, so dass es dem Leser nicht schwer fällt, sich in sie hineinzuversetzen und mit ihnen zu fühlen. Avery war mal eine lebenslustige Frau, die trotz einer Scheidung das Leben genießen konnte. Sie liebte Partys und das amüsante Leben, doch von einem Tag auf den anderen wurde ihre Welt aufgrund eines Überfalls erschüttert. Aber nicht die äußeren Verletzungen lassen sie zu einer Gefangenen in ihrer Welt werden, sondern der Raub ihres Selbstbewusstseins. Damit findet sie sich nicht ab, sondern beweist Stärke, indem sie gegen ihre Hilflosigkeit angeht, durch Kampfsport ihre innere Sicherheit wiedergewinnt und sich von den schlimmen Erinnerungen zu befreien versucht. Liam ist ein sympathischer Mann, der offen und ehrlich ist. Er ist hartnäckig, aber auch behutsam und geduldig, um an sein Ziel zu kommen.
„Herzklopfen zum Dessert“ erzählt nicht nur eine interessante Liebesgeschichte, sondern auch davon, wie eine Frau ihr altes Ich wiedergewinnt. Schön erzählt und mit einer verdienten Leseempfehlung ausgestattet.