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Veröffentlicht am 05.01.2019

Sophies Zukunft

Porzellanhimmel
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Nach dem Tod seiner Verlobten Eva fällt Emanuel von Güldenstein in ein schwarzes Loch und ertränkt seinen Schmerz in zu viel Wein, während er seine Pflichten gegenüber dem Familienunternehmen vernachlässigt. ...

Nach dem Tod seiner Verlobten Eva fällt Emanuel von Güldenstein in ein schwarzes Loch und ertränkt seinen Schmerz in zu viel Wein, während er seine Pflichten gegenüber dem Familienunternehmen vernachlässigt. Er lässt niemanden an sich heran, selbst seine Geschwister Tilda und Christian dringen nicht zu ihm durch. Der Familienfluch hat wieder zugeschlagen und ihm seine Eva genommen. Seitdem ist die Porzellanmanufaktur ist stillgelegt und auch der Sophiengarten, der sonst für die Öffentlichkeit zugänglich war, verwildert immer mehr. Doch mit der Landschaftsgärtnerin Sophie weht ein neuer Wind auf dem Güldensteinschen Anwesen. Sophie wuchs als Waise in einem Kinderdorf auf und arbeitete bis zum Tod ihrer besten Freundin Frida in deren Gärtnerei. Als Sophie einen Auftrag in der Nähe des Sophiengartens ausführen muss, will sie auch den legendären Schlossgarten besuchen, aber dieser ist dermaßen verwahrlost, dass sie Emanuel von Güldenstein anbietet, ihn wiederherzustellen. Erst sträubt sich Emanuel, will er doch keine Fremden auf seinem Grundstück. Doch er hat nicht mit Sophies Überzeugungskraft gerechnet, ganz zu schweigen von ihrer charmanten Art, die ihm bald schon nicht mehr aus dem Kopf geht. Während der Wiederherstellung des Gartens macht Sophie eine Entdeckung, die auf den alten Fluch hinweist. Wird er diesmal zu brechen sein?
Valentina May hat mit ihrem Buch „Porzellanhimmel“ den zweiten Teil ihrer „Güldenstein-Familiensaga“ vorgelegt, der dem ersten Band „Elfenbeinsonne“ folgt. Der Schreibstil ist flüssig, gefühlvoll und fesselnd. Der Leser steht von Beginn an der Seite von Sophie, darf sie und ihre Gedanken- und Gefühlswelt gut kennenlernen. Auch in dieser Geschichte trifft der Leser auf alte Bekannte des Vorgängers und fühlt sich sogleich wieder mittendrin. Die Beschreibungen der Örtlichkeiten und vor allem des Gartens sind sehr bildhaft und farbenfroh, so dass man sich die schöne Pflanzenwelt und auch die Grotte mit dem Wasserfall vor dem inneren Auge gut vorstellen kann. Die Geschichte war schon im ersten Teil recht mysteriös angehaucht, denn es geht um einen Fluch der Güldensteinahnen, der unverhofft nach und nach einige Familienmitglieder dahingerafft hat und auch vor der neuen Generation nicht Halt macht. Auch in diesem Teil wird weiter geforscht und gesucht, um der Lösung des Rätsels auf die Spur zu kommen und damit den Fluch zu brechen. Die Autorin versteht es geschickt, durch überraschende Wendungen den Leser durchgehend bei der Stange zu halten. Die Spannung wird langsam aufgebaut und steigert sich immer weiter in die Höhe. Allerdings kann dieser Teil der Geschichte mit dem ersten Band nicht so ganz mithalten, die Aufklärung um Sophies Vergangenheit kam einfach zu plötzlich und die Verbindung zu den Güldensteins wirkt etwas konstruiert.
Die Charaktere sind liebevoll ausgearbeitet und mit Leben versehen worden. Sie besitzen individuelle Züge und wirken dadurch realistisch. Der Leser kann mit ihnen fühlen, bangen und hoffen. Sophie ist eine freundliche und offene Frau, die in ihrem Beruf aufgeht und sehr einfühlsam ist, auch gegenüber ihren Mitmenschen. Emanuel ist ein gebrochener Mann, der langsam wieder ins Leben zurückfinden muss. Tilda ist ein Hansdampf in allen Gassen, sie reißt die Menschen um sich herum mit und ist für jede Untat zu haben. Ebenso unterstützen die weiteren Protagonisten die Geschichte und geben ihr zusätzliche Spannung.
„Porzellanhimmel“ ist eine unterhaltsame Fortsetzung, die weitere Puzzlestücke um das Familiengeheimnis der Güldensteins offenbart und auch eine romantische Liebesgeschichte beinhaltet. Nicht ganz so spannend wie Teil 1, aber mit einer Leseempfehlung versehen!

Veröffentlicht am 05.01.2019

Eine Ente sorgt für Wirbel

Paris für Anfänger
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Kontrollfreak Paul hatte sich seinen 30. Geburtstag wirklich anders vorgestellt, als mit der chaotischen Schwester seiner Freundin Annika nach Paris zu fahren und dort einen raren Kontraboss zu verkaufen. ...

Kontrollfreak Paul hatte sich seinen 30. Geburtstag wirklich anders vorgestellt, als mit der chaotischen Schwester seiner Freundin Annika nach Paris zu fahren und dort einen raren Kontraboss zu verkaufen. Paul hat für die chaotische Jojo sowieso nicht viel übrig, er mag es lieber in geordneten Bahnen. Aber ausgerechnet an seinem runden Geburtstag sitzt er nun auf einer Parkbank in der französischen Hauptstadt und rätselt darüber, was Freundin Annika ihm mit ihrem Päckchen für ein Präsent gemacht hat. Das wird er allerdings schon bald erfahren, denn kaum hat er den Inhalt inspiziert, nimmt sein Leben gehörig an Fahrt auf und lässt ihn Dinge erleben, die er sich niemals häte vorstellen können…
Katrin Einhorn hat mit ihrem Buch „Paris für Anfänger“ einen unterhaltsamen und humorvollen Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und mit einer gehörigen Portion Witz gespickt, der Leser findet sich schnell an Pauls Seite wieder, um mit ihm eine aufregende und ereignisreiche Zeit in der Stadt der Liebe zu verbringen. Paul ist vom Charakter her nicht jedermanns Sache, er wirkt eher wie eine Spaßbremse oder ein spießiger Oberlehrer mit ständig hochgezogener Augenbraue. Bei ihm muss es immer akkurat und ordentlich zugehen. Unvorhergesehenes bringt ihn aus dem Konzept und passt nicht in sein Leben. Insofern kann er mit Überraschungen aller Art auch nicht viel anfangen. Gerade seine Persönlichkeit stellt den Leser vor Herausforderungen, denn man möchte sich ja eigentlich mit seinem Protagonisten identifizieren und ihn mögen. Das fällt gerade hier erst einmal schwer, doch je mehr der Leser mit Paul durch Paris jagd, umso mehr wächst er einem doch irgendwie ans Herz. Die Autorin versteht es geschickt, den Leser mit überraschenden Wendungen bei der Stange zu halten und lässt ihn ganz nebenbei durch bildhafte Beschreibungen per Schnitzeljagd durch das schöne Paris streifen.
Die Charaktere sind eigenwillig und mit speziellen Eigenschaften versehen, sie wirken lebendig, etwas überspitzt, aber doch nicht weltfremd, sondern wie ein bunter Haufen voller Individualisten, die alle etwas Besonderes haben und den Leser gerade dadurch in ihren Bann ziehen. Paul ist ein Mann, der die Normalität ebenso liebt und Wert auf solche Dinge wie gute Manieren oder Verlässlichkeit legt. Pläne außer der Reihe bringen ihn aus dem Konzept, ebenso kommt er mit Chaoten nicht klar. Bei ihm stellt man sich immer bildlich den erhobenen Zeigefinger vor, sobald jemand etwas macht, dass ihm gegen den Strich geht. Stil ist ihm wichtig, allerdings lässt er diesen in einigen Dingen selbst sehr vermissen. Jojo ist eine absolute Chaotin, eine echte Nervensäge und so gar nicht der angepasste Typ mit ihren bunten Haaren und einer völlig anderen Lebensweise. Da prallen regelrecht Welten aufeinander, die sich doch zusammenraufen müssen, um ihr Ziel zu erreichen. Auch die weiteren Protagonisten beleben die Handlung mit ihren Auftritten.
„Paris für Anfänger“ ist eine rasante Schnitzeljagd durch die französische Metropole mit sehr viel Humor und noch schrägeren Charakteren, die den Leser kurzweilig unterhalten. Verdient auf jeden Fall eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 30.12.2018

Hier geben starke Frauen den Ton an

Goldfields
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2012 London. Robin ist Gast einer Abendgesellschaft auf einem alten englischen Landsitz, wo sie auf eine alte charismatische Dame trifft, die sie schnell mit ihren Erzählungen aus vergangenen fesselt und ...

2012 London. Robin ist Gast einer Abendgesellschaft auf einem alten englischen Landsitz, wo sie auf eine alte charismatische Dame trifft, die sie schnell mit ihren Erzählungen aus vergangenen fesselt und Robin in das alte London des Jahres 1851 entführt und ihr von Beatrice Ames erzählt. Diese war die Tochter einer reichen Reederfamilie, attraktiv und sehr wortgewandt. Sie strebte schon damals sozial gerechtere Gesellschaftsstrukturen an und kämpfte für das Frauenwahlrecht. Beatrice hatte eine heimliche Affäre mit einem hochgestellten Mitglied des englischen Oberhauses, der die gleichen Ansichten vertrat wie sie selbst. Allerdings erfreute sich Beatrice sich bei Politikern und der gutsituierten Gesellschaft nicht gerade großer Beliebtheit, auch mit ihrem Bruder Henry, der auch als ihr Vormund eingesetzt war, hatte sie diesbezüglich Streitigkeiten. Dieser schickst sie dann auch ungnädig nach Australien, wo Beatrice ein völlig neues und anderes Leben kennenlernt und hier auf Peter O’Lalor trifft…
Izabelle Jardin hat mit ihrem Buch „Goldfields“ einen recht unterhaltsamen historischen Roman vorgelegt, der anscheinend einem Vorgängerband nachfolgt. Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft, der Leser darf sich über den geschichtlich eingebetteten Erzählstrang in die Vergangenheit entführen lassen, um dort eine sehr energische und kämpferische junge Dame namens Beatrice kennenzulernen und sie ca. 5 Jahre auf ihrem Weg vom pulsierenden London per Schiffsreise nach Australien zu begleiten und sie dabei zu beobachten, wie sie ihr Leben in dieser Zeit meistert. Die Autorin hat für ihre Geschichte zwei verschiedene Zeitebenen gewählt, die eine erzählt die Gegenwart von 2012 und Robin in der Ich-Form, die andere berichtet über Beatrice und ihr Leben Mitte des 19. Jahrhunderts. Durch die verschiedenen Erzählperspektiven wird eine gewisse Spannung aufgebaut. Sehr interessant sind auch die historischen Hintergrundeinblicke, die die Autorin mit ihrer Handlung verknüpft hat und dem Leser so Informationen über das damalige Londoner Leben, die Rolle der Frau und auch die Aufbruchsstimmung in Australien vermittelt. Bedauerlich ist, dass es Verweise auf einen Vorgängerband gibt, den man anscheinend gelesen haben muss, um hier ein besseres Verständnis für die Protagonisten zu haben.
Die Charaktere sind gut und interessant ausgearbeitet, sie wirken durch ihre individuellen Eigenschaften sehr real und authentisch. Robin ist eine junge und sehr ehrgeizige Frau, die schon in jungen Jahren recht erfolgreich ist. Sie wirkt kühl und distanziert, was ihr nicht gerade die Sympathien zufliegen lässt. Beatrice dagegen ist eine starke und mutige Frau, die zwar mit dem berühmten goldenen Löffel im Mund geboren wurde, sich aber für die Armen und Schwachen vehement einsetzt. Sie scheut sich nicht, Missstände offen anzusprechen und für eine modernere Frauenrolle zu kämpfen. Peter hat seine Familie in England zurückgelassen, um in Australien sein Glück zu versuchen. Zwischen ihm und Beatrice entwickeln sich schnell zarte Band. Weitere Protagonisten machen mit ihrem Auftreten die Handlung interessant und geben ihr zusätzlich Struktur.
„Goldfields“ ist ein ganz unterhaltsamer Roman mit historischem Hintergrund, der den Leser durch seine Erzählweise und abenteuerliche Geschichte in den Bann schlägt. Kurzweilige Lesestunden mit einer Empfehlung!

Veröffentlicht am 26.12.2018

Gefühlvolle alte Liebe

Zwischen uns die Sterne
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Aiden, Cameron und Everett waren von Kindheit an die besten Freunde, ein unzertrennliches Kleeblatt. Nun ist Aidan plötzlich gestorben. Everett kehrt nach längerer Auslandszeit von seinem Dienst bei Ärzte ...

Aiden, Cameron und Everett waren von Kindheit an die besten Freunde, ein unzertrennliches Kleeblatt. Nun ist Aidan plötzlich gestorben. Everett kehrt nach längerer Auslandszeit von seinem Dienst bei Ärzte ohne Grenzen zurück in seine Heimatstadt, die er lange nicht beuscht hat. Cameron ist von Everett bitter enttäuscht, denn er hat sogar Aidans Beerdigung versäumt. Sie zieht sich von ihm zurück und will ihn nicht mehr sehen. Dabei war sie schon immer heimlich in ihn verliebt. Everett braucht viel Geduld und vor allem muss er sich Camerons Vertrauen zurückerobern, bevor die beiden zu ihrer alten Freundschaft zurückkehren oder vielleicht auch mehr werden können…

Tara Sivec hat mit ihrem Buch “Zwischen uns die Sterne” einen gefühlvollen und warmherzigen Liebesroman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und emotional, schnell taucht der Leser in die Welt von Everett und Cameron, um beide und ihre Gedanken- und Gefühlswelt gut kennenzulernen. Die Handlung wird mal aus der Sicht von Everett, mal aus der von Cameron erzählt. Durch die parallel laufenden verschiedenen Perspektiven erhält der Leser einen guten Einblick sowohl in die Vergangenheit als auch in die Gegenwart der Protagonisten, wobei auch der verstorbene Aidan eine tragende Rolle spielt. Die Autorin hat sich mit dem Aufbau ihres Plots viel Mühe gegeben und lockert diesen nicht nur durch die Perspektivwechsel auf, sondern streut auch noch vereinzelt Briefe und Wunschzettel mit in die Handlung hinein, die für ihre Protagonisten eine große Bedeutung haben. Durch geschickte Wendungen hält sie den Leser gut bei der Stange und gibt ihm die Möglichkeit, die Situation immer wieder neu zu überdenken.

Die Charaktere sind liebevoll ausgestaltet, mit Leben erfüllt und wirken authentisch und realitätsnah. Der Leser kann mit ihnen fühlen, leiden, hoffen und bangen. Everett ist ein sympathischer Mann, der in seinem harten Beruf sowohl Erfüllung als auch Ablenkung gefunden hat. Er ist von eher ernster Natur und zieht sich selbst oft in Zweifel. Manchmal könnte man als Leser denken, er leidet unter Depressionen, da er alles so schwer nimmt und sich selbst für nicht gut genug befindet. Cameron ist eine freundliche und offene Frau, die sich in jungen Jahren während ihrer Freundschaft mit den beiden Jungs eher selbst wie ein Knabe verhalten hat. Insgeheim hegt sie schon lange Gefühle für Everett, doch aufgrund von Missverständnissen und falschen Annahmen ist sie ihm gegenüber immer eher reserviert. Sie ist von Everett enttäuscht, weil er ihre Freundschaft lange Zeit verraten hat. Aiden war der Clown des Trios, hat die Freundschaftsbande festgehalten.

“Zwischen uns die Sterne” ist ein eher trauriger Liebesroman, da er Missverständnisse und Enttäuschungen thematisiert. Doch durch gut gestreuten Witz beschert die Geschichte dem Leser ein schönes Leseerlebnis. Dafür gibt es eine verdiente Empfehlung!

Veröffentlicht am 26.12.2018

Eine Geschichte über das Vergessen

Unter uns nur Wolken
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Anika hat wirklich Pech, denn sie erwischt ausgerechnet ihre beste Freundin mit ihrem Freund Noah. Das lässt sie von einem Moment auf den anderen obdach- und mittellos werden. Gleichzeitig sucht Tom eine ...

Anika hat wirklich Pech, denn sie erwischt ausgerechnet ihre beste Freundin mit ihrem Freund Noah. Das lässt sie von einem Moment auf den anderen obdach- und mittellos werden. Gleichzeitig sucht Tom eine neue Pflegerin für seinen Großvater Florian, dessen Launen und gemeine Späße schon so einige in die Flucht geschlagen haben. Da er auch unter Alzheimer leidet, ist es gar nicht so einfach, Ersatz zu finden. Deshalb kommt ihm die Bewerbung von Anika gerade recht. So findet diese kurzfristig ohne jegliche Vorkenntnisse die Anstellung als Pflegerin für den alten Mann, wo sie auch wohnen kann. Aber Florian stellt sie sehr schnell mit seinem Verhalten auf die Probe, was Anika an ihre Grenzen bringt. Doch in wenigen lichten Momenten, wenn Florian in Plauderlaune ist, dann erfährt Anika auch etwas von den Dingen, die ihm am Herzen liegen. Dabei kommen sich die beiden auch menschlich näher…

Das Autorenduo Mayrhofer/Schmit hat unter dem Namen Anna Pfeffer mit ihrem gemeinsamen Buch “Unter uns nur Wolken” einen unterhaltsamen und humorigen Roman mit einem ernsten Thema vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig-leicht und stellt den Leser schnell an die Seite von Anika, um sie auf Schritt und Tritt zu begleiten und sie bei ihrem neuen Lebensabschnitt und allen damit verbundenen Erlebnissen zu beobachten. Die Autorinnen haben sich mit dem Thema Alzheimer und Pflege zwei nicht gerade leichte Themen ausgesucht, diese aber mit einer Leichtigkeit und einem wunderbaren Witz in eine warmherzige Geschichte verpackt, was den Leser während der Lektüre zu gleichen Teilen an- und berührt. Das traurige Vergessen von Dingen und Menschen, die einmal eine große Rolle im Leben gespielt haben, sowie kurze lichte Momente, in denen sich der Kranke erinnert ebenso wie die Einsamkeit, die mit dieser Krankheit einhergeht, ob für den Betroffenen oder die Angehörigen, das geht an Herz und Seele. Wer solch einen Fall in der Familie hat, kommt oftmals an seine Grenzen und leidet selbst mit wie ein Hund. Den Autorinnen ist es sehr gut gelungen, die Thematik gleichzeitig locker und spannend zu verpacken und mit Witz der doch recht traurigen Realität den Schrecken etwas zu nehmen.

Die Charaktere sind sehr liebvoll ausgearbeitet und in Szene gesetzt worden. Sie besitzen individuelle Ecken und Kanten, wirken lebensnah und authentisch. Der Leser kommt ihnen während der Lektüre recht nah und kann mit ihnen hoffen und bangen und sich gut in sie hineinversetzen. Anika ist eine mutige Frau, denn sie bewirbt sich ohne jegliche Erfahrung als Pflegerin. Natürlich ist die Bewerbung in der Not geboren, doch sie nimmt die Herausforderung an und gibt nicht so schnell auf, auch, wenn sie an ihre Grenzen stößt. Sie strahlt Wärme und Vertrauen aus, ist hilfsbereit und einfühlsam. Florian ist ein netter Mann, der sich um seinen Großvater sorgt. Er möchte ihn nicht allein wissen und braucht jemanden, auf den er sich verlassen kann. Florian ist ein an Alzheimer erkrankter alter Mann. Die Diagnose macht ihm Angst, aber sie macht ihn auch wütend. Er will sich nicht in die Abhängigkeit begeben, verleugnet, dass er nicht mehr alles allein machen kann. Um sich gegen sein Schicksal zu wehren, vergrault und vergrätzt er alle um sich herum. Niemand soll seine Hilflosigkeit sehen.

“Unter uns nur Wolken” ist ein sehr unterhaltsamer und gleichzeitig berührender Roman, der ein ernstes Thema mit einem wunderbaren Witz transportiert. Schöne Lesestunden, die eine Empfehlung verdienen!