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Veröffentlicht am 01.05.2017

Auf der Suche

Den ganzen Weg entlang
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Liz ist 27 Jahre alt und braucht unbedingt einen Tapetenwechsel. Gerade hat sie ihren Job gekündigt, als sie ihren Freund Jason mit einer anderen erwischt. Nun muss sie sich neben einem neuen Job auch ...

Liz ist 27 Jahre alt und braucht unbedingt einen Tapetenwechsel. Gerade hat sie ihren Job gekündigt, als sie ihren Freund Jason mit einer anderen erwischt. Nun muss sie sich neben einem neuen Job auch noch ein neues Apartment suchen. Also genau der richtige Moment, um den Wohnort zu wechseln. So packt Liz ihre Sachen und findet in einem Haus im kalifornischen San Fernando Valley ein neues Zuhause. Ihr neuer Nachbar Noah ist ein netter junger Mann, der sich Hals über Kopf in Liz verliebt. Aber Liz bemerkt das in ihrer momentanen Situation gar nicht. Sie sieht ihn nur als guten Freund, dem sie ihr Herz ausschütten kann. Kaum kehrt einigermaßen Ruhe in ihr Leben, versetzt sie die Hochzeit ihrer Schwester Casey erneut in Krisenstimmung, denn diese will ihren Vater Jake einladen, den beide seit 19 Jahren nicht mehr gesehen haben. Liz ist nicht begeistert, aber um ihrer Schwester diesen Wunsch zu erfüllen, macht sie sich daran, ihn aufzuspüren. Wie wird ihre erste Begegnung verlaufen? Wird sie ihm jemals verzeihen können, dass er sie im Stich gelassen hat?

Carina Posch hat mit ihrem Buch „Den ganzen Weg entlang“ ihren zweiten Roman vorgelegt, in dem es um verletzte Seelen und zerbrochene Familien geht. Der Schreibstil ist flüssig und gefühlvoll, schnell taucht der Leser in Liz‘ Welt ein und begleitet sie eine Weile durch ihr Gefühlschaos und ihr Leben.

Die Charaktere sind sehr unterschiedlich ausgearbeitet, haben alle ihre Eigenheiten und wirken so sehr lebendig. Liz ist eine Frau, die man erst auf dem zweiten Blick besser verstehen kann. Zu Beginn wirkt sie sehr unstet. Die ständigen Jobwechsel, wenn ihr gerade etwas nicht gefällt, ebenso wie die Beziehung zu Jason zeigen, dass sie noch nicht so wirklich weiß, was sie sich eigentlich für ihr Leben wünscht und in welche Richtung sie gehen will. Vielleicht liegt es gerade daran, dass sie noch ein Kind war, als ihr Vater sie verlassen hat. Sie kennt keine Stabilität in ihrem Leben, wofür auch die Wahl von Jason als Freund sehr bezeichnend ist, denn Jason ist zwar ein cooler Typ, aber er will keine enge Beziehung oder Verpflichtungen, sondern eigentlich nur seinen Spaß; er lässt sich nicht kontrollieren, aber gerade das ist Liz‘ Problem, sie möchte die Kontrolle über die Dinge behalten. Noah ist ein eher verträumter junger Mann, der sein Herz auf Anhieb an Liz verschenkt, die das gar nicht so richtig zu würdigen weiß. Liz ist immer noch wie auf der Flucht und es braucht ein einschneidendes Erlebnis, damit sie endlich anhält und Luft holt, so dass ihr Leben von da an normal verlaufen kann.

„Den ganzen Weg entlang“ ist ein unterhaltsamer und emotionaler Roman über die Liebe, Familienbaustellen und die Suche nach einem glücklichen Leben und sich selbst. Für dieses kleine Buch gibt es auf jeden Fall eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 29.04.2017

Was nicht sein darf...

Hinter den Augen der Welt
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17. Jh. England. Mary Grosvenor ist die Tochter eines Baronets und wurde schon von Kindesbeinen an erzogen, sich wie eine Adlige zu bewegen und zu benehmen. So weiß sie sich auf Bällen und Empfängen zu ...

17. Jh. England. Mary Grosvenor ist die Tochter eines Baronets und wurde schon von Kindesbeinen an erzogen, sich wie eine Adlige zu bewegen und zu benehmen. So weiß sie sich auf Bällen und Empfängen zu verhalten und ist sich ihrer Rolle durchaus bewusst. Ist es doch ein ständiges Streben ihres Vaters, immer mehr Macht und Anerkennung zu erreichen, weshalb er Mary auch angemessen verheiraten möchte. Zu den einfachen Angestellten und Bediensteten hat Mary kaum engeren Kontakt. Dies ändert sich schlagartig, als sie dem jungen Stallburschen Fynn begegnet. Von ihm fühlt sie sich regelrecht angezogen und auch Fynns Herz schlägt schneller bei ihrem Anblick. Schon bald kommen sich die beiden näher, doch ihre Beziehung ist nicht von Glück beschienen. Ihre Treffen finden in aller Heimlichkeit statt, denn Fynn hat ein Geheimnis, und auch in Marys Familie hat jeder etwas zu verbergen. Wenn jemand herausfindet, dass Fynn gar kein Mann ist, bringt es sowohl Mary als auch Fynn in größte Gefahr und könnte sogar mit dem Tod enden. Hat ihre Liebe trotzdem eine Chance und wer ist ihr größter Feind?

Tess Schirmer hat mit ihrem Buch „Hinter den Augen der Welt“ einen sehr spannenden historischen Debütroman vorgelegt, der vor der Kulisse des mittelalterlichen Englands seine Bühne findet. Der Schreibstil ist geprägt sowohl von Poesie als auch Melancholie, gespickt mit französischen Redewendungen, die mancher Leser nicht gewohnt sein mag, jedoch die passende Sprache der herrschaftlichen und adligen Familien zu jener Zeit wiederspiegelt und sehr authentisch umgesetzt wurde. Der Spannungsbogen wird gemächlich aufgebaut und die Perspektivwechsel zwischen Fynn und Mary mit ihren Gedanken und Gefühlen steigern diese immer mehr bis zum finalen Schluss. Besonders hervorzuheben ist die gelungene Darstellung der einzelnen Gesellschaftsschichten und ihre jeweilige Sicht der Dinge; die Autorin hat hier sehr gute Arbeit geleistet und die jeweiligen Sprachunterschiede und Verhaltensweisen besonders herausgearbeitet, was alles noch authentischer und lebendiger macht. Die aufwendige Recherche hat sich hier auf jeden Fall gelohnt. Auch die Wahl der Hauptthematik, nämlich die damals tabuisierte Liebe zwischen zwei Frauen, hat die Autorin sehr gut ausgearbeitet und spannend in Szene gesetzt. Ständig schwebt der Leser zwischen Heimlichkeit und Aufdeckung, bangt und leidet mit den beiden Hauptprotagonisten, denen die gestohlenen Stunden der Zweisamkeit die glücklichsten Momente ihres Lebens bescheren. Daneben spielen Missgunst, Neid und ständige Intrigen ebenfalls eine Hauptrolle, es wirkt, als wenn alle einen Tanz auf dem Drahtseil unternehmen, wobei bis zum Ende nicht klar ist, wer diesen Akt überstehen wird.

Die Charaktere sind sehr unterschiedlich angelegt und ausgestaltet worden, sie wirken sehr echt und authentisch, der Leser kann sich sehr gut in sie hineinversetzen, wird er doch in ihre Gefühls- und Gedankenwelt eingeweiht. Mary ist eine junge Frau, die behütet aufgewachsen ist und auf ihre Rolle in der Gesellschaft vorbereitet wurde. Wirkt sie zu Beginn noch eher wie ein Snob und recht arrogant, so entwickelt sie sich im Laufe der Handlung doch sehr zu ihrem Vorteil. Sie ist mitfühlend und sympathisch und hat das Herz am rechten Fleck. Fynn ist ein Geheimnis für sich, als Mann verkleidet und ständig auf der Flucht vor Entdeckung, verschmäht er den Adel und verliebt sich doch in ein Mitglied davon. Fynn ist von Ängsten durchzogen und hat ständig Angst, demaskiert zu werden. Manchmal wirkt es auch, als wäre Fynn auf der Flucht vor sich selbst und seinen Gefühlen, denn Fynn ist bewusst, dass das, was er/sie fühlt, kein gesellschaftliches Verständnis oder Toleranz erfahren wird. Lord Henry ist ein selbstverliebter und grausamer Mann, der nichts dem Zufall überlässt und die Menschen nach seinem Gutdünken manipuliert, um ans Ziel zu kommen. Auch die anderen Protagonisten verleihen der Handlung mit ihren eigenen Episoden und ihrem Verhalten auf die eine oder andere Weise Spannung und etwas Geheimnisvolles.

„Hinter den Augen der Welt“ ist ein sehr spannender historischer Roman um eine ungleiche Liebe in einer Gesellschaft, die diese niemals tolerieren würde. Ein sehr beeindruckendes Debüt über ein schwieriges Thema, das bis zum Schluss zu fesseln weiß. Auf jeden Fall eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 26.04.2017

Auf nach Italien!

Das Glück schmeckt nach Zitroneneis
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Nachdem Oma Vivians Eiscafé in Brighton durch die Schwestern Imogen und Anne wieder zum Leben erweckt wurde, verwöhnen Anna und ihr Mann Matteo mit selbsterfundenen Eiskreationen ihre Gäste. Ihr Glück ...

Nachdem Oma Vivians Eiscafé in Brighton durch die Schwestern Imogen und Anne wieder zum Leben erweckt wurde, verwöhnen Anna und ihr Mann Matteo mit selbsterfundenen Eiskreationen ihre Gäste. Ihr Glück ist mit Tochter Bella vollkommen. Doch Matteo hat Heimweh nach Italien und seiner Familie, so denken er und Anna darüber nach, für einige Zeit an die Amalfiküste zu gehen, um dort ein Eiscafé zu eröffnen. Währenddessen ist Imogen von einer ihrer langen Fotoreisen zurückgekehrt und lebt zusammen mit Freund Finn. Aber Imogen ist unruhig, denn bisher gibt es keinen Anschlussauftrag, und so hängt sie in Brighton fest und wird immer zappeliger, fühlt sie sich doch irgendwie gefangen. Die restliche Verwandtschaft bereitet die Eröffnung eines Gästehauses vor und wie durch ein Wunder tauchen alte Bilder und Postkarten von Großmutter Vivian auf, die auf einen geheimnisvollen italienischen Fremden deuten. Welches Geheimnis hat Vivian für sich behalten? Wird Imogen endlich sesshaft werden? Gelingt es Anna, sich gegen ihre italienische Schwiegermutter durchzusetzen und mit Matteo endlich ein eigenes Geschäft aufzubauen?

Abby Clements hat mit ihrem Buch „Das Glück schmeckt nach Zitroneneis“ ihren zweiten Roman um die Schwestern Imogen und Anna vorgelegt, der dem ersten Band an Unterhaltung und Charme in nichts nachsteht. Der Schreibstil ist leicht und flüssig, der Leser ist schnell in der Handlung drin und verfolgt Imogen und ihre Familie auf Schritt und Tritt und bei allen Lebenslagen und Schwierigkeiten. Die Landschaftsbeschreibungen sowohl von Brighton als auch von Sorrent sind farbenfroh und lassen den Leser von wunderschönen Küstenstreifen träumen und das Meer vor Augen haben.

Die Charaktere sind sehr liebevoll ausgestaltet und in Szene gesetzt. Anna ist mit Matteo in einer glücklichen Beziehung und die beiden haben eine süße Tochter, die die Verwandtschaft regelrecht verzückt. Anna ist eigentlich glücklich in Brighton, doch Matteo hat immer öfter Heimweh und wünscht sich, mit seiner Familie für einige Zeit in seinem Heimatland verbringen zu können. Anna möchte ihr Glück mit Matteo und Isabella halten und lenkt deshalb ein. Sie ist kompromissbereit und Neuem aufgeschlossen, Hauptsache, die Familie bleibt zusammen. Matteo ist ein netter Mann, der allerdings seiner eigenen Mutter kaum widersprechen kann und somit seine Ehe in Gefahr bringt. Imogen ist ständig auf Achse, kein Land ist zu weit für sie. Sie treibt ihre Karriere als Fotografin voran. Doch auch die Beziehung zu Freund Finn ist ihr wichtig. Während Finn allerdings sesshaft geworden ist, sticht Imogen ständig der Hafer und sie wird unruhig, wenn nicht sofort ein neuer Auftrag in Sicht ist. Es wirkt fast so, als wäre sie ständig auf der Flucht. Die weiteren Familienmitglieder und Nebenprotagonisten stützen durch ihre Geschichten und Episoden auf die eine oder andere Weise die Handlung und tragen zur unterschwelligen Spannung in der Handlung bei.

„Das Glück schmeckt nach Zitroneneis“ ist ein sehr unterhaltsamer Familienroman, in dem Geheimnisse, die Liebe, Konflikte und auch die verschiedenen Eissorten nicht zu kurz kommen. Ein wunderschöner Sommerroman mit so einigen Verwicklungen, der kurzweilig und warmherzig ist. Absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 25.04.2017

Das Glück der kleinen Augenblicke

Immer wieder im Sommer
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Von ihrem Ehemann Max geschieden, lebt Anna mit ihren Töchtern Sophie und Nelly in München und arbeitet halbtags als Zimmermädchen in einem Hotel. Eines Tages erhält sie einen Brief von ihrer Mutter Frieda ...

Von ihrem Ehemann Max geschieden, lebt Anna mit ihren Töchtern Sophie und Nelly in München und arbeitet halbtags als Zimmermädchen in einem Hotel. Eines Tages erhält sie einen Brief von ihrer Mutter Frieda mit der Bitte um ein Gespräch, seit sie als 18-Jährige ausgezogen ist, hatte sie keinen Kontakt mehr zu ihr. Anna entscheidet, während ihre Töchter bei Max in den Ferien sind, mit ihrem alten VW-Bus einige Tage nach Amrum zu fahren, um ihre Jugendliebe Jan wiederzusehen, der dort arbeitet. Auf dem Weg dorthin will sie bei ihrer Mutter vorbeischauen. Doch dann kommt alles ganz anders: sie erwischt Max inflagranti mit einer Frau im Bett, als sie gerade Sophie und Nelly abliefern will. Daraufhin wollen die Töchter nicht dort bleiben und lieber mit ihrer Mutter nach Amrum fahren. Dann sitzt auch Max mit im Bus und nach dem Besuch bei ihrer Mutter steigt auch Frieda noch mit zu. Unterwegs wird noch der 15-jährige Anhalter Milan aufgelesen. Annas Reise entwickelt sich ganz anders als geplant. Und das geht in Amrum so weiter – keine ruhige Minute, Stress mit Max und Sophie, Annährung mit Frieda und nie Zeit, um Jan mal zu treffen. Aber auf einmal sind andere Themen wichtiger, denn Frieda vergisst immer mehr, was wird aus deren Pferdehof und auch die Beziehung zu Max steht nochmals auf dem Prüfstand. Wurde alles gesagt? Wie sieht Annas Zukunft aus und die ihrer Familie?

Katharina Herzog hat mit ihrem Buch „Immer wieder im Sommer“ einen sehr gefühlvollen Familienroman vorgelegt, der sich mit einigen schwierigen Themen wie Mobbing in der Schule, Scheidungskindern, Untreue und Demenz beschäftigt. Der Schreibstil ist flüssig, manchmal melancholisch, der Leser ist ab der ersten Seite unsichtbarer Begleiter von Anna und ihrer Familie, hat ebenso einen Platz in dem alten VW-Bus bzw. in dem schönen Strandhaus auf Amrum und erlebt hautnah das Zusammenspiel zwischen den einzelnen Familienmitgliedern mit. Die Perspektivwechsel der einzelnen Kapitel geben einen schönen Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelt jedes einzelnen, wobei die von Frieda meist die Vergangenheit heraufbeschwören und ihre Erinnerungen an früher wiedergeben.

Die Charaktere sind sehr schön ausgearbeitet und in Szene gesetzt. Alle haben ihre besonderen Eigenheiten, Ecken und Kanten, wodurch sie sehr authentisch und lebendig wirken, wie Menschen, denen man täglich begegnet oder bereits lange kennt. Anna ist eine alleinerziehende Mutter, die sich insgeheim noch nicht von der Trennung ihres Mannes erholt hat. Sie hat vor langer Zeit mit ihrer Mutter gebrochen, nachdem ihr Vater verstarb. Anna ist ein Sturkopf, die sich selbst irgendwo verloren hat und krampfhaft versucht, sich wiederzufinden. Dabei soll ihr eine alte Jugendliebe helfen. Aber auch für ihren Exmann Max hegt sie noch Gefühle, obwohl sie sich das nicht zugeben will. Sophie ist 14 Jahre alt und mitten in der Pubertät. Sie ist eine Außenseiterin in der Schule, hat nur eine enge Freundin und ist heimlich verliebt in einen Jungen aus der Schule. Sie ist aufmüpfig, nörgelt nur rum und man kann es ihr nie recht machen. Nelly ist 8 und hat immer Magenschmerzen, wenn sie in die Schule muss. Sie liebt Tiere und vor allem das Kochen, so sorgt sie für das leibliche Wohl ihrer Mutter und Schwester. Max ist Pilot und hat sich zu einem Schürzenjäger entwickelt. Seit einiger Zeit ist er krankgeschrieben und der Gedanke, dass Anna ihre Jugendliebe Max wiedersehen könnte, gefällt ihm gar nicht. Eigentlich möchte er seine Familie zurück und noch einmal ganz von vorn anfangen. Und dann ist da Frieda, Annas Mutter, eine etwas unterkühlte Frau, die immer mehr von ihrem Leben vergisst, ihre Enkelinnen noch nie gesehen hat und die von ihren Erinnerungen lebt. Gerade Friedas Art bringt Spannung in die Geschichte, denn sie ist so ganz anders, als man es von ihr erwartet und doch hat sie etwas so liebenswertes an sich. Die Entwicklung der einzelnen Charaktere innerhalb der Handlung ist wunderbar zu beobachten.

„Immer wieder im Sommer“ ist ein Familienroman der etwas anderen Art, ein Road-Trip zurück in die Vergangenheit, auf der Suche nach verschollenen Gefühlen und Erinnerungen mit der Aussicht auf einen Neuanfang und vielen durchwachsenen Gefühlen von heiter bis wolkig und traurig. Eine Leseempfehlung für alle, die gern auch nachdenkliche Untertöne und schwierigere Themen mögen, die hier sehr gelungen eingeflochten wurden.

Veröffentlicht am 25.04.2017

Freundschaftsverrat

Die Strandräuberin
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18. Jh. Sylt. Nach dem Verlust beider Elternteile lebt die 16-jährige Jördis mit ihrer aus Island stammenden Großmutter Etta zusammen in einer kleinen Hütte und sammelt Strandgut für den Lebensunterhalt. ...

18. Jh. Sylt. Nach dem Verlust beider Elternteile lebt die 16-jährige Jördis mit ihrer aus Island stammenden Großmutter Etta zusammen in einer kleinen Hütte und sammelt Strandgut für den Lebensunterhalt. Als andere Einnahmequelle dient ihr das Deuten mit dem Runen, was ihre Großmutter sie gelehrt hat und dem Pfarrer so gar nicht gefällt, widerspricht es doch allem, an was er glaubt und er der Gemeinde vermitteln will. Seine Tochter Inge war einst Jördis beste Freundin, doch die Freundschaft war in dem Moment beendet, als sich herausstellt, dass sowohl Jördis als auch Inge in Arjen verliebt sind. Arjen würde Jördis gerne heiraten, aber das Schicksal kommt dazwischen…

Ines Thorn hat mit ihrem Buch „Die Strandräuberin“ einen sehr unterhaltsamen, atmosphärisch dichten und spannenden Roman vor der rauen Kulisse Sylts des 18. Jahrhunderts vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und schon mit dem Prolog wird dem Leser das harte Leben der Bewohner vor Augen geführt, die von der Seefahrt, vom Walfang oder von dem leben müssen, was man von einem auflaufenden Schiff stehlen konnte. Viele Schiffe kehrten von ihren Fahrten nicht heim und zurück blieben Familien ohne Ernährer, die sich neue Einnahmequellen suchen mussten, um sich selbst und die Angehörigen mehr schlecht als recht durchs Leben zu bringen. Die Landschaftsbeschreibungen der Insel sind so bildgewaltig, dass der Leser das Gefühl hat, direkt vor Ort zu sein. Die Spannung wird schon im Prolog aufgebaut und steigert sich innerhalb der Handlung immer mehr. Ebenso vermittelt die Autorin durch historisches Hintergrundwissen dem Leser einen Einblick über die verschiedenen Glaubensgesinnungen der Bevölkerung und wie sich ein einstmals friedliches gesellschaftliches Miteinander in ein Gegeneinander verwandelt.

Die Charaktere sind sehr differenziert ausgestaltet und unterstützen durch ihre Eigenschaften die Spannung des Buches. Jördis ist eine junge Frau, die schon früh ihre Eltern verloren hat und nun mit ihrer Großmutter für das gemeinsame Auskommen sorgt. Jördis ist sympathisch, mitfühlend und fleißig. Schnell fühlt der Leser sich ihr nah und hat Mitleid mit ihr und hofft für sie auf ein glückliches Leben. Der Pfarrer sollte eigentlich ein Vorbild sein, doch ist er falsch und intrigiert innerhalb der Gemeinschaft nach seinem Gusto. Hauptsache, alle tanzen nach seiner Pfeife. Dazu ist ihm jedes Mittel recht, sogar seine eigene Tochter Inge. Inge ist eine junge Frau, die sich von ihrem Vater nie genug akzeptiert und geliebt fühlte. Sie war lange mit Jördis befreundet. Doch dann stellt sie sich der Freundin in den Weg, denn Neid und Eifersucht zerfressen sie regelrecht. Sie versucht über eine List, ihren Willen zu bekommen, muss aber dann am eigenen Leib erfahren, dass ein glückliches Leben und auch Liebe nicht mit Gewalt zu bekommen ist. Auch die anderen Protagonisten fügen sich auf wunderbare Weise in die Geschichte ein und stützen sie mit ihren eigenen Episoden und Handlungen.

„Die Strandräuberin“ ist ein sehr fesselnder historischer Roman, der sowohl eine Liebesgeschichte als auch Spannung und Historie miteinander vereint. Alle, die gern historische Geschichten lesen, werden mit diesem Buch gute Unterhaltung finden. Absolute Leseempfehlung.