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Veröffentlicht am 30.12.2021

Liebesromanze mit deutlichen Schwächen

Muschelspiel
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Kira reist von Amerika für eine dreimonatige Auszeit in die alte Heimat ihrer Familie, den englischen Cotswolds, um sich dort von ihrer stressigen Arbeit in einer New Yorker Anwaltskanzlei zu erholen und ...

Kira reist von Amerika für eine dreimonatige Auszeit in die alte Heimat ihrer Familie, den englischen Cotswolds, um sich dort von ihrer stressigen Arbeit in einer New Yorker Anwaltskanzlei zu erholen und etwas Abstand zu ihrem Verlobten Jason zu bekommen. In dem kleinen Dorf Castle Combe hat sie ein Cottage angemietet, wo sie die Seele baumeln lassen will. Doch schon in der ersten Nacht verschrecken sie merkwürdige Geräusche vom Dachboden so sehr, dass sie in Panik ihren Nachbarn, den Schriftsteller Matt Vellacott, aufsucht und um Asyl bittet. Matt weiß einiges über Kiras Cottage und deren Vorbesitzerin Pamela Saxby zu erzählen und stachelt damit Kiras Neugier an. Sie beginnt, in der Vergangenheit nach Spuren von Pamela zu suchen, die 1944 wie aus dem Nichts im Dorf auftauchte. Und während der Nachforschungen, bei denen sie Matt tatkräftig unterstützt, kommt sie dem englischen Schriftsteller immer näher…
Margot S. Baumann hat mit „Muschelspiel“ einen kurzweiligen Roman vorgelegt, dessen Handlung sich vor der malerischen, romantischen Kulisse der englischen Cotswolds zuträgt und den Leser zum Träumen einlädt. Der flüssige, bildhafte und gefühlvolle Schreibstil lässt den Leser mal an Kiras, mal an Matts Seite gleiten, um sie und ihre Gedanken- und Gefühlswelt näher kennenzulernen. Über wechselnde Perspektiven schaut der Leser den beiden Hauptprotagonisten bei ihren Erlebnissen neugierig über deren Schulter. Während für Kira nach dem pulsierenden New York die Beschaulichkeit des kleinen englischen Ortes gewöhnungsbedürftig ist, sucht Matt diese geradezu, um dort in der Abgeschiedenheit unter einem Pseudonym historische Romane zu Papier zu bringen. Die Autorin versteht es gut, ihre Handlung mit farbenfrohen Landschaftsbeschreibungen zu verweben, so dass sich schnell eine romantische und hoffnungsvolle Stimmung breit macht. Kira, die sich neben einer selbstverordneten Auszeit auch Gedanken um ihr Privatleben machen möchte, wird durch die Nachforschungen um die verstorbene Cottagebesitzerin Pamela Saxby gut davon abgelenkt, wozu auch Matts Anwesenheit und Unterstützung beiträgt. Leider kommt die Spurensuche nach Pamela in der Handlung viel zu kurz, dafür steht die sich anbahnende Romanze zwischen Matt und Kira im Vordergrund. Die Geschichte ist recht vorhersehbar und an Spannung fehlt es leider auch, so dass das Ganze so vor sich hin plätschert.
Die Charaktere sind gut ausgestaltet mit glaubwürdigen Ecken und Kanten, jedoch halten sie den Leser auf Abstand, so dass dieser eher Mitläufer und Beobachter ist als Teilnehmer. Kira ist eine gestresste Frau, die Erholung braucht. Zudem weiß sie noch nicht, wie ihr privates Leben weitergehen soll. Sie ist selbstbewusst, herrisch und stur. Matt wirkt erst wie ein Eigenbrötler, der sich in der Abgeschiedenheit gut eingenistet hat. Doch nach und nach entpuppt er sich als große Hilfe beim Stöbern in der Vergangenheit. Als Autor von historischen Romanen hat er da auch reichlich Erfahrung sammeln können.
„Muschelspiel“ ist ein Liebesroman vor malerischer Kulisse, der dem Leser mit Liebe und Geheimnissen eine Auszeit von Alltag beschert. Die Geschichte ist ganz unterhaltsam, sticht jedoch nicht aus der Menge hervor, so dass man diese bald vergessen haben wird. Eingeschränkte Empfehlung für eine kurzweilige Unterhaltung!

Veröffentlicht am 18.12.2021

Da beißt die Maus keinen Faden ab. (Sprichwort)

Schneiderei Graf - Schicksalszeiten
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1958 Bad Godesberg. Die junge Edith Graf arbeitet als Hilfskraft in der Herrenschneiderei ihres Vaters, denn in jener Zeit war es ihr als Frau verwehrt, eine anständige Ausbildung zu machen und sich den ...

1958 Bad Godesberg. Die junge Edith Graf arbeitet als Hilfskraft in der Herrenschneiderei ihres Vaters, denn in jener Zeit war es ihr als Frau verwehrt, eine anständige Ausbildung zu machen und sich den Wünschen ihres Vaters zu beugen. Für sie ist eher vorgesehen, eine Ehefrau und Mutter zu werden, der geeignete Kandidat steht auch schon fest. Dabei wünscht sie sich nichts sehnlicher als das Handwerk von der Pieke auf zu lernen und in einer Damenschneiderei zu arbeiten, während ihr Zwillingsbruder Joachim nur sehr widerwillig dem Beruf nachgeht. Als Edith auch noch einem Familiengeheimnis auf die Spur kommt, das ihr Weltbild ins Wanken bringt, bricht sie mit der Familie und steht vor großen Herausforderungen ihre Zukunft betreffend...

Susanne Kriesmer hat mit "Schicksalszeiten" den ersten Band ihrer "Schneiderei-Saga" vorgelegt, der kurzweilig zu lesen ist und den Leser in die jüngste deutsche Vergangenheit entführt, wo Frauen noch nicht gleichberechtigt waren. Der flüsssige und einfühlsame Erzählstil nimmt den Leser mit auf eine Zeitreise in die späten 50 Jahre, um an Ediths Schicksal mitzuverfolgen. Edith hat als junge Frau noch keine eigene Entscheidungsgewalt und ist dazu verdonnert, sich als Hilfskraft in der Schneiderei ihres Vaters zu verdingen. Ihre eigenen Wünsche und Träume muss sie hintenanstellen, bis 1958 endlich das Gleichberechtigungsgesetzt in Kraft tritt. Danach ist sie frei, eigene Entscheidungen zu treffen, die allerdings in ihrem Fall sehr schwer wiegen. Sie findet einige Dinge über die Vergangenheit ihres Vaters heraus, was ihr Bild von ihm mächte durcheinander wirbelt und sie den Schritt in die Eigenständigkeit wagen lässt. Zudem steht sie zwischen zwei jungen Herren, die jeder für sich um ihre Aufmerksamkeit buhlen. Die Autorin hat ihre Geschichte mit den nötigen historischen Fakten untermalt, zudem gewährt sie dem Leser Einblick in die Arbeit einer Schneiderei. Der Spannungsbogen ist nicht sehr hoch angelegt, zu schnell kann der Leser erahnen, in welche Richtung die Handlung laufen wird. Es gibt kaum Überraschungen bis kurz vor Schluss der Geschichte, als die Autorin versucht, den Leser mit schnell aufeinanderfolgenden Ereignissen bei der Stange zu halten und für den Folgeband zu gewinnen, wobei einige Dinge recht unausgegoren wirken.

Die Charaktere sind eher oberflächlich gestaltet, sie besitzen zwar glaubwürdige menschliche Eigenheiten, jedoch bleiben sie während der gesamten Handlung eher unnahbar, so dass der Leser sich mit einer Statistenrolle begnügen muss und das Mitfiebern schwer fällt. Edith ist eine Träumerin, die sich schon bald in der Realität zurechtfinden muss. Ihr Leben war einmal vorgezeichnet, doch dann ändern sich die Umstände und sie muss auf einmal auf eigenen Beinen stehen und eigene Entscheidungen treffen. Sie wirkt oftmals naiv, ihr Freiheitsdrang ist allerdings gut nachvollziebar, ebenso ihr Wunsch, sich ihr eigenes Leben aufzubauen. Heinz ist ein bodenständiger freundlicher Mann, der Edith gern heiraten würde. Chauffeur Paul dagegen ist ein Freigeist, der Edith in seinen Bann gezogen hat und etwas Feuer in ihr Leben bringt.

"Schicksalszeiten" ist ein kurzweiliger, unterhaltsamer Roman für zwischendurch, an den man nicht so große Erwartungen knüpfen sollte. Der Mix aus Familiengeschichte, Geheimnissen und Liebesgeplenkel vor historischem Hintergrund ist ganz nett, jedoch fehlt es hier eindeutig an Spannung und nahbaren Protagonisten, um die Geschichte im Gedächtnis zu behalten. Eingeschränkte Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 27.11.2021

„Neid und Eifersucht sind die Schamteile der menschlichen Seele.“ (Friedrich Nietzsche)

Eifersucht
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Jeder Liebhaber von guten skandinavischen Psychothrillern kennt den Namen Jo Nesbø, der seinen Ermittler Harry Hole immer wieder durch menschliche Abgründe schickt, um Verbrechen aufzuklären. Nun hat er ...

Jeder Liebhaber von guten skandinavischen Psychothrillern kennt den Namen Jo Nesbø, der seinen Ermittler Harry Hole immer wieder durch menschliche Abgründe schickt, um Verbrechen aufzuklären. Nun hat er mit „Eifersucht“ eine Sammlung von 7 Kurzgeschichten auf den Markt gebracht, die sich alle um jenes Gefühl drehen, das die Menschen mal mehr mal weniger umtreibt und zu allerlei verrückten Handlungen treibt.
Der flüssige Schreibstil lässt schnell in die Geschichte eintauchen, wobei sich unterschwellig schon bald die Spannung aufbaut und den Leser zum Miträtseln animiert. Dabei nutzt der Autor sein Händchen für psychologische Tricks, die beim Leser ein gewisses Kribbeln hervorrufen, aber auch interessant eingestreute Wendungen und Überraschungsmomente sorgen für eine Neuausrichtung innerhalb der Handlung und der Ermittlungsspur. Eifersucht ist bei den Menschen unterschiedlich ausgeprägt, mal geht es um Macht, mal um Liebe, mal um das Leben, das einem immer wieder übel mitspielt. Nesbø zeigt in seinen spannenden Kurzgeschichten so manche Blüte, die dieses Gefühl hervorbringt und die Menschen veranlasst, zu drastischen Maßnahmen zu greifen.
Bei einer dieser Geschichten begleitet der Leser den griechischen Ermittler Nikos Balli, der sich vor allem auf Morde aus Eifersucht spezialisiert hat. Balli, persönlich gerade seelisch etwas gebeutelt, macht sich auf die Suche nach einem Vermissten, der mit nach einem Streit mit seinem Zwillingsbruder spurlos verschwunden ist. Der Bruder gerät schnell in Verdacht, den Vermissten getötet zu haben, weil das Brüderpaar sich in die gleiche Frau verliebt hatte. Eifersucht könnte hier das größte Motiv sein. Doch dann entwickelt sich bei Ballis Nachforschungen alles in eine ganz andere Richtung.
Alle sieben Geschichten haben eine unterschiedliche Länge und eine andere Kulisse, doch das Thema „Eifersucht“ durchzieht sie alle, das Thema wird immer wieder aufs Neue beleuchtet. Jede von ihnen ist für sich unterhaltsam und sorgt für einige Spannungsmomente. Wer allerdings die Romane von Nesbø kennt, ist verwöhnt und merkt schnell, dass hier die ganze Finesse des Autors nicht so zum Tragen kommt, die normalerweise die menschliche Seele bis ins kleinste Detail seziert und so dem Leser einen Einblick in Abgründe liefert, die ihm oftmals völlig fremd sind. Hier wird aufgrund der Kürze der Geschichten leider nur an der Oberfläche gekratzt.
„Eifersucht" mit seiner Sammlung aus sieben Kurzgeschichten passt für Krimiliebhaber als Betthupferl gut für zwischendurch, kann jedoch die Romane des Autors nicht ersetzen. Gelungene kleine Sammlung, die recht unterhaltsam ist. Empfehlenswert!

Veröffentlicht am 17.10.2021

Man kann das Heute nicht erkennen, wenn man das Gestern nicht sehen will. (Irische Weisheit)

Das Lied der Grünen Insel
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Nachdem ihre Ehe in die Brüche gegangen ist, folgt die Amerikanerin Laine Forrester der Einladung ihrer besten Freundin Ellie, um an deren Hochzeit teilzunehmen und in Irland ein wenig Ablenkung zu erfahren. ...

Nachdem ihre Ehe in die Brüche gegangen ist, folgt die Amerikanerin Laine Forrester der Einladung ihrer besten Freundin Ellie, um an deren Hochzeit teilzunehmen und in Irland ein wenig Ablenkung zu erfahren. Dort lernt sie mit Cormac einen Mann kennen, der ihr Herz höher schlagen lässt. Doch momentan ist sie noch zu sehr gefangen in ihrer eigenen Lebenslage. Die Festlichkeiten auf dem alten Schloss sind aber nur Fassade für Geschichten, die das alte Gemäuer über Jahrhunderte gehütet hat: unterschiedliche Frauenschicksale auf den mutigen Weg zu einem Neuanfang in ihrem Leben…
Kristy Cambron hat mit „Das Lied der grünen Insel“ einen Roman vorgelegt, der sich vor dem Hintergrund der mystischen grünen irischen Insellandschaft über drei Zeitebenen erstreckt und den Leser in das Leben von drei Frauen blicken lässt, die ihr Schicksal meistern müssen. Der farbenprächtige, flüssige und gefühlvolle Erzählstil erlaubt es dem Leser, zuerst die Gegenwart mit seiner Protagonistin Laine kennenzulernen, die gerade mit ihrer zerbrochenen Ehe hadert und noch nicht so recht weiß, wie es mit ihr weitergehen soll. Während ihre Schwester eine Gefängnisstrafe absitzt, kümmert sich Laine um ihre Nichte. Die Auszeit in Irland hat sie ihrer Freundin Ellie und deren Hochzeit zu verdanken. Die Gegenwart wechselt sich mit den Zeitebenen 1798 um die Schlossherrin Maeve Ashford und 1916 um die Fotografin Issy Byrne ab, in denen die Autorin nicht nur die jeweiligen gesellschaftlichen und politischen Hintergründe Irlands gut in ihre Geschichte miteinfließen lässt, sondern auch das Schicksal von Maeve und Issy dem Leser näher bringt. Während die protestantische Maeve zur Zeit des irischen Freiheitskampfes mit Eoin den Anführer des irischen Aufstands erst versteckt und dann auch noch heiratet, schließt sich die auf Ashford Manor aufgewachsene Issy dem Osteraufstand gegen die Engländer an und dokumentiert dies mit ihren Fotos. Die Autorin weiß, den Spannungslevel besonders in den vergangenen Zeitebenen geschickt zu steigern, vor allem durch die realistischen historischen Begebenheiten, die den Rahmen für ihre Handlung stellen. Abwechseln springt der Leser durch die Zeiten, um das Schicksal jeder einzelnen Frauen in Etappen zu verfolgen und gleichzeitig viel irisches Flair aufzunehmen, das durch bildhafte Beschreibungen schöne Bilder hervorruft. Der christliche Aspekt fehlt in diesem Roman fast gänzlich, was angesichts der Tatsache, dass es auch um den katholisch-protestantischen Konflikt geht, sehr bedauerlich ist. Auch wenn die Autorin versucht, jeder ihrer Protagonistinnen irgendwie gerecht zu werden, hat das leider nicht ganz geklappt. Es wäre besser gewesen, sich mit maximal zwei Ebenen intensiver zu beschränken, das hätte die Geschichte insgesamt glaubhafter gemacht.
Die Charaktere sind leider nur oberflächlich gestaltet und machen es dem Leser schwer, sich ihnen nahe zu fühlen. So bleibt er nur stiller Beobachter und folgt ihren Schritten. Laine ist eine Frau voller Zweifel, sie wirkt nicht gerade selbstbewusst und muss sich erst einmal der Herausforderung stellen, reinen Tisch mit sich selbst zu machen, bevor sie sich auf ein neues Leben einlassen kann. Issy Byrne besitzt wie Maeve einen festen Willen, Durchsetzungskraft und vor allem Mut, sich Dingen in den Weg zu stellen, egal, was es kostet. Die männlichen Protagonisten sind alle eher Randfiguren, die kaum auffallen.
„Das Lied der grünen Insel“ ist ein passabler Roman über drei Zeitebenen und drei Frauenschicksale, der sich ganz unterhaltsam liest. Die Beschreibungen von Irland, vor allem die historischen Details, sind dagegen gelungen, reichen jedoch nicht, um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.

Veröffentlicht am 17.10.2021

Unterhaltsamer Schmöker für zwischendurch

Atelier Rosen
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1830 Kassel. Ein kleines Hutmacher-Atelier ist die Arbeitsstätte der 20-jährigen Elise Rosen, wo sie ihrer Mutter Charlotte und Großmutter zur Hand geht und das inzwischen schon einigen Bekanntheitsgrad ...

1830 Kassel. Ein kleines Hutmacher-Atelier ist die Arbeitsstätte der 20-jährigen Elise Rosen, wo sie ihrer Mutter Charlotte und Großmutter zur Hand geht und das inzwischen schon einigen Bekanntheitsgrad in der gehobenen Gesellschaft erworben hat. Dadurch lernt Elise auch Sybilla von Schönhoff kennen, die beiden Frauen sind schon bald freundschaftlich eng verbunden, obwohl sie gesellschaftlich nicht dem gleichen Stand angehören. Als Elise dann den Verlobten Sybillas, Leutnant Johann Georg von Haynau, kennenlernt und sich beide Hals über Kopf ineinander verlieben, bringt sie damit nicht nur ihre Freundschaft zu Sybilla in Gefahr…
Marie Lamballe hat mit „Atelier Rosen“ einen unterhaltsamen Auftakt für eine neue historische Reihe vorgelegt, nachdem ihre Café-Engel-Trilogie vor kurzem endete. Diesmal entführt die Autorin den Leser mit flüssigem, bildhaftem und gefühlvollem Erzählstil ins 19. Jahrhundert, wo er sich im kleinen, zugigen Hutgeschäft der Rosen-Frauen einnistet und dort neben dem geschäftigen Treiben der Putzmacherinnen auch das Schicksal von Elise hautnah miterleben darf. Während Lamballe die gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse in ihre Handlung miteinfließen lässt, sind es gerade die farbenfrohen Beschreibungen der Örtlichkeiten, die das kleine Atelier vor dem inneren Auge des Lesers entstehen lassen, wo sich die Näherinnen um die Erstellung von Hüten, Handschuhen, Stickereien, Schleifen und allerlei Accessoires für die Damen der gehobenen Gesellschaft kümmern. Ebenso interessant sind die Gespräche der Kundschaft, so dass man hier einigen Tratsch auffängt, während es bei den Angestellten im Atelier eher um persönliche Befindlichkeiten geht. Besonders ins Auge gerückt wird allerdings Elise, die Tochter der Atelierbesitzerin, die sich mit einer Dame der Gesellschaft anfreundet und sich dann auch noch in deren Verlobten verliebt. Das tut der Beziehung zwischen den beiden Frauen nicht gut, wie sich diese jedoch entwickeln wird, bleibt bis zum Ende offen und lässt den Leser unbefriedigt zurück. Der Spannungslevel ist nur mäßig vorhanden, auch die Wendungen sind fast immer vorhersehbar und lassen keine große Erwartungshaltung aufkommen. Dennoch ist die Geschichte durchweg ganz kurzweilig zu lesen, auch wenn keine großen Überraschungen vorhanden sind, woran auch das Familiengeheimnis um Elise Vater nichts ändert.
Die Charaktere sind lebendig skizziert und in Szene gesetzt. Ausstaffiert mit menschlichen Ecken und Kanten ziehen sie den Leser mit sich durch die Geschichte. Elise ist eine fleißige, fröhliche junge Frau, die allerdings auch oftmals sehr naiv und leichtgläubig daher kommt. Erst auf der Suche nach ihrem Vater bekommt sie einen intelligenteren Anstrich. Elises Mutter Charlotte trägt einige Verantwortung auf ihren Schultern, denn sie muss nicht nur ihre Familie, sondern auch ihre Angestellten mit dem Verdienst durchbringen. Sie ist streng, pragmatisch und manchmal überfürsorglich. Sybilla ist von eher unscheinbarer Natur, doch durch die Freundschaft mit Elise kommt sie aus sich heraus und entwickelt sich. Moritz ist ein Filou mit Herz, der so manches Mal über die Stränge schlägt, jedoch niemandem wehtun will. Aber auch Therese, Babette und von Haynau haben interessante Auftritte in dieser Geschichte.
„Atelier Rosen“ ist ein historischer Schmöker mit einem unterhaltsamen Mix aus geschichtlichem Hintergrund, Familiengeheimnissen, Liebe und Freundschaft. Schön für einen langen regnerischen Tag auf der Couch, um sich in andere Zeiten zu träumen.