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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.11.2020

Hinter einer netten Fassade verbirgt sich herzlich wenig

New York Christmas
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Als amerikanische Familie mit Wahlheimat in Deutschland und viel Heimweh in diesen unruhigen Zeiten freuen wir uns immer über schöne Bildbände, die uns mit Fotos, Geschichten und einigem Flair gedanklich ...

Als amerikanische Familie mit Wahlheimat in Deutschland und viel Heimweh in diesen unruhigen Zeiten freuen wir uns immer über schöne Bildbände, die uns mit Fotos, Geschichten und einigem Flair gedanklich nach Hause bringen. Doch das Buch „New York Christmas: Rezepte und Geschichten“ hat uns schnell auf den Boden der Tatsachen zurückgebracht.
Der Bildband versprach eine Reise in unsere Heimatstadt, allerdings war der Ausflug mehr als ernüchternd. Während die recht ansehnlichen Fotos zumindest ein wenig Magie versprühen, haben uns die eingebrachten Rezepte und Geschichten doch eher ernüchtert. Als eingefleischte New Yorker können wir mit Bestimmtheit sagen, dass Lammburger und Schweinebraten keine typischen Weihnachtsgerichte sind, eher kommt ein perfekt gebratener Truthahn mit Apfel-Maronen-Zwiebelfüllung begleitet von Mashed Potatoes, grünen Bohnen, Süßkartoffeln, Kürbisgemüse und Maispudding auf den Tisch, eine Clam Chowder (Fischsuppe) und Mince Pies, begleitet von Egg Nogs, Apple Cider, Früchtekuchen und Gingerbread Muffins. Spaghetti mit Meat Balls allerdings haben wir noch auf keinem Weihnachtstisch gesehen, das ist ein Allerweltsgericht und wird jeden Tag serviert, ebenso die Pancakes und der Cheesecake.
Auch die im Titel bereits angekündigten Geschichten beschränken sich nur auf insgesamt drei. Das ist verhältnismäßig wenig. Zwar sind sie ganz nett zu lesen, doch hier haben wir uns wesentlich mehr erwartet.
Die Bewertungen hier zeigen uns nur einmal mehr, dass viele Leser noch keine Weihnachtszeit in New York verbracht haben was ja nicht schlimm ist. Doch das Buch spiegelt nur in vereinzelten der vorgeschlagenen Rezepte ein wenig amerikanische Weihnachtstradition wieder und hat somit sein Thema völlig verfehlt, das können auch die einigermaßen gelungenen Fotos nicht rausreißen. Nach der Lektüre muss man annehmen, die Autoren haben sich in diversen Restaurants durchgefuttert, allerdings nie ein typisch amerikanisches Weihnachtsmenü verspeist. Ein absoluter Fehlgriff, keine Empfehlung!

Veröffentlicht am 15.11.2020

Durchgefallen

Die Malerin von Paris
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1855 Frankreich. Lydie will sich dem Willen ihres Vaters nicht beugen, eine arrangierte Ehe einzugehen und flüchtet Hals über Kopf nach Paris, wo sie sich als alleinstehende junge Frau so allerlei Gefahren ...

1855 Frankreich. Lydie will sich dem Willen ihres Vaters nicht beugen, eine arrangierte Ehe einzugehen und flüchtet Hals über Kopf nach Paris, wo sie sich als alleinstehende junge Frau so allerlei Gefahren ausgesetzt sieht. Um sich ungezwungen bewegen zu können, verkleidet sie sich als Mann, verdingt sich als Straßenmaler ihren Lebensunterhalt und findet dabei Weggefährten und gute Freunde. Doch die Angst sitzt ihr immer im Nacken, dass ihre Tarnung auffliegt, vor allem, als sie sich ausgerechnet in ihren besten Freund Kilian verliebt. Aber wie soll sie sich ihm offenbaren und ihre Tarnung erklären? Erneut wird Lydie zur Flucht gezwungen, denn ihre Vergangenheit ist ihr auf den Fersen und droht, sie einzuholen. Ob sie auf eine Zukunft mit Kilian hoffen darf?
Marie Caroline Bonnet hat mit „Die Malerin von Paris“ einen leichten Roman vor historischer Kulisse vorgelegt, der sich ohne große Ansprüche kurzweilig lesen lässt. Der flüssig-leichte und gefühlsbetonte Erzählstil lädt zu einem Besuch ins 19. Jahrhundert ein, um der jungen Protagonistin zur Seite zu stehen, die einen aufregenden Weg vor sich hat und sich so mancher Gefahr aussetzt. Die Autorin hat ihre Geschichte nicht nur mit einigen Spannungsmomenten gewürzt, sondern auch den gesellschaftlichen und politischen Hintergrund mit ihrer Handlung verflochten. Damals war es für anständige junge Frauen unmöglich, sich allein in einer Stadt wie Paris aufzuhalten und vor allem nicht zu arbeiten. Die Idee, sich als Mann zu verkleiden, um zu arbeiten und zu überleben, ist nicht leider nicht neu und wirkt hier ohne jeglichen Tiefgang leider wie eine billige Kopie. Die Handlung ist seicht, oberflächlich und manchmal etwas überspitzt, um als glaubwürdig durchzugehen, teilweise zieht sie sich wie Kaugummi und das plötzliche Ende ist mehr als fragwürdig nach all den hart bekämpften Widerständen.
Den Charakteren fehlt es sowohl an Farbe als auch an Glaubwürdigkeit, so dass der Leser keine Beziehung zu ihnen aufbauen kann und am Rand dem Treiben zuschaut. Lydie ist eine wankelmütige Frau, mal himmelhochjauchzend, mal zu Tode betrübt. Ihre überschwänglichen Gefühlsausbrüche machen es schwer, sie für voll zu nehmen oder anzunehmen, sie hätte ihr Leben im Griff. Die Nebenprotagonisten bleiben ebenfalls blass und können nicht überzeugen.
„Die Malerin von Paris“ geht nur als Lückenfüller durch, wenn man das Denken dabei ausschaltet. Alles in allem ein Groschenroman ohne Anspruch. Durchgefallen.

Veröffentlicht am 22.10.2020

"Es geht auch ohne" (Die Toten Hosen)

Hope Street
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Andreas Frege alias Campino, der als Frontmann der “Toten Hosen“ berühmt-berüchtigt ist, legt in „Hope Street“ Teile seines Familienlebens und seine Leidenschaft für den FC Liverpool offen. Locker-flockig ...

Andreas Frege alias Campino, der als Frontmann der “Toten Hosen“ berühmt-berüchtigt ist, legt in „Hope Street“ Teile seines Familienlebens und seine Leidenschaft für den FC Liverpool offen. Locker-flockig gleich einem Tagebuchabriss springt er von Hölzchen aufs Stöckchen, nimmt den Leser mit an seinen Heimatort für eine melancholische Rückschau, um dann in die Gegenwart zu hüpfen und von Spieleübertragungen in New Yorker Kneipen kurz vor der Hochzeit zu schwafeln. Seine Passion für den englischen Fussballclub FC Liverpool mag momentan so mancher teilen aufgrund des deutschen Trainers Jürgen Klopp, doch für Ihn selbst geht die Liebe noch einen Schritt weiter, als Sohn einer englischen Mutter hat ihn England ebenso geprägt wie Deutschland.
Obwohl recht unterhaltsam und teilweise sogar witzig zu Papier gebracht, um eine Nähe zum Leser herzustellen, weiß Campino nicht wirklich zu fesseln. Hat man als Musikinteressierter die Karriere der „Toten Hosen“ verfolgt, erwartet man sich eigentlich eine etwas aufmüpfige und rebellische Ader, die zu Kontroversen führt und für Diskussionen sorgt. Diese Geschichte dagegen ist handzahm, fast schon bieder anzusehen und entspricht so gar nicht den gehegten Erwartungen, die man mit dieser Autobiografie verknüpft hat. Während er sprachlich den Finger hebt und sich z.B. für den Umweltschutz stark macht, kann man sich als Leser eigentlich nur fremdschämen, wenn man dann über die Reiserouten der Band liest oder über seine eigenen, um diverse Fußballspiele live mitzuerleben und welche Transportmittel dafür genutzt werden. Da fragt man sich nur noch: kann ich so jemanden ernst nehmen? Vor allem in Hinblick auf die Position als Vorbild für so viele sollte er sich immer die Frage stellen, wie glaubhaft er ihnen gegenüber wirkt. Je mehr man liest, umso langweiliger wird die Gesamtstory, am Ende ist man froh, die letzte Seite erreicht zu haben.
Lange Jahre haben wir Campino und die „Toten Hosen“ gern gesehen und gehört, gerade weil sie so unangepasst und streitlustig dahergekommen sind. All dies hat sich nach dem Blick hinter die Fassade doch schnell relativiert und die nächsten Songs nehmen wir einfach so, wie sie sind – Lieder eben, die unterhalten sollen und keine ernstzunehmenden Botschaften. Mehr Schein als Sein und wohl doch mehr Kommerz als Überzeugung! Schade, dieses Vorbild hat seinen Heiligenschein verloren. Daumen runter!

Veröffentlicht am 10.10.2020

Eine schlechte Kopie

Die Schwestern von St. Angelus - Der Beginn unserer Träume (Lovely Lane 1)
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1951 Liverpool. Dana will auf keinen Fall als Ehefrau eines Landwirtes enden. In Liverpool will sie endlich ihren Traum verwirklichen und Krankenschwester werden. Victoria wurde mit einem goldenen Löffel ...

1951 Liverpool. Dana will auf keinen Fall als Ehefrau eines Landwirtes enden. In Liverpool will sie endlich ihren Traum verwirklichen und Krankenschwester werden. Victoria wurde mit einem goldenen Löffel im Mund geboren, aber als Tochter inzwischen verschuldeter Adeliger möchte sie eine Schwesternausbildung im angesehenen St. Angelus Hospital machen. Aber auch die aus einer Militärfamilie stammende arrogante Beth sowie Pammy, die ihrem ärmlichen Zuhause entfliehen will, möchten in den Schwesterndienst treten. Schon bald beginnt für die vier Frauen nicht nur die Erfüllung ihres Traums, sondern vor allem eine harte und intensive Zeit, für die sie all ihre Kräfte brauchen werden…
Nadine Dorries hat mit „Die Schwestern von St. Angelus“ den ersten Band ihrer Lovely-Lane-Serie vorgelegt und deren Kulisse das St. Angelus Hospital in Liverpool bildet. Der flüssige Schreibstil lässt den Leser in die 50er Jahre des vergangenen Jahrhunderts reisen, um sich dem Frauenquartett als unsichtbarer Schatten an die Fersen zu heften. Aufgrund der Nachkriegszeit und der doch recht harten Ausbildung an der Schwesternschule erwartet man eigentlich einen empathischen und gefühlvollen Erzählstil, doch hier enttäuscht Dorries den Leser, trotz wechselnder Perspektiven wird alles eher pragmatisch abgehandelt, was den Lesegenuss um einiges schmälert, weil man am Mitfiebern gehindert wird. Überhaupt ist das Handlungsgeschehen ohne Tiefgang eher oberflächlich zu nennen, so dass der Leser sich schon bald langweilt. Ebenso mangelt es der Geschichte an Spannungsmomenten, vieles ist vorhersehbar und macht sie zu einer zähen Angelegenheit, die dem Leser einiges an Geduld abverlangt, das Buch nicht vorzeitig zu beenden.
Auch die Charaktere sind eher nach dem Muster 08/15 gestrickt, ihnen fehlt es an Warmherzigkeit und Überzeugungskraft, um dem Leser ans Herz zu wachsen. So steht er eher am Rand als unbeteiligter Beobachter des Geschehens, was das Lesevergnügen immens schmälert und das Interesse am Schicksal der vier Frauen zur Bedeutungslosigkeit verkommen lässt. Beth ist mit ihrer arroganten und leicht versnobten Art nicht gerade eine Sympathieträgerin, aber auch Victoria wirkt mit ihrer etwas verklärten Art abgehoben und unwirklich. Dana und Pammy sind vom Wesen her schon etwas normaler gestaltet, doch will der Funke zum Leser einfach nicht überspringen. Hier hätte die Autorin mehr individuelle Akzente setzen und ihnen Leben einhauchen müssen.
„Die Schwestern von St. Angelus“ sollte der fulminante Start einer neuen Serie sein, jedoch wurde die Geschichte mit der heißen Nadel fabriziert und kann weder gefühlsmäßig noch mit einem gut strukturierten Handlungsverlauf überzeugen. Einem Vergleich zu den Romanen von Donna Douglas hält dieses Buch auf keinen Fall stand, eher ist es eine sehr schlechte Kopie. Dafür gibt es keine Empfehlung!

Veröffentlicht am 03.10.2020

Kann leider nicht überzeugen

Die neue griechische Küche
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Liebhaber der griechischen Küche sind immer auf der Suche nach Rezepten, die sie kulinarisch mit Urlaubserinnerungen in Verbindung bringen oder aber auch mit einer ausgewogenen mediterranen Küche verwöhnen ...

Liebhaber der griechischen Küche sind immer auf der Suche nach Rezepten, die sie kulinarisch mit Urlaubserinnerungen in Verbindung bringen oder aber auch mit einer ausgewogenen mediterranen Küche verwöhnen können. Da Griechenland unser zweites Zuhause ist, probieren wir immer wieder gern Neues aus und waren auf dieses Buch besonders neugierig, da wir auch das Londoner Mazi kennen.
Die Griechin und Wahllondonerin Christina Mouratoglou, die in London das Restaurant „Mazi“ führt, wagt sich mit ihrem Kochbuch „Die neue griechische Küche“ auf neues Terrain, indem sie die traditionelle griechische Küche mit neuen Ansätzen aufpeppt. Frische Zutaten sollten nicht betont werden, sondern immer selbstverständlich sein, um den unverfälschten Geschmack zu garantieren, denn auch in Griechenland selbst, wo frisches Gemüse, Fisch und mit das beste Olivenöl der Welt zur Verfügung stehen, wird täglich davon Gebrauch gemacht. Mouratoglous Kochbuch ist aufgegliedert in 8 Bereiche und gibt neben vegetarischen Varianten auch Gerichte für Fleisch- und Fischliebhaber an die Hand. Neben Amuse Shots, Brot & Pikantes, Vorspeisen, Salaten, warme Gerichten und Klassikern gibt es auch einen Ausflug in die Dessertauswahl sowie diverse Cocktails. Alle Rezepturen sind ausgewogen und stellen auch für Küchenanfänger keine großen Herausforderungen dar.
Leider hat uns die Zusammenstellung dieses Buches mehr als enttäuscht. Gerichte wie Skordalia oder Loukournades erinnern vielleicht noch an die traditionelle griechische Küche, bei den meisten Rezepten bedient sich die Autorin aber wenig griechischer Zutaten, sondern nutzt neben asiatischen auch andere Beigaben in ihren Speisen. Diese neumodischen Abwandlungen haben mit griechischem Essgenuss nichts mehr zu tun und enttäuschen geschmacklich eher als das sie überzeugen.
Wer ein traditionelles griechisches Kochbuch sucht, ist hier nicht gut aufgehoben. Nicht alles, was als neu verkauft wird, ist auch besser. Damit hat die Autorin ihrem eigenen Heimatland keinen guten Dienst erwiesen. Dieses Buch enttäuscht trotz schöner Fotountermalung auf ganzer Linie. Schade!