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Veröffentlicht am 15.12.2017

Quallen - eine verkannte Lebensform

Quallen
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Man muss kein Meeresbiologe sein, um dieses Buch zu mögen.

Zuerst beeindruckt es durch außergewöhnliche Fotos - Quallen in allen Farben und Formen, mal grell bunt, mal transparent, manche sehen aus wie ...

Man muss kein Meeresbiologe sein, um dieses Buch zu mögen.

Zuerst beeindruckt es durch außergewöhnliche Fotos - Quallen in allen Farben und Formen, mal grell bunt, mal transparent, manche sehen aus wie nicht von dieser Welt, wie fliegende Untertassen, die in einem uns unbekannten Universum schweben.
"Quallen" besticht jedoch nicht nur durch beeindruckende Fotos, sondern auch durch erstaunliche Fakten und Informationen, die ich so noch nie gehört habe und die ich sehr faszinierend finde. Es gibt z.B. Quallen, die bis zu 1400 Jahre alt werden können. Oder die Nomura-Qualle, die einen Schirmdurchmesser von bis zu 2m und ein Gewicht von bis zu 200kg erreicht. Oder gar die Seestachelbeere, die Purzelbäume schlägt um zu fressen. Ich könnte noch viel mehr Phänomene aufzählen, doch lesen Sie selbst!

Das Sachbuch ist klar strukturiert und auch für Laien sehr gut verständlich und vermittelt dem Leser ein umfassendes Bild über Quallen, ihre Anatomie, Lebenszyklen, ihrer Evolution, Ökologie sowie Porträts div. Quallenarten. Das Ganze wird durch einen hilfreichen Glossar ergänzt und sollte man nicht genug haben, findet man auf den letzten Seiten noch jede Menge Informationen zu weiterführender Literatur, Apps, wissenschaftlichen Artikel und Internetseiten.

"Quallen" von Lisa-Ann Gershwin ist ein absolut sehens- und lesenswertes Sachbuch über eine faszinierende und völlig unterschätzte Lebensform.

Veröffentlicht am 07.12.2017

Prädikat unbedingt hörenswert

Die andere Seite des Himmels
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Die 12jährige Jean, genannt Bean, lebt zusammen mit ihrer älteren Schwester Liz bei ihrer Mutter, einer psychisch labilen Künstlerin, die weder beruflich noch persönlich einen Fuß auf den Boden bekommt ...

Die 12jährige Jean, genannt Bean, lebt zusammen mit ihrer älteren Schwester Liz bei ihrer Mutter, einer psychisch labilen Künstlerin, die weder beruflich noch persönlich einen Fuß auf den Boden bekommt und meist mit sich selbst beschäftigt ist. Deshalb beschließen die Schwestern alleine quer durch Amerika zu ihrem Onkel Tinsley in die erzkonservative Kleinstadt Byler im Bundesstaat Virginia aufzubrechen. Tinsley ist zwar kauzig, sorgt jedoch mit ganz viel Einfühlungsvermögen für die Mädchen. Da die Mädchen sich etwas Taschengeld verdienen möchten, landen sie beim stadtbekannten Scheusal Maddox und das Unglück nimmt seinen Lauf.

Die Erzählung wird aus Beans Sicht erzählt, die mit viel Selbstbewusstsein, einem eisernen Willen, kindlicher Naivität, aber auch mit viel Gerechtigkeitssinn gesegnet ist. Die Mädchen möchten nicht weiter wie ihre Mutter leben, die sobald ein Problem auftaucht, flieht. Sie wollen trotz einiger Schwierigkeiten in Byler bleiben, fühlen sich dort wohl und das erste Mal so richtig Zuhause.

Ich habe bereits Jeannette Walls Schloss aus Glas im Kino gesehen und war begeistert. Auch bei "Die andere Seite des Himmels" zeigt sich ihre große Stärke des genauen Erzählens. Sie beschreibt exakt und fesselnd, analysiert die Gesellschaftsstruktur Virginias in den 70er Jahren und lässt die Problematik des Vietnamkriegs und der Rassendiskriminierung intelligent einfließen. Ihr ist ein hinreißender, atmosphärisch dichter Roman gelungen, der von mir das Prädikat unbedingt hörenswert erhält.

Veröffentlicht am 05.12.2017

Betrogene und Betrügerin

Adele Spitzeder
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Eigentlich ging ich davon aus, dass mich ein Roman erwartet, habe dann aber schon nach wenigen Seiten festgestellt, dass es sich um ein Sachbuch handelt, was aber meinem Lesevergnügen keinen Abbruch tat.


Julian ...

Eigentlich ging ich davon aus, dass mich ein Roman erwartet, habe dann aber schon nach wenigen Seiten festgestellt, dass es sich um ein Sachbuch handelt, was aber meinem Lesevergnügen keinen Abbruch tat.


Julian Nebel schafft es auf 176 Seiten, sauber recherchiert einen der unglaublichsten Fälle in der deutschen Kriminalgeschichte darzustellen: Die Dachauer Bank der Adele Spitzeder. Der Untertitel verrät bereits Näheres: Der größte Bankenbetrug aller Zeiten. Vielleicht nicht "der", aber "einer".


1872 verlieren Tausende von Menschen, v.a. in und um München ihr gesamtes Erspartes, weil sie auf die Bankgeschäfte einer Adele Spitzeder hereinfielen. Es handelte sich bei ihr um eine relativ erfolglose Schauspielerin, dazu Frauen sowie einem Leben in Saus und Braus nicht abgeneigt. Sie erfand ein Schneeballsystem, das anfangs gut lief, dann jedoch wie jedes dieser Systeme implodierte. Erschwerend kam hinzu, dass Spitzeder keine Kauffrau war, sie führte weder Bücher, noch überwachte sie ihre Angestellten, die sich ebenfalls großzügig an den Spareinlagen bedienten. Letztendlich wandert Adele Spitzeder ins Gefängnis, verliert alles und wird im Alter von 63 Jahren anonym auf einem Münchner Friedhof beerdigt.

Der Fall ist nach wie vor brandaktuell; man denke nur an den Hedgefonds-Skandal. Durch das Buch konnte ich nachvollziehen, wie normale Menschen auf eine solche Maschen hereinfallen, denn nicht nur die Bankiers, auch die Sparer sind von purer Gier gesteuert. Ich habe durch die Lektüre viel über das äußerst spannende und außergewöhnliche Leben der Adele Spitzeder und die kulturgeschichtlichen Geschehnisse ihrer Zeit gelernt.

Veröffentlicht am 19.11.2017

Wie Sie gesund und einfach abnehmen

Bio-Size statt Plus-Size
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Victoria Fromm ist es auf lediglich 60 Seiten gelungen, alle wichtigen Punkten zum Thema Abnehmen zu benennen und berichtet zusätzlich noch über ihre eigenen Erfahrungen. Dabei schreibt sie erfrischend ...

Victoria Fromm ist es auf lediglich 60 Seiten gelungen, alle wichtigen Punkten zum Thema Abnehmen zu benennen und berichtet zusätzlich noch über ihre eigenen Erfahrungen. Dabei schreibt sie erfrischend humorig, sehr flüssig und hebt sich dadurch glücklicherweise von der Ausführlichkeit und Kompliziertheit anderer Ratgeber ab. Zuerst dachte ich, der Ratgeberteil hätte etwas ausführlicher sein können. Aber nein, gerade das hätte er nicht! Die Quintessenz, die Fromm zusammenfasst, mit allen praktischen Tipps ist vollkommen ausreichend. Die einzelnen Punkte sind chronologisch aufgebaut. Der Abnehmwillige beginnt logischerweise mit einer Entgiftung. Danach folgen allgemeine Infos zur Ernährung sowie zu einzelnen Lebensmitteln, Sport und Schlaf. Dabei ist die Autorin niemals abgehoben oder besserwisserisch, sie macht ihren Lesern Mut und bringt das Thema ganz genau auf den Punkt. Nach dieser kurzen Lektüre kann der Leser sofort loslegen abzunehmen und ich bin mir sicher, dass es von mehr Erfolg gekrönt sein wird als mit jedem anderen Ratgeberbuch.
Absolut empfehlenswert.

Veröffentlicht am 07.10.2017

"Jedes Brot ist ein Geschichtsbuch aus Teig"

Brot
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Walter Mayer ist ein kleines, feines Buch über Brot gelungen, keineswegs banal, sondern gut recherchiert, tiefgründig und berührend.

Das im Insel Verlag erschienene Büchlein besticht durch einen Leineneinband ...

Walter Mayer ist ein kleines, feines Buch über Brot gelungen, keineswegs banal, sondern gut recherchiert, tiefgründig und berührend.

Das im Insel Verlag erschienene Büchlein besticht durch einen Leineneinband mit einer schönen Zeichnung eines duftenden Brotlaibs als Titelbild und Lesebändchen.

Ich wurde auf das Buch aufmerksam nachdem ich den Trailer https://youtu.be/phzWHzy4qis dazu gesehen habe. Der sympathische Salzburger, selbst Bäckersohn, erklärt warum er dieses Buch schrieb. Er fand nach jahrelangem Geruchsverlust seinen Geruchssinn wieder und ihm stieg der Geruch vom frisch gebackenem Roggenbrot in die Nase, der in ihm so viel mehr bewegte als Parfum oder sonstige angenehme Gerüche. Auch ich begann nachzudenken, welche Assoziationen und Emotionen der Duft des Brotes bei mir auslöst. Es erinnert mich zum Beispiel an meine Großmutter Luise, die große Laibe im Dorf eigenen Backhaus buk und der ich als Kind dabei warmes Wasser zum Teig goss. Walter Mayer hat nicht nur sauber die Kulturgeschichte des Brotes recherchiert, die sich wie ein spannender Krimi liest, er hat auch Berühmtheiten wie Sarah Wiener oder den ehemaligen Bäckerkönig Heiner Kamps interviewt. Vervollständigt wird die Lektüre durch ausländische Brotgeschichten; Reisen, die der Autor unter anderem nach Albanien, Schottland oder nach Marokko unternimmt.

Mayer haut Sätze raus wie: "Brot ist ein Spiegel der Welt." "Brot ist ein Spiegel der Zeit." "Riechen ist das Tasten des Herzens." Oder "Jedes Brot ist ein Geschichtsbuch aus Teig." Ich gebe ihm vollkommen recht!

Die Lektüre wird durch wunderschöne Illustrationen von Alexandra Klobouk aufgewertet und sie bereitete mir 277 Seiten lang einen wunderbaren Lesegenuss. Deshalb bekommt Brot von Walter Mayer 5 Sternchen von mir.